Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. , S. 392 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber das neue Tau für den unterseeischen Telegraph zwischen
Frankreich und England; von Chl. Dupin.
Ich hatte Gelegenheit ein Stück von dem Tau zu sehen, womit man demnächst den
unterseeischen Telegraph in einer Länge von beiläufig 41 Kilometern herzustellen
beabsichtigt.
Im Innern des Taues sind vier geradlinige Kupferdrähte von beiläufig 1 Millimeter
Dicke an den Ecken eines Vierecks von 1 Centimeter Seite angebracht. Diese Drähte
befinden sich in der Mitte eines massiven Cylinders von Gutta-percha, welcher
außerhalb in ununterbrochener Schraubenlinie mit verzinktem Eisendraht von beinahe 1
Centimeter Durchmesser umwickelt ist. Der Durchmesser des vollständigen Taues
beträgt fast 5 Centimeter.
Ein großes Schiff wird allmählich von der Küste Frankreichs gegen die englische Küste
segeln, und das beschriebene auf ihm zusammengeschlagene biegsame Tau dabei
abwickeln. Das Tau wird durch sein Gewicht allenthalben bis auf den Grund des Meeres
einsinken; durch das Wogen des Meeres muß es in Folge seiner Schwere nach und nach
in den Sand oder Schlamm eindringen.
Es wird genügen, daß man die zwei Enden des Taues künstlich schützt, von jeder Küste
Frankreichs und Englands angefangen bis zu derjenigen Stelle, wo man wegen der Tiefe
des Wassers keine Beschädigung desselben durch Schiffe welche an der Küste stranden
oder Anker werfen, mehr zu befürchten hat.
Nachdem die Genehmigung des englischen und französischen Gouvernements erlangt ist.
werden wenige Wochen hinreichen um das Tau zu vollenden und an seine Stelle zu
bringen.
Ich brauche kaum zu sagen, daß die magnetische Wirkung sich durch die vier
Kupferdrähte fortpflanzen wird, obgleich streng genommen ein einziger hinreichen
würde; vier werden zur größeren Sicherheit angewandt. (Comptes rendus, August 1851, Nr. 6.)
Ueber die Zusammensetzung einer Flüssigkeit zum Brüniren der
Gewehrläufe; von C. Janicot.
Zum Brüniren der Gewehrläufe kann man verschiedene Flüssigkeiten anwenden, z. B.
Spießglanzbutter, Mischungen von Eisen- und Kupfersalzen, oder bloß
Eisensalze. Seit einigen Jahren verkauft man in Paris eine Composition unter der
Benennung „Page's Flüssigkeit“ zum
Brüniren überhaupt und insbesondere um den Gewehrläufen eine hellere gelbe Farbe zu ertheilen, als
die gewöhnliche; diese sogenannte englische Farbe ist gegenwärtig sehr beliebt.
Diese Flüssigkeit wovon der Liter in Paris 3 Franken kostet (während er um beiläufig
20 Cent. bereitet werden kann), ist farblos, setzt bald ein gelbliches Pulver ab,
schmeckt zusammenziehend, riecht nach Aether und reagirt sauer. Sie besteht nach
meiner Analyse aus:
schwefelsaurem Eisenoxydul
4,45
Wasser
95,55
Salpeteräther
Spuren
und Schwefeläther
deßgl.
–––––––––
100,00
Sie ist also eine Auflösung von Eisenvitriol (grünem Vitriol)
in Wasser, mit einigen Tropfen Salpeteräther und Schwefeläther. Der Aether hat
wahrscheinlich keinen andern Zweck als die Zersetzung des Eisenoxydulsalzes zu
beschleunigen, um Eisenoxyd auf das zu brünirende Metall niederzuschlagen.
Hiernach ist diese Flüssigkeit leicht darzustellen; man braucht nämlich nur in 100
Loth Wasser 4½ Loth Eisenvitriol aufzulösen und dann der Flüssigkeit einige
Tropfen Salpeteräther und Schwefeläther zuzusetzen.
Eine so bereitete Auflösung lieferte bei der Anwendung gute Resultate; man wirft ihr
aber, sowie der Flüssigkeit von Page vor, daß sie zu
langsam wirkt, so daß das Färben der Gewehrläufe einige Tage länger dauert. Es ist
jedoch leicht, diesem Nachtheil abzuhelfen; es wird dazu unfehlbar hinreichen, mehr
Salpeteräther beizugeben oder die Auflösung von 4½ Loth Eisenvitriol noch mit
einem halben Loth Salpetersäure von 36° Baumé zu versetzen. (Moniteur industriel, 1851 Nr. 1584.)
Einfache Prüfung auf die Reinheit des metallischen
Quecksilbers; von Dr. Haenle.
Wenn man eine Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul in ein kleines Schälchen
gießt, einen kleinen Tropfen metallisches Quecksilber von 7–8 Gran
hineinbringt, und dann einen Splitter von 1 Gran Zinkblech darauf legt. so wird das
erstere diesen packen, gleichsam als wenn es ein lebendes Geschöpf wäre und mit
demselben eine kreisförmige Bewegung machen, die so lange fortdauert, bis sich das
Zink gänzlich damit amalgamirt hat. Diese bereits bekannte Eigenschaft, welche
lediglich Folge galvanischer Thätigkeit ist, führte mich auf den Gedanken, daß sie
ein einfaches Mittel abgeben müsse, das Quecksilber auf seine Reinheit zu prüfen, da
mit reinem Metalle diese Erscheinung nicht stattfinden könne, sofern man statt
obiger Salzsolution gewöhnliche Salpetersäure verwendet. Ich brachte nun
versuchsweise in 2 Schälchen gewöhnliche Salpetersäure, und in das eine derselben
einen Tropfen ganz reines Quecksilber, welches ich durch langes Stehen unter
concentrirter Schwefelsäure gereinigt hatte. Es bewegte sich nur im Anfang einen
Augenblick, ohne einen Kreis zu beschreiben, und blieb dann vollkommen ruhig und
unbeweglich liegen. Es entwickelten sich langsam Glasblasen aus demselben, es
bildete sich salpetersaures Quecksilberoxydul, welches als weißes Pulver das Metall
umgab, und die Flüssigkeit wurde kaum merklich grünlich. In dem andern Schälchen,
worin ein Tropfen käufliches Quecksilber gebracht wurde, begann dieses sogleich eine
lebhafte kreisförmige Bewegung, stets einen dünnen Schweif von feinen Gasbläschen
hinterlassend, und dieses dauerte so lange, bis es völlig aufgelöst war. Die Farbe
der Flüssigkeit war dunkelgrün. Versteht sich, daß es sich hier nur darum handelt,
ob das Quecksilber rein ist oder nicht, dieß kann man aber auf diese Weise mit
Sicherheit bestimmen. Bringt man das bisher ruhig gebliebene reine Quecksilber in
ein anderes Schälchen, um es von dem Quecksilbersalz zu entfernen, mit frischer
Salpetersäure und einem Splitter Zinkblech in Berührung, so entsteht augenblicklich
dieselbe kreisförmige Bewegung, auch Wismuth und Zinn bewirken dieses mit reinem
Quecksilber ebenso;
wenn man das Zink zuvor in Salpetersäure auflöst und reines Quecksilber verwendet,
so rotirt dieses. (Buchner's Repertorium für die Pharmacie. 3te Reihe. Bd. VIII. S. 179.)
Vorschlag zu Aufbewahrungsgefäßen für Stoffe und Präparate
welche durchs Licht zersetzt werden; von Prof. G. Suckow.
Beachtet man, daß unter den prismatisch-verschiedenen Beleuchtungsarten Gelb
und Orange diejenigen sind, in welchen die chemische Wirkungsweise des Sonnenlichts
auf Null herabgesunken ist, und berücksichtigt man, daß sich beide Farben einer
Glasmasse mit äußerst geringem Kostenaufwande ertheilen lassen, ohne gleichzeitig
die Durchsichtigkeit des Glases beeinträchtigen zu müssen, so ist wohl nichts
natürlicher, als von diesen Thatsachen auf die Reflexion geleitet zu werden, daß
Gefäße aus goldgelb oder orangegelb gefärbtem und durchscheinendem Glase zur
Aufbewahrung aller gegen das Licht empfindlichen Substanzen, namentlich der
Flüssigkeiten, z. B. des Kirschlorbeerwassers, der Blausäure, der Auflösung von
Höllenstein (salpetersaurem Silberoxyd), der Bestuscheff'schen Nerventinctur, welche bekanntlich durchs weiße Sonnenlicht
chemisch leicht afficirt werden, sehr zweckmäßig sind. Man kann nämlich alle in
dergleichen Gläsern befindlichen Substanzen, trotz ihrer sonst leichten
Afficirbarkeit durchs Licht, fortwährend auf dem selbst am Fenster befind. lichen
Tische zur Hand haben; man kann fortwährend beurtheilen, wie viel von der
Flüssigkeit im Glase noch vorhanden, und danach dem Glase beim Ausschütten der
Flüssigkeit die zweckmäßige Stellung geben; man hat durch die Constanz der Farbe des
Glases nie eine unvermerkte Aenderung der Substanz zu befürchten. (Polytechn
Notizblatt, 1851 Nr. 15.)
Farbige Tinten; von Carl Ohme.
Die vielfache Anwendung farbiger Tinten auf Post- und Steuerämtern macht gute
Vorschriften dazu sehr wünschenswerth.
1) Blaue Tinte. Die bisher übliche blaue Tinte, aus einer
Lösung von Pariserblau in Oxalsäure, ist zum Schreiben mit Stahlfedern völlig
unbrauchbar, da sie sich in der Feder selbst während des Schreibens zersetzt.
Außerdem findet man sehr häusig, daß sich manche Sorten von Pariserblau, selbst bei
vorangegangener Digestion mit Salzsäure, in der Oxalsäure nicht auflösen.
Um nun eine blaue Tinte herzustellen, die auch für Stahlfedern brauchbar ist,
verdünne man 1 Drachme und 20 Gran des Liquor ferri
sesquichlorati der preußischen Pharmakopöe (Eisenchlorid) mit 8 Unzen
destillirtem Wasser, löse außerdem 4 Drachmen Kaliumeisencyanür (Blutlaugensalz) in
8 Unzen destillirtem Wasser, und vermische beide Flüssigkeiten nach und nach, unter
beständigem Umrühren. Den erhaltenen Niederschlag von Berlinerblau bringt man auf
ein Papierfilter, läßt die Lauge vollständig ablaufen und wäscht dann den noch
feuchten Niederschlag so lange mit destillirtem Wasser aus, bis er anfängt sich in
dem ablaufenden Wasser mit prächtig blauer Farbe zu lösen. Man durchstößt dann das
Filter und löst den ganzen Niederschlag in so viel destillirtem Wasser auf, daß
zuletzt die ganze Menge der Flüssigkeit 24 Unzen beträgt.
Grüne Tinte. Noch unzweckmäßiger und mangelhafter sind die
bisherigen Vorschriften zur Bereitung grüner Tinten. Eine recht gute grüne Tinte
erhält man auf folgende Weise. Eine Drachme fein geriebenes Gummigutt reibt man
durch allmähliches Zusetzen mit 1 Unze obiger blauer Tinte zusammen; man erhält auf
diese Weise eine Tinte, die allen Anforderungen entsprechen wird. Ein Zusatz von
arabischem Gummi ist weder bei der blauen, noch bei dieser grünen Tinte vortheilhaft
oder zulässig.
3. Rothe Tinte. Bekannter sind schon gute Vorschriften zur
Bereitung rother Tinten; für diejenigen jedoch, die eine solche noch nicht besitzen,
will ich ebenfalls hier eine Bereitungsweise beschreiben.
Man nimmt 6 Drachmen gutes Cochenillepulver, 1½ Unze gereinigtes kohlensaures
Kali und 16 Unzen destillirtes Wasser, macerirt diese Substanzen zwei Tage hindurch
in einer Porzellanschale. Dann setze man hinzu 4½ Unzen gereinigten Weinstein
und 3 Drachmen Alaun, erhitze die Flüssigkeit so lange, bis alle Kohlensäure
entwichen ist, filtrire die Flüssigkeit durch Fließpapier und wasche die auf dem
Filter bleibenden Salze mit 1½ Unzen destillirtem Wasser aus. Der ganzen
Flüssigkeit wird dann noch, um das Verderben zu verhüten, 1 Unze Alkohol zugesetzt.
Nach der Größe des Verbrauchs löst man in 16 Unzen dieser rothen Flüssigkeit 6
Drachmen arabisches Gummi auf.
So empirisch diese Vorschrift auch scheinen mag, so liefert sie doch ein
ausgezeichnetes Präparat, das ohne Gummizusatz zum Färben von Liqueuren, zur
Darstellung rother Pomaden u. s. w. sehr zweckmäßig zu verwenden ist. (Arch. der
Pharm. Bd. CXVII S. 78)
Neue Art Oblaten, von John Brown.
Diese am 7 Januar d. I. in England patentirten Oblaten bestehen aus sehr dünnen
Blättern (Folien) eines Metalls oder einer Metalllegirung; sie sind auf einer Seite
mit einer klebenden Composition überzogen, auf der anderen Seite hingegen glatt oder
verziert (vergoldet, lackirt etc.).
Die klebende Composition besteht aus 16 Th. Leim, 4 Th. arabischem Gummi, 5 Th.
Syrup, 3 Th. Weingeist, 1 Th. Kampher, 1 Th. Jungfernwachs und 12 Th. destillirtem
Wasser. Diese Substanzen werden in einem verschlossenen Gefäß mittelst eines
Sandbades etwa acht Stunden lang auf einer Temperatur von 79° R. erhalten,
dann filtrirt und mit einer Alaunlösung (1 Th. Alaun in 15 Th. Wasser) bis zum
flüssigen Zustand verdünnt, während man die Temperatur etwas unter dem Siedepunkt
erhält.
Die Metallblätter werden zuerst zwischen einem Paar Metallwalzen hindurchgelassen,
wovon die eine eine ebene und polirte Oberfläche, die andere aber eine etwas rauhe
Oberfläche hat. Die klebende Composition wird auf die rauhe Seite der Metallblätter
aufgetragen, worauf man sie eintrocknen läßt, um dann die Oblaten auszuschneiden.
(Mechanics' Magazine, 1851 Nr. 1458.)
Einfaches Verfahren den Chlorgehalt der Papiere zu
erkennen.
Nach Dr. Herzog läßt sich ein Chlorgehalt fehlerhaft
gebleichter Schreib- und Druckpapiere sehr leicht dadurch erkennen und
nachweisen, daß man dieselben mit einer verdünnten Lösung von Jodkalium übergießt.
Bei Anwesenheit von unterchlorigsauren Verbindungen entstehen braune Flecken oder
vollkommene Bräunung. (Jahrb. f. prakt. Pharm. Bd. XXII
S. 387.)
Composition zum Wasserdichtmachen der Zeuge, von Celeste Menotti.
Diese Composition, welche sich C. Menotti in Paris am 27
Dec. 1850 für England Patentiren ließ, wird folgendermaßen bereitet: 1) In ein
hinreichend geräumiges Gefäß gibt man 22 Pfd. gepulverten Alaun (statt desselben
kann man auch
Zinkvitriol, Kupfervitriol oder Zinnchlorid nehmen). 2) In ein anderes Gefäß gibt
man 14 Unzen Oelsäure oder Stearinsäure (aus Stearinkerzenfabriken). 3) Man löst nun
die Stearinsäure mittelst der Wärme in 17 Pfd. Weingeist von 30° Cartier
(78½ Volumprocenten) auf; wenn man aber Oelsäure anwendet, so braucht man
dieselbe bloß mit dem Weingeist zu vermischen. 4) Die geistige Auflösung gießt man
auf das angewandte Salz, worauf man das Ganze einer Temperatur von beiläufig
30° R. aussetzt; so erhält man die Hydrofugine
genannte Composition in trockenem, pulverförmigem oder geformtem Zustande.
Um baumwollene und leinene Zeuge wasserdicht zu machen (wobei sie von der Lust
durchdringlich bleiben) löst man 1 Th. der Composition in 100 Th. Wasser auf, tränkt
den Zeug in dieser Auflösung, und hängt ihn dann zum Trocknen auf.
Für seidene und wollene Zeuge löst man 1 Th. der Composition in 200 Th. Wasser auf.
(Mechanics' Magazine, 1851 Nr. 1456.)
Schutz der Arbeiter in Zündhölzchenfabriken gegen
Krankheit.
Der bei der Darstellung der Phosphorhölzchen sich entwickelnde Rauch ist die Ursache
jener Krankheit der Zähne und Kinnbacken, welche schreckliche Verheerungen unter den
Arbeitern der Zündhölzchenfabriken anrichtet.
Es wird daher am Orte seyn, den HHrn. Fabrikanten Nachstehendes zur Beachtung zu
empfehlen.
Legt man Phosphor in die Luft, so stößt er dicke weiße Dämpfe aus. Es bildet sich
phosphorige Säure Ph. O3, welche Feuchtigkeit aus der Luft anzieht und in Phosphorsäure und
Phosphorwasserstoffgas zerfällt. Ist nun schon phosphorige Säure (in Bezug auf ihre
Wirkungen sehr nahe mit der arsenigen Säure verwandt) als sehr gesundheitsschädlich
zu betrachten, so ist es in noch weit höherem Grade das Phosphorwasserstoffgas.
Dieses Gas nun ist es, welches jene schreckliche Krankheit der Zündhölzchenfabriken
erzeugt. Verhindert man das Rauchen des Phorphors, d. i. die Bildung der
phosphorigen Säure, so wird man nicht nur trockene Hölzchen erhalten und weniger
Phosphor brauchen, sondern auch jene Krankheit von seiner Fabrik fern halten. Denn
einmal ist die Entstehung jenes Rauches mit nicht geringem Verlust an Phosphor
verbunden, und zweitens ziehen jene Oxydationsproducte Wasser aus der Luft und
machen die Hölzchen feucht und schwer entzündlich.
Das Rauchen des Phosphors hört auf, wenn man einige Tropfen Terpenthinöl neben
denselben bringt; ja die Wirkungen des Terpenthinöldampfes sind so mächtig, daß die
Gegenwart von 1 Theil Terpenthinölgas in 4400 Theilen Luft das Rauchen, resp. die
Bildung der phosphorigen Säure vollständig verhindert. Diese Wirksamkeit mag wohl
auch durch die Verwandtschaft zum Sauerstoffe unterstützt werden. Es bildet sich
nämlich aus Terpenthin und Sauerstoff durch Oxydation Colophon und aus schwefliger
Säure — Schwefelsäure. Diese nehmen also den Sauerstoff für sich in Beschlag
und so kann sich der Phosphor nicht oxydiren.
Wende man dieß praktisch an:
Man verreibe den Phosphor nicht mehr in offenen Gefäßen mit dem Leim, sondern in
einem höchst einfachen und billigen Fasse. Durch ein Faß geht eine senkrechte Achse
mit vier wellenförmig gebogenen Schaufeln, die auf dem Boden des Fasses
aufstreichen. Im Deckel ist eine keilförmige, sich nach innen öffnende Klappe zum
Beschicken des Fasses angebracht. Man bringe nun in das Faß eine heiße, doch nicht
mehr kochende (48° Reaum.) Leimlösung aus 6 Pfund Leim, 8 Pfund Wasser und 2
Pfund Urin. Brenne hierauf einen Schwefelfaden im Fasse ab, oder setze noch besser,
2 Loth Terpenthinöl zu. Hierauf bringe man den Phosphor in das Faß, verschließe die
Oeffnung im Deckel und bewege eine Kurbel an der Achse der gebogenen Schaufeln eine
Viertelstunde, so daß die Masse ziemlich erkaltet, dann setze man noch ein Pfund
feingeschlämmten Sand oder auch Braunstein zu.
Auf diese Art bildet sich nicht die Spur phosphoriger Säure und somit kann auch von
Phosphorverlust und Feuchtwerden der Hölzchen ebensowenig die Rede seyn. als von der
Bildung des Wasserstoffgases, da beim Trocknen der Hölzchen das Terpenthinöl verdampft und die Luft
damit angeschwängert, die spätere Bildung der erwähnten Gase nicht zuläßt. Zur
Unterstützung der Wirkung stelle man in die Arbeits- und Trockenräume Teller
mit Chlorkalk, der dieselbe Wirkung, obwohl aus anderem Grunde hat, oder
Terpenthinöl. Der Zusatz von Urin ist deßhalb, weil sich Phosphor in Urin ungleich
schneller und feiner vertheilt als in Wasser, und von der feinen Zertheilung
desselben die leichte Entzündlichkeit abhängt. Die Zusätze von chlorsaurem Kali,
Mennige, Braunstein, Salpeter, sind theils schädlich, theils unnöthig und werden
besser durch Sand ersetzt. Will man sie jedoch nehmen, so setze man sie eben dann
zu, wenn die Masse fast erkaltet ist. O. M. (Deutsche Gewerbezeitung, 1851, 6tes
Heft.)
Eine neue Seite der Natur; von Joh. Carl Leuchs.
In meinem Handbuch für Fabrikanten und meiner Lehre der Aufbewahrung aller Körper
(erste Auflage 1820, zweite 1829), wurde wiederholt darauf aufmerksam gemacht,
welche wichtige Beobachtungen und Anwendungen aus der bekannten Thatsache abzuleiten
wären, daß verschiedene Körper, namentlich aber poröse, eine
große Menge verschiedener Luftarten in sich zu ziehen, in ihren Zwischenräumen
aufzuhäufen und zu verdichten vermögen. In der That dürfte eine Mutter
vielfacher Erscheinungen, eine Werkstatt der Natur in
dieser einen Beobachtung zu finden seyn.
Mehr als 30 Jahre sind seitdem verflossen, aber nur wenige neue Beobachtungen sind in
dieser Hinsicht gemacht worden, und noch ungleich weniger Anwendungen derselben
haben das praktische Leben bereichert. (Wir erwähnen von diesen Döbereiners Zündlampe, auf die Sauerstoffanziehung des
Platinstaubs gegründet, Schneiders
Schwefelsäurefabrication, bei der die sauerstoffverdichtende Eigenschaft des
Bimssteins benutzt wird.) Doch lassen sich viele bereits ahnen, andere mit Gewißheit
ableiten.
Ein Kubikzoll Kohle zieht 9¼ Kubikzoll Sauerstoffgas, 35 Kubikzoll Oelgas, 40
Kubikzoll oxydirtes Stickgas, 90 Kubikzoll Ammoniakgas in sich, ohne daß dadurch ihr
äußeres Ansehen, ihre mechanische Beschaffenheit die geringste Aenderung erleidet.
Ein Kubikzoll Bimsstein 800; ein Kubikzoll Baryt 2000; ein Kubikzoll Platinstaub
1500 Kubikzoll Sauerstoffgas.
Aber ihre chemische Wirkung, oder wenigstens ihre chemische Nutzbarkeit muß dadurch
eine Aenderung erlitten haben. Es ist natürlich, daß eine Maaß Kohlenpulver, die 9
Maaß Sauerstoffluft oder 90 Maaß Ammoniakgas enthält, in manchen Fällen anders
wirken muß, als eine solche, die nicht mit dieser großen Menge eines fremden Stoffes
geschwängert ist.
Und wenn ein poröser Körper die Fähigkeit hat so viel Luft einzusaugen, und unter den
Luftarten zu wählen, d. h. von einer viel, von einer andern weniger aufzunehmen,
eine dritte und vierte aber ganz abzustoßen, ist dann nicht der Schluß ganz
vernünftig, daß alle porösen Körper diese Eigenschaft haben
werden, oder richtiger gesagt, alle Körper
überhaupt, da die Natur keinen Körper aufzuweisen hat der nicht Poren
hätte, der nicht porös wäre, und der Unterschied bloß in dem „mehr oder
weniger“ liegt.
Geben wir aber das zu, so haben wir hier ein noch unbebautes Feld zu zahlreichen
Beobachtungen, zu wichtigen Schlüssen und Erklärungen.
Die Poren der Körper sind für das Auge des Chemikers eben so viel
„Munde,“ durch welche die Körper andere Körper in sich
aufnehmen, eine Aufnahme, die früher oder später irgend einen Zweck, irgend eine
Wirkung haben muß.
Der Mund eines Thieres nimmt Nahrungsmittel auf, die, in den Verdauungswerkzeugen
weiter verarbeitet, zur Ausbildung des Thieres dienen. Die Poren eines porösen
Körpers, die z. B. den achthundertfachen Umfang einer Luftart in sich aufnehmen und
verdichten, müssen von eben dieser verdichteten Luftart mit der Zeit Veränderungen
erfahren, denn nichts ist in der Natur ohne Zweck und ohne
Folge.
Niemand, der die Berührungsfläche, welche die Wurzel einer Pflanze, eines Baumes mit
den sie unmittelbar umgebenden Körpern hat, mit ihrem ungeheuren Bedarf an
Feuchtigkeit und Nahrungsstoff vergleicht, wird wohl im Ernste glauben, daß zunächst
an diesen Wurzeln so viel Nahrungsstoffe liegen können, oder, daß die durch den
Boden sickernde Feuchtigkeit, so viel dahin führt, als die Pflanze, der Baum bedarf.
Wo und wie der ungeheure Bedarf zugeführt wird, erscheint daher unerklärbar. Es ist
aber leicht erklärbar, wenn wir uns die ganze Pflanze als ein mit lauter Poren
erfülltes Gebilde denken. Diese Poren haben die Fähigkeit, nicht nur Luftarten und
Dünste, in wahrscheinlich noch ungleich größerer Menge als es bis jetzt bei der
Kohle, dem Baryt, dem Bimsstein beobachtet worden ist, einzuziehen, sondern sie
ziehen vorzugsweise nur diejenigen an, die ihnen passend sind, und erregen, da in
der Natur kein leerer Raum bestehen kann, eine fortwährende
Strömung der Luftarten und Dünste nach ihren Zellen (Wurzeln, Blättern
etc.), durch welche allein ihnen die Masse Nahrung zugeführt werden kann, deren sie
bedürfen. Das mit Bewegung begabte Thier läuft seiner Nahrung nach, und erhält sie
dadurch. Die unbeweglich an einen Ort festgebannte Pflanze hat in sich Organe,
welche bewirken, daß ihr gleichsam die Nahrung zulauft.
Nur dadurch ist die Möglichkeit ihrer Erhaltung gegeben. Wir wollen damit nicht
sagen, daß diese Erscheinung nicht auch im Thierreiche stattfindet. Jedermann weiß,
daß z. B. viele Thiere, wie Mäuse, Schafe und besonders alle in trocknen Hochebenen
lebenden Thiere, den größten Theil des Wassers, dessen sie bedürfen, aus der Luft
erhalten, durch Haare und Haut einziehen. Aber sie ist doch im Pflanzenreiche
entschiedener ausgesprochen, und ohne sie könnte z. B. eine Eiche, tausend Jahre in
demselben Boden festgebannt, auch wenn sie jährlich ihre Wurzeln weiter treibt,
unmöglich die Masse von Nahrungsstoff finden, die sie zur Bildung von Millionen
Blättern, Blüthen, Früchten verwendet.
Betrachten wir die Natur von dieser Seite, so erklärt sich manches, was bis jetzt
mehr oder weniger dunkel war. So der Nutzen des Auflockerns
der Erde, da diese dadurch poröser wird, und folglich im Stande ist mehr
Luftarten in sich zu ziehen; der Nutzen des Brennens des
Erdreiches — das ebenfalls die Poren und die Anziehungskraft der
Erde für die Luftarten vermehrt, und bisher noch nicht genügend erklärt wurde, da
die dabei stattfindende Zerstörung organischer Stoffe eher von Nachtheil zu seyn
schien; der Nutzen der Beimischung von Thon zu den
Brennmaterialien, zur Vermehrung der Hitze, da dieser Thon wahrscheinlich früher
eingesaugte Sauerstoffluft von sich gibt, und dadurch die Hitze vermehrt; der Nutzen
der (porösen) Hobelspäne bei der Schnellessigfabrication, da diese Späne
wahrscheinlich Sauerstoffluft in großer Menge einsaugen, und diese dann an den mit
Wasser versetzten Weingeist abgeben, daher die anfangs für nothwendig gehaltene
Luftströmung bei der verbesserten Schnellessigfabrication in der That als
entbehrlich befunden wurde; der Nutzen des öfteren Auskochens bei dem Bleichen der
Leinwand, da die dadurch offener werdenden Poren der Fasern dann mehr Sauerstoff in
sich aufzunehmen im Stande sind, der zur Zerstörung der farbigen Theile mitwirkt;
der Nutzen der vielen Zellen und schwammigen Theile im thierischen Körper, und die Stoffumbildungen, die
gerade in ihnen auf eine so einfache und merkwürdige Weise stattfinden, daß der
Chemiker darüber staunen muß, der indessen vielleicht in einigen Jahrhunderten auch
dahin gelangt, in künstlich gebildeten Zellen und Poren ebenfalls Stoffe
verschiedener Art entstehen zu machen.
Selbst die Bildung von Metallen und Erden im Innern der Gebirge hat vielleicht, neben
elektrischen Strömungen, auch ihre Erklärung in den Stoffeinsaugungen und
Anhäufungen, die durch die hunderttausend Mäuler oder Poren der Felsen stattfinden.
Die anscheinende Härte und Festigkeit derselben ist kein Hinderniß, denn trotz ihr
bestehen Zwischenräume in Menge. Ist das Eichenholz, das Ebenholz nicht auch von
außerordentlicher Festigkeit und Dichte, und bewegt sich nicht trotz dem der Saft
des Baumes mit Leichtigkeit und Schnelligkeit durch dasselbe. (Leuchs' polytechn.
Zeitung, 1851 Nr. 25.)
Ueber das Melken der Kühe und deren Milchertrag.
Folgende Bemerkungen sind den Abhandlungen der Londoner Gartenbaugesellschaft
entnommen.
Das bloße Ziehen am Euter der Kuh ist nicht immer hinreichend zum Gewinnen der Milch,
und nur durch gute und zarte Behandlung dieser Thiere bestimmt man sie. sich melken
zu lassen und ihre Milch in Fülle zu geben. Man gewöhnt sie daran allmählich, indem
man das Saugen des Kalbes möglichst nachahmt. Nicht alle Kuhmägde erhalten von einer
Kuh gleich viel und gleich gute Milch, weil nicht alle gleich verfahren. Es befindet
sich nämlich nicht alle Milch schon gebildet im Euter; ein Theil derselben ist in
den Milchgefäßen enthalten, der größte Theil aber wird durch das Ziehen an der Zitze
erst herbeigezogen und bildet sich während des Melkens. Die Kuh muß ganz ausgemelkt
werden, bis gar keine Milch mehr aus dem Euter kömmt. Diese letzte Milch ist immer
die reichste an Rahm. Man muß dreimal des Tags zu bestimmten Stunden und in gleichen
Zwischenräumen melken. Die Menge der Milch ist nach Alter, Race, Größe und Nahrung
des Thieres verschieden, auf ihre Beschaffenheit haben die Jahreszeit und andere
Umstände Einfluß.
Folgende Tabelle kann hinsichtlich der Wahl der Kühe für Melkereien von Nutzen
seyn.
Milchertrag im
Verhältniß zum Futter der Kühe.
Liter Milch in 280 Tagen geliefert.
Liter Milch, welche der Consumtion von 100 Kil.
trockenen Heues entsprechen.
Holland.
Große Kühe; im Sommer fette Weiden, im Winter gute Stallfütterung, 12 Kil.
trockenen Heues pr. Tag entsprechend
1,932
42
Schweiz.
Kühe der größten Art, Stallfütterung ohne Beschränkung, 17 Kil. trockenen
Heues entsprechend
2,662
41
Preußen.
Gut gebaute Kühe, Stallfütterung, im Sommer grün, auf 10 Kil. trockenen
Heues geschätzt; im Winter trockenes Futter, 9 Kil. entsprechend
1,505
41
Sachsen.
Starke Kühe; Stallfütterung, 14 Kilogr. Heu entsprechend
1,950
37
Frankreich.
Kleine Kühe; Stallfütterung, 6 Kilogr. Heu entsprechend
915
39
Belgieu.
Schöne, große Kühe; im Stall sehr gut gefüttert mit Suppen, 13 Kil. Heu
entsprechend
2,557
52
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daß eine Ration von 9–10 Kil.
trockenen Heues per Tag für eine mittlere Kuh hinreicht;
es kann dafür das Aequivalent an grünem Futter, Samen, Oelpreßkuchen, Kartoffeln,
Rückständen aus Brennereien, Zuckersiedereien und Brauereien gegeben werden. Das
Verhältniß zwischen der Milch und dem Futter ist durchschnittlich 40 Liter für 100
Kilogr. Heu oder dessen Aequivalent. (Moniteur
industriel, 1851 Nr. 1553.)
Behandlung der aus dem Boden gezogenen Runkelrüben; von Durand und Manoury.
Einer sehr lehrreichen Abhandlung der Verf. über das Wachsthum der Runkelrübe
entnehmen wir folgende Beobachtung, welche den Rübenzuckerfabriken von Nutzen seyn
kann: — „Wenn man die Runkelrüben unter dem Hals abschneidet, so
treiben sie, selbst im Boden, weder Blätter noch Knospen mehr. So abgeschnitten
vegetiren sie nicht weiter; man kann sie folglich um so mehr an die Luft und das
Licht bringen, um ihre Gährung zu verhindern. Die Wunde, welche den Rüben durch
dieses Verfahren beigebracht wurde, veranlaßt nie die Fäulniß, vorausgesetzt daß
man solche Rüben in trockener Luft einer Temperatur von 10 bis 12° R.
aussetzt; sie vernarbt sehr bald und man kann die Rüben aufbewahren, ohne daß
sie faulen. Um uns von dem praktischen Erfolg dieses Verfahrens zu überzeugen,
brachten wir im November 1848 Runkelrüben, deren Saft 7 Grade am Aräometer wog,
in zwei Abtheilungen: wir schnitten den Rüben der einen Abtheilung den Kopf
unter dem Hals ab, während wir diejenigen der andern so ließen, wie sie
gewöhnlich aufbewahrt zu werden pflegen. Beide Abtheilungen wurden an einen
trockenen Ort gebracht, wo sie vor Frost geschützt waren und die Luft sich
erneuerte, und blieben daselbst vom November bis Ende Februars. Die Rüben,
welchen man den Hals gelassen hatte, boten fast sämmtlich Anzeichen der
Vegetation dar und gaben einen Saft von 2–3° B.; die am Halse
abgeschnittenen hingegen hatten weder Blätter noch Knospen und gaben einen Saft
von 6–7° B.“ (Agriculteur-praticien, Juli 1851, S. 301.)
Preisfrage der k. preußischen Akademie der Wissenschaften für
das Jahr 1854.
„Die Theorie des hydraulischen Mörtels ist
bereits in vieler Hinsicht aufgeklärt worden. Sie beruht offenbar auf einer
Bildung zeolithartiger Silicate. Noch kennt man aber das chemische Verhalten der
Verbindungen, die sich bei Anwendung der verschiedenen Mörtel bilden, nicht
genau genug. Die Akademie wünscht eine umfassende Arbeit über diesen Gegenstand,
und besonders eine nach zweckmäßigen Methoden angestellte Untersuchung der
Producte der Mörtelbildung.“
Die ausschließende Frist für die Einsendung der Beantwortungen dieser Aufgabe, welche
nach der Wahl der Bewerber in deutscher, lateinischer oder französischer Sprache
geschrieben seyn können, ist der 1. März 1854. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem
Motto zu versehen und dieses auf dem Aeußern des versiegelten Zettels, welcher den
Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung des Preises von 100
Dukaten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnitzischen Jahrestage im Monat
Juli des gedachten Jahres.