Titel: | Verbesserungen im Rösten des Flachses, welche sich David Bower, Chemiker in Hunslet bei Leeds, am 24. März 1851 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. XLII., S. 221 |
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XLII.
Verbesserungen im Rösten des Flachses, welche
sich David Bower,
Chemiker in Hunslet bei Leeds, am 24. März 1851 patentiren ließ.
Aus dem London Journal of arts, Octbr. 1851, S.
336.
Bower's Verbesserungen im Rösten des Flachses.
Die Erfindung betrifft gewisse Verfahrungsarten, wodurch die zum Rösten des Flachses
erforderliche Zeit beträchtlich verkürzt und wobei die Faser weniger geschwächt wird
als durch die gewöhnliche Röste.
Bekanntlich pflegt man den Flachs, nachdem er zur Absonderung der Samenkapseln
geriffelt worden ist, in Wasser einzuweichen, um die in der Pflanze enthaltenen
kleberartigen Stoffe aufzulösen. Nachdem die Stengel einige Wochen im Wasser
untergetaucht blieben, nimmt man sie heraus, trocknet sie und trennt dann mittelst
des Schwingens die Holzsubstanz von der brauchbaren Faser. Der Patentträger hat
gefunden, daß der kleberartige Stoff von dem Wasser theilweise aufgelöst, aber dem
Flachs nicht ganz entzogen wird; nachdem der Flachs dann getrocknet worden ist,
hängt daher ein Theil der kleberartigen Substanz noch der Faser an und macht sie für
die Operation des Schwingens untauglich. Er empfiehlt daher den Flachs nach dem
gewöhnlichen Verfahren in kaltem oder warmem Wasser zu rösten – wobei
derselbe in kaltem Wasser sechs Tage untergetaucht bleiben muß, während in warmem
Wasser eine viel kürzere Zeit genügt – ihn dann aus dem Wasser zu nehmen und
zwischen Druckwalzen zu passiren, um die kleberartigen Stoffe aus dem Innern der
Pflanze herauszupressen. Hierauf wird der Flachs wieder eben so lange in kaltem oder
warmem Wasser geröstet und zum zweitenmal der Operation des Ausquetschens
unterzogen. Der Flachs wird dann getrocknet und auf gewöhnliche Art behandelt.
Für die feineren Flachssorten, und wenn eine gut gefärbte Faser verlangt wird,
empfiehlt er die Pflanze in eine Auflösung von Aetzammoniak oder auch von Kochsalz
oder Glaubersalz einzuweichen. Die Menge des erforderlichen Ammoniaks oder Salzes
für ein gegebenes Verhältniß von Wasser hängt von der Temperatur ab, bei welcher der
Proceß ausgeführt wird, und von der Beschaffenheit des angewandten Wassers (ob dasselbe Eisensalze
oder Kalk etc. enthält). Wenn man gewöhnliches Regenwasser anwendet, versetzt man
1500 Pfd. Wasser mit 1 Pfd. Aetzammoniak oder Kochsalz oder Glaubersalz, und mit
dieser Auflösung kann der Proceß bei jeder Temperatur zwischen 26 und 39°
Reaumur durchgeführt werden und die Operation wird in beiläufig 30 Stunden beendigt
seyn. Wendet man hingegen kaltes Wasser an, so muß man die Quantität des Ammoniaks
oder Salzes etwas vergrößern und die Operation wird dann in etwa vier Tagen beendigt
seyn. Der bloße Zusatz der genannten chemischen Agentien zum Wasser, worin der
Flachs untergetaucht wird, erleichtert den Röstproceß schon bedeutend; wenn man
überdieß die Fasern, nachdem sie eine Zeit lang in einer solchen Auflösung
eingeweicht waren, zwischen Druckwalzen hindurchnimmt, um die aufgelösten
kleberartigen Stoffe auszupressen, so wird der Proceß noch mehr befördert.
Der Patentträger schlägt endlich noch folgende Abänderung dieser Methode vor: man
bringt den auf dem Felde getrockneten und dann geriffelten Flachs in einen
cylindrischen luftdicht verschließbaren Kessel und pumpt dann die Luft aus
demselben; hierauf läßt man eine Auflösung von 1 Pfd. Aetzammoniak, Kochsalz oder
Glaubersalz in 1500 Pfd. Wasser in den luftleeren Kessel, welche man auf einer
Temperatur von 26 bis 39° R. erhält. Da beim Auspumpen der Luft aus dem
Kessel auch die im Zellgewebe der Pflanzen enthaltene Luft ausgezogen wird, so
absorbirt der Flachs die nachher einströmende Auflösung leicht. Man läßt ihn zwei
bis vier Stunden in diesem gesättigten Zustande, worauf man die Flüssigkeit aus dem
Kessel abzieht und nochmals die Luft auspumpt; dadurch bewirkt man, daß die
aufgelösten kleberartigen Stoffe aus dem Innern der Pflanze ausgezogen werden. Nach
diesem zweiten Auspumpen der Luft entfernt man das faserige Material aus dem Kessel
und legt es in einen Haufen zusammen, damit es allmählich abkühle; hierauf breitet
man es auf einem Feld oder unter einem Schuppen aus, um es zu trocknen, worauf das
Schwingen mit ihm vorgenommen werden kann.