Titel: | Ueber die Analyse der Legirungen von Kupfer und Zink; von Hrn. Rivot, Director des Laboratoriums der Bergwerksschule zu Paris, und Hrn. Bouquet, Probirer daselbst. |
Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. XXVIII., S. 144 |
Download: | XML |
XXVIII.
Ueber die Analyse der Legirungen von Kupfer und
Zink; von Hrn. Rivot,
Director des Laboratoriums der Bergwerksschule zu Paris, und Hrn. Bouquet, Probirer
daselbst.
Aus den Annales de Chimie et de Physique, Septbr. 1851, S.
24.
Rivot, über die Analyse der Legirungen von Kupfer und
Zink.
Die Verfahrungsarten zum Trennen des Zinks vom Kupfer, welche in den besten
Lehrbüchern der analytischen Chemie angegeben sind, gründen sich auf die Anwendung
des Schwefelwasserstoffs, oder auf diejenige des Aetzkalis. Hr. Heinrich Rose empfiehlt den Schwefelwasserstoff, und verwirft die
Anwendung des Aetzkalis gänzlich, weil dasselbe immer Kupferoxyd gibt, welches eine
gewisse Menge Zinkoxyd enthält.
Hr. Pelouze hat zahlreiche Versuche angestellt, um eine
leichte und schnell ausführbare Methode zum Analysiren der Kupferlegirungen zu
ermitteln; sein VerfahrenPolytechn. Journal Bd. CII S. 36. besteht bekanntlich darin, das Kupfer aus einer ammoniakalischen Flüssigkeit
durch eine Auflösung von Schwefelnatrium, deren Gehalt bekannt ist,
niederzuschlagen; aber das erhaltene Kupfer-Oxysulfurid läßt sich schwer
filtriren, weil es sich in Berührung mit der Luft schnell oxydirt. Man ist daher in
die Nothwendigkeit versetzt, das Zink durch Differenz zu bestimmen.
Da wir von dem Probirbureau der Bergwerksschule beauftragt wurden, eine große Anzahl
Messingproben zu analysiren, so stellten wir vorher Versuche über die Trennung des
Kupfers und Zinks an, wodurch wir uns überzeugten, daß der Schwefelwasserstoff kein
genügendes Resultat geben kann.
Wenn man eine schwach saure Auflösung anwendet, schlägt der Schwefelwasserstoff fast
alles Zink zugleich mit dem Kupfer in Form von Schwefelmetallen nieder; ist die
Auflösung stark sauer, so reißt das Schwefelkupfer stets einen Antheil Schwefelzink
mit, die Flüssigkeit mag noch so sauer seyn.
Indem wir eine andere Trennungsmethode aufsuchten, fanden wir, daß das Aetzkali, mit
gewissen Vorsichtsmaßregeln angewandt, das Kupferoxyd sehr scharf vom Zinkoxyd
trennen kann.
Anwendung des
Schwefelwasserstoffs.
Die Versuche, wobei wir gewogene Quantitäten von Kupfer und Zink durch Anwendung des
Schwefelwasserstoffs zu trennen bestrebt waren, wurden auf folgende Art
durchgeführt:
Die zwei Metalle wurden in Salpetersäure aufgelöst, die salpetersauren Salze
abgedampft und in Oxyde verwandelt, welche man dann in Salzsäure auflöste. In die
mehr oder weniger saure salzsaure Auflösung leiteten wir Schwefelwasserstoffgas in
Ueberschuß. Der Niederschlag, welcher alles Kupfer und einen Theil des Zinks als
Schwefelmetalle enthielt, wurde auf einem Filter gesammelt und mit Wasser
ausgewaschen, welches mit Schwefelwasserstoff gesättigt war. Dann wurde er
getrocknet, vom Filter abgenommen und in Königswasser aufgelöst. Die Flüssigkeit
wurde ammoniakalisch gemacht und das Kupfer durch Aetzkali als Oxyd
niedergeschlagen. Zur Controle haben wir das Kupferoxyd durch Wasserstoffgas
reducirt und das Kupfer in metallischem Zustand gewogen.
Das Zink befindet sich in zwei Flüssigkeiten; erstens in der salzsauren Auflösung,
welche mit Schwefelwasserstoff behandelt wurde; zweitens in der alkalischen
Flüssigkeit, woraus das Kupfer durch Aetzkali gefällt wurde.
In ersterer kann man das Zink, welches der Wirkung des Schwefelwasserstoffs entging,
dadurch bestimmen, daß man sie mit Ammoniak und mit schwefelwasserstoffsaurem
Ammoniak versetzt. Das darin enthaltene Zink wird hierbei als Schwefelzink
niedergeschlagen; man sammelt es auf einem Filter, trocknet es sorgfältig, nimmt es
vollständig vom Filter, und verwandelt es dann durch Rösten und Glühen in Oxyd.
Um das in der alkalischen Flüssigkeit enthaltene Zink zu bestimmen, muß man die
Alkalien durch eine Säure sättigen, und das Zink durch ein kohlensaures Alkali
niederschlagen. Der gut ausgewaschene und getrocknete Niederschlag wird durch Glühen
in Oxyd verwandelt.
Versuche.
A. Wir behandelten auf diese Weise eine Legirung von
Kupfer und Zink, welche enthielt:
Kupfer
0,96 Gram.
Zink
1,04 –
und machten die salzsaure Flüssigkeit vor ihrer Behandlung mit
Schwefelwasserstoff so sauer, daß sie das Lackmuspapier stark röthete, ohne daß wir
jedoch die Menge der Säure maßen; wir erhielten bei drei Versuchen für das durch
Schwefelwasserstoff nicht gefällte Zink folgende
Quantitäten:
erster Versuch
0,055 Gram.
zweiter Versuch
0,060 –
dritter Versuch
0,080 –
Aus diesen Resultaten ersieht man, daß das Zink durch den Schwefelwasserstoff fast
vollständig niedergeschlagen wird; dieses findet man auch bestätigt, wenn man die
alkalische Flüssigkeit nach dem Fällen des Kupfers durch Aetzkali untersucht.
B. Wir verwendeten ein Gemenge von:
Kupfer
1,00 Gram.
Zink
0,54 –
Die zwei Metalle wurden in Oxyde verwandelt und letztere in einer Flüssigkeit
aufgelöst, welche bestand aus:
Wasser
200 Gram.
rauchender Salzsäure
50 –
Als wir die Auflösung mit Schwefelwasserstoff behandelten, erhielten wir
nicht gefälltes Zink
0,416 Gram.
gefälltes Zink
0,124 –
folglich wurden 22,90 Procent Zink durch den
Schwefelwasserstoff niedergeschlagen.
Die Bestimmung des Kupfers ergab:
Kupferoxyd durch Aetzkali gefällt
1,250 Gram.
Kupfer von der Reduction des Oxyds durch
Wasserstoffgas
0,995 –
C. Als wir auf dieselbe Art und mit demselben Verhältniß
von Wasser und Salzsäure, ein Gemenge behandelten, welches bestand aus:
Kupfer
0,70 Gram.
Zink
1,20 –
erhielten wir:
Zink, welches durch den Schwefelwasserstoff nicht gefällt
wurde
1,088 Gram.
Zink, welches durch denselben gefällt wurde
0,112 –
es wurden also 9,30 Proc. Zink zugleich mit dem Kupfer durch
den Schwefelwasserstoff niedergeschlagen.
Die Bestimmung des Kupfers lieferte uns:
Kupferoxyd
0,870 Gram.
Kupfer (durch die Reduction des Oxyds mit
Wasserstoffgas)
0,692 –
D. Wir verwendeten ein Gemenge von:
Kupfer
1,00 Gram.
Zink
1,04 –
Die zwei Metalle wurden in Oxyde verwandelt und letztere in einer Flüssigkeit
aufgelöst, welche bestand aus:
Wasser
125 Gram.
rauchender Salzsäure
125 –
Die Auflösung war folglich viel saurer als die gewöhnlich bei den Analysen
angewandten Flüssigkeiten.
Der Schwefelwasserstoff schlug alles Kupfer nieder, aber zugleich eine gewisse Menge
Zink; wir fanden:
Zink, durch den Schwefelwasserstoff nicht gefällt
0,920 Gram.
Zink, durch denselben gefällt
0,120 –
also wurden 11,54 Procent Zink zugleich mit dem Kupfer
niedergeschlagen.
Diese Versuche scheinen uns zu beweisen, daß der Schwefelwasserstoff nicht für sich
allein zur Trennung des Kupfers und Zinks angewandt werden kann; die Flüssigkeit,
durch welche man den Schwefelwasserstoff strömen läßt, mag noch so sauer seyn, so reißt das
Schwefelkupfer eine wandelbare aber immer sehr beträchtliche Menge Zink mit
sich.
Aus diesen Versuchen geht auch hervor, daß wenn man den durch Schwefelwasserstoff
erhaltenen Niederschlag in Königswasser auflöst, und das Kupfer als Oxyd durch
Aetzkali aus der vorher ammoniakalisch gemachten Flüssigkeit niederschlägt, man für
die Bestimmung des Kupfers zu sehr genauen Resultaten gelangt.
Anwendung des Aetzkalis.
Vorstehende Resultate veranlaßten uns das Aetzkali zur Trennung der zwei Metalle
anzuwenden. Diese Methode wurde übrigens schon von Vauquelin empfohlen, in einer Abhandlung über die Analyse des Messings,
welche in den alten Annales de Chimie, erste Reihe, Bd.
XXVIII enthalten ist.
Vauquelin empfiehlt das Messing in Salpetersäure
aufzulösen, die Auflösung in der Kälte und in einem verschlossenen Glase mit
Aetzkali zu fällen, die filtrirte Flüssigkeit mit Schwefelsäure zu sättigen, und das
Zink durch kohlensaures Kali niederzuschlagen.
Dieses Verfahren lieferte uns sehr gute Resultate, wir ziehen es aber vor, das
Kupferoxyd erst dann mit Aetzkali niederzuschlagen, nachdem wir zuvor die
Flüssigkeit ammoniakalisch gemacht haben. Das so gefällte Kupferoxyd hält kein
Zinkoxyd zurück; auch kein Kali, während es bei Anwendung einer nicht
ammoniakalischen Flüssigkeit fast unmöglich ist, dem Kupferoxyd alles Kali zu
entziehen, selbst durch lange fortgesetztes Auswaschen mit kochendem Wasser.
Man kann das Kupferoxyd aus einer ammoniakalischen Flüssigkeit mit Aetzkali sehr gut
bei einer Temperatur von 70 bis 80° Cels. niederschlagen; bei einer höheren
Temperatur hängt sich das Kupferoxyd stark an die Wände des Kolbens an, und man ist
genöthigt es in einer Säure aufzulösen, um es neuerdings zu fällen.
Es ist nöthig diese Fällung nur mit einer verdünnten Flüssigkeit vorzunehmen und
keinen zu großen Ueberschuß von Aetzkali anzuwenden; bei concentrirter Flüssigkeit,
oder durch einen Ueberschuß von Aetzkali bekommt man Kupferoxyd, welches ziemlich
viel Kali hartnäckig zurückhält.
Verfahren bei der Analyse. – Um eine Legirung von
Kupfer und Zink zu analysiren, verfahren wir also folgendermaßen: Wir lösen die Legirung in
Salpetersäure auf; wir verdünnen mit Wasser und sättigen dann die Säure mit
Ammoniak; in die ammoniakalische Flüssigkeit geben wir einen schwachen Ueberschuß
von reinem Aetzkali in Stücken, und erwärmen dann den Kolben mäßig auf dem Sandbade,
bis sich die Flüssigkeit vollständig entfärbt hat, oder bis sie nicht mehr nach
Ammoniak riecht. Wir filtriren und waschen das Kupferoxyd mit kochendem Wasser
aus.
Die alkalische Flüssigkeit versetzen wir mit Salzsäure bis sie sauer reagirt, dann
schlagen wir das Zink mit kohlensaurem Natron nieder. Vor dem Filtriren erwärmen wir
die Flüssigkeit sieben bis acht Stunden lang im Sandbade, um alle freie Kohlensäure
auszutreiben. Der Niederschlag wird dann filtrirt, mit kochendem Wasser
ausgewaschen, getrocknet, vom Filter genommen und geglüht.
Die zwei Metalle werden so als Oxyde bestimmt. Wir haben nach diesem Verfahren
folgende zwei Gemenge analysirt:
Kupfer
1,00 Gr.
0,70 Gr.
Zink
1,00 –
1,10 –
und erhielten:
Kupferoxyd
1,25 Gr.
0,870 Gr.
Zinkoxyd
1,260 –
1,350 –
entsprechend metallischem Zink 1,008 Gr., 1,08 Gr.
Als wir das Kupferoxyd durch Wasserstoffgas reducirten, erhielten wir:
metallisches Kupfer
0,997 Gr.
0,692 Gr.
Wenn die Legirung sehr viel Zink enthält, läßt sich die Trennung viel leichter auf
die Art bewerkstelligen, daß man zuerst den Schwefelwasserstoff anwendet, dann die
gefällten Schwefelmetalle in Königswasser auflöst, die Auflösung ammoniakalisch
macht und das Kupfer durch Aetzkali niederschlägt. Die Bestimmung des Kupfers ist
dann sehr genau; diejenige des Zinks aber weniger genau, weil dasselbe in zwei
Theile getheilt ist. Man könnte zwar die zwei Flüssigkeiten, welche das Zink
enthalten, zusammengießen, nachdem man die eine durch Erwärmen vom
Schwefelwasserstoff befreit, die andere aber angesäuert hat, und alsdann das Zink
auf einmal niederschlagen. Aber aus einer so zusammengesetzten Flüssigkeit, welche
eine gewisse Menge von einem Kalisalz enthält, läßt sich das Zink nicht als
Schwefelzink niederschlagen. Dieses Schwefelmetall oxydirt sich nämlich in Berührung
mit der Luft so rasch, daß man es nicht lange auswaschen kann, was doch nöthig wäre, um ihm alles
Kalisalz entziehen zu können. Man muß folglich das kohlensaure Natron anwenden, und
selbst in diesem Fall ist der Niederschlag um so schwieriger auszuwaschen, je größer
seine Masse ist. Wir erhielten sehr genügende Resultate, indem wir das Zink auf
zweimal bestimmten.
So erhielten wir bei den oben angeführten Versuchen B, C,
D, wo die Zinkmengen betrugen:
0,54 Gram.
4,20 Gram.
1,04 Gram.
einerseits:
Zink, welches durch den Schwefelwasserstoff nicht gefällt worden war, dann aus der
salzsauren Flüssigkeit durch Ammoniak und schwefelwasserstoffsaures Ammoniak
niedergeschlagen und hierauf als Oxyd gewogen wurde:
0,416 Gram.
1,088 Gram.
0,920 Gram.
Zink, welches aus der alkalischen angesäuerten Flüssigkeit durch kohlensaures Natron
gefällt und ebenfalls im Zustand von Oxyd bestimmt wurde:
0,157 Gram.
0,109 Gram.
0,115 Gram.
was für das sämmtliche bei den drei Versuchen erhaltene Zink
ergibt:
0,533 Gram.
1,197 Gram.
1,035 Gram.
welche Zahlen sich den angewandten Zinkmengen hinreichend
nähern.
Die mitgetheilten Resultate scheinen uns genügend zu beweisen, daß die Trennung des
Zinks und des Kupfers durch Anwendung des Aetzkalis, oder auch durch Anwendung des
Schwefelwasserstoffs und des Aetzkalis, gut gelingt.
Mit Schwefelwasserstoff allein erhält man immer sehr ungenaue Resultate.
Uebrigens führt der Schwefelwasserstoff als Trennungsmittel der in sauren
Flüssigkeiten aufgelösten Metalle oft zu unvollkommenen Resultaten. So kann dieses
Reagens nicht angewandt werden, um das Blei vom Zink zu trennen; hierbei erhält man
sogar noch ungenauere Resultate als bei der Trennung des Kupfers vom Zink. Der Grund
davon ist einleuchtend: man kann das Kupfer aus einer sehr sauren salzsauren
Auflösung durch Schwefelwasserstoff vollständig niederschlagen, während die Fällung
des Bleies nur bei einer verdünnten und wenig sauren Auflösung gut gelingt; in
diesem Falle wird aber fast alles Zink gleichzeitig mit dem Blei
niedergeschlagen.
Wenn man bei der Analyse von Legirungen welche Nickel und Kupfer enthalten, den
Schwefelwasserstoff zur Trennung der zwei Metalle anwendet, so schlägt sich mit dem
Kupfer immer ein beträchtlicher Antheil Nickel nieder, obgleich die salzsaure
Auflösung der beiden Metalle außerordentlich sauer ist.