Titel: | Ueber die Darstellung des Kaliums im Großen; von Mareska und Donny. |
Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XXXII., S. 117 |
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XXXII.
Ueber die Darstellung des Kaliums im Großen; von
Mareska und
Donny.
Aus dem Technologiste, April 1852, S.
342.
Mareska, über die Darstellung des Kaliums im Großen.
Bekanntlich wird das Kalium im Großen gewöhnlich nach dem Brunner'schen Verfahren dargestellt, welches darin besteht, ein inniges
Gemenge von Kohle und kohlensaurem Kali, wie man es durch Glühen des rohen
Weinsteins erhält, einer sehr starken Hitze auszusetzen. Ein solches Gemenge, noch
so umsichtig behandelt, liefert aber nie eine gleiche Menge des Metalls; überdieß
ist dieses Verfahren schwierig und auch gefährlich wegen der Verstopfungen, welche
in der Verbindungsröhre stattfinden und oft schreckliche Explosionen verursachen.
Diese Uebelstände veranlaßten uns, diesen Gegenstand einem neuen Studium zu
unterziehen, durch welches wir die Fehler des bisherigen Verfahrens und die Mittel
ihnen abzuhelfen kennen lernten.
Der Einwirkung, welche das Kalium von Seite des gleichzeitig mit ihm gebildeten
Kohlenoxyds erfährt, mußten wir zuerst unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Daß das in
der Weißglühhitze auf das Kalium nicht einwirkende Kohlenoxydgas, dasselbe bei
niedereren Temperaturen bedeutend verändert, ist bekannt; wir überzeugten uns aber
durch einen sehr einfachen Versuch, daß, wenn ein Gemenge von Kohlenoxydgas und
Kaliumdampf in eine weite und kalt
gehaltene Vorlage gelangt, das Kalium sich nicht in metallischem Zustand
verdichtet, sondern eine Kohlenstoffverbindung eingeht, aus welcher es durch bloße
Destillation nicht gewonnen werden kann.
Bei dem Brunner'schen Verfahren verdichtet sich das durch
die Einwirkung des Kohlenstoffs auf das kohlensaure Kali frei gewordene Kalium in
der die Retorte mit der Vorlage verbindenden Röhre, oder wird gar von dem Gas aus
dem Apparate fortgeführt. Aus der erwähnten Wirkung des Kohlenoxyds auf das Kalium
geht offenbar hervor, daß bei dem Brunner'schen Verfahren
der größte Theil des Metalls verloren gehen muß und man nur den kleineren Theil
davon erhält, welcher bei seiner Verdichtung in der Röhre so flüssig bleibt, daß er
in die Vorlage abfließen kann; der in der Röhre in festem Zustand zurückbleibende
Theil bildet in Berührung mit dem Kohlenoxyd ein Kohlenstoffmetall und wird dadurch, wie bemerkt,
zur Quelle unvermeidlicher Verstopfungen und oft auch schrecklicher Explosionen.
Um die Verstopfungen zu verhüten, wurde von Mehreren empfohlen, ein sehr kurzes
Verbindungsrohr anzuwenden, und Hr. Mitscherlich gab überdieß den Rath, dasselbe bis zum Eintritt in die
Vorlage rothglühend zu erhalten, damit das Metall sich in dem im Recipienten
befindlichen minder heißen Theil der Röhre verdichten und tropfenweise in die
Vorlage abfließen kann. Wir haben nun zu bemerken daß, wenn man die verdichtende
Oberfläche des Rohrs auf einen so engen Raum beschränkt, die Verstopfung und die
Schwierigkeit, ihr mittelstmitttelst des im Apparat vorhandenen Eisenstabes entgegenzuarbeiten, allerdings
bedeutend vermindert, aber nicht ganz beseitigt werden, weil sich in dem im
Recipienten befindlichen Theil der Röhre dennoch Kalium condensirt und in
Kohlenstoffmetall verwandelt. Ueberdieß ist es schwierig das Ende einer Metallröhre,
die im Uebrigen bis zum Rothglühen erhitzt ist, auf viel niedrigerer Temperatur zu
erhalten; der größte Theil des reducirten Kaliums zieht daher in Dampfgestalt durch
die ganze Länge der Röhre, gelangt so in das Steinöl und geht dann als entzündliches
Gas fort.
Wir kommen folglich zu dem Schluß, daß das einzige Mittel, die Verstopfung ganz zu
vermeiden und den Verlust an Kalium zu vermindern darin besteht, die Verdichtung des
Kaliumdampfes in der Verbindungsröhre des Brunner'schen
Apparats aufzugeben und statt dieses entweder nichts oder bloß Kohlenstoffkalium
verdichtenden Recipienten eine Vorlage anzuwenden, in welcher der Dampf sich
metallisch verdichtet und das Metall gegen seine Veränderung durch Kohlenoxyd
möglichst bewahrt wird. Da die Verdichtung dann nicht mehr in der Röhre zu erfolgen
hat, läßt sich diese in ihrer ganzen Länge auf einer so hohen Temperatur erhalten,
daß eine Einwirkung des Kohlenoxyds auf das Kalium unmöglich ist.
Nach zahlreichen Versuchen blieben wir bei folgender Vorlage, die uns am besten
befriedigte. Man paßt an die Verbindungsröhre eine Art langer und flacher, an beiden
Enden offener Büchse, deren eines Ende in einen runden Hals ausgeht, um der
Zwischenröhre oder dem Retortenrohr angepaßt werden zu können. Diese Büchse ist von
4 Millimeter dickem Eisenblech gefertigt, 30 Centimeter lang, 12 Centimeter breit
und, die Dicke der Wände ungerechnet, 6 Millimeter hoch.
Unter den Einflüssen auf den Gang der Operation, welche den Chemikern entgangen sind,
haben wir noch die relativen Mengen des Kohlenstoffs und des kohlensauren Kalis in dem das Kalium
erzeugenden Gemenge zu erwähnen. Am zweckmäßigsten zeigt sich das nach der Theorie
der Aequivalente sich ergebende Verhältniß. Man analysire daher, ehe man beginnt,
die Weinsteinkohle, und wenn diese die zur Reduction genau erforderliche Menge
Kohlenstoffs nicht enthält, so setze man dem rohen Weinstein so viel weißen zu und
ändere so lang das Gemenge, bis der geglühte Rückstand das gehörige Verhältniß
liefert.
Das Glühen des Weinsteins muß in undurchdringlichen Gefäßen vorgenommen werden, in
welchen die Erkaltung ohne Zutritt der Luft erfolgen kann, damit sich kein
Cyankalium bildet, welches ebenfalls eine Quelle von Verlust ist, weil es sich bei
sehr hoher Temperatur verflüchtigt.
Wer sich mit der Bereitung des Kaliums befaßt hat, kennt die mit der Anwendung eines
Thonüberzugs der schmiedeisernen Retorten verbundenen Unannehmlichkeiten, daher ihn
Dumas förmlich verwirft. Die zur Reduction
erforderliche Hitze ist indessen so groß, daß man trotz aller Vorsicht selten eine
Operation ganz zu Ende bringt, ohne daß die Retorte (schmiedeiserne
Quecksilberflasche) Löcher bekäme. Es gelang uns, diese Uebelstände zu vermeiden und
das Schmelzen der Retorten zu verhindern, indem wir, wenn sie dunkelroth glühen, so
viel entwässerten und gepulverten Borar darüber streuen, daß sie mit einem
Glasfirniß überzogen werden.
Durch dieses Verfahren erhält man viel mehr Kalium; in jeder Operation nämlich 150
bis 200 Gramme. Wir übergaben der Brüsseler Akademie der Wissenschaften eine Probe
von 400 Grammen des reinen Metalls, in Stücken von 50 bis 60 Grammen.