Titel: | Harris' patentirter tragbarer Barometer. |
Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XXVII., S. 92 |
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XXVII.
Harris' patentirter
tragbarer Barometer.
Aus dem Mechanics' Magazine, Juni 1851, Nr.
509.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Harris' tragbarer Barometer.
Ein tragbarer Barometer von solcher Construction, daß er in verticaler oder
horizontaler oder sogar in ganz umgekehrter Lage benützt werden kann und durch
keinen Temperaturwechsel in seinen Anzeigen gestört wird, ist längst als ein großes
Bedürfniß erkannt worden.
Fig. 20
stellt einen in dem bezeichneten Sinne construirten tragbaren Barometer in der
Frontansicht, Fig.
21 die Glasröhre im Durchschnitte dar. Die Röhre A,
A hat ungefähr 1/16 Zoll inneren Durchmesser und ist so gebogen, daß ihre
beiden Schenkel L und R
parallel sind. An dem einen Ende läuft sie in eine kurzhalsige, gegen die Atmosphäre
beständig offene Kugel oder Blase B, an dem andern Ende
in eine Blase C aus, welche nur während der Adjustirung
des Instrumentes auf kurze Zeit geöffnet, nachher aber für immer geschlossen wird.
D ist ein kleiner, die Fortsetzung der Hauptröhre
bildender Röhrenansatz, welcher sich ungefähr bis in die Mitte der Blase B hinauferstreckt. Durch den Hals a wird, während C geschlossen ist, möglichst
reines Quecksilber in die Blase B gegossen, bis seine
Oberfläche hinreichend über der Mündung von D steht, um
die atmosphärische Luft abzusperren, ohne daß jedoch die kleine Quecksilbersäule
über dieser Mündung schwer genug wäre, um in die Röhre hinabzugleiten. Hierauf wird
bei b in den Boden der Blase C eine Oeffnung gemacht und durch diese Oeffnung Kohlenoxydgas in die
Blase gepreßt, bis alle in ihr und in den Schenkeln der Röhre befindliche
atmosphärische Luft durch das kurze Röhrenstück D
ausgetrieben ist. Sodann wird die Oeffnung b hermetisch
verschlossen, und noch mehr Quecksilber durch den Hals a
zugegossen, bis die Zusammendrückung des Gases in dem oberen Theile des Schenkels
R und der Blase C bei
der gewöhnlichen Temperatur der Atmosphäre so stark ist, daß das Quecksilber in dem
kürzeren Schenkel bei G steht. Sollte es sich zeigen,
daß in dem Schenkel R und in der Blase C zu viel Gas enthalten ist, um das Quecksilber vermöge
seiner Compression bis zu dem Punkte G steigen zu
lassen, so muß man die Blase wieder öffnen und eine Portion Gas entweichen lassen.
Ein mit Leder umwickelter
Stöpsel aus Meerrohr wird sodann in den Hals a gesteckt.
Die Poren des Meerrohrs bleiben übrigens oben offen, damit die atmosphärische Luft
frei in die Blase B eindringen kann. Nachdem die
Barometerröhre A, A mit ihren Blasen auf diese Weise
gefüllt und adjustirt worden ist, so kommt sie mit einem Normalbarometer K unter den Recipienten einer Luftpumpe, welche zum
Ausziehen und Verdichten der Luft eingerichtet ist. Indem man nun entweder durch
Auspumpen oder Verdichten der Luft des Recipienten die Barometerröhre verschiedenen
Graden des Luftdruckes aussetzt, erhält man eine der Zollscale des Normalbarometers
entsprechende Druckscale H, nur daß die Abtheilungen der
letzteren kleiner sind, weil der barometrischen Wirkung der Atmosphäre auf die
Oberfläche des Quecksilbers in der Blase B der
Widerstand des Gases in der Blase C entgegenwirkt. Um
nun die so erlangte Scale anzuwenden, muß eine andere Scale I gebildet werden, welche die Ausdehnung oder Zusammenziehung des Gases in
dem Schenkel R und der Blase C in Folge der Zu- oder Abnahme der Temperatur mißt. Zur Erlangung
dieser Scale wird die Barometerröhre A, A in ähnlicher
Weise wie die Scale eines gewöhnlichen Thermometers eingetheilt, d.h. sie wird neben
einem Normalthermometer den verschiedenen Temperaturgraden ausgesetzt. Nachdem auf
diese Weise die Haupt punkte oder die beiden dem Normalthermometer entsprechenden
äußersten Punkte auf der Röhre markirt worden sind, so befestigt man die Röhre an
die Platte, bringt den Raum zwischen den Punkten der Röhre auf die letztere und
theilt sie dann in die geeignete Anzahl von Graden, wie Fig. 20 zeigt.
Die Barometerscale H wird nicht permanent an das Gestell
befestigt, sondern sie läßt sich mit ihrem graduirten Rande an der Seite der Röhre
auf- und niederschieben und enthält oben einen Zeiger N, dessen Länge auf folgende Weise bestimmt wird. Man stellt das
Instrument neben einen Normalbarometer, bringt die Eintheilung der verschiebbaren
Scale H, welche derjenigen des Normalbarometers
entspricht, die den wahren Barometerstand angibt, mit dem Niveau des Quecksilbers im
Schenkel R in eine Linie, und den adjustirbaren Zeiger
unmittelbar über denjenigen Grad der festen Scale I,
welcher dem durch den Normalthermometer K angezeigten
Temperaturgrad entspricht, und fixirt ihn in dieser Lage. Das Instrument ist jetzt
in gebrauchsfähigem Zustande. Um nun den Druck der Atmosphäre zu ermitteln, wird der
Zeiger N unmittelbar über denjenigen Grad der festen
Scale I gebracht, welcher dem durch den
Normalthermometer K angezeigten Grad entspricht, worauf
die dem Quecksilberniveau in der Röhre gegenüberliegende Eintheilung auf der
verschiebbaren Scale H, die Höhe der Quecksilbersäule
angibt, welche der Druck der Atmosphäre in diesem Zeitpunkte zu tragen hat. Zur
Verdrängung der atmosphärischen Luft aus den Schenkeln und den Blasen der
Barometerröhre ziehe ich Kohlenoxydgas vor, wiewohl jede andere Gasart, welche keine
Verwandtschaft zum Quecksilber hat, dem Zwecke ebenfalls entspricht. Die
Verlängerung D hat den Zweck, zu verhüten, daß beim
Umkehren des Instrumentes die in der Blase B enthaltene
Luft die Röhre L hinabgleite.