Titel: | Ueber das goldhaltige Glas; von D. C. Splitgerber. |
Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. LI., S. 196 |
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LI.
Ueber das goldhaltige Glas; von D. C.
Splitgerber.
Aus Poggendorff's Annalen der Physik, 1852 Nr.
4.
Splitgerber, über das goldhaltige Glas.
Nach der Meinung des Hrn. H.
Rose ist in dem farbenlosen Glas das Gold als ein Silicat des Oxyduls
enthalten: werde ein solches neutrales oder vielleicht auch saures farbenloses
Silicat von Neuem erwärmt und zwar bei einer Temperatur, die weit niedriger ist als
die, bei welcher es erzeugt worden ist, so scheide sich ein Theil des Goldoxyduls
aus; dieses ausgeschiedene Goldoxydul sey es, welches in kleiner Menge Krystallglas
schön dunkel rubinroth zu färben im Stande ist.
Ich bin nun zwar auch der Meinung, daß die färbende Oxydationsstufe des Goldes aus
der Verbindung mit der Kieselerde sich ausgeschieden hat (aber erst nach Abgabe von
Sauerstoff), welches, wie ich im polytechn. Journal Bd. XCII S. 40 angeführt, bei der längeren
Erhitzung durch die fortschreitende Reduction des Goldes immer augenscheinlicher
wird, und kann mich nicht von meiner dort geäußerten Ansicht trennen, welche im
Wesentlichen darauf hinausgeht, daß das Gold im farbenlosen Glase sich in einem
höher oxydirten Zustand befindet als im gefärbten, und zwar aus dem Grunde, weil das
gefärbte Glas beim Schmelzen im Sauerstoffgebläse, und nach meinen Versuchen nur im Sauerstoffgase und wenn Blasen davon
hineingebracht werden, und auch dann nur in geringer Quantität und schwierig wieder
farbenlos wirdDasselbe fand ich beim Kupferoxydulglase., welches doch wohl nur durch eine Aufnahme von Sauerstoff zu erklären ist. Bei
wiederholten Versuchen habe ich immer bestätigt gefunden, daß das farbenlos
geblasene Glas beim Wiederwärmen wiederum roth anläuft, woraus hervorgeht, daß das
Gold sich nicht etwa gänzlich regulinisch ausgeschieden hat, wie vielleicht
vermuthet werden könnte, und muß es hier erlaubt seyn den synthetischensynthesischen Weg zur Aufklärung der Frage zu wählen, da der analytische nicht
zugänglich ist.
Auch die Anwendung des Mikroskops gibt in diesem Fall keinen weiteren Aufschluß, da
selbst bei den bedeutendsten Vergrößerungen das Färbende nicht in einzelne Theile
aufgelöst wird, und dieß erst geschieht, wenn das reducirte Gold zu größeren
Partikeln sich zusammengezogen hat, das Glas dann aber entfärbt ist.
Auf jeden Fall bleibt es bemerkenswerth, daß nachdem das Goldglas gebildet ist, die
Färbung nicht sowohl von einem bestimmten Temperaturgrad abhängig ist, als vielmehr
davon, daß derselbe von einem niedrigeren aus, also durch Erwärmung erreicht wird,
wodurch erst der zur Zersetzung und Ausscheidung nothwendige Impuls gegeben wird,
wogegen diese Erscheinung nicht beim Erkalten bei demselben Wärmegrad eintritt,
indem sonst die Darstellung des farbenlosen Goldglases unmöglich seyn würde.
Ich erlaube mir hier noch einige im Sefström'schen Ofen
unternommene Schmelzversuche von Goldglas und die dabei gemachten Bemerkungen
mitzutheilen.
I.
100
Theile
Sand
66
„
Soda
10
„
Kreide
1,5
„
Goldpurpur
wurden in einer Stunde zu einem guten weißen Glase, welches
nur den gewöhnlichen grünlichen Stich des Sodaglases hatte, geschmolzen, und es
befand sich nun in demselben, außer dem Golde, nur das Zinn des Purpur. Als ich eine
Probe davon an einem Eisen ins Feuer hielt und sie abschmolz, war es dunkelgelb und
trübe bei reflectirtem, und schön lilla bei durchfallendem Licht geworden,
verursacht vom darin reducirten Golde. Vor dem Löthrohr lief es sogleich röthlich
an, doch nicht intensiv; es schied sich aber selbst nach längerem Blasen kein Gold
aus. Im Platintiegel geglüht, wurde das farbenlose Glas zuerst röthlich, die Farbe
ging dann aber schnell ins Orange über. Für mich war das Glas dadurch interessant, weil es das erste
Goldglas mit Natron war, während ich es früher immer nur mit Kali dargestellt habe;
doch gibt es kein schönes Rubinglas. Das specifische Gewicht desselben war 2,462 bei
12° R., und es änderte sich dieses eben so wenig wie das absolute auch nicht
im geringsten beim Anlaufen im Platintiegel.
II.
100
Theile
Sand
50
„
Soda
12,5
„
Kreide
4
„
Goldpurpur
schmolzen schnell zu einem Glase, welches aber nicht recht
klar geworden war; beim Ausgießen aus dem Tiegel lief es etwas an, wogegen dünne
Glasfäden farbenlos blieben, welches wohl daher kommt, daß dickere Massen, nachdem
sie äußerlich erkaltet sind, von innen aus momentan wieder auf eine höhere
Temperatur gebracht werden. Vor dem Löthrohr wurde das Glas aber intensiver als das
vorige gefärbt, mit dem es sich übrigens gleich verhielt, doch fanden sich im
Schmelztiegel viele reducirte Goldkörner ausgeschieden.
Um nun das Verhalten des Goldes allein im Glase zu beobachten, löste ich davon in
Königswasser auf und mischte es mit dem Sande, ließ ihn trocknen und mengte ihn
innig mit den übrigen Bestandtheilen.
III.
100
Theile
Sand
62,5
„
Soda
12,5
„
Kreide
0,75
„
Gold.
Da ich diese Schmelze übereilt hatte, so bekam ich ein schlechtes Glas, welches viele
unaufgelöste Theile enthielt. Das ausgegossene Glas hatte einen schwachen röthlichen
Schein; das im Tiegel gebliebene, wieder erwärmt, war rosa angelaufen und hatte
Goldkörner am Boden, Das zuerst ausgegossene Glas färbte sich nur schwer etwas rosa
vor dem Löthrohr, welches wohl an dem geringen Gehalt an Gold lag. Im Platintiegel
zehn Minuten über der Spiritusflamme erhitzt, wurden die Glasstückchen rosenroth. Da
diese Schmelze kein gutes Glas gegeben hatte, so wiederholte ich dieselbe mit einem
Zusatz von etwas mehr Gold.
IV.
100
Theile
Sand
62,5
„
Soda
12,5
„
Kreide
1,3
„
Gold.
Nach einer Schmelze von einer Stunde erhielt ich das Glas ganz gut und farbenlos,
doch hatte sich viel Gold regulinisch im Tiegel ausgeschieden. Es lief erst an,
nachdem es längere Zeit vor dem Löthrohr geschmolzen worden, und dann leberfarben
und trübe beim reflectirten, und rosa und bläulich beim durchfallenden Licht
erscheinend, offenbar veranlaßt durch die Neigung des Goldes sich hier regulinisch
auszuscheiden, welches mit dem Glase, zu welchem Purpur gesetzt worden, nicht in
diesem Grade der Fall war. Im Platintiegel erhitzt lief es schön carminroth an. Bei
12° R. war das specifische Gewicht dieses Glases 2,444, welches sich eben so
wenig wie das absolute nicht im mindesten beim Anlaufen veränderte.
Die beiden folgenden Schmelzversuche sind mit Potasche ausgeführt, zur Vergleichung
mit den vorigen, bei welchen Soda angewendet worden ist.
V.
100
Theile
Sand
62,5
„
Potasche
25
„
Kreide
2,5
„
Goldpurpur.
Nach einer Schmelzung von einer Stunde wurde ein leidliches, aber etwas blasiges Glas
enthalten. Da es sehr strengflüssig war, so wollte es nicht aus dem Tiegel fließen
und wurde theilweise mit einer Zange herausgezogen; dieses war ganz farblos, dagegen
das im Tiegel gebliebene und mit demselben erkaltete Glas topasgelb angelaufen war,
und einige Goldkörner hatten sich am Boden ausgeschieden. Bei der Schmelze hatte die
Masse einen auffallenden Dampf ausgestoßen und fand sich beim Ausgießen, daß er von
Glasgalle, d. i. von den die Potasche verunreinigenden Salzen herrührte, so daß also
von der angewandten Potasche ein bedeutender Abgang abzuziehen ist, welches die
Strengflüssigkeit erklärt. Das farbenlose Glas lief vor dem Löthrohr ziemlich schön
rubinroth an, im Platintiegel erwärmt zuerst topasfarben, dann rubinroth. Das spec.
Gewicht war 2,466 bei 13° R.
VI.
100
Theile
Sand
62,5
„
Potasche
25
„
Kreide
1,3
„
Gold, in Königswasser aufgelöst.
Es hatte sich bei dieser Schmelze so viel Gold regulinisch ausgeschieden, daß wohl
kaum 20 Proc. des angewandten im Glase geblieben waren, welches daher auch nur
schwierig sehr schwach violett beim Erhitzen anlief und reducirtes Gold zeigte. Das
specifische Gewicht war 2,460.
In Hinsicht auf eine schöne Rubinfarbe gibt die im polytechn. Journal Bd. XCII S. 40 mitgetheilte Zusammensetzung
das beste Resultat; dann folgt das von der fünften Schmelze mit Goldpurpur und
Potasche, ein weniger gutes die Mischung von der ersten Schmelze mit Goldpurpur und
Soda, welches vielmehr ein dunkles Orange, das ins Braune übergeht, beim
Wiederaufwärmen erzeugt. Das Gold allein ohne ein anderes Metalloxyd zum Glasfärben
anzuwenden, ist also nicht zweckmäßig, da es dann zu leicht sich regulinisch wieder
ausscheidet, und wird daher in den Fabriken nur bleihaltiges Glas dazu genommen.
Ferner habe ich noch zwei Schmelzen gemacht, um das Verhalten des Platins im Glasfluß
kennen zu lernen.
100
Theile
Sand
50
„
Soda
10
„
Kreide
1,01
„
Platin, in Königswasser aufgelöst.
Diese Mischung schmolz zu einem guten Glase, welches aber ganz gleichmäßig mausegrau
durch das reducirte Platin gefärbt war, in der Art, daß man bei einer Dicke von
einem Achtelzoll noch die Fenstersprossen durch dasselbe erkennen konnte.
Um nun das Platin wo möglich im oxydirten Zustand zu erhalten, versuchte ich noch die
folgende Zusammensetzung:
100
Theile
Sand
100
„
Mennige
20
„
Salpeter
20
„
Potasche
0,4
„
Platin,
aber auch diese gab nur ein grauliches trübes Glas, welches
den Schmelztiegel stark angegriffen hatte.