Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. , S. 395 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber den Dampfregulator; eine mir patentirte Vorrichtung zum
Regeln der Spannung von Dämpfen, um vor dem Betriebe der Maschine damit Kochungen
verrichten zu können.
Will man bei Kochungen mittelst Dampf, d.h. solchen, wo man den Dampf nicht
unmittelbar in die Flüssigkeit einströmen lassen darf, mit nicht zu sehr
complicirten, nicht zu schwer zu reinigenden, also möglichst einfachen Gefäßen
– Apparaten – rasch arbeiten, so sind dazu hochgespannte Dämpfe und
ein fortwährendes Erneuern derselben erforderlich.
Das Letztere ist nur dadurch zu erreichen, daß man den Dampf durch die Röhren,
doppelten Böden etc. ununterbrochen durchströmen läßt, damit er den durch Abkühlung
und Niederschlagung zu Wasser gewordenen Theil – in folgender Abgabe der
Wärme an die zu kochende Flüssigkeit – hinaustreibe, um dem
nachfolgenmüssenden Platz zu machen.
Bei dem so nothwendigen Durchstreichenlassen ist es nicht zu vermeiden, daß ein ein
Theil des verwendeten Dampfes für den Zweck des Kochens verloren geht, da es eine
Unmöglichkeit ist, das rechte Maaß inne zu halten. Hat man jedoch Wärme zum Beheizen
von Fabrik- oder andern Räumen nöthig, so kann man diesen abgehenden Dampf
allerdings noch dazu verwenden. Ist nun aber in dem Etablissement auch Betriebskraft
erforderlich, so wird für dieselbe ebenfalls Dampf verbraucht, und wendet man dazu
Hochdruckmaschinen an, so reicht in den meisten Fällen der von diesen wieder
abgehende – gewirkt habende – Dampf meistens mehr als zu, um die Heizung der Räume noch damit zu bewirken.
Um nun in Ersparung an Dampf, resp. Brennmaterial, Vortheile zu gewinnen, sind viele
Techniker bemüht gewesen Constructionen zu erfinden, den Dampf mehrfach wirkend zu benutzen, und hat dieses unter andern für
Zuckersiedereien bereits den Apparat des Hrn. Rillieux – für Preußen dem
Civil-Ingenieur Hrn. Tischbein in Buckau patentirt – hervorgerufen. Mit dieser
mehrfachen Benutzung desselben Dampfes muß die Ersparung
eines nicht unbedeutenden Theils an Brennmaterial verbunden seyn. Bekanntlich wird
bei diesen Apparaten der zur Erzeugung der Betriebskraft gediente Dampf noch zum
Kochen etc. verwendet. Da nun aber bei dieser Einrichtung der Dampf, wenn er die
Maschine verläßt sich frei ausdehnen kann, so wird er sofort auf eine Temperatur von
nahe 80° R. herabsinken, und dann die weitere Verwendung zum Kochen nur mit
dem Dampfe und der Flüssigkeit sehr viel Oberfläche bietender Apparate, und fast nur
im luftverdünnten Raume eine geeignete Wirksamkeit, zu erzielen seyn.
Demselben Ziele nachstrebend, d.h. die Consumtion des Dampfes zu vermindern, so ist
es mir gelungen, einen Dampfregulator zu construiren, mit
welchem es möglich ist, Dampf in irgend einem Gefäße auf einer niedrigeren
Temperatur, resp. Spannung, constant zu erhalten, als
diejenige Temperatur oder Spannung ist, mit welcher man gewöhnlich den Dampf in
Fabriken zum Kochen verwendet, oder für die Anwendung meines Principes herstellt.
Mit der Differenz zwischen der Spannung, welche man in den Dampfentwicklern
unterhalt – etwa zwei oder mehr Atmosphären – und derjenigen, welche
man in einem Sammelgefäße durch meinen Regulator herstellt, will ich die Kochungen bewirken, dann von diesem
Gefässe – Sammler – aus die Betriebskraft erzeugen, d.h. die Maschinen
betreiben, und nun noch die event. Räume-Beheizungen, mit den von den
Maschinen abgehenden Dämpfen besorgen. Es ist so möglich, daß aller erzeugte Dampf zu dreimaliger Wirkung
gebracht wird. Diese Anordnung ist daher eine umgekehrte von der oben erwähnten, und
benutzt man so die höhere Temperatur zuerst zum Kochen,
Verdampfen etc., was eine größere Einfachheit in den Apparaten, ein Kochen in offenen Gefäßen, mit Präcision und Sicherheit in der
Behandlung, zuläßt.
Die von den Koch- etc. Gefäßen noch abgehenden Dämpfe vereinigen sich in dem
Sammelgefäße, aus welchem die bis dahin zu Wasser gewordenen Dämpfe zu weiterer
Verwendung – Speisung der Kessel etc. sicher sich
abscheiden, und in welchem der etwa zu weiterer Benutzung fehlende Dampf durch den
Regulator, nach Bedürfniß, eingelassen wird, so daß die
regelmäßige Speisung der Maschinen jederzeit gesichert ist. Es ist durch den
Regulator dann fast ganz unmöglich gemacht, daß die bei den Apparaten angestellten
Arbeiter, was in der Regel in hohem Maaße statt hat,
nicht mehr Dampf durch dieselben streichen lassen können,
als durch den Regulator bestimmt ist. Natürlich kann zu letzterem Zwecke der
Regulator auch für sich allein angewendet werden.
Dieser Regulator hat eine einfache Construction und kostet wenig, so wie denn bei
seiner Anwendung alle schon vorhandenen Apparate und Maschinen
in der Regel ohne weiteres beibehalten werden können.
In Bezug auf die Anwendung der dreimaligen Wirksamkeit des Dampfes in der angegebenen
Reihenfolge des Kochens, des Maschinenbetriebes und Heizens, bemerke ich noch, wie
ich in vielen Zuckerfabriken beobachtet habe, daß der beim Kochen etc.
durchgelassene Dampf mehr war, als zu dem Maschinenbetriebe nöthig gewesen wäre. Da
aber, wo man durch große Aufmerksamkeit die Consumtion des Dampfes unter diesen Fall
vermindert hat, oder wo dieselbe von Anfang aus geringer ist, kömmt jedenfalls all
der noch abgehende Dampf mit zur Wirkung bei Erzeugung der Betriebskraft, denn der
Regulator ersetzt nur das Fehlende. Natürlich kann der
Regulator auch in Brennereien und Färbereien angewandt werden.
Seit Mitte September d. J. ist der Regulator im Gange, und zwar ohne alle Nachhülfe
von Anfang an. Das Letztere ließ sich erwarten, da dieser Regulator ungemein einfach
ist, und weder einen Hahn, noch ein Ventil oder dgl. hat. Der von den Apparaten
durchgehende Dampf reicht aus, die Maschine zu betreiben, so daß ganz selten der
Regulator dazu Dampf hinzuzugeben nöthig hat. Ganz besonders – und zwar
günstig – zeigt sich die regulirte Rückspannung auf die Apparate wirksam.
Das Wasser, welches sich (ohne Ventil oder Hahn etc.) ganz regelmäßig von dem Dampfe
schied, ist siedend und wird ohne Anstoß – durch die Pumpen – in die
Kessel gefördert.
Welches Quantum von Brennmaterial dadurch erspart wird, läßt sich mit Sicherheit erst
am Ende der Campagne sagen.
Auf frankirte Anfragen wird weitere Auskunft gern gegeben.
Schöttlersen. in Magdeburg.
Reife ohne Schweißung für die Räder der Locomotiven und
Eisenbahnwagen; von den HHrn. Petin und Gaudet, Eisenhüttenbesitzer zu Rive-de-Gier.
Die HHrn. Petin und Gaudet, welche schon mehrere
glückliche Verbesserungen in der Ausführung großer Stücke aus geschweißtem Eisen für
mächtige Maschinen, z.B. Locomotiven, Achsen, Wellen, Kurbeln, Kolben- und
Bläuelstangen der Dampfschiffe etc. gemacht haben, sind neuerlich dahin gelangt,
Wagenreife in vollkommenen Ringen ohne Schweißung
darzustellen, welche eben so sauber als fest sind.
Bekanntlich wird das Reifeisen von den Hütten an die Maschinen-Bauwerkstätten
in geraden Stäben von verlangter Länge abgeliefert. Das Biegen, Zusammenschweißen
und Auflegen auf die Radkränze geschieht mit Hülfe eigenthümlicher Oefen und
Werkzeuge. Jetzt liefern die HHrn. Petin und Gaudet diese Kränze als Reifen oder Ringe von verlangtem
Durchmesser, wodurch man eine Reihe schwieriger Arbeiten vermeidet, die einerseits
nicht einmal vollständige Sicherheit gewähren, besonders was die Schweißung
betrifft, und wobei andererseits ein bedeutender Abfall stattfindet, während
überdieß die Arbeitslöhne und das Brennmaterial bedeutende Kosten verursachen. Die
genannten Fabrikanten sind sogar dahin gelangt, diese Reifen so genau zu liefern,
daß sie nicht abgedreht zu werden brauchen.
Die Eisenbahn-Ingenieure, die Fabrikanten von Locomotiven und Waggons, so wie
die Eisenbahn-Gesellschaften werden diese Reifen um so lieber kaufen, da sie
nicht allein aus tadellosem Eisen tadellos angefertigt sind, sondern auch eine sehr
wesentliche Ersparniß veranlassen, wovon man sich durch nachstehende Resultate
überzeugen kann.
Ein gerader Reifstab für Eisenbahnwagenräder von den zweckmäßigen Dimensionen und für
einen Raddurchmesser von etwa 1 Meter wiegt 160 Kilogr.; er wird den Eisenbahnen zum
Preis von 63 Fr. per 100 Kilogr. überlassen, so daß
ein solcher Reif zu stehen kommt auf
100,80 Fr.
Die Arbeiten des Biegens und Schweißens kosten mit Einschluß
des Brennmaterials
30,00 Fr.
Der Verlust an Eisen bei diesen Arbeiten beläuft sich auf 12
Klgr. à 63 Fr.
7,55 Fr.
–––––––––
Ein solcher Reif kostet daher
138,35 Fr.
Und da ein solcher Reif nach seiner Bearbeitung nur 148 Klgr. wiegt, so sieht man daß
1 Klgr. verarbeitetes Reifeneisen 138,35 ÷ 148 = 0,935 Fr. kostet; d.h. 100
Klgr. kosten 93,50 Fr. Die gebogenen Reifen ohne Schweißung von gleicher Stärke und
von gleichem Durchmesser, welche die HHrn. Petin und Gaudet liefern, und die ebenfalls 148 Klgr.
wiegen, kosten per 100 Klgr. nur 65 Fr.; daher das Stück den Eisenbahnen 96,20 Fr.,
d.h. 42,15 Fr. weniger als die in Stäben gelieferten Reife kostet.
Aber die in Stäben gelieferten Reife müssen nach dem Biegen und Zusammenschweißen
noch auf die Drehbank kommen, um an allen ihren Theilen, sowohl im Innern als
Aeußern, abgedreht zu werden, wodurch neue Arbeitslöhne und neuer Abgang veranlaßt
werden.
Es kostet ein Radreif, nachdem er gebogen und geschweißt ist,
nach der obigen Angabe
138,35 Fr.
Das Abdrehen und Ausbohren der Reife kostet noch
6,60 Fr.
Der Abgang beträgt etwa 10 Klgr. à 93,50 Fr. per 100 Klgr.
9,35 Fr.
––––––––
Summa
154,30 Fr.
Davon sind abzuziehen weil der Abgang à 12 Fr. per 100 Klgr. verkauft
wird.
1,20
–––––––––
Ein fertiger Reif kostet daher
153,10 Fr.
und da er nach allen diesen Bearbeitungen nur noch 138 Klgr.
wiegt, so kostet 1 Klgr.
153,10 ÷ 138 = 1,11 Fr.
Die Reife aus der Fabrik der HHrn. Petin und Gaudet, welche sogleich auf die Räder gelegt werden können, und
vorher weder ausgebohrt noch abgedreht zu werden brauchen, kosten bei gleichem
Gewicht von 138 Klgr. à 65 Fr. per 100 Klgr.
(138 × 65)/100 = 89,70 Fr.
folglich beträgt die Ersparung gegen die gewöhnlichen Reife,
welche in Stäben von der Hütte geliefert werden, für einen Reif von gleicher Stärke,
gleichem Raddurchmesser und gleichem Gewicht
153,10 Fr. – 89,70 Fr. = 64,40 Fr.
Bei solchen Vortheilen müssen die nach dem neuen System angefertigten Radreife eine
sehr große Verbreitung auf allen Eisenbahnen erhalten, da sie einen wesentlichen
Punkt bei den Betriebskosten bilden.
Das Verfahren bei dem Ausschmieden des Eisens ist Gegenstand eines Patentes, welches
die HHrn. Petin und Gaudet nicht nur in Frankreich,
sondern auch in England,
Belgien, Deutschland etc. erhalten haben. (Publication
industrielle de Mr. Armengaud, Bd. VII S.
494.)
Ueber die Zufälle, welchen die Arbeiter bei der Bereitung von
chromsaurem Kali ausgesetzt sind.
Die das saure chromsaure Kali bereitenden Arbeiter sind nach Becourt's und Chevallier's Untersuchungen, wenn sie nicht
Tabak schnupfen, eigenthümlichen Benachtheiligungen ausgesetzt; es wird insbesondere
die Nasenschleimhaut zerstört Schnupfer bleiben davon verschont. Stellen, wo die
Haut der Arbeiter bloßliegt, werden, wenn die Lösung dieses Salzes damit in
Berührung kommt, ebenfalls stark angegriffen, weßhalb sie sich davor zu hüten haben.
Auch durch zu leichte Kleidung können sich solche Arbeiter Uebel zuziehen. Denselben
Uebeln sind auch Thiere ausgesetzt. Die genannten Chemiker setzen ihre
Untersuchungen fort. (Comptes rendus, October 1851, Nr.
14)
Reade's
Eisencyanjodid oder auflösliches Berlinerblau.
Auf der Londoner Industrie-Ausstellung befanden sich Proben von dieser
Verbindung, welche der ehrenwerthe J. B. Reade entdeckte
und sich patentiren ließ. Man erhält dieses Product, wenn man zu gelbem blausaurem
Kali die geeignete Menge Jodeisen mit überschüssigem Jod gibt. Berlinerblau bleibt
auf dem Filter und ist nach dem Auswaschen und Trocknen vollkommen auflöslich;
dampft man die farblose filtrirte Flüssigkeit ab, so erhält man als Rückstand reines
Jodkalium.
Aequivalent des Eisencyanjodids:
Eisen
7
196
30,8
Cyan
9
234
36,8
Kalium
2
80
12,6
Jod
1
126
19,8
––––––––––––––––
Eisencyanjodid
1
636
100,0.
Wenn wir daher nehmen:
Gran.
Blutlaugensalz
145,0
JodEisen
126 28
um Jodeisen zu bilden
154,0
überschüssiges Jod, um es im
Jodeisen aufzulösen
37,2
–––––
336,2
so haben wir im Ganzen folgende Elemente und Endproducte:
Elemente.
Producte, nämlichBerlinerblau, von
Jodkaliumvon
Eisen
50
50
...
Cyan
61
61
...
Kalium
62
20,4
41,6
Jod
163,2
32,2
131,0
–––––––––
–––––––––––––––––––
–––––––––
336,2
163,6
172,6
Das Eisen und Cyan bilden also mit einem Theil des Kaliums und Jods, Berlinerblau von
intensiver Farbe, welches vollkommen auflöslich ist; das übrige Kalium und Jod
bilden Jodkalium, dessen Auflösung auf Curcumapapier gar nicht alkalisch
reagirt.
Die Eigenschaften dieses neuen Berlinerblaues machen es als Schreibflüssigkeit und
Malerfarbe schätzbar; das Jodkalium, welches man bei diesem Processe erhält, besitzt
Vortheile zur Bereitung des Kalotyppapiers.
Bei dem beschriebenen Versuch wird das Wasser nicht zersetzt und es bildet sich keine
Jodwasserstoffsäure; das Jod scheint aber die Rolle des Sauerstoffs zu spielen, und
ertheilt dem Berlinerblau dieselbe satte Farbe, welche das mit einem Eisenoxydsalz
bereitete besitzt. Ohne einen Ueberschuß von Jod fällt der Niederschlag beinahe weiß
aus, er absorbirt aber schnell Sauerstoff aus der Luft, und ist auflöslich. (Official descriptive and illustrated Catalogue of the great
Exhibition, 1851, Vol. I p. 185.)
Chloroform bei mikrographischen Untersuchungen
angewandt.
Die Schwierigkeiten, Thiere unter dem Gesichtsfeld des Mikroskops ruhig zu erhalten,
überwand Hr. B. Lecoeur
mittelst Chloroforms, das er an einem Stückchen Schwamm oder Papier auf das Glas
legt, auf welchem diese Thierchen untersucht werden sollen. Infusorien, welche bei
einer gewöhnlichen Vergrößerung (von 200 Durchmessern) ungefähr 6 Centimeter lang
und 4 Centim. breit erscheinen – wahrscheinlich Schnellthierchen (Vorticellae) – ändern unter dem Einfluß des
Chloroforms ihre Bewegung vollkommen kommen wohl auch ganz zur Ruhe, nahmen aber,
sobald das Chloroform entfernt wurde, ihren früheren Zustand wieder an. (Comptes rendus, Octbr. 1851, Nr. 14.)
Reagens um den Zucker in den thierischen Flüssigkeiten zu
entdecken.
Ein englischer Arzt, Dr. Donaldson, hat folgendes einfache Mittel angegeben, um das Vorkommen des
Zuckers im Blut, Urin, der Leber zu entdecken. Man nimmt:
krystallisirtes kohlensaures Natron
5 Gramme
Aetzkali
5 –
Weinstein
6 –
krystallisirten Kupfervitriol
4 –
destillirtes Wasser
32 –
läßt das Ganze kochen und filtrirt.
Man braucht nur einige Tropfen dieser Auflösung in den Urin oder irgend eine
Flüssigkeit worin man Zucker vermuthet, zu gießen, und das Ganze über der Lampe zu
erhitzen, um die geringste Menge Zucker zu entdecken. Die Flüssigkeit färbt sich,
nachdem sie einige Minuten erwärmt worden ist, zuerst grünlichgelb, und wird um so
mehr röthlichgelb, je größer ihr Zuckergehalt ist. (Journal
de Chimie medicale, Novbr. 1851, S. 641.)
Ueber ein orientalisches Verfahren die Trauben aufzubewahren;
von Hrn. Landerer.
Um die Trauben einige Monate, und zwar fast bis zum April, zu conserviren, bedient
man sich im Orient, hauptsächlich in Konstantinopel, folgenden Verfahrens: Man höhlt
20–30 Fuß tiefe und 8–10 Fuß breite Gruben, ziemlich oval, aus, und
bringt, wenn man sich von ihrer Festigkeit überzeugt hat, die Trauben hinein, indem
man dieselben so aufhängt, daß sie in der Mitte eines Rondells bleiben; hierauf
wirft man durch die Oeffnung angezündetes Stroh in solcher Menge in die Grube, daß
das Feuer eine Zeit lang unterhalten bleibt, bis das Loch ganz von Rauch erfüllt ist, und damit
dieser nicht heraustrete, verschließt man die Oeffnung so gut als möglich, so daß
weder Luft noch Wasser eindringen kann. Wenn nach einigen Monaten die Grube wieder
geöffnet wird, findet man die Trauben recht gut erhalten, und wenn man dieselben
dann eine Zeit lang in kaltem Wasser läßt, so nehmen sie ihre natürliche Frische
wieder an. Ohne Zweifel ist die Conservirung dieser Früchte der Kohlensäure und dem
Kohlenoxyd zuzuschreiben, womit diese Höhlen ganz erfüllt werden. (Journal de Pharmacie, October 1851, S. 289.)
Ueber die Bereitung des Rosenöls im Orient; von Landerer.
Die Pharmakognosten unterscheiden zweierlei Sorten Rosenöls, arabisch Giel Sejin oder
Atar, das indische und das levantische. Beide werden aus verschiedenen Rosenarten bereitet,
vorzüglich aus der Rosa damascena, R. moschata, R.
sempervirens und R. centifolia. Die
Bereitungsart ist ebenfalls verschieden. In Indien werden die frischen Rosenblätter
mit Wasser übergossen und das Gemenge der Sonnenhitze ausgesetzt. Das in Folge einer
Gährung sich ausscheidende Oel schwimmt auf der Oberfläche, wird mittelst Baumwolle
vom Wasser abgenommen und die Baumwolle ausgedrückt. Auch durch Destillation mit
Wasser wird es gewonnen, wo dann das mit dem Oel gesättigte Wasser einige Nächte
hindurch in weiten Schüsseln an einen kühlen Ort gestellt wird, worauf sich das Oel
abscheidet und, wie angegeben, abgenommen wird.
In China werden die frischen Rosenblätter mit den ölreichen Samen einer Digitalis-Art, D.
Sisama, geschichtet und nach mehrtägiger Maceration scharf ausgepreßt. Das
Rosenöl wird alsdann durch Destillation vom fetten Oel getrennt.
Diesen Bereitungsmethoden füge ich noch folgende bei, welche vorzüglich in Damaskus
üblich seyn soll, und mir von einem Manne erzählt wurde, der sich daselbst und in
andern Theilen Kleinasiens Jahre lang mit der Darstellung von Rosenöl und
Rosenwasser beschäftigt hat. Um nämlich das Oel, nicht wie bei der gewöhnlichen
Destillation in Form eines Stearoptens in kleinen weißen Blättchen, sondern flüssig,
klar und durchsichtig zu erhalten, wie es im Handel vorkommt, werden die des Morgens
vor Sonnenaufgang gesammelten, von ihren Kelchen und andern grünen Theilen befreiten
Rosenknospen einer Art trockener Destillation unterworfen, und zwar auf die Weise,
daß man große Kolben mit aufsitzenden Helmen, welche gegen 30 bis 50 Pfd.
Rosenknospen fassen (und aus den Glasfabriken von Konstantinopel oder Alexandria
kommen) damit anfüllt, in ein Salzbad stellt und vollkommen in wollene Tücher
einwickelt, um die Hitze so sehr als möglich zu steigern, wobei jedoch kein
Anbrennen stattfinden kann. Die Destillation wird so lange fortgesetzt, als noch
Flüssigkeit übergeht, oder bis diese eine braune Farbe zeigt. Das größtentheils aus
Rosenöl bestehende Destillat wird von der sehr gefärbten wässerigen Flüssigkeit
geschieden, mit Salzwasser zu wiederholtenmalen zusammengeschüttelt, wodurch es eine
hellere Farbe erhalten soll, davon durch Abgießen getrennt und in die für den
Verlauf bestimmten, mit Gold verzierten Gläser gefüllt, welche man noch in
weißblechene Büchsen steckt und unter dem Namen Giel Jaghi nach Konstantinopel und
auf die Bazars des Orients schickt.
In Griechenland wird das Rosenwasser (und Aq. Naphae)
größtentheils aus Chios bezogen, wo es eine Menge Destillateurs gibt. In einem aus
Smyrna bezogenen Rosenöl, welches dem Wasser nicht den gehörigen Geruch mittheilte,
und das ich deßwegen für verfälscht hielt, fand ich bei der Untersuchung wirklich
Wallrath. (Aus Buchner's Repertor. der Pharmacie, 3te Reihe Bd. IX und Journal de Pharmacie, Octbr. 1851.)