Titel: | Ueber ein neues Verfahren das Eisenblech zu verzinnen; von Hrn. Girard. |
Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. L., S. 194 |
Download: | XML |
L.
Ueber ein neues Verfahren das Eisenblech zu
verzinnen; von Hrn. Girard.
Aus dem Moniteur industriel, 1852 Nr.
1675.
Girard, über ein neues Verfahren das Eisenblech zu
verzinnen.
Dieses Verfahren besteht in der Anwendung der Chloride, und namentlich des Chlorzinks
(salzsauren Zinkoxyds) als (luftabhaltende) Decke des Zinnbades.
Die Eigenschaften des Chlorzinks für die Verzinnung sind allen Fabrikanten bekannt;
was aber bisher von der Anwendung dieses Salzes abschreckte, war die Nothwendigkeit,
die Gegenstände noch durch ein zweites mit Talg bedecktes Bad nehmen Zu müssen, um
eine verkäufliche Waare zu erzielen. Darin bestand die ganze Schwierigkeit, und
diese Operationsweise war keine Verbesserung hinsichtlich der Gesundheit und noch
weniger in technischer Beziehung; denn es war bei diesem Verfahren unmöglich zu
vermeiden, daß Chlorzink in den Talg gelangte welcher das zweite Bad deckte, was
dann eine Zersetzung des Chlorzinks zur Folge hatte, die noch unerträglichere Dämpfe
verursachte als bei der alten Verzinnung mit Talg entstehen, und welche das Bad in
sehr kurzer Zeit durch die Vereinigung des Zinks mit dem Zinn veränderte.
Dieses negative Resultat wies darauf hin, daß man eine gänzliche Reform der alten
Verfahrungsarten vornehmen muß, um zu einer nützlichen Anwendung des Chlorzinks zu
gelangen.
Hierzu war es nöthig:
1) den Talg ganz wegzulassen;
2) durch ein bloßes Eintauchen des Eisenblechs zu operiren und ohne dasselbe im Bad
verweilen zu lassen;
3) verkäufliche Producte zu erhalten, welche mit den nach den alten Verfahrungsarten
(mit Anwendung von Talg) verzinnten concurriren können.
Es ist mir gelungen diese drei Bedingungen vereint zu erfüllen, wodurch ich 1)
Ersparung an Kosten erziele, 2) das Verfahren der Gesundheit unschädlich mache und
3) Sicherheit gegen Feuersgefahr erlange.
Die Ersparniß beträgt:
1) neunzig Procent an den Auslagen für Talg, welcher durch Chloride ersetzt wird;
2) fünfzig Procent an Handarbeit und Brennmaterial;
3) sechzig Procent an den Einrichtungskosten, nämlich Oefen und Kesseln, und an den
Zinnbädern.
Die Unschädlichkeit für die Gesundheit wird durch das Weglassen des Talgs erzielt,
dessen mit Kohlensäure gemischte Dämpfe die Arbeiter sehr belästigen. Bei meinem
Verfahren die Chloride anzuwenden, findet hingegen keine merkliche Ausdünstung statt
und die Arbeiter werden daher nicht im geringsten belästigt.
Die Sicherheit gegen Feuersgefahr entspringt ebenfalls aus dem Weglassen des Talgs,
welcher zeitweise sehr starke Kaminbrände veranlaßt, weil sich Talgdämpfe an den
Wänden der Esse verdichten.
Die Mittel wodurch ich diese Resultate erziele, sind zweierlei Art: das erste bezieht
sich auf die Zusammensetzung der Chloride welche das Bad bedecken; das zweite ist
ein Verfahren zum Entfärben derjenigen Stellen, welche sich beim Herausziehen aus
dem Bad in Berührung mit den Chloriden gefärbt haben.
Zusammensetzung der Chloride. – Der Salmiak,
welcher unentbehrlich ist, um die Bildung eines Ueberschusses von Basis im Chlorzink
zu verhindern, hat den Uebelstand eine zu lebhafte Wirkung auszuüben und die
Oberfläche der Verzinnung auf eine nicht mehr zu vertilgende Weise zu färben. Ich
vermindere diese zu starke Verwandtschaft, indem ich dem Chlorzink beiläufig 10
Procent Kochsalz oder Chlorkalium zusetze und eine äußerst geringe Menge organischer
Substanz, vorzugsweise von der Natur der Fettsäuren. Ich habe noch keine bestimmte
Vorstellung über die Verwandlung, welche diese organische Substanz erleidet; sehr
oft habe ich aber bemerkt, daß ein kampherartiger Geruch entsteht, sobald man von
ihr mehr als ein haselnußgroßes Stück auf einmal hineinbringt. Der Zusatz von 4 bis
5 Proc. Zinnsalz (Zinnchlorür) hat eine gute Wirkung.
Entfärbungsmethode. – Das Waschen reicht nicht
hin, um die Spuren der Chloride auf der Oberfläche der Verzinnung gänzlich zu
beseitigen; ich bewirke diese vollständige Entfärbung durch Eintauchen der Stücke in
schwach gesäuertes Wasser oder in eine schwache Auflösung von Zinnsalz, so daß der
Glanz der Verzinnung nicht leidet. Die Stücke werden hernach gespült, dann mit
Sägespänen bedeckt und in einem geheizten Raum getrocknet. Ein schwaches Reiben mit
weichem Linnen entblößt
sie nach dem Trocknen von den Sägespänen und Alles ist beendigt.
Zu diesen Resultaten bin ich nach zahlreichen fruchtlosen Versuchen gelangt, und
nachdem ich das Verzinnen mit Chlorzink drei Jahre lang im Großen betrieben habe. Da
seit einigen Jahren das Walzen des Eisenblechs sehr vervollkommnet wurde, so ist man
jetzt im Stande Weißblech von großen Dimensionen zu niedrigem Preise zu
fabriciren.