Titel: | Untersuchung einiger chromsauren Salze, und über die Anwendbarkeit des chromsauren Chlorkaliums zur Darstellung von Chlorgas und Chromoxyd; von J. G. Gentele in Stockholm. |
Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XCVIII., S. 450 |
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XCVIII.
Untersuchung einiger chromsauren Salze, und über
die Anwendbarkeit des chromsauren Chlorkaliums zur Darstellung von Chlorgas und
Chromoxyd; von J. G.
Gentele in Stockholm.
Gentele's Untersuchung einiger chromsauren Salze.
Für das zweifach-chromsaure Ammoniak hatte Darby
Liebig's Jahresbericht
für 1847 u. 1848, S. 416. angegeben, daß es sich nicht als eine Ammoniumoxydverbindung betrachten
lasse, sondern NH³, 2 CrO³ sey. Dieses wurde seitdem von H. R. Richmond u. J. S. Abel
Liebig's Jahresbericht
für 1850, S. 312. widerlegt, welche fanden, daß in diesem Salz allerdings Ammoniumoxyd
anzunehmen ist, weil es über Schwefelsäure im luftleeren Raume getrocknet, der
Formel NH⁴O, 2 CrO³ entspricht. Nach der Veröffentlichung von
Darby's Abhandlung
ersuchte mich Hr. Professor L.
Svanberg dieses Salz ebenfalls zu untersuchen; nachdem jetzt die
Versuche von Richmond u. Abel
bekannt geworden sind,
würde ich es unterlassen, meine Resultate noch mitzutheilen, wenn es nicht im
Zusammenhang mit einigen Beobachtungen von praktischem Interesse geschehen
könnte.
Ich stellte Chromsäure durch Zersetzung von zweifach-chromsaurem Kali mit
Schwefelsäure und Umkrystallisiren des Niederschlags bar. Von einer Auflösung dieser
Chromsäure in Wasser neutralisirte ich die eine Hälfte mit Ammoniak und goß dann die
andere Hälfte hinzu; die Flüssigkeit lieferte nach dem Abdampfen das
zweifach-chromsaure Ammoniak in schönen Krystallen. Dieses Salz ist durch
Umkrystallisiren leicht frei von Schwefelsäure zu erhalten; ich überzeugte mich
aber, daß es absolut kalifrei kaum mit Chromsäure dargestellt werden kann, welche
mit zweifach-chromsaurem Kali bereitet worden ist. Die geringe Menge des in
der Chromsäure zurückgebliebenen Kalis sammelt sich nämlich beim Umkrystallisiren
des sauren chromsauren Ammoniaks in demselben an, indem es mit ihm
zusammenkrystallisirt. Bei der Analyse des Ammoniaksalzes erhält man dann einen zu
großen Rückstand von Chromoxyd, weil demselben chromsaures Kali beigemengt ist. Darby hatte ohne Zweifel ein solches kalihaltiges
Ammoniaksalz analysirt und das Kali war auch in die von ihm mit dem Ammoniaksalz
dargestellten Doppelsalze übergegangen. Wenn man diesen Umstand kennt, läßt sich die
Analyse des sauren chromsauren Ammoniaks leicht ausführen, indem man das ihm
beigemischte zweifach-chromsaure Kali abrechnet; man befreit das nach dem
Verpuffen und schwachen Nachglühen im Platintiegel verbliebene und gewogene
Chromoxyd durch Aussüßen vom Kalisalz, worauf man das Chromoxyd wieder glüht und
wiegt. So fand ich bei der Analyse von Ammoniaksalzen, welche 1/4 bis 1 Proc.
zweifach-chromsaures Kali enthielten, daß 100 Th. der reinen Verbindung 60,9
und 61,1 Chromoxyd hinterließen, während zweifach-chromsaures Ammoniak (NH³, 2 CrO³)
66,1 Chromoxyd hinterlassen müßte, ein Beweis, daß das Salz der Formel NH⁴O, 2 CrO³ entspricht. Darby
erwähnt, daß das Chromoxyd in Salzsäure etwas löslich sey; er täuschte sich hier
durch den Gehalt desselben an chromsaurem Kali, welches durch die Salzsäure zersetzt
wurde.
Bei meinen Versuchen, durch Erhitzen im Oelbade aus dem Salz Wasser auszutreiben, um
eine Verbindung von Darby's
Zusammensetzung zu erhalten, bekam ich bloß negative Resultate; als das bei
100° C. getrocknete Salz in einer Glaskugel im Oelbade in einem trocknen
Luftstrom bis 155° C. erhitzt wurde, verloren 1689 Milligr. nur 3 Milligr.
Das Salz explodirte einmal bei 168°, das anderemal bei 170° C., ohne
die Glaskugel zu zertrümmern, und der Chlorcalciumapparat sammt dem Aspirator war jedesmal
mit Nebeln von Salpetersäure angefüllt; ob an dieser schnellen und reichlichen
Bildung von Salpetersäure auch der Luftstrom Theil hatte, habe ich nicht
untersucht.
Da mir das oben genannte Salz, welches 1/4 bis 1 Proc. zweifach- chromsaures
Kali enthält, für die Anwendung zur Elementar-Analyse organischer Körper
nicht entsprach – obgleich sich aus dem Gehalt an Chromoxyd seine
Zusammensetzung berechnen läßt – so untersuchte ich, ob sich unter anderen
Umständen die Chromsäure mit Ammoniak vereinigen lasse. Ich fand aber, daß trocknes
Ammoniakgas von wasserfreier Chromsäure gar nicht absorbirt wird; erhitzt man
letztere darin, so entsteht theils Chromoxyd, theils ein ganz unlöslicher brauner
Körper, wahrscheinlich Stickstoff-Chrom.
Ich stellte hierauf das von Peligot entdeckte zweifach-chromsaure Chlorkalium (KCl, 2 CrO³) dar, in
der Meinung die Chromsäure desselben mit wasserfreiem Ammoniak verbinden zu können;
dieses Salz verhielt sich aber zu Ammoniakgas gerade so wie die trockne
Chromsäure.
Peligot's chromsaures
Chlorkalium zeigte bei diesen Versuchen Eigenschaften, welche mich veranlassen es
der Beachtung der Chemiker zu empfehlen. Als ich nämlich eine Portion dieses Salzes
bei 100° C. trocknen wollte, bemerkte ich daß es reichlich Chlorgas
entwickelte; ich fand dann, daß es seinen ganzen Chlorgehalt sehr rasch abgibt, wenn
man es in einer kleinen Retorte über einer Weingeistlampe schmilzt, so zwar, daß der
Rückstand – welcher aus zweifach- und einfach-chromsaurem Kali
nebst Chromoxyd besteht – mit Salpetersäure versetzt, nach der Reduction der
Chromsäure durch Alkohol, gar nicht mehr auf Chlor reagirt.
Da das chromsaure Chlorkalium so leicht darzustellen ist, und über Schwefelsäure auf
Papier getrocknet werden kann, so ist es ein schätzbares Material, um im Kleinen reines und trocknes Chlorgas schnell zu
entwickeln; den Rückstand, welcher 5/6 des chromsauren Kalis enthält,
braucht man nur in Salzsäure aufzulösen, um wieder chromsaures Chlorkalium zu
erhalten; für den zersetzten sechsten Theil der Chromsäure bekommt man Chromoxyd.
Man ist bei dieser Chlorgas-Entwicklung des in vielen Fällen erforderlichen
Waschens und Trocknens des Gases und folglich der größeren Anzahl von
Lutirungsstellen am Apparat überhoben.Um das chromsaure Chlorkalium zu bereiten, läßt
man zweifach-chromsaures Kali mit Wasser, welchem Salzsäure zugesetzt
ist, einige Zeit sieden. Beim Erkalten schießt die Verbindung in
rothen, durchsichtigen, durchaus nicht zerfließlichen, geraden Prismen mit
quadratischer Basis an.Von reinem Wasser werden diese Krystalle zersetzt
(in Salzsäure und Bichromat) und beim Abdampfen erhält man dann Krystalle
von zweifach-chromsaurem Kali. – In Wasser hingegen, welches
mit Salzsäure versetzt ist, jedoch nicht mit so
vieler, daß die Chromsäure dadurch in Chromchlorür verwandelt wird, löst
sich das Salz unzersetzt auf, und kann beim
Erkalten daraus wieder in der früheren Krystallform erhalten werden.
(Poggendorff's Annalen, 1833, Bd. XXVIII S. 438.) A. d. Red.
Das chromsaure Chlorkalium, welches so leicht frei von Schwefelsäure darzustellen
ist, liefert auf die einfachste Weise ein sehr schönes Chromoxyd, und dürfte daher
auch zur Bereitung dieses Oxyds zu empfehlen seyn.