| Titel: | Walzendruckmaschine für sechzehn Farben, von S. Jacobs in Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. VI., S. 7 | 
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                        VI.
                        Walzendruckmaschine für sechzehn Farben, von
                           S. Jacobs in
                           Manchester.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, Mai 1852, S.
                              33.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Jacobs' Walzendruckmaschine für sechzehn Farben.
                        
                     
                        
                           Hr. S. Jacobs von Kendal in Westmorland hat die
                              gewöhnliche Walzendruckmaschine für sechs oder acht Farben so abgeändert, daß man
                              mit ihr sechzehn oder zweiundzwanzig Farben drucken kann. Eine Maschine nach diesem Princip ist
                              gegenwärtig in der Kattundruckerei von Hahnell und Ellis zu Manchester in Thätigkeit.
                           Fig. 1 ist ein
                              senkrechter Querdurchschnitt dieser Maschine. Das Hauptgerüst derselben besteht aus
                              zwei verticalen Gestellwänden A von gewöhnlicher Art,
                              worin verticale Schlitze für die Lager der großen eisernen Preßtrommel B angebracht sind; diese Lager können durch die
                              verticalen Schrauben C regulirt werden. Die sechs
                              gravirten Druckwalzen D, E, F, G, H und I sind auf gewöhnliche Weise um die Preßtrommel
                              angebracht; in dem Querstück des vorspringenden gekrümmten Arms K befindet sich nämlich eine Mutter, durch welche eine
                              starke Schraube geht, die auf das Walzenlager drückt, welches in einem Schlitz
                              verschiebbar ist, um die Dessinwalze der Preßtrommel mehr oder weniger andrücken zu
                              können. Die erste dieser Druckwalzen hat bloß einen Farbetrog L, und druckt folglich nur eine einzige Farbe; aber von den übrigen fünf
                              Walzen E, F, G, H und I hat
                              jede drei besondere Farbetröge, so daß sie eben so viele besondere Farben auf den
                              Zeug drucken. Die Anordnung der ersten Druckwalze D (mit
                              Reliefdessin) ist daher derjenigen bei den gewöhnlichen Walzendruckmaschinen ganz
                              gleich; den Farbetrog L trägt eine Platte mit zwei
                              Armen, die auf den eisernen Schlitten geschraubt ist, und er kann durch kleine
                              Stellschrauben M in seiner Lage justirt werden. Das
                              Abstreichmesser N dient zum Reguliren der Farbeschicht
                              auf der Auftragwalze O, welcher man es durch Drehen der
                              horizontalen Stellschraube mehr oder weniger annähern kann. Die Auftragwalze O überträgt die von ihr angenommene Farbe beim
                              Herumkommen an die Druckwalze D, welche sie dann an den
                              die Maschine passirenden Zeug Q abgibt. Wenn man als
                              erste Druckwalze eine solche mit vertieftem Muster anwendet, muß man zwei
                              Abstreichmesser (Rakeln) an ihr anbringen, das eine N
                              zum Wegstreichen der überflüssigen Farbe, das andere P
                              zum Beseitigen der Fäserchen und Unreinigkeiten welche von dem Zeug auf die
                              Druckwalze kamen. Nachdem der Zeug auf diese Weise einfarbig bedruckt worden ist,
                              passirt er unter der zweiten Druckwalze E (mit
                              Reliefdessin), wo er noch drei Farben durch die drei Farbetröge R, S, T empfängt. Diese Tröge sind auf Platten über
                              einander angebracht, die von verticalen Seitenstücken getragen werden, welche am
                              Gestell der Druckwalze befestigt und mit Lagern für die verschiedenen bei diesem
                              Differential-Farbenaufdruck erforderlichen Bewegungen versehen sind. Jeder
                              Trog hat seine Auftragwalze und sein Abstreichmesser, und was wir näher zu
                              betrachten haben, ist nur die eigenthümliche Weise, wie mittelst einer einzigen
                              Druckwalze die drei verschiedenen Farben dieser Auftragwalzen an den Zeug abgegeben werden. Um dieses
                              zu bewerkstelligen, geben die Auftragwalzen die Farbe, welche sie bei ihrer Drehung
                              im Trog angenommen haben, an Segmentwalzen ab, deren Querschnitt nur ein Theil eines
                              Cylinders ist, und jede Segmentwalze trägt die empfangene Farbe auf die
                              Relief-Druckwalze in derjenigen Periode der Umdrehung dieser letzteren und in
                              solcher Ausdehnung über, wie es die Stellung der Segment-Farbewalze und der
                              Umfang ihrer mit Farbe versehenen Oberfläche bedingt. So dreht sich bei der
                              Anordnung der zweiten Druckwalze E die Walze des
                              höchsten Farbetrogs in Berührung mit der Segmentwalze V,
                              von welcher ein Sechstel ihres Umfangs weggeschnitten ist, und versieht dieselbe mit
                              Farbe; letztere kann also 5/6 von der Oberfläche der Druckwalze E mit Farbe versehen, und soviel wird folglich im
                              Rapport mit der vordruckenden Walze D auf den Zeug als
                              zweite Farbe gedruckt. Eine dritte und vierte Farbe liefern dann die zwei anderen
                              Segmentwalzen W, welche Oberflächen von nur 1/12 ihres
                              entsprechenden vollen Kreises haben. Diese Segmentwalzen kommen bei jedesmaliger
                              Umdrehung einmal mit ihren respectiven Auftragwalzen X
                              in Berührung, und jedes Segment gibt beim Herumkommen seine Farbe in dem
                              erforderlichen Zeitpunkt an die Druckwalze E ab, wodurch
                              1/6 des weißen Raumes ausgefüllt wird, welchen die erste Segmentwalze V hinterließ. Unser Zeug hat nun vier Farben von den
                              zwei Walzen D und E
                              empfangen, und passirt die dritte Walze F, um weitere
                              drei Farben zu empfangen, welche von den drei Segmentwalzen Y, Z, a geliefert werden, von denen Y die
                              Oberfläche von 2/3 des Kreises, Z und a hingegen jede die Oberfläche von 1/6 des Kreises hat.
                              Hier ist jedoch die Anordnung der Farbetröge eine andere; der niedrigste Trog b befindet sich weit unter der Segmentwalze a, an welche die Farbe von der Auftragwalze durch ein
                              endloses Band c hinaufgeführt wird und die Segmentwalze
                              selbst wird der Oberfläche der Druckwalze durch die Stellschraube d adjustirt.
                           Die übrigen Farben werden in gleicher Weise auf den Zeug gedruckt. Die vierte
                              Druckwalze G hat nämlich eine Segmentwalze von 1/2 des
                              Kreises, und zwei andere jede von 1/4 des Kreises. Die fünfte Druckwalze H hat drei Segmentwalzen, jede von 1/3 des Kreises; und
                              die sechste Druckwalze I hat drei
                              Doppel-Segmentwalzen, jede mit einer combinirten Fläche von 1/3 des
                              Kreises.
                           In Fig. 2 ist
                              eine gewöhnliche einfache Segmentwalze und in Fig. 3 eine
                              Differential-Segmentwalze zum Auftragen von Farbe abgebildet. Jene hat ein einziges Segment
                              e, welches parallel mit der Achse auf der Walze
                              angebracht ist. Bei der Differentialwalze Fig. 3 sind hingegen drei
                              Segmente auf demselben Dorn angebracht und durch Stellschrauben befestigt, so daß
                              sie zum Abgeben von Farbe an besondere Theile des Reliefmusters auf der Dessinwalze
                              justirt werden können. Diese Segmente bestehen aus einer auf den Dorn passenden
                              Kappe (mit geraden Flanschen längs der Seite), welche eine weiche elastische
                              Oberfläche bildet, und sie ersetzen also beim Drucken eben so viele rotirende
                              Farbewalzen von verschiedenen Größen.
                           Betrachten wir die complicirten Wirkungen dieser Maschine näher, so sehen wir, daß
                              die erste Druckwalze D, welche mit vertieftem Dessin
                              gravirt seyn kann, die Hauptfarbe druckt, also diejenige welche durch das ganze
                              Muster (als Grund und Vordruck) läuft. Die zweite Druckwalze E, welche wie alle übrigen mit Reliefdessin versehen ist, hat eine
                              dreifache Wirkung: sie liefert nicht nur den ersten Eindruck im Betrag von 1/6 der
                              weiß gebliebenen Stellen, in einer Farbe, sondern noch zwei Schattirungen an solchen
                              Stellen wo sie das Dessin erfordert. Durch die dritte Walze F werden dann 2/3 des (weißgebliebenen) Musters mit einer Farbe
                              eingedruckt, und überdieß zwei Theile, jeder im Betrag von 1/6 des Musters, mit zwei
                              Farben. Die drei folgenden Walzen G, H, I drucken in
                              gleicher Weise jede dreierlei Farben von verschiedener Länge und Breite ein. Auf
                              diese Weise wird mittelst sechs Druckwalzen ein Dessin ausgeführt, welches nach dem
                              gewöhnlichen Verfahren eine ungeheure Maschine mit sechzehn Druckwalzen erfordern
                              würde.
                           In artistischer Hinsicht gewährt diese Maschine den Vortheil, daß man durch
                              zahlreichere Nüancen der vorherrschenden Farben, und noch mehr durch den Druck
                              einzelner Dessintheile in abwechselnden (anstatt wie jetzt in gleichbleibenden)
                              Farben viel reichere und gefälligere Muster ausführen kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
