Titel: | Leichtes und sicheres Mittel, den Feuchtigkeitsgehalt im käuflichen Jod zu bestimmen; von Dr. Bolley. |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. X., S. 40 |
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X.
Leichtes und sicheres Mittel, den
Feuchtigkeitsgehalt im käuflichen Jod zu bestimmen; von Dr. Bolley.
Aus dem schweizerischen Gewerbeblatt, 1852, Nr. 17 und
18.
Bolley, leichtes und sicheres Mittel den Feuchtigkeitsgehalt im
käuflichen Jod zu bestimmen.
Es ist bekannt genug, daß mit dem Steigen der Jodpreise auch die Versuche, ihm
wohlfeile Substanzen beizumengen, zahlreicher werden, wie Holzkohle, Steinkohle,
Schiefer, Graphit, Braunstein, Schwefelblei, Eisenfeile, Wasser u.s.w. Die meisten
dieser Stoffe, als in Weingeist nicht löslich und in der Hitze nicht flüchtig,
lassen sich leicht auffinden und nach bekannten Methoden ihrer Menge nach
bestimmen.
Die Verfälschung mit Wasser, womit es nach einigen Schriftstellern bis zu 10 und 12
Proc. versetzt vorkommen soll, und wovon zerriebenes Jod wirklich ziemlich viel
aufnimmt, ohne auffallend feucht zu erscheinen, ist zwar bekannt, allein die Mittel,
das Wasser zu bestimmen, sind sehr unzureichend. Obschon das Jod einen höheren
Siedepunkt hat als das Wasser, so läßt sich doch das letztere durch Erwärmung nicht daraus entfernen,
ohne namhaften Verlust an ersterem nach sich zu ziehen. Das Jod theilt mit andern
Körpern die Eigenschaft, daß es, obschon weniger flüchtig als Wasser, doch mit dem
Wasserdampf sehr leicht sich verflüchtigt. Man weiß, daß feuchtes Jod auch bei
gewöhnlicher Temperatur viel flüchtiger sich zeigt als trockenes.
M. A. Chevallier räth 1) man solle eine abgewogene Menge
Jod zwischen Fließpapier bringen, pressen und dann wieder wiegen. Es ist ohne
weitere Beweisversuche klar, daß auf diese Art vieles Jod verloren gehen müsse und
die Bestimmung ungenau sey.
2) Ein anderer Vorschlag besteht darin: das Jod mit seinem doppelten Gewicht
geschmolzenen Chlorcalciums zu zerreiben, das Ganze in eine tubulirte Retorte zu
bringen und auf 180° Celsius zu erwärmen. Das Jod soll sich verflüchtigen,
das Chlorcalcium farblos sammt dem Wasser zurückbleiben; doch müsse Vorsicht
angewandt werden, daß nicht auch wieder Wasser verloren gehe. Auch diese Methode hat
auf den ersten Blick Schattenseiten, denn es kostet gewiß viele Zeit, bis der
Retortenhals ganz frei von Jod ist.
Ich fand, daß folgendes Mittel eben so einfach als hinlänglich genau ist.
Man wiegt ungefähr 2 Gramme Jod (es ist vorzuziehen, nur ungefähr 2 Gramme zu wiegen und die Abwägung durch Zulegen und Abnehmen
von Jod bis zu genau 2 Grammen Gewicht nicht zu lange zu verzögern, nicht sowohl
wegen des Jodverlustes, den man durch Verdunstung erleidet, als weil die Joddämpfe
die Stahltheile der Waage sehr angreifen) in einer kleinen tarirten
Porzellanabdampfschale, läßt, nachdem die Wägung geschehen, die Schale auf der Waage
und gibt etwa 16 Gramme metallischen Quecksilbers dazu, legt das Pistill aus einer
Achatreibschale ebenfalls in das Schälchen und bestimmt das Gewicht des Ganzen. Man
nimmt es nun von der Waage und reibt mit dem Pistill das Jod und Quecksilber
zusammen, mit der Vorsicht, daß man die Schale auf einen Bogen weißen Papiers stellt
und mit der linken Hand immer fest hält. Eine Abdampfschale ist viel leichter als
eine Porzellanreibschale, und tiefer als die Achatschälchen, während sie stark genug
ist, da keine harten Körper zu zerkleinern sind. Sie bietet ferner den Vortheil, daß
sie auf dem Wasserbad schneller durchwärmt wird.
Man reibt nun, bis der Geruch des Jod vollkommen verschwunden ist. Dabei wird die
Masse zuerst röthlich-braun erscheinen und plötzlich – eine Erscheinung, die
ich beiläufig erwähnen will, weil sie laut meinen mehrfachen Nachfragen noch nicht
beobachtet worden zu seyn scheint – wird sie dicklich, einem Amalgam aufs
genaueste ähnlich. Es scheint, daß ein Verhältniß von sechs- bis achtmal mehr
Quecksilber als man Jod hat, zur Hervorrufung dieser Erscheinung nöthig ist, also
viel mehr, als zur Bereitung des gelben Quecksilberjodür, bei dessen Darstellung ein
ähnliches Phänomen nicht vorkommt. Durch Pressen kann man vieles Quecksilber
abscheiden und das gelbe Jodür bleibt zurück. Es scheint mir bemerkenswerth, daß die
Continuität des Quecksilbers durch einen solchen pulverigen Körper nicht aufgehoben
wird; denn gewiß würde Jeder die Verbindung auf den ersten Blick für ein Amalgam
halten. Wenn die Vereinigung vollständig erfolgt ist, wird das Schälchen auf das
Wasserbad oder in einen Trockenkasten gestellt, nach einiger Zeit eine neue Wägung
vorgenommen und dieß etwa noch einmal wiederholt, wobei eine weitere Gewichtsabnahme
sich nicht zeigen wird, wenn man es bis zur ersten Wägung etwa 1/2 Stunde im
Wasserbad stehen ließ. Beim Reiben erwärmt sich die Masse ein wenig und das hat
schon einigen Wasserverlust zur Folge, während sehr wenig Jod sich als verflüchtigt
zu erkennen gibt. Daß nach erfolgter Vereinigung des Jod mit dem Quecksilber im
Wasserbad kein Jod mehr sich verflüchtigt, weiß man; ein auf das Schälchen gedecktes
Kleisterpapier bestätigt das übrigens auch.
Einige Zahlen, die ich in mehreren Versuchen, deren immer zwei mit der gleichen
Jodsorte unmittelbar nach einander vorgenommen wurden, erhielt, werden einen
Maaßstab zur Beurtheilung der Genauigkeit der Methode geben.
Sorte A.
I. 3,79 Proc.
Sorte B.
I. 4,05 Proc.
Sorte C.
I. 6,31 Proc.
II. 3,61 Proc.
II. 3,88 Proc.
II. 6,18 Proc.
Das meiste verwendete Quecksilber (ich nehme die sechs- bis achtfache Menge,
um schneller das Jod zu binden) läßt sich durch Abpressen wieder gewinnen, und das
Jodquecksilber sich als solches verbrauchen, oder zur Wiederherstellung von Jod und
Quecksilber auf bekannte Art verwenden.