Titel: | Ueber den Verkauf des Holzes nach dem Gewicht; von Hrn. Robinet. |
Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. XXIX., S. 151 |
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XXIX.
Ueber den Verkauf des Holzes nach dem Gewicht;
von Hrn. Robinet.
Aus dem Agriculteur-praticien, August 1851, S.
341.
Robinet, über den Verkauf des Holzes nach dem Gewicht.
Am 24. October 1850 ließ ich einige Kubikmeter Holz kommen, welches in drei Stücke
geschnitten und dem Gewichte nach zum Preise von 5 Fr. 70 Cent. per 100 Kilogr. gekauft war. Noch an demselben Tag
wurden einige Scheiter von 9 Centimeter mittlerm Durchmesser und 38 Centimeter Länge
sorgfältig gewogen und an einen warmen, sehr trockenen Ort gelegt.
Am 4. Decbr., also nach 40tägigem Austrocknen, hatten diese Scheiter 3,7 Proc., am 9.
Mai 1851, oder nach 210tägiger Austrocknung, im Ganzen 6,1 Proc. an Gewicht
verloren, was mir bewies, daß das von mir im October gekaufte Holz so trocken war,
als ein vom Holzlager (Holzgarten) genommenes Holz seyn kann. Wenn ich Holz zu
kaufen gefunden hätte, welches so stark ausgetrocknet gewesen wäre, wie das zum
Versuch angewandte, so hätte ich bei dem Ankauf auf 100 Franken 6 Franken erspart,
was allerdings zu berücksichtigen ist; offenbar setzte man aber, als man den
Holzverkauf nach dem Maaß in Schutz nahm, voraus, daß ein viel größerer Unterschied
stattfinden könne zwischen dem käuflichen Holze und dem ganz trockenen Holz.
Durch einen zweiten Versuch wollte ich mich überzeugen, ob das in den Keller gelegte
Holz Feuchtigkeit aufnehme oder verliere. Scheiter desselben Holzes, welche mehrere
Monate im Keller gelegen waren (wie es in Paris gebräuchlich ist), hatten 6,2 Proc.,
also genau eben so viel verloren als die aus dem Holzgarten kommenden Scheiter
Unter meinem Holz befand sich Eichen- und Weißbuchenholz. Wie leicht zu
ermitteln war, hatte das Eichenholz 6,3, das Buchenholz 5,93 Proc. verloren – ein
unbedeutender Unterschied. Es genügte mir aber nicht, zu wissen, daß ich, diesesmal
wenigstens, gehörig ausgetrocknetes Holz gekauft hatte; ich wollte mich auch
überzeugen, wie weit gegen nicht sehr scharfsichtige Leute im höchsten Fall Betrug
stattfinden könne.
Ich setzte zu diesem Behufe am 17. März ausgetrocknete Scheiter, welche also 6,2
Proc. verloren hatten, dem Regen aus, der sechs Tage lang ununterbrochen fiel.
Gleich darauf, als die Rinde noch ganz naß war, gewogen, hatten diese Scheiter nur
um 4,4 Proc. an Gewicht zugenommen. Diese Scheiter hatten also nach sechstägiger
Einwirkung des Regens das Gewicht noch nicht erlangt, welches sie vom Keller oder
Holzgarten genommen, hatten.
Um den Versuch auf das Höchste zu treiben, tauchte ich am 9. Mai mehrere
ausgetrocknete Scheiter in ein mit Wasser gefülltes Faß, worin sie 48 Stunden liegen
blieben; noch von Wasser triefend gewogen, hatten sie um 14 Proc. zugenommen. Im
Vergleich mit dem aus dem Holzgarten kommenden Holze hatten diese Scheiter um 7
Proc. an Gewicht zugenommen. Wenn nun auch ein Käufer so gleichgültig oder so blind
wäre, aus dem Wasser kommendes Holz anzunehmen, nachdem dasselbe zwei Tage darin
gelegen, so würde er sich dadurch doch nur einem Verlust von 7 Proc. aussetzen. Es
kauft aber wohl niemand Holz in dem Zustand, in welchem eS von mir gewogen wurde,
weder nach sechstägigem Regen, noch nachdem es ausnahmsweise zwei Tage im Wasser
gelegen.
Der Betrug durch Befeuchtung des Holzes kann sonach 7 Procent vom Gewicht des Holzes
nie übersteigen.
Angenommen, daß ein äußerlich trocken aussehendes Holz innerlich eine gewisse Menge
betrüglicher Weise hineingebrachtes Wasser enthalten würde, so kann diese Menge nie
sehr groß seyn. Jedermann kennt das Verhalten des nicht gehörig getrockneten Holzes
im Feuer. Uebrigens bediente ich mich eines sehr einfachen Mittels, um zu erfahren,
wie lange diese künstliche Feuchtigkeit sich im Holze erhalten kann. Die in Wasser
gelegenen Scheiter wurden bloß der Luft ausgesetzt; nach 48 Stunden hatten sie schon
1,3 Proc. an Gewicht verloren und doch waren sie noch nicht in dem Zustand, um einem
Käufer angeboten werden zu können. Sechs Tage später hatten sie 5,3 Proc. verloren,
hatten also nur noch 1,4 Proc. über das Gewicht, welches sie zeigten, als sie aus
dem Holzgarten kamen. 14 Tage nach ihrem Eintauchen hatten sie bereits alles
aufgenommene Wasser wieder verloren.
Um einen etwas erheblichen Betrug auszuüben, müßte man also das Holz nicht nur unter
Wasser tauchen, was beinahe unmöglich ist sondern man müßte auch diese Operation
alle acht Tage wiederholen, weil sonst das Holz sein voriges Gewicht wieder annehmen
würde.
Untersuche ich nun, bis zu welchem Verhältniß beim Verkauf des Holzes nach dem Maaße
ein Betrug Platz greifen kann; denke ich an die oft peinlichen Erörterungen mit den
Holzmessern, wenn ich meinen Bedarf selbst auf dem Holzplatz einkaufte; betrachte
ich die Leichtigkeit des Betrugs, wenn die Verkäufer es mit Leuten zu thun haben,
welchen weniger als dem Hausherrn selbst daran liegt, das Messen des Holzes zu
überwachen, dann kann ich in der Wahl der beiden Verkaufsarten nicht mehr
zweifelhaft seyn. Beim Kaufe nach dem Gewicht bin ich beinahe sicher, meine Rechnung
zu finden; ja ich kann mich sogar sehr leicht überzeugen, ob ich nicht betrogen
worden bin, indem ich entweder der Wägung selbst beiwohne, oder bei mir zu Hause das
Holz von Zeit zu Zeit nachwäge. Alle Specereihändler haben sehr leicht zu
transportirende Brückenwaagen, auf welchen man in einer halben Stunde vier
Kubikmeter Holz, die gewöhnliche Ladung eines einspännigen Wagens, abwägen kann. Der
Holzverkauf nach dem Gewicht bietet mithin dem Publicum viel größere Sicherheit dar,
als derjenige nach dem Maaße.