Titel: | Erfahrungsresultate über das Präpariren der Eisenbahnschwellen und Bauhölzer bei der Köln-Mindener Bahn. |
Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XXXV., S. 129 |
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XXXV.
Erfahrungsresultate über das Präpariren der
Eisenbahnschwellen und Bauhölzer bei der Köln-Mindener Bahn.Aus dem Bericht der Direction der Köln-Mindener
Eisenbahn-Gesellschaft über Bau und Betrieb im Jahre 1851.
Das Präpariren der Eisenbahnschwellen bei der Köln-Mindener
Bahn.
Seit November 1849 ist nach dem Vorbild einiger englischen und französischen
Bahnverwaltungen auch bei der Köln-Mindener Bahn das Verfahren, den
Bahnschwellen durch Imprägniren geeigneter Stoffe längere Dauer zu verschaffen, zur
Anwendung gekommen. Der in England hierzu hauptsächlich benutzte und von John Bethell (Nr. 8, Parliament-Street, Westminster,
London) aus Steinkohlen etc. fabricirte, Kreosot benannte
Stoff, hat dort wegen der damit seit 9 Jahren erzielten günstigen Resultate einen so
guten Ruf erlangt, daß derselbe, nach näheren technischen Ermittelungen an Ort und
Stelle, zur Präparation der Bahnschwellen für das zweite Geleise der
Köln-Mindener Bahn ohne Bedenken adoptirt ward. Es sind damit bisher
52,591 Stück
eichene 5,362 –
buchene
101 –
tannene
24 –
rüsterne
Bahnschwellen à
3 1/2 Kubikfuß,
und außerdem versuchsweise noch
2669 Kubikfuß
eichen. Bauholz, bestehend in Brückenbalken und
Belegbohlen,Weichenschwellen etc. und
4806 –
Nadelholz zu Telegraphenstangen und Zaunpfählen
präparirt worden.
Der Kubikfuß ( = 70 preuß. Pfd.) Kreosot kostet franco
Köln 1 1/3 Thlr. und können damit durchschnittlich 5 mittelmäßig trockene eichene
Bahnschwellen oder 18 Kubikf. eichenes Bauholz, resp.
12–14 Kubikfuß Nadelholz präparirt werden. Das Imprägniren der Hölzer ist
einem Unternehmer in Accord übergeben, der für die erforderlichen Apparate, deren
Aufstellung und Unterhaltung und für die nöthigen Arbeitskräfte Sorge trägt, und für
eine nach Vorschrift präparirte Schwelle oder für 3 1/2 Kubikfuß Bauholz zu
imprägniren 3 1/3 Sgr. erhält. Hierzu kommt noch das Abladen der zu präparirenden,
das Aufladen der präparirten Hölzer, sowie die Controle, was alles von Seiten der
Bahnverwaltung zu geschehen hat und sich pro Schwelle zu
beiläufig 6 Pf. berechnet.
Das Präpariren einer Bahnschwelle mit Kreosot erfordert demnach durchschnittlich:
1) an Stoff 14 Pfd., beträgt
8 Sgr.
– Pf.
2) an Arbeitslohn etc.
3
„ 4
„
3) an Ladelohn und Controle etc.
–
„ 6
„
–––––––––––
Summe
11 Sgr. 10 Pf.
und hiernach 1 Kubikfuß Eichenbauholz rund 3 Sgr. 4 1/2
Pf.
Die außerordentlich gute Conservirung der auf der französischen Nordbahn zwischen
Creil und Compiègne verwendeten, mit Schwefelbaryum und Eisenvitriol (nach
Payne) präparirten Schwellen veranlaßte uns, nach
Einholung verschiedener sachverständiger Gutachten, auch dieses Verfahren auf
unserer Bahn zur Anwendung zu bringen. Es wurden zu diesem Zweck in den Jahren 1850
und 1851 folgende Hölzer mit diesen Stoffen präparirt:
36,224
161 6
Stück
eichene „ buchene „ rüsterne
Bahnschwellen à
3 1/2 Kubikfuß,
5,280
Kubikf. eichene Balken, Bohlen und
Weichenhölzer,
19,433
„
tannene Telegraphenstangen und Zaunpfähle,
1,713
„
dergl. Bauholz,
510 246
„
rothbuchen. „
eichen.
Wagenbauholz zu Trichterwagen,
1,353
„
eschene Keile zu Blockrädern.
Der für diese Bereitungsart engagirte Unternehmer stellte alle Apparate, die
Bereitungsstoffe und Arbeitskräfte und erhielt pro 100
Kubikfuß Holz zu präpariren 8 Thlr., wogegen die Verwaltung das Anbringen, das
Abholen der Hölzer von der Bereitungsstelle, sowie die Controle des Verfahrens
besorgte, was pro 100 Kubikfuß einen durchschnittlichen
Kostenaufwand von 15 Sgr. erheischte. Es betragen demnach die Bereitungskosten pro
a)
Bahnschwelle
8 Sgr. 11 1/10 Pf.,
b) Kubikfuß
Holz überhaupt
2
„ 6
7/10 „
In Bezug auf den Preis stellt sich demnach die Bereitungsmethode mittelst
Schwefelbaryum und Eisenvitriol zu der mittelst Kreosot ungefähr wie 3 : 4, d.h. man
wird mit denselben Kosten auf erstere Art vier Schwellen präpariren können, während
man mit Kreosot nur drei Schwellen imprägniren kann.
Die Preise werden sich bei beiden Methoden bei weitem geringer stellen, wenn mit den
bisher gesammelten Erfahrungen ausgerüstet statt eines Unternehmers, dessen Contract
noch nicht zu Ende ist, die Bahnverwaltung eintritt. Nach einer speciellen
Berechnung würden sich dann die Kosten (incl. Verzinsung
des Anlagecapitals) für das Präpariren
einer Bahnschwelle mit Kreosot auf
8 Sgr.
mit Schwefelbaryum und Eisenvitriol
auf
3 2/3 „
laufen.
Das zum Präpariren der Schwellen vorgeschriebene Verfahren mittelst Schwefelbaryum und schwefelsaurem Eisenoxydul
(Eisenvitriol) ist folgendes:
Das Holz wird, nachdem es entborkt und in der Luft möglichst ausgetrocknet worden
ist, auf kleine eiserne Blockwagen gut verpackt geladen und in einen schmiedeisernen
Cylinder (28' lang, 4' im Durchmesser groß) eingefahren und darin luftdicht
verschlossen. Eine mit dem Cylinder in Verbindung stehende, von einer Dampfmaschine
(von 15 Pferdekräften) in Bewegung gesetzte Luftpumpe macht nach 10 Minuten den
Cylinder luftleer. Unterhalb desselben befinden sich zwei eiserne Reservoirs, von
denen das eine eine Schwefelbaryumlösung von 1,04 spec. Gew., das andere eine
Eisenvitriollösung von 1,05 spec. Schwere enthält, und die mittelst Röhren mit
Ventilen mit dem Innern des Cylinders correspondiren. Sobald der letztere luftleer
gepumpt ist, wird durch Oeffnung des entsprechenden Ventils so viel Schwefelbaryum
zugelassen, daß das Holz damit völlig bedeckt ist; hierzu werden 5 Minuten
erfordert, wonach die Ventile geschlossen und die Luft nochmals (in 5 Minuten)
ausgepumpt wird. Sobald dieß geschehen, wird eine mit dem Cylinder verbundene
Druckpumpe zur Wirkung gebracht und unter einem Drucke von circa 8 Atmosphären über dem äußern, die Flüssigkeit 50 Minuten lang in
die Hölzer eingetrieben, hiernach die noch übrige Flüssigkeit in das betreffende
Reservoir wieder abgelassen, die Luftpumpe in Bewegung gesetzt, endlich das Ventil
der Eisenvitriollösung geöffnet und diese zugelassen. Hierauf wiederholt sich die
Manipulation mit der Luft- resp. Druckpumpe wie
bei der Schwefelbaryumlösung in denselben Zeiträumen, wonach in 18 Minuten Zeit die
entstandene Lauge aus dem Cylinder abgelassen wird, und der Proceß beendet ist.
Werden für das Ausziehen resp. Wiederbeschicken des
Cylinders noch 30 Minuten in Ansatz gebracht, so bedarf man zur Imprägnirung von 42 bis 45 Schwellen
10 + 5 + 5 + 50 + 7 + 5 + 50 + 18 + 30 = 180 Minuten = 3 Stunden; wonach man also in
18 Arbeitsstunden 252 bis 270 Schwellen täglich zubereiten kann.
Die Präparation mit Kreosot erfolgt ganz ebenso; nur wird,
weil die Zulassung eines zweiten Stoffes nicht stattfindet, eine Zeit von 7 + 5 + 50
= 62 Minuten erspart, wonach täglich mit demselben Apparate in derselben Zeit 350
bis 360 Schwellen zubereitet werden können.