Titel: M'Cormick's Kornmähmaschine.
Fundstelle: Band 122, Jahrgang 1851, Nr. LV., S. 257
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LV. M'Cormick's Kornmähmaschine. Aus dem polytechn. Centralblatt, 1851, Liefer. 21. Mit Abbildungen auf Tab. IV. M'Cormick's Kornmähmaschine. Unter allen landwirthschaftlichen Maschinen auf der Londoner Industrie-Ausstellung hat kaum eine das Interesse der Besucher, namentlich der englischen Landwirthe, durch ihre Neuheit mehr in Anspruch genommen, als die Kornmähmaschine des C. H. M'Cormick von Chicago (Illinois, Vereinigte Staaten von Nordamerika), welche in England für A. Brooman am 7. Decbr. 1850 patentirt wurde. Die damit in großem Maaßstabe von der Commission zur Begutachtung der ausgestellten landwirthschaftlichen Geräthe und Maschinen angestellten Versuche haben ein so günstiges Resultat geliefert, daß der in Rede stehenden Maschine die große Preismedaille zuerkannt worden ist. Die nachstehende Beschreibung entnehmen wir der betreffenden Patentspecification für England aus dem Mechanics' Magazine, Juni 1851, S. 481. Die M'Cormick'sche Mähmaschine ist zum Mähen von Weizen, Korn und anderen Getreidearten bestimmt und wird durch Pferde bewegt. Im Vergleich gegen die bisher, allerdings ohne Erfolg, versuchsweise in Anwendung gebrachten Maschinen dieser Art hat dieselbe den Vorzug, daß sie die Getreidehalme während des Schneidens in eine geeignete Lage bringt und nach erfolgtem Schnitt dieselben in geeigneter Weise faßt, sammelt und beseitigt. Fig. 6 stellt einen Aufriß, Fig. 7 den Grundriß der Mähmaschine dar. A, A bezeichnet einen dreieckigen hölzernen Rahmen, mit dessen vorderm Ende das Querstück B, sowie die Waagen C, C verbunden sind. Der hintere Theil D des Rahmens ist nach einer Seite der Maschine hin verlängert, so daß er ungefähr 6 Fuß über den Rahmen hinaus ragt; dieser hinausragende Theil bildet die Basis zu der Platform, auf welche das geschnittene Getreide fällt. Auf den beiden Rändern F und G läuft die Maschine. Das Rad F trägt in Folge seiner Stellung den größern Theil des Gewichtes der Maschine und dient dazu, die sich bewegenden, weiterhin zu erwähnenden Theile der Maschine in Bewegung zu setzen. Am vordern Rande der Platform sind in regelmäßigen Abständen eine Reihe von Fingern oder Zungen H, H angebracht, deren Gestalt derjenigen von Lanzenspitzen ähnlich ist. Unmittelbar darunter liegt die Schneidklinge I; dieselbe besteht aus einem dünnen Stahlblatte, welches an der vordern Kante mit Sägezähnen versehen ist und in einer Rinne oder in Führungen ruht, welche vorn an der Platform angebracht sind. Fig. 8 stellt im Längendurchschnitt die Querschwelle D und die Schneidklinge I dar; aus derselben Figur wird zugleich die Art der Befestigung und Gestalt der Finger H, sowie deren Lage zur Klinge klar. Letztere kann sich frei von einer Seite der Maschine zur andern bewegen, soweit es die Kurbel K gestattet, mit welcher die Klinge I durch die Kurbelstange L verbunden ist. Auf der Achse des Rades F ist dieses und das conische Zahnrad M¹ festgekeilt, so daß, wenn ersteres fortrollt, letzteres ebenfalls um Ring läuft und die Bewegung auf das Getriebe M² und Kegelrad fortpflanzt, welche beide an der Zwischenwelle N stecken. Das Rad steht mit dem conischen Getriebe O an der (verticalen) Kurbelwelle in Eingriff und setzt somit die Kurbel K (Fig. 9), die Kurbelstange L und die Schneidklinge I in Bewegung. Die Zähnezahlen des eben beschriebenen Rädervorgeleges sind so gewählt, daß die Schneidklinge eine sehr schnelle geradlinig wiederkehrende Bewegung erhält. P, P ist eine Art Haspel oder Flügelrad von sehr leichter Construction und besteht aus zwei Armkreuzen mit vier Schaufeln oder Flügeln von dünnen Brettern R, R. Die Achse dieses zum Fassen des Getreides dienenden Rades ist auf der in Fig. 6 dem Beschauer zugekehrten Seite der Maschine durch eine geschlitzte Säule S, am hintern Ende dagegen durch ein Tragband T unterstützt, welches am hintern Ende der Platform befestigt ist. Geht die Maschine vorwärts, so wird das Flügelrad P in der Richtung des Pfeiles, Fig. 6, mittelst des endlosen Riemens oder Bandes U in Bewegung gesetzt, welches um den Rand des conischen Rades M¹ und die Riemenscheibe V gelegt ist; diese ist auf der Achse des Flügelrades festgekeilt. Der Abstand des letztern von der Platform läßt sich dadurch reguliren, daß man das Zapfenlager im Schlitze der Säule S mittelst der Stellschraube b hebt oder senkt; das hintere Ende der Flügelradachse wird gleichzeitig gehoben oder gesenkt, indem man den das Tragband mit der Strebe T² verbindenden Bolzen in eins oder das andere der Löcher b¹ steckt. W ist ein Sitz für den Pferdeknecht, X ein Sitz für eine Person, welche das gemähte Getreide schüttenweise von der Platform entfernt. Um mit der beschriebenen Maschine Getreide abzumähen, bringt man dieselbe, mit zwei oder vier Pferden bespannt, an den Rand des Feldes, so daß die Platform vor, die Pferde neben das abzumähende Getreide zu stehen kommen. Indem die Pferde fortschreiten, setzt sich das Räderwerk und somit das Flügelrad in Bewegung. Die Schaufeln desselben verhindern daher die Halme, wenn sie mit der Schneidklinge in Berührung kommen, auszuweichen. Da diese bereits mit großer Geschwindigkeit hin- und hergleitet, so werden die Halme durchgeschnitten und fallen rückwärts auf die Platform. Die Finger H erleichtern diesen Theil der Operation ganz wesentlich, da sie das Ausweichen der Halme zur Seite verhindern. Um diesen Zweck recht vollständig zu erfüllen, hat man ihnen die lanzenspitzenähnliche Form gegeben; dieselbe erleichtert nämlich nicht allein den Eintritt der Halme zwischen die Zungen oder Finger, sondern verhindert auch durch die nach Innen gekehrten Wurzelkanten unmittelbar über der Klinge das Entwischen der Halme beim Schnitt, indem dieselben durch den Schnitt gerade in den durch die Wurzelkanten der Finger mit der Klingenkante gebildeten spitzen Winkel hineingedrängt werden. Fig. 9 und 10 stellen die Finger und die Klinge im Detail im Grundriß dar; die Klinge in Fig. 9 hat eine gerade Kante mit Sägezähnen, während diejenige in Fig. 10 eine gezahnte Zickzackkante besitzt. Jedenfalls ist es für sehr vortheilhaft befunden worden, die Schnittkante fein zu zahnen, und die Zähne der Zahl der Finger entsprechend in Sectionen einzutheilen; die eine Hälfte einer Section erhält Zähne, die nach der einen Richtung, die andere Hälfte Zähne, welche nach der entgegengesetzten Richtung geneigt sind. Das Abraffen der Halme von der Platform E besorgt der auf dem Sitze X befindliche Arbeiter mittelst eines gewöhnlichen Handrechens. Die auf diese Weise abgerafften Quantitäten sind jede ungefähr gleich einer gewöhnlichen Garbe oder Schütte und werden auf dem Boden unmittelbar hinter dem Rahmen A, A der Maschine niedergelegt, so daß immer ein freier Raum zur Rückkehr der Maschine bleibt, falls im Binden der Garben nicht Schritt gehalten werden könnte mit dem Vorwärtsschreiten der Mähmaschine. Y¹ ist ein geschwungenes Brett, welches das stehende Korn auf der vordern Seite der Maschine der Klinge zuführt, während ein ähnlicher Theil Y² an der entgegengesetzten Seite einen ähnlichen Zweck erfüllt. Das Winkelstück Y³ verleiht den das Flügelrad unterstützenden Theilen noch mehr Steifigkeit und verhindert zugleich das gemähte Korn, hinten von der Platform herunter zu fallen. Aus demselben Grunde ist die Rückseite der Platform noch mit einem Tuche L bespannt. Soll die Maschine von einem Orte zum andern transportirt werden, so wird das Zahnrädervorgelege ausgerückt, indem man das Fußlager der Zwischenwelle N zur Seite bewegt; zu diesem Zweck hat man das Fußlager c an dem einen Ende eines Hebels d angebracht, welchen Fig. 11 für sich darstellt und welcher um seine Mitte um einen am Rahmen A befestigten Bolzen e drehbar ist. Das andere Ende des Hebels wird mittelst eines durch das Loch f gesteckten Bolzens am Gerüste befestigt; nimmt man diesen Bolzen heraus, so können die Räder leicht ein- und ausgerückt werden. Ueber die Leistung dieser Mähmaschine theilt W. Day in einem Briefe an die Times unter Anderm folgendes mit: Auf Day's Farm in Farningham und auf Roß Mangles' Farm in Guildford wurden in Gegenwart der hauptsächlichsten Pächter in Kent Versuche angestellt, „welche so befriedigend aussielen, daß sich bei Anwendung der amerikanischen Mähmaschine ein großer Nutzen für den Landwirth erwarten läßt.“ Day glaubt, daß die Maschine 12 Acres (1 Acre = 1,584 preuß. Morgen = 1,467 sächs. Morgen) per Tag abernten könne; aber selbst bei Annahme eines kleineren Werthes stellt sich immer noch eine Ersparniß von 40 Proc. heraus. Wenn z.B. die Maschine täglich mit zwei Pferden und zwei Männern 10 Acres aberntet, was eine sehr niedrige Abschätzung ist, so stellt sich folgendes Resultat heraus: Pfd. St. Sh. D. Zwei Mann, pro Tag 2 Shill. 6 Pence   5 – Zwei Pferde, pro Tag 5 Shill 10 – Miethlohn für die Maschine 10 – Die Garben zu binden und in Haufen zu setzen, 10     Acre, à 3 Shill. 6 Pence 1 15 – ––––– ––––– Summa 3  –   – Nach dem bisherigen Verfahren würde das Mähen, Binden und Haufensetzen zu 10 Shill. pro Acre für eine gleiche Fläche 5 Pfd. St. kosten, so daß sich also eine Reinersparniß von 2 Pfd. Sterl. für einen Arbeitstag herausstellt. Daß man mittelst dieser Maschine an einem schönen Tage seine ganzen Felder mit Sicherheit abernten kann und gerade zu einer Zeit, wo gute Arbeiter oft schwer zu haben sind, ist ein anderer wichtiger Umstand.

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