Titel: | Ueber das Wassertrommelgebläse; von Prof. H. Buff. |
Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. XVIII., S. 96 |
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XVIII.
Ueber das Wassertrommelgebläse; von Prof.
H.
Buff.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Septemberheft
1851, S. 299.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Buff, über das Wassertrommelgebläse.
An manchen Orten benutzt man zum Betriebe von Schmiedefeuern eine Art
Luftverdichtungsapparat, welcher den Namen Wassertrommel führt. Derselbe besteht aus
einem Wasserbehälter, aus dem sich die Flüssigkeit durch eine Oeffnung von geringer
Weite in ein etwas weiteres, senkrecht stehendes Rohr ergießt. In der Wand dieses
Rohrs sind nahe an der oberen Einmündung einige Löcher angebracht, durch welche Luft
eindringt, die mit dem herabfallenden Wasser nach unten gerissen wird, an dem
unteren Ende des Rohrs hervorquillt und dort gesammelt werden kann.
In dem LXXX. Band von Poggendorff's Annalen S. 32 hat Magnus die Theorie dieses Apparates zu erläutern
versucht.
Um zunächst den Vorgang des Hinabdringens der Luft näher beobachten zu können,
verfertigte er sich ein Wassertrommelgebläse in kleinem Maaßstabe aus Glas. Dasselbe
bestand im Wesentlichen aus einem Wasserbehälter N, Fig. 16, aus
welchem ein kurzes cylindrisches Ausgußrohr a, b in ein
weiteres Glasrohr c, g führte, das oben offen war, unten
aber unter Wasser tauchte. Durch den bei b austretenden
Wasserstrahl wurde nun eine bedeutende Menge Luft mitgerissen. Die Luftblasen
bildeten sich da, wo der herabfallende Strahl die Oberfläche f des Wassers im Rohre traf, und hier wurden sie von dem Wasser ganz
umschlossen und mit demselbendemselbrn fortbewegt. Magnus ist nun der Meinung, daß
hier derselbe Vorgang stattfindet, wie beim Eingießen von Flüssigkeit in Wasser,
wobei gleichfalls Luftblasen mit hinabgeführt werden. Diese letztere Erscheinung ist
von Magnus selbst, und später ausführlicher von Tyndall untersucht worden. Es ergibt sich aus ihren
Arbeiten, daß die Blasenbildung beim Eingießen vom Wasser in ein Behälter wesentlich
darauf beruht, einmal, daß an der Einfallsstelle eine abwärtsgehende und ringsum
eine aufsteigende Bewegung eingeleitet wird, und daß zweitens die Ursache dieser
rotirenden Bewegung nicht stetig, sondern mit Unterbrechungen fortwirkt. Die
hierdurch an der Einfallsstelle sich bildenden Vertiefungen werden dann abwechselnd
mit der herabfallenden Flüssigkeit und mit Luft angefüllt.
So entstehen Blasen, wenn der Spiegel des Wassers von dem unteren, bereits in Tropfen
aufgelösten Theil eines ausfließenden Strahls (also stoßweise) getroffen wird; sie
treten aber nicht auf, wenn die flüssige Oberfläche den oberen, zusammenhängenden
und glatten Theil des aus einer conischen oder in dünner Wand angebrachten
kreisrunden Oeffnung ausfließenden Strahls schneidet. Dagegen bildet der aus einem
cylindrischen Rohr austretende Strahl, der unter der elektrischen Beleuchtung eine
Reihe stark ausgeprägter Anschwellungen und Zusammenziehungen zeigt, die sich bis
nahe zur Oeffnung fortsetzten, fast immer Luftblasen, selbst dann, wenn er
unmittelbar nach seinem Austritt in ein Wasserbecken fällt.
Es ist allerdings wahrscheinlich, daß diese Ursache der Blasenbildung in freiem
Wasser bei dem von Magnus construirten Apparate mit im
Spiele war, denn sein Fallrohr hatte, verglichen mit dem cylindrischen Mundstücke
a, b, eine beträchtliche Weite und der Luft war von
oben ein fast freier Zutritt gestattet. Wäre indessen die von Magnus ausgesprochene Meinung ganz richtig, so müßte der Vorgang bei zunehmender Breite
des einfallenden Strahls endlich aufhören.
Dieß ist jedoch nicht der Fall; ja durch passend angebrachte Seitenöffnungen des
Fallrohrs kann die Luft selbst dann noch eingesogen werden, wenn sich dieses Rohr
unmittelbar und ohne Verengerung in den Behälter öffnet, so daß es sich beim
Abschluß der Luftöffnungen ganz mit Wasser anfüllen muß.
In die Seitenwand eines weiten Glasgefäßes N, Fig. 17, wurde
ein Loch (bei c) gebohrt und in dasselbe mittelst eines
Korks ein cylindrisches, rechtwinkelig gebogenes Glasrohr wasserdicht eingesetzt,
doch so, daß sich der eine Schenkel b, o um den andern
c, b wie um eine Achse drehen ließ. War nun dieses
Gefäß mit Wasser gefüllt, die Oeffnung o aber mit dem
Finger zugehalten, so stieg die Flüssigkeit in einem engen, bis zur Mündung c eingetauchten Glasrohr a,
c über den Spiegel des Behälters empor. Sie sank aber alsbald wieder, wenn
man den Finger von der Oeffnung o entfernte und den
Ausfluß gestattete. Stellte man o durch Drehung auf
gleiche Höhe mit c, so sank das Wasser im Rohre a, c bis zum Ende c
herunter. Gab man o die geringste Neigung unter c, so traten Luftblasen aus dem Rohr a, c hervor und wurden mit in den Abflußcanal gerissen.
Je tiefer man o senkte, um so lebhafter zeigte sich
diese Blasenbildung, und bald entstand ein ununterbrochener Strom von Luft, der
sich, gemengt mit Wasser, durch das Rohr c, b, o ergoß.
– Wurde das enge Rohr a, c entfernt, so daß keine
Luft mehr zuströmen konnte, so zeigte sich eine mit der Senkung des Punktes o zunehmende Ausflußgeschwindigkeit des Wassers.
Es ist klar, daß diese Geschwindigkeitszunahme davon herrührte, weil die senkrechte
Wassersäule b, o sich der Druckhöhe c, d im Behälter zufügte. Eine derartige Vermehrung der
bewegenden Kraft, vermöge welcher das Wasser in die Mündung c mit einer größeren, als der von der Druckhöhe d,
c allein abhängigen Geschwindigkeit eintreten mußte, konnte aber nur durch
Vermittelung des Luftdrucks zu Stande kommen. Die senkrechte Wassersäule b, o hielt nämlich einem Theile des von unten wirkenden
Luftdrucks das Gleichgewicht, so daß derselbe nicht mit seiner ganzen Stärke gegen
die Mündung c (von außen) pressen konnte. Der Druck des
Wassers im Behälter mußte also durch einen eben so großen Theil des von oben
wirkenden Luftdrucks vermehrt werden.
Dieses Uebergewicht der Luftpressung von der einen Seite her erklärt nun leicht das
Einströmen von Luft bei dem vorerwähnten Versuche. Wenn man, anstatt die Röhre a, c gegen die Mündung c zu
halten, am oberen Theile des cylindrischen Rohrs c, b, o
ein kleines Loch anbringt, so strömt die Luft durch dieses ein. Man hat dann den
Vorgang wie bei dem Wassertrommelgebläse.
Die Gewalt, mit der die Luft in das Rohr gesogen wird, bestimmt sich durch die Höhe
der unter dem Luftloche schwebenden Wassersäule, und muß sich also vermindern, je
näher dem unteren Ende des Fallrohrs die Seitenöffnung angebracht wird. Bei einer
gewissen Tiefe dringt keine Luft mehr ein, und bei noch tiefer liegenden Oeffnungen
wird Wasser ausgetrieben. Die Erklärung liegt nahe.
Wenn eine Flüssigkeit mit beträchtlicher Geschwindigkeit durch ein Rohr strömt, so
wird immer ein Theil der bewegenden Kraft durch die hydraulische Reibung verzehrt.
Der zur Ausgleichung dieses Widerstandes verwendete Theil der schwebenden
Wassersäule b, o,
Fig. 17, kann
nicht zugleich eine saugende Kraft ausüben. Gesetzt, die Höhe dieses Theils betrage
in einem gewissen Falle die Hälfte der senkrechten Druckhöhe b, o, so kann eine unterhalb der Mitte des Fallrohrs angebrachte
Seitenöffnung keine Luft mehr aufnehmen, es muß vielmehr Wasser ausströmen.
Die hydraulische Reibung vermehrt sich bekanntlich wie das Quadrat der
Geschwindigkeit. Ist das Fallrohr weiter als seine Einmündung, so muß das Wasser
darin langsamer fließen, der hydraulische Widerstand vermindert sich daher, die
saugende Kraft der schwebenden Wassersäule wächst. Aus diesem Grunde ist es
vortheilhaft, den Uebergang des Wassers aus dem Behälter in das Fallrohr durch ein
conisch sich erweiterndes Mundstück zu vermitteln. Bei einer solchen Anordnung ist
die Gewalt, womit die Luft auf das Wasser drückt, so bedeutend, daß sie (3 bis 4 Fuß
Höhe des Fallrohrs vorausgesetzt) eine Wasserschicht von einigen Zoll Höhe im
Behälter zu durchbrechen vermag, um dann gleichzeitig mit dem Wasser in die conische
Oeffnung einzudringen.
In eine Seitenöffnung n, Fig. 18, des Fallrohrs
wurde eine engere gebogene Glasröhre eingekittet, die bei e unter Wasser tauchte. Während Wasser durch das Fallrohr strömte und
dieses ganz anfüllte, ohne daß man jedoch der Luft den Zutritt gestattete, erhob
sich eine flüssige Säule
in der Seitenröhre e, d. Ihre Höhe, die immer gegen die
der schwebenden Wassersäule im Fallrohr zurückblieb, bezeichnet die jedesmalige
Größe der saugenden Kraft, sie nimmt ab, wenn man Luft eindringen läßt, und
verschwindet, wenn die Luft ganz freien Zutritt hat. Dem letzten Falle nähert sich
die Einrichtung Fig. 16, welche Magnus beschrieben hat. Sie
ist nicht die vortheilhafteste, um einen starken Luftstrom zu erhalten. Es leuchtet
ein, daß die Luftblasen in Folge ihrer geringeren Dichtigkeit ein Streben gewinnen,
im Wasser aufzusteigen. Dieser Auftrieb macht, daß wenn ihre Bewegung abwärts nur
von der des Wassers abhängt, sie langsamer niedergehen müssen als dieses. Sie
sammeln sich dabei allmählich zu dicken Blasen, welche endlich die ganze Breite des
Rohrs einnehmen und dadurch der saugenden Kraft ein bedeutendes Hinderniß
entgegensetzen.
Es ist daher von Wichtigkeit, daß die Luft nicht bloß durch die Bewegung des Wassers
mitgerissen, sondern durch starke Pressung in das Fallrohr getrieben wird, so daß
ihre anfängliche Geschwindigkeit die des Wassers bedeutend, oder doch jedenfalls so
weit übertrifft, als erforderlich ist, um den Einfluß des Auftriebs
auszugleichen.
Dieser Bedingung wird auf die einfachste und vollständigste Weise genügt, wenn man
die Luft nur durch die obere Einmündung a zugleich mit
dem Wasser in das Fallrohr gelangen läßt. Bei richtiger Wahl und Stellung des Rohrs
a, b,
Fig. 18,
durch welches die Luft zuströmt, zertheilt sich dieselbe sogleich in zahllose kleine
Bläschen, welche der niedergehenden Flüssigkeit ganz das Ansehen eines weißen
Schaumes geben.
Ihre anfängliche Dichtigkeit ist geringer als die atmosphärische, nimmt aber nach
unten allmählich zu, bis die aus der Ausmündung des Fallrohrs hervorquellende Luft
die vom Wasserdruck im unteren Behälter abhängige Dichtigkeit angenommen hat.