Titel: | Ueber den Einfluß der Eisensalze auf die Keimung und das Wachsthum der Pflanzen; von J. L. Lassaigne. |
Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. LV., S. 225 |
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LV.
Ueber den Einfluß der Eisensalze auf die Keimung
und das Wachsthum der Pflanzen; von J. L. Lassaigne.
Aus den Comptes rendus, April 1852, Nr.
16.
Lassaigne, über den Einfluß der Eisensalze auf die
Pflanzen.
Aus seinen Versuchen über diesen Gegenstand zieht der Verf. folgende Schlüsse:
1) Daß die auflöslichen Eisensalze, in kieseliges Erdreich gebracht, keinerlei
Zersetzung erleiden, und dann selbst in geringer Menge der Keimung und dem Wachsthum
sehr schädlich sind. Diese Resultate bestätigen die von Hrn. v. Gasparin hinsichtlich der Wirkungen des
Eisenvitriols und der vitriolisirten Erden ausgesprochenen Behauptungen.Dessen Traité d'Agriculture, t. I, p. 104.
2) Daß die auflöslichen Eisensalze in ihrer Vermengung mit der Ackererde welche
veränderliche Quantitäten von Kalkerde (kohlensaurem Kalk) enthält, nach und nach
und langsam zersetzt werden, wobei sie sich in kohlensaures Eisenoxydul oder in
Eisenoxyd verwandeln, welche auf das Gewebe der Körner und Pflanzen keinen
schädlichen Einfluß mehr haben und zuweilen, in Folge ihrer schwachen Auflöslichkeit
in kohlensäurehaltigem Wasser, von den Würzelchen der Pflanzen in geringer Menge
absorbirt werden können.
3) Daß die Art der Keimung und des Wachsthums in gewöhnlicher Ackererde und in
solcher welche mit einer geringen Menge Eisenoxydulsalz versetzt wurde, keinen
merklichen Unterschied darbietet.
4) Daß in der Vergleichungsweise unter den beiden eben erwähnten Umständen
entwickelten grünen Farbe der Stengel und Blätter kein Unterschied bemerkt werden
konnte.
5) Daß die schädliche Wirkung der Eisenoxydul- und Eisenoxydsalze auf die
Samenkörner und Würzelchen der Pflanzen auf der adstringirenden (zusammenziehenden)
Wirkung beruht, welche sie auf die organischen Pflanzengewebe überhaupt ausüben, und auf der
Verbindung welche sie mit letzteren eingehen, indem sie so deren Lebensverrichtungen
modificiren und vernichten; daß ferner in dieser Hinsicht diese Metallsalze auf die
stickstoffhaltigen Gewebe der Pflanzen wie auf die thierischen Membranen und Gewebe
wirken. Die Thatsachen, welche wir dadurch zu constatiren im Stande waren, daß wir
Samenkörner und Wurzeln von Pflanzen mit kleinen Mengen auflöslicher
Eisenoxydulsalze direct zusammenbrachten, scheinen darzuthun, daß der Erfolg,
welchen man manchmal beim Begießen mit geringen Mengen derselben Salze beobachtete,
nicht der Absorption derselben, sondern einer wesentlich davon verschiedenen Wirkung
zuzuschreiben ist; die Absorption einer gewissen Menge dieser Salze würde nämlich
bald das Absterben dieser Pflanzen zur Folge haben, namentlich wenn hierbei die
Wurzeln mit ihnen in Berührung kämen.
6) Daß die guten Wirkungen, welche das Begießen mit Eisenvitriollösung hinsichtlich
der Vertilgung gewisser schädlichen Pflanzen auf künstlichen Wiesen ergab, ihre
Erklärung darin finden, daß die Wurzeln der schädlichen Pflanzen einer gewissen
Menge des durch das Erdreich nicht zersetzten Eisenoxydulsalzes Zutritt gestatteten,
während die Wurzeln der Luzerne diesem nachtheiligen Einfluß entgingen.
7) Daß die Bildung der grünen Materie der Pflanzen gar nicht an das Vorkommen von
Eisen im Boden oder an dessen Abwesenheit geknüpft ist, wie unsere Versuche
beweisen.
8) Daß die geringe Menge Eisenoxyd, welches man in der Asche aller Pflanzen der
Felder und der Gärten findet, beweist, daß dieses Oxyd, welches einen Bestandtheil
der Bodenarten, der künstlichen und natürlichen Dünger bildet, während des Acts der
Vegetation absorbirt werden kann; und daß der Zusatz einer gewissen Menge von
Eisensalzen zu diesen Producten, die normale und veränderliche Quantität Eisen
welche die Analyse in den Pflanzen nachweist, nur unbedeutend erhöht.