Titel: | Bemerkungen über Schiffs-Dampfkessel- und Dampfmaschinen-Construction in England. |
Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. LXV., S. 322 |
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LXV.
Bemerkungen über
Schiffs-Dampfkessel- und Dampfmaschinen-Construction in
England.
Aus den Annales des Travaux publics de Belgique, t. IX, p.
376.
Bemerkungen über Schiffs-Dampfkessel- und
Dampfmaschinen-Construction in England.
Die belgische Regierung sandte im Sommer 1850 mehrere Marine-Ingenieure nach
England, um in den Seearsenalen zu Woolwich, Deptford, Greenwich, Chatham, Cherneß,
Plymouth den neuesten Stand des Schiffsbaues, sowie in den Werkstätten der HHrn.
Miller und Ravenhill, Dichburn und Marc, Rennie, Penn,
Maudslay und Field neue Dampfkessel- und
Dampfmaschinen-Constructionen für Schiffe kennen zu lernen.
Wir entnehmen das Nachstehende dem Berichte, welchen der Ingenieur Sadoine zu Ostende seiner Regierung
erstattet hat, beschränken uns jedoch auf Dampfkessel und Dampfmaschinen, da der
Schiffsbau zu wenig in den Bereich dieser Blätter gehört.
Dampfkessel.
Ueberall, in den Werkstätten sowohl als auf Schiffen, fanden die belgischen
Ingenieure Röhrenkessel mit innerer Flamme. – Kessel mit rückkehrender Flamme
benutzt man nur, wenn die Höhe nicht beschränkt ist.
Bei den Röhrenkesseln erhebt sich die aus dem Herde strömende Flamme senkrecht, geht
durch eine Reihe von Röhren, welche über dem Herde parallel mit seiner Länge
angebracht sind, und von dort unmittelbar in die Esse, die sich am Vordertheile des
Kessels befindet.
Wenn aber der Schiffsraum nicht hoch genug ist, oder wenn die ganze Maschine unter
dem Wasser liegen muß, wie bei den Kriegsschiffen, so folgen die Röhren auf den
Herd, parallel mit seiner Länge. Es strömt daher die Flamme, wenn sie aus dem Herde
kommt, in die Röhren und aus diesen in die Esse, welche am hintern Theile des
Kessels angebracht ist. Man nennt diese Apparate Kessel mit
directer Flamme.
Das erstere System ist dann vorzuziehen, wenn der Raum für die Maschine und die
Kessel sehr beschränkt ist.
Den wesentlichsten Theil dieser Kessel bilden die Röhren. Einige Constructeure, sowie
das Arsenal zu Woolwich, wenden kupferne, und noch häufiger messingene Röhren an,
und sie behaupten, daß bei gleicher Oberfläche dieses Metall um so mehr Dampf
erzeugt, je dünner es ist. In andern Fabriken, wie bei Miller und Ravenhill, Maudslay und Field, sowie bei Penn, werden
nur eiserne Röhren benutzt. Man macht in diesen Werkstätten den messingenen Röhren
den Vorwurf, daß sie durch die Berührung mit dem Eisen eine zerstörende galvanische
Einwirkung veranlassen; der wesentlichste Vorzug der eisernen Röhren besteht aber in
ihrer größeren Wohlfeilheit und Dauerhaftigkeit im Verhältniß zu den kupfernen. In
der Fabrik von Penn verfertigt man oft neue Kessel mit alten, vorher ausgeglühten
Röhren.
Maudslay hatte Versuche mit galvanisirten (verzinkten)
eisernen Röhren angestellt. Er suchte dadurch den Rost zu vermeiden, und wenn die
Kesselsteinbildung auch nicht gänzlich zu verhindern ist, so läßt sich der Stein
doch leichter wegschaffen, da der Rost des bloßen Eisens das feste Anhaften des
Steins begünstigt.
Obgleich man seit langer Zeit erkannt hat, daß die Heizoberflächen um so bedeutender
seyn müssen, je geringer der Durchmesser der Röhren ist, und daß der Zug und die
Verbrennung in weitern Röhren eher vor sich gehen als in engern, so haben wir doch
überall höchstens 2 1/2 Zoll weite Röhren gesehen, besonders bei den Kesseln mit
directer Flamme. Der Vorzug der engen Röhren vor den weiten besteht darin, daß sie
von einer geringern Wassermenge umgeben sind, und es ist möglich, daß dieser
Vortheil den andern überwiegt. Penn hat die Länge der
Röhren bei 2 1/2 Zoll Durchmesser bis auf 7 Fuß gesteigert.
Die Eisenstärke der Röhren beträgt 1/8 Zoll. Man behauptet, daß sie noch länger
dauern als die Kessel.
Das Blech beziehen die Maschinenbau-Anstalten von Low Moor in Staffordshire
und von Bowling in Yorkshire und zwar in so großen Tafeln, daß die Rahmen, welche
als Support für die Röhren dienen, aus einem einzigen Stück bestehen. Diese Bleche
sind ganz vorzüglich, haben gar keine Schiefern und verarbeiten sich sehr gut.
Die Vernietung geschieht soviel wie möglich warm mittelst Nietmaschinen.
Die Kessel mit rückgängiger Flamme haben fast alle dieselbe Gestalt, nur bestehen
manche Kessel aus zwei Stücken, die sich in einer ebenen Fläche berühren; andere
hingegen nur aus einem Stück. Zwei über einander gestellte Parallelepipeda, von
denen das eine den Herd und die Wasserröhren, das andere kleinere den Dampf enthält,
geben einen Begriff von der Form eines aus einem Stück bestehenden Kessels. Diese
beiden Körper, deren Schwerpunkte in derselben senkrechten Linie liegen, durch eine
Ebene in zwei Theile getheilt, welche durch diese Schwerpunkte geht, geben die
Formen der aus zwei Theilen bestehenden Kessel. Rundet man die Ecken des großen
Parallelepipedums und die durch beide gebildete Kante ab, so erhält man die
vollkommene äußere Gestalt dieser Kessel. Von der Seite gesehen ist die Form nicht
diejenige eines Parallelogramms. Die eine Fläche ist etwas nach unten gekrümmt, und
zwar so, daß die gekrümmte Oberfläche als Feuerbrücke dient. Andererseits ist die
vordere Seite des Kessels im allgemeinen von dem Feuerkasten ausgehend nach oben zu
geneigt. Eine solche Einrichtung ist zweckmäßig für den Zug. Die aus den Röhren
strömende Flamme trifft eine geneigte Fläche, welche sie zur Esse führt.
Die geringe Wassermenge, welche in den Röhrenkesseln enthalten ist, hauptsächlich
aber die Concentrirung der Heizoberfläche, welche den Zweck hat, den zur Abscheidung
des entstehenden Dampfes gelassenen Raum zu beschränken, veranlassen gewöhnlich ein
sehr starkes Aufkochen an der Oberfläche des Wassers im Innern des Kessels) man
erhält daher nie trockenen Dampf und alle bis jetzt in England construirten
Röhrenkessel haben den Fehler, Dampf zu entwickeln der mit Wasser gemengt ist,
welches alsdann in die Cylinder kommt.
Man hat verschiedene Mittel zur Verbesserung dieses Fehlers angewendet, man hat die
Dampfbehälter größer gemacht, am Ende der Dampfröhre eine Gießkannenbrause
angebracht etc., aber den Zweck durchaus nicht erreicht.
Wir glauben bei dem Kessel des Dampfboots „die Eisenbahn“,
welches neuerlich erbaut wurde, diesen Fehler dadurch vermieden zu haben, daß wir
den Röhren eine weit stärkere Neigung gaben, als es in England üblich ist. Das
Wasser, welches sich vorher zwischen den obern Theilen des Herdes und den Röhren
befand, steht jetzt zum Theil über letzteren. Wenn die Wasserschicht am hintern
Theil 1 Fuß stark ist, so hat sie vorn eine Stärke von 6 Zoll; nun findet sich
hinten die größte Wärme.
Diese Wasserschicht ist aber hinreichend, um den sich bildenden Dampf, ehe er in den
Behälter gelangt, abzukühlen. Es ist wahr, daß der Raum zwischen den Röhren und dem
untern Theil des Herdes sehr vermindert worden ist, und daß er wenigstens weit genug
seyn sollte, um gereinigt werden zu können. Dieß hat aber gar keine Schwierigkeiten,
denn man braucht nur über jeder Kuhl des Herdes zwei Röhren wegzunehmen, um den Raum
zu bekommen, der in den englischen Kesseln mit horizontalen Röhren vorhanden ist.
Diese beiden Röhren sind auch von geringer Wichtigkeit, da sie zum Ausströmen der
aus dem Herde kommenden Flamme sehr schlecht gelegen sind. – Diese geneigten
Röhren haben auch noch den Portheil, daß sie den Zug verstärken.
Es gibt noch ein anderes Mittel das Aufwallen des Wassers in dem Kessel zu vermeiden,
indem man vor dem Anfeuern durch die Mannslöcher der Dampfbehälter eine gewisse
Menge geschmolzenen Talg eingießt, welcher in Folge seines specifischen Gewichts auf
der Oberfläche des Wassers schwimmt. Dieß ist aber ein kostspieliges Aushülfsmittel;
dennoch wenden wir es an, aber auf andere Weise und wegen eines andern Zweckes. Alle
14 Tage überziehen wir alle inneren Flächen des Dampfbehälters mit einer Schicht
geschmolzenen Talges, welche erstarrt, aber wenigstens etwas in die Poren des
Metalles dringt, denn wir haben sichere Beweise, daß die corrosive Wirkung des aus
Meerwasser entwickelten Dampfes auf das Metall dadurch vermindert wird. Sowie nun
der Kessel gefeuert wird, schmilzt der Talg-Ueberzug und schwimmt auf der
Oberfläche des Wassers.
Die Röhrenkessel, welche direct von der Flamme durchströmt werden, sind entweder
cylindrisch oder länglich-viereckig. Die erstern bieten nichts Neues dar,
wogegen die zweiten, wegen der Art und Weise wie sie am Bord der großen
Kriegsschiffe angebracht werden, bemerkenswerth sind.
Zwei Kesselkörper stehen mit ihren Enden dicht aneinander, und zwar so, daß beide nur
einen Rauchkasten, eine Esse, dagegen aber zwei Feuerkasten haben, von denen der
eine nach dem vordern, der andere nach dem hintern Ende des Schiffes zu liegt. Durch
diese Einrichtung geht viel Platz verloren, nämlich derjenige unter den Röhren und
unter den Rauchkasten.
Man machte zu Woolwich Versuche an einer Dampffregatte mit Rädern, dem
„Tiger“, mit zwei Systemen von ähnlichen Kesselpaaren, von
denen das eine am Steuerbord, das andere am Backbord angebracht war. Das Fahrzeug hatte daher
zwei Essen, die in derselben Querebene des Schiffes lagen. Zwischen beiden
Kesselsystemen ist ein Durchgang von 2 Fuß Breite, um von der hintern auf die
vordere Seite und zur Maschine zu gelangen.
Die bei diesen Kesseln angewendeten Röhren bestehen aus Messing, haben einen äußern
Durchmesser von bloß 2 Zoll und sind mit eisernen Ringen in den blechernen Wänden
befestigt. Diese messingenen Röhren haben daher auch noch den Nachtheil, den
Querschnitt für das Ein- und Ausströmen der Flamme zu vermindern. Aber diese
Ringe sind durchaus nothwendig, indem die ungleiche Ausdehnung des Eisens und des
Messings die Fugen undicht macht.
Der „Terrible“, eine Dampffregatte der englischen Marine, hat
auch doppelte Kessel, aber mit rückgängiger Flamme. Es sind dieß zwei einfache
Kessel, welche so aneinander gelegt sind, daß sich ihre Roste berühren. Der erste
Rauchkasten ist gemeinschaftlich und nur eine Esse vorhanden, die sich gabelt und
den Rauch von den beiden eisernen Rauchkasten aufnimmt. Dieses System erfordert
wenig Platz, allein wir bezweifeln, daß es einen guten Zug hat, um so mehr, da diese
Kessel der Quere nach stehen, und die Feuerthüren nach den Schiffswänden zu
angebracht sind.
Die kupfernen Kessel scheint man aufgegeben zu haben; wir sahen nur einen in den
Werkstätten zu Woolwich.
Bei einigen neuen Kesseln hat man sehr nützliche Einrichtungen angebracht. Ueber den
Kuhlen der Herde sind zwei oder drei Röhren aus der ersten Reihe weggelassen, um den
Raum zu vergrößern, durch welchen ein Mann die Kessel reinigen muß. Ebenso hat man
an der Seite des Kessels und gegenüber dem Bleche, welches die Röhren trägt, eine
länglich-viereckige Oeffnung angebracht, durch welche man eine Kratze
einführen und den Kesselstein von dem Blech entfernen kann.
Es sollte aber auch eine Oeffnung unter der vorhergehenden in der Höhe der Roste
angebracht werden, um die sogenannte Kuhle, d.h. den Raum
reinigen zu können, welcher von einer der Seitenflächen des Herdes in der Seitenwand
des Ofens gebildet wird und der sich nur sehr schwer rein halten läßt.
Wir haben diese Einrichtung der Kessel bei dem Paketboot
„Eisenbahn“ angewandt und damit den Zweck vollkommen
erreicht.
Obgleich man in England annimmt, daß ein Kessel für Seedampfschiffe, nachdem er zwei
bis drei Jahre im Betriebe war, nicht mehr benutzt werden kann, so sucht man doch
die Kesselsteinbildung zu vermeiden, denn diese salzigen Niederschläge, welche an
dem Blech so fest
hängen, verhindern, daß es unmittelbar von dem Wasser berührt wird. Wenn ein Kessel
sechs Monate auf dem Meer im Betrieb war, und man hat nicht die größte Sorgfalt
angewendet, so verbrennt die blecherne Wand, in welcher die Röhren befestigt sind,
in Folge der starken Niederschläge von Kesselstein, und die Röhren werden dann lose;
diese Röhrenwände sind nämlich der unmittelbaren Einwirkung der Flamme
ausgesetzt.
Alle chemischen Mittel haben die Kesselsteinbildung an diesem Theile der Röhrenkessel
weder aufhalten noch verhüten können.
In der letztern Zeit haben wir die Wirkung der Wärme auf das Eisen und das Salz
benutzt, um die Niederschläge von denjenigen Theilen des Kessels, auf welche das
Feuer unmittelbar einwirkt und die sich nur sehr unvollkommen abkratzen lassen, zu
entfernen. Durch die Wärme dehnt sich das Eisen aus, während dieß bei dem Seesalz
nicht der Fall ist, welches daher abspringt. Zu dem Zweck wird das Wasser aus dem
Kessel abgelassen, worauf man die Mannslöcher und die übrigen Oeffnungen 24 Stunden
oder so lang offen erhält bis der Kessel erkaltet und gut abgetrocknet ist, und dann
Reißbündel auf dem Herd verbrennt, bis die Röhren an ihren hintern Enden braunroth
werden. Letztere Operation dauert etwa 1/4 Stunde, und währenddem löst sich der
Kesselstein mit Detonationen ab. Es zeigt sich, daß die Röhrenwände und die Röhren
selbst incrustirt sind. Für den Kessel ist die Operation durchaus nicht nachtheilig,
da das Blech bloß ausgeglüht wird.
Wir haben alle Röhren über den Dorn gehen lassen, und es hat keine einzige einen Riß
gezeigt, und wenn der Kessel vor dem Ausglühen undicht war, so hat er nach demselben
seine vollständige Dichtheit wieder erlangt.
Wir haben schon alle unsere Kessel auf diese Weise behandelt, und stets haben wir
vollkommen unsern Zweck erreicht. Es ist jedenfalls ein sicheres und wohlfeiles
Mittel, um den Kesselstein von denjenigen Punkten des Kessels wegzuschaffen, auf
welche das Feuer unmittelbar einwirkt. Einige englische Post-Paketboote haben
das Verfahren abgeändert; nachdem sie in dem Hafen angekommen sind, und ehe alles
Feuer von dem Roste entfernt worden ist, öffnet man die Entleerungshähne, und wenn
alsdann gar kein Wasser mehr im Kessel ist, wirft man einige Schaufeln Kohlen auf
den Herd, um wieder Flamme hervorzubringen; dadurch ist freilich das Mittel zur
Fortschaffung des Kesselsteins so wohlfeil als möglich gemacht; jedoch muß man
zweifeln, daß auf diese Art der Zweck vollkommen erreicht wird, denn wenn der Kessel noch feucht
und ausgedehnt ist, so kann die Wärme nur eine Verdampfung der noch vorhandenen
Feuchtigkeit, aber durchaus keine Ausdehnung veranlassen.
Wir glauben versichern zu dürfen, daß die Kosten der Wegschaffung des Kesselsteins
auf die von uns angegebene Weise für ein Paketboot jährlich nicht mehr als 60
Franken betragen.
Essen.
Bei Schiffen welche eine große Geschwindigkeit haben müssen, wendet man in England
gern hohe Essen an; dennoch ist bei den Kriegsfahrzeugen diese Höhe sehr vermindert.
So hat die oben erwähnte Dampffregatte „Tiger“ Essen, die zu
gleicher Zeit durch ihre Höhe den Bedingungen eines guten Zuges und der
erforderlichen Kürze bei Kampf und bei Stürmen entsprechen; es sind dieß die
sogenannten Teleskop-Essen, bei denen sich der obere Theil in dem unteren
Theil mittelst im Innern befindlicher Takelage bewegt. Der einzige Vorwurf welchen
man diesen Essen machen kann, besteht in ihrem weniger guten Ansehen.
Wir haben Essen gefunden, welche für gekuppelte Kessel eingerichtet und deßhalb durch
einen blechernen Scheider der Länge nach getheilt sind. Diese Einrichtung welche zur
Erleichterung des Zuges gemacht worden ist, kann nach unserer Meinung den
Erwartungen nicht entsprechen; denn es wird dadurch einerseits die Reibung der Gase
vermehrt und andererseits das Gewicht der Esse bedeutend vergrößert.
Einige Maschinenbauer haben die Reibung der gasförmigen Verbrennungsproducte in der
Esse vermindert; sie haben nämlich den Masten und folglich auch den Essen der
Dampfschiffe eine Neigung nach hinten gegeben. Nun steigen freilich die Gase in
Folge der Schwere senkrecht in die Höhe, allein wenn das Schiff eine gewisse
Geschwindigkeit hat, so nimmt auch jedes Theilchen dieser Gase an der Schwere und an
der Geschwindigkeit des Schiffs Theil, und es folgt daraus, daß die Bahn dieser
Theilchen eine nach dem hintern Ende des Fahrzeugs geneigte Linie ist, und daß daher
die zweckmäßig nach hinten zu geneigten Essen für den Zug sehr vortheilhaft
sind.
Maschinen.
Die Maschinen mit schwingenden Cylindern scheinen in England am meisten angewendet zu
werden, bei Penn, Rennie, Miller und Ravenhill, und in den Arsenalen von Woolwich haben wir
nur dieses System
gesehen. Maudslay und Field
halten sich an das System mit doppelten Cylindern, und haben dagegen dasjenige mit
ringförmigen Cylindern aufgegeben, weil es in der praktischen Ausführung zu
schwierig ist. Wir sahen jedoch bei letztern Maschinenbauern sowie bei Rennte
Maschinen mit horizontalen Cylindern für Schraubendampfschiffe.
Wir gehen nun auf einige besondere Einrichtungen über, welche uns bei diesen
bekannten Systemen aufgefallen sind.
Wir machten die Bemerkung, daß bei den neuern von den erwähnten englischen Maschinen
keine rechtwinkelige Verbindung stattfindet, weil unter diesen Umständen das
Gleichgewicht nicht vollkommen seyn würde. Die Maschinen mit ringförmigen oder mit
vier Cylindern von Maudslay und Field haben eine schlecht angebrachte Luftpumpe, und können daher, um
zweckmäßige Schwingungen zu machen, nicht unter 90° zu einander gestellt
werden.
Die kleinen Maschinen mit schwingenden Cylindern von Penn,
welche nur eine einzige äußere Luftpumpe haben, sind unter Winkeln von 100°,
110° oder 115° gegeneinander gestellt, je nachdem das Gleichgewicht
der Maschinen es erfordert. Dagegen sind die größeren schwingenden Maschinen mit
zwei Luftpumpen, die ebenfalls zu der Radwelle geneigt sind, unter rechten Winkeln
mit einander verbunden.
Bei Maudslay sahen wir horizontale Dampfmaschinen für das
Schraubendampfschiff „Edinburgh“ welche eine gegenseitige
Stellung von 140° zu einander hatten. Hr. Maudslay bemerkte uns, daß das Gleichgewicht der
Maschinen dieß erfordere.
Die Regulirung der Dampfschieber wird zuerst nach den vorgeschriebenen Regeln
gemacht, dann aber solange corrigirt, bis der Watt'sche
Indicator genügende Resultate angibt. Man ist in dieser Beziehung bei der englischen
Admiralität sehr streng; jeder Maschinist muß täglich die Druckcurven, welche man
durch das Instrument erlangt, angeben, so daß man eine Uebersicht von dem Dampfdruck
aller im Besitz des Staats befindlichen Dampfschiffe erlangt. Die Resultate müssen
zu gewissen Zeiten an die Admiralität eingesandt werden, welche also die Leistungen
der Maschinen vollkommen kennt.
Die aus dem Meerwasser entwickelten Dämpfe greifen die Schieberstangen, die Schieber
und die Rahmen, auf denen sich dieselben bewegen, so an, daß wir den Theil der
Stange welcher mit dem Dampf in Berührung kommt, mit einer Hülse von Kupferblech und
die Schieber sowie deren Rahmen mit 1/2 Zoll dicken Bronzeplatten füttern mußten. Dadurch
vermieden wir die Dampfverluste zwischen Cylinder und Condensator, welche sonst
häufig stattfanden. Wir freuten uns dieselbe Einrichtung in der Fabrik von Maudslay zu sehen. Damit wollen wir aber nicht gesagt
haben, daß Kupfer oder Bronze von dem Meerwasser nicht angegriffen werde.
Die Kolbenstangen bestehen gänzlich aus Gußstahl, oder sie haben einen eisernen Kern,
während die äußere Oberfläche aus einer 1 Zoll dicken Stahllage besteht.
Die Luftpumpenklappen sowie alle Klappenventile überhaupt bestehen aus Bronze und
ihre Rahmen aus demselben Material oder aus Gußeisen mit einem kupfernen Futter.
Die Luftpumpenkolben sind eine Zeitlang ein Hinderniß großer Geschwindigkeit der
Maschinen gewesen. Man hat dann den Lauf der Luftpumpenkolben verkürzt und die
Klappe auf mehrfache Weise verändert. Das zuletzt vorgeschlagene System, welches man
bereits bei Dampfschiffen von 300 Pferdekräften angewendet hat, ist folgendes: Eine
durchbrochene, d.h. mit quadratischen Löchern versehene Platte von Bronze, ist oben
mit einer ebenfalls bronzenen kugelförmigen Kappe versehen, welche kreisrunde Löcher
von 1/2 Zoll Durchmesser hat. Zwischen der Platte und der Kappe befindet sich eine
KautschukscheibeKautschuk in 3/8 Zoll starken Scheiben oder Platten kostet per Pfd. in England nur 6 Pence. von 3/8 Zoll Dicke. Wenn der Kolben steigt und saugt, so liegt diese
elastische Scheibe auf der metallenen Platte; wenn er dagegen niederwärts geht, so
liegt die elastische Scheibe an der kugelförmigen Kappe und gestattet dem
angesaugten Wasser einen freien Durchgang.
Diese Art von Luftpumpenkolben wurde zuerst von Hrn. Rennie angewendet, der sie jetzt bei allen
seinen Maschinen benutzt. Miller und Ravenhill haben diese Vorrichtung sechs Monate hindurch
bei sich selbst versucht, und sie dann bei einem Marine-Dampfboot von 300
Pferdekräften benutzt.
Die Gerüste werden jetzt aus starkem Eisenblech gemacht und die einzelnen Theile
durch Bolzen verbunden. Man legt nämlich zwei Tafeln von gleicher Form parallel
neben einander, hält sie durch gußeiserne Scheiben auseinander und schraubt sie
durch Schraubenbolzen zusammen. Die bronzenen Zapfenlager liegen in ebenfalls
bronzenen Halbcylindern, welche zwischen den beiden Blechtafeln angebracht sind.
Die Zapfenlager, besonders diejenigen welche einer starken Reibung ausgesetzt sind,
erhalten ein 1/4 Zoll starkes Futter von einer Legirung aus Zinn und Wismuth. Diese
Legirung ist weniger porös als die Bronze und vermindert daher die Reibung.
Die Auslaßröhren der Luftpumpen liegen zuweilen über der Wassertrachtlinie der
Schiffe. Dieß ist eine sehr zweckmäßige Neuerung, denn wenn sie unter dem Wasser
liegen und die Scheider auch noch so gut verschlossen sind, so geht, während der
Stillstände der Maschinen, das Wasser doch stets in den Trog zurück, dringt in die
Luftpumpe und in den Condensator, und greift die Schieberventile an.
Schaufelräder.
Alle Schiffe welche mit großer Geschwindigkeit gehen sollen, haben Schaufelräder. Die
Unterhaltungskosten dieses Radsystems sind jedoch so bedeutend, daß man bei den
See- und Kauffahrteischiffen darauf verzichten muß. Die eisernen Radschaufeln
hat man ganz aufgegeben. Bei Maschinen welche nicht gut im Gleichgewicht standen,
wirkten sie freilich als Schwungräder, allein durch ihr bedeutendes Gewicht nützten
sie die Gelenke an dem Mechanismus der beweglichen Räder so ab, daß die
Unterhaltungskosten wenigstens die doppelten von denen der Räder mit hölzernen
Schaufeln waren. Andererseits war es sehr gefährlich, diese Schaufeln auf dem Meere
auseinander zu nehmen.
Um Unfälle zu verhüten, welche daraus entstehen könnten, daß man Menschen in die
Räder schickt, um sie umzudrehen, bringt man auf der äußern Peripherie der Räder
Zahne an, in welche ein Getriebe greift, so daß einige Mann, die an einer Kurbel auf
der Brücke stehen, das Drehen des Rades bewirken können.
Schrauben.
Es gibt jetzt viele Schraubendampfschiffe in England, und es würde deren noch weit
mehr geben, wenn die Schraube ein so wirksames Fortschaffungsmittel wäre wie die
Schaufelräder. Man bemüht sich daher sehr, die Schraube so zu verbessern, daß sie
mit den Schaufelrädern in die Schranke treten kann.
Die Schrauben bestehen aus Eisen oder Bronze, je nachdem man sie bei eisernen oder
hölzernen mit Kupfer beschlagenen Fahrzeugen anwendet. Die eisernen werden auf einer
gußeisernen Schablone, welche als Ambos dient, geschmiedet. Wir bewunderten zu
Woolwich eine solche
Schraube, welche 18 Fuß im Durchschnitt hat. Die bronzenen sind gegossen, und wir
sahen mehrere zu Woolwich und andere bei Miller und Ravenhill von gleichen Dimensionen wie die eisernen. Die
bronzenen Schrauben liegen in einem ebenfalls bronzenen Gerüst, dessen senkrechte
Arme äußerlich die Form von Schraubengewinden haben, so daß der ganze Apparat
mittelst endloser Schrauben aus dem Wasser gezogen werden kann.
Zu Woolwich befinden sich mehr als 30 Schrauben von gleichen Dimensionen, alle mit
zwei Flügeln, welche man zu Versuchen über die beste Neigung der Flügel auf der
Drehungsachse benutzt hat. Der Winkel von 53° scheint als der beste erkannt
worden zu seyn.