Titel: | Bericht der Commission des engl. Unterhauses zur Untersuchung der Ursachen der häufigen Unfälle durch schlagende Wetter in den Steinkohlengruben. |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XIII., S. 60 |
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XIII.
Bericht der Commission des engl. Unterhauses zur
Untersuchung der Ursachen der häufigen Unfälle durch schlagende Wetter in den
Steinkohlengruben.
Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal, Juli 1852,
S. 233.
Ueber Verhinderung der Unfälle durch schlagende Wetter in den
Steinkohlengruben.
Die Commission erachtet die ihr gewordene Untersuchung für eine sehr wichtige, welche
mit den Interessen der Menschlichkeit in einem genauen Zusammenhang steht, indem
nachgewiesen ist, daß der Verlust an Menschenleben durch schlagende Wetter in den
englischen Steinkohlengruben in der letzten Zeit etwa die Zahl 1000 per Jahr erreichte. Sie beschloß daher nur sehr
erfahrene Sachverständige zu befragen, welche im Stande waren, wesentliche Mittel
zur Abhülfe dieser großen Calamität vorzuschlagen. Dieß ist auch geschehen. Die
Commission gibt in Folge hievon ihre Ansicht dahin ab:
Daß jedes System der Wetterführung, welches von verwickelten Maschinen abhängt,
unrathsam sey, weil, wenn irgend ein Theil derselben in Unordnung kommt oder
zerbricht, die Wetterführung entweder gänzlich unterbrochen oder weniger wirksam
wird.
Daß die beiden Systeme, welche allein als rivalisirende Kräfte betrachtet werden
können, der Wetterofen und der Dampfstrahl sind.
Die Anwendung von Wetteröfen ist unter günstigen Umständen sehr zweckmäßig. Letztere
sind weite und tiefe Schächte, hinreichend weite Wetterstrecken, gehörig
abgeschlossene alte Baue, und ein nicht zu häufiges Vorkommen schlagender Wetter auf
den Flötzen. Wird unter diesen Umständen eine gehörige Aufmerksamkeit auf die
Wetterführung verwendet, so kann man eine hinlängliche Sicherheit gegen Explosionen
erwarten.
Entwickeln sich aber aus den Steinkohlen sehr viele schlagende Wetter, sind die Baue
sehr weitläufig, und muß alsdann die Feuerung der Wetteröfen verstärkt werden, um
auch einen bedeutenderen Wetterzug hervorzubringen, so entsprechen die Wetteröfen
nicht nur den Anforderungen eines guten Wetterzuges nicht, sondern in Folge eines
natürlichen Gesetzes (welches von Hrn. Gurney entdeckt
und vor der Commission wissenschaftlich entwickelt, sowie praktisch nachgewiesen
wurde) entsteht eine gefährliche Unterbrechung des Wetterzuges, welche sich auf die
ganze Grube ausdehnt.
Die Wärmemenge, welche ein Ofen erzeugt, steht im directen Verhältniß zu der
Brennmaterialmenge, die in einer gegebenen Zeit verzehrt werden kann. Die Größe der
Luftverdünnung oder die Kraft der ausströmenden Wetter wird sich stets direct wie
die Temperatur der Luftsäule verhalten, welche in einer gegebenen Zeit ausströmt,
und es ist diese Temperatur im Verhältniß der Quantität verschieden. Das
Wärmequantum des Ofens ist eine constante Größe, die sich einer größeren oder
geringeren Luftmenge mittheilt. Die Kraft der ausströmenden Wetter steigt in einem
arithmetischen Verhältniß; die Reibung des Wetterstroms in den Bauen einer
Steinkohlengrube gibt einen Widerstand, der gleich dem Quadrat seiner
Geschwindigkeit ist. Nun ist es ganz klar, daß man bald auf einen Punkt kommen wird,
wo der Widerstand größer als die Kraft ist. Da die Kraft in einem arithmetischen, der Widerstand aber in einem geometrischen Verhältniß steigt, so wird die Gränze des
Ofens der Punkt seyn, wo sich die beiden Kräfte das Gleichgewicht halten. In der
Praxis fängt diese Gränze weit früher an, als eine auf diese Daten begründete
Berechnung nachweist, weil ein anderes Element in die Berechnung gezogen werden muß, welches bis jetzt
noch nie berücksichtigt worden ist. Dieses Element ist der Widerstand, welchem die
Wetter bei einem Zuge durch die Baue einer Grube mittelst der Verengungen der
Strecken unterworfen sind; in einer gewöhnlichen Steinkohlengrube ist aber dieses
Moment sehr wesentlich. Weder die Kommission des Unterhauses vom Jahre 1835, noch
diejenige des Oberhauses von 1849 hat diese wichtige Thatsache berücksichtigt.
Wir haben bemerkt, daß sich der Widerstand eines Wetterstromes, welcher durch die
Baue einer Steinkohlengrube geht, wie die Quadrate seiner Geschwindigkeit verhält.
Wenn dieser Widerstand so groß ist, daß nicht die gehörige Luftmenge durch die
Strecken einer Grube gelangen kann, um die von dem Tiefsten des Wetterschachtes
fortgeschaffte Luft zu ersetzen, so wird sie durch den Schacht selbst, als dem
bequemsten Canal, zurückströmen. Sie strömt auf der einen Seite niederwärts, während
sie der warmen Luft auf der andern Seite Platz zum Aufsteigen läßt, indem die
stationären Lufttheilchen zwischen den beiden sich bewegenden Strömen eine imaginäre
Luftplatte bilden.
Der Widerstand der Wetterströmungen, welche durch die Baue gehen, steigt wie die
Quadrate ihrer Geschwindigkeit, während die Kraft des Ausströmens durch den
Wetterschacht im directen Verhältniß zur Temperatur steht. Wenn die Menge der durch
eine Grube strömenden Wetter durch eine stärkere Reibung oder durch eine Verengung
der Strecken vermindert wird, so wird diese geringere Wettermenge mittelst des Ofens
in dem Wetterschachte stärker erwärmt werden, der Wetterzug wird alsdann
beschleunigt und die Kraft erhöht. Ein Wassermanometer gewährt ein Maaß dieser Kraft
des Ausströmens oder des Zugs vom Ofen. Dieses Manometer wird unter den obigen
Umständen steigen und eine stärkere Wetterströmung anzeigen, während die
Wetterführung sinkt.
Was nun andererseits die Kraft der Dampfströme oder Dampfstrahlen betrifft, so scheint sie keine praktische
Gränze zu haben; denn obgleich sie, wenn auf der Sohle des Wetterschachtes
angebracht (wie empfohlen wurde), als ein Verdünner im Verhältniß der Menge des
angewendeten Dampfes und der Feuerung unter dem Kessel wirkt, so hängt doch ihre
hauptsächliche oder directe Wirksamkeit von ihrer Fortschaffungskraft ab. Die
erwärmte Luft strömt nicht allein wegen ihrer Verdünnung aufwärts, sondern es kann
jede Menge kalter Luft wirklich in dem Wetterschacht aufwärts getrieben werden,
indem diese Menge nur von der Anzahl und der Größe der angewendeten Dampfstrahlen
so wie von dem Druck
des Dampfes abhängt. Die Commission ist einstimmig der Meinung, daß die Dampfströme das stärkste und zugleich das wohlfeilste
Mittel zur Wetterführung sind.Hr. Gurney hat zuerst im Jahr 1835 der
Parlaments-Commission, welche damals über die Ursachen der Unfälle in
den Kohlengruben zu berichten hatte, die Anwendung von Hochdruckdampf zur
Verstärkung des Wetterzuges vorgeschlagen. Sein Vorschlag blieb aber
unbeachtet, bis im Jahr 1848 Hr. T. E. Forster in
Newcastle-on-Tyne einen Versuch in dem
Seaton-Delaval-Kohlenwerk anstellte, welcher den günstigsten
Erfolg hatte; er brachte in dem Wetteraufzugs-Schacht einen Cylinder
an, in welchen vier Dampfstrahlen aus einem Hochdruckkessel geleitet wurden;
dadurch wurde die Luftmenge, welche früher durch die Grube circulirte, fast
verdoppelt. – Hr. Gurney machte von seinem
Princip auch Anwendung zum Löschen des in einem Kohlenbergwerk
ausgebrochenen Brandes, worüber im polytechn. Journal Bd. CXII. S. 279 berichtet wurde.A. d. Red.
Vor dem Jahre 1848, ehe Hr. Forster den Dampf in der
Seaton-Delaval-Grube einführte, zeigten sich in der Nähe der alten
Baue und in andern Theilen der Baue fortwährend schlagende Wetter; seit jener Zeit
aber ist die Grube gänzlich davon gereinigt und es scheint jede Gefahr entfernt zu
seyn. Bei den Wetteröfen strömten in der Minute 53,000 Kubikfuß Luft durch die Baue,
während bei dem Dampf 84,000 Kubikfuß hindurchziehen, welche Hr. Forster für hinreichend hält; um aber die Luftmenge zu
verdoppeln, würde nur eine geringe Vermehrung des angewendeten Dampfes nöthig seyn.
Hr. Forster bemerkt, daß die Einrichtungskosten der
Wetterführung mittelst Dampf gegen diejenigen mittelst Wetteröfen um 39 3/4 Pfd.
Sterl. und die jährlichen Unterhaltungskosten bei Dampf um 50 1/2 Pfd. Sterl.
geringer seyen, während die Stärke des Wetterzuges fast um das Doppelte gestiegen
sey.
Ungeachtet der Zunahme des Wetterzuges, die Hr. N. Wood in
einer von den Steinkohlengruben, welche unter seiner Aufsicht stehen, erlangt haben
will, indem dort sehr weite Schächte und drei Wetteröfen vorhanden sind, fand doch
die Explosion in der Killingworthsgrube, die ebenfalls unter der Direction von Wood steht, im vorigen Herbst bei einer Wetterführung
mittelst Oefen statt.
Obgleich einige von den Sachverständigen (von denen zwei zu den intelligentesten
Grubeninspectoren der Regierung gehören) die Art und Weise, wie die Dampfstrahlen
als Ventilatoren wirken, mißverstanden zu haben scheinen, indem sie selbst
gestanden, daß sie zu unbekannt damit seyen, um ein richtiges Urtheil über deren
Erfolg zu haben; so stimmten sie doch, mit wenigen Ausnahmen, darin überein, daß in einer Grube mit
vielen schlagenden Wettern, wo die Wetteröfen unter gewöhnlichen Umständen
ausreichend sind, es eine kluge und nothwendige Vorsichtsmaßregel sey, an der
Tageöffnung desjenigen Schachtes, durch welchen die Wetter einziehen, einen
Dampfstrahl-Apparat mit dem Kessel der Dampfmaschine zu verbinden, welcher,
falls plötzlich eine gesteigerte Kraft erforderlich wäre, in Anwendung gebracht
werden könnte.
Es ist zur Genüge bewiesen, daß 70 Procent von den durch schlagende Wetter
veranlaßten Todesfällen nicht durch die Explosionen, sondern durch das Einathmen des
denselben folgenden sogenannten after-damp
veranlaßt werden. Werden diese letzteren Wetter von den Bergleuten im reinen
Zustande eingeathmet, so erfolgt unmittelbar der Tod. Da man aber gefunden hat, daß
die durch schlagende Wetter verunglückten Bergleute auf verschiedene Weise
niedersinken, so sind die Wetter offenbar in verschiedenen Graden der Verdünnung
eingeathmet. Es scheint daher klar zu seyn, daß, wenn an der Tageöffnung des
Schachts durch welchen die Wetter einströmen, außer dem Bereich der Wirkungen der
Explosion, unmittelbar nach derselben bedeutende Mengen von Dampf in die Grube
getrieben und dadurch ein starker Wetterzug auf den Strecken veranlaßt wird, manches
Menschenleben gerettet werden kann, welches jetzt aus Mangel einer solchen Kraft
verloren geht. Die Wetteröfen, welche bei den Explosionen gewöhnlich zerstört
werden, sind zu diesem Zweck gänzlich unbrauchbar.
Die Commission ist übrigens einstimmig der Meinung, daß der Hauptzweck der seyn muß,
die Explosionen selbst zu verhindern, und daß, wenn menschliche Mittel dieß zu
bewirken im Stande seyen, es die Dampfstrahlen, wie sie Hr. Forster anwendet, sind.
Nach den Ansichten der Commission hat eine Grube gute Wetterführung, wenn die
Geschwindigkeit in allen und besonders den äußersten Bauen und auf Strecken von 50
Quadratfuß Querschnitt, 4–6 Fuß in der Secunde beträgt; auf den Strecken die
nicht so fern von den Schächten liegen, würde alsdann die Geschwindigkeit größer
seyn; bei einer geringern Geschwindigkeit als 4 Fuß aber findet in Gruben mit vielen
schlagenden Wettern keine Sicherheit statt. Auf welche Weise der gehörige Wetterzug
hervorgebracht wird, ist sehr unwesentlich; es müssen nur die Mittel vorhanden seyn,
ihn fortwährend hervorzubringen und den Inspector bei seinen Befahrungen zu
überzeugen, daß die erwähnte Geschwindigkeit beständig statt gefunden habe.
Die Aufmerksamkeit der Commission war auch auf die wissenschaftlichen und praktischen
Mittel gerichtet, um die sich aus den Flötzen oder den alten Bauen entwickelnden
schlagenden Wetter zu zersetzen oder zu neutralisiren. Jedoch scheint es nicht, daß
es der Wissenschaft gelungen sey, irgend ein praktisches Mittel zur Erzielung dieser
Wirkung zu entdecken. Das Parlamentsmitglied Hr. Blakemore hat einen Preis von 1000 Pfd. Sterl. auf die Erfindung eines
einfachen und praktischen Mittels zur Erreichung des erwähnten Zweckes gesetzt.
Die Commission wendet sich nun zu anderen Sicherheitsmitteln gegen Explosionen. Sie
theilt die von andern Commissionen aufgestellte Ansicht, daß die Davy'sche Sicherheitslampe in Gruben, worin ein gehöriger
Wetterzug nicht stattfindet, weit mehr dazu dient, sich von dem Vorhandenseyn der
Gefahr zu überzeugen, als um eine vollständige Sicherheit dagegen zu gewähren. In
einer ruhigen Atmosphäre und in den Händen eines vorsichtigen Steigers ist die Davy'sche Sicherheitslampe ein ebenso treffliches als
zweckmäßiges Instrument zur Untersuchung, und sie bildet gewissermaßen einen
Anzeiger der Gefahr; in einer Luftströmung aber gewährt sie, wie schon ihr berühmter
Erfinder andeutete, durchaus keine Sicherheit. In den Händen eines gewöhnlichen
Arbeiters aber, und in Bauen wo Gefahr vorhanden ist, ist sie wahrscheinlich weit
öfter, als man es glaubt, die wirkliche Ursache der Explosionen, welche sie
verhindern soll. Die Versuche, welche Dr. Bachhoffner vor der Commission anstellte, waren in dieser
Hinsicht sehr interessant. Dennoch bleibt es in einer Grube mit schlagenden Wettern
eine kluge Vorsichtsmaßregel, mit Sicherheitslampen so lange zu arbeiten, bis
bewiesen werden kann, daß durch die Mittel der Wetterführung die explodirenden Gase
so verdünnt und fortgeschafft werden daß sie sich weder in den neuen noch in den
alten Bauen anhäufen können. Einige von den Sachverständigen theilten diese Meinung;
die Gesundheit der Arbeiter betreffend, ist ein mäßiger frischer Wetterzug, der
durch die Baue strömt, hinreichend. Einer der wesentlichsten Einwürfe gegen die Davy'schen Lampen von Seiten der Bergleute ist der, daß
sie kein hinreichendes Licht geben. Man hat daher Lampen mit größerem
Reflexionsvermögen und mit einem doppelten Drahtnetz versucht; statt des schwarzen
Drahts wendete man dabei polirten Draht an. Jener absorbirt das Licht, während
dieser es reflectirt; der schwarze Draht absorbirt mehr als die Hälfte des Lichts,
welches die Flamme entwickelt; die Reflexionslampen reflectiren das Licht, welches
auf die Maschen der Drahtgaze fällt und senden die Strahlen in einer vortheilhaften
Richtung nach der entgegengesetzten Seite.
Wenn die Wetterführung durch Oefen hervorgebracht wird, so hängt die Kraft von dem
Temperaturunterschiede der in die Grube einfallenden und der aus derselben
ausziehenden Wetter ab; und wenn die Temperatur der äußeren Luft hoch ist, so wird
die Kraft des Ofens vermindert. Es ist daher bei einem hohen Thermometerstande die
Wetterführung matt; dieß erklärt auch den Umstand, daß Unfälle durch schlagende
Wetter im Frühjahr und im Sommer in der Regel häufiger sind.
Bei dem gewöhnlichen atmosphärischen Druck hält das Gewicht der Luft die Entwickelung
schlagender Wetter aus den Steinkohlen zurück; wenn der Druck gering ist, so können
die explodirenden Gase leichter entweichen. Wenn daher ein Fallen des Barometers
einen verminderten Druck der Atmosphäre anzeigt, so ist Gefahr vorhanden, und es muß
der Wetterzug verstärkt werden. Es ist folglich ein Barometer für jede Grube
nothwendig; derselbe muß in gehöriger Verbindung mit der äußeren Luft in der Nähe
des frischen Wetterzuges angebracht werden, also in der Nähe des Schachtes durch
welchen die Wetter einfallen, so daß er den atmosphärischen Druck anzugeben vermag.
Da ein Differentialbarometer weit empfindlicher ist, so muß man ein solches
vorzugsweise anwenden. Nach dem Fallen des Barometers entwickeln sich schlagende
Wetter aus den alten Bauen und aus den Klüften der Steinkohle in weit größeren
Mengen als gewöhnlich, daher die Wetterführung unter solchen Umständen gesteigert
werden muß, und der Fall des Barometers weist dieß früher nach, als es außerdem
bemerkt werden könnte. Der Index des Differentialbarometers muß länger seyn als
derjenige eines gewöhnlichen Quecksilberbarometers, und es können daher weit
geringere atmosphärische Veränderungen von diesem Instrument abgelesen werden, als
von einem gewöhnlichen.
Auf der Sohle des Wetterschachtes, in welchem der Ofen angebracht ist, muß ein
Wassermanometer angebracht werden, welcher die Stärke des Wetterzuges in der Grube
anzeigt. Ein solcher Wassermanometer besteht aus einer in der Form eines U gebogenen Glasröhre, deren eines Ende mit den
ausziehenden und das andere mit den einfallenden Wettern mittelst einer Röhre in
Verbindung steht; sie enthält in der Biegung ein wenig Wasser, als Anzeichen der
Kraft des Wetterzuges; das Ansteigen des Wassers in dem einen Schenkel bildet das
Maaß der wirklichen Kraft, welche zur Ueberwindung des Wetterzuges in der Grube
erforderlich ist. Kennen wir diese Kraft, so zeigt das Steigen oder Fallen des
Wassers an, ob in den entfernten Bauen die Wetterführung in gehöriger Ordnung ist. Wenn daher der
Wetterzug auf einem kürzeren Wege als es der Fall seyn soll, die Baue durchströmt,
so wird der Wassermanometer fallen; wird z.B. eine Wetterthür zwischen dem Schacht,
in welchen die Wetter einfallen und zwischen demjenigen durch welchen sie
ausströmen, offen gelassen, wodurch eine Explosion veranlaßt werden kann, so zeigt
dieß das Manometer an. Steigt derselbe über den gewöhnlichen Punkt, so scheint
irgend ein Hinderniß in den Bauen vorhanden zu seyn; steht er dagegen auf dem
gewöhnlichen Punkt, so ist dieß das Zeichen der richtigen Wetterführung. Ein solcher
Wassermanometer ist ein sehr nützliches Instrument; er ist ein Maaß der wirklichen
zur Wetterführung erforderlichen Kraft, welches dem praktischen Bergmann durch
bloßes Ansehen angibt, ob und wie die Wetterführung erfolgt. Noch nützlicher ist
aber der Manometer (Wettermesser) in Verbindung mit dem Anemometer.
Ein Instrument von noch größerem Werth als letzteres, besonders für die befahrenden
Inspectoren, ist ein selbst registrirender Anemometer, durch welchen der Inspector
bei jeder Befahrung sehen kann, in welchem Verhältniß der Wetterzug während seiner
Abwesenheit erfolgt ist. Das beste Instrument dieser Art, welches wir bis jetzt
kennen, ist dasjenige von Biram. In jeder Grube müssen
wenigstens drei solche Instrumente vorhanden seyn; eines an der Sohle des Schachtes
durch welchen die Wetter einfallen, eines auf der Sohle des Schachtes durch welchen
sie ausströmen, und eines oder mehrere in den entfernteren Bauen. Durch den
Anemometer lernt man die wirkliche Menge der frischen Wetter kennen, welche durch
die Grube strömen, so wie durch den Wassermanometer die absolute Kraft, welche
erforderlich ist, um diese Menge von frischen Wettern durch die Baue strömen zu
lassen. Man kann demnach durch diese beiden Instrumente die Größe, die Kraft und die
wahrscheinliche Beschaffenheit der Wetterführung bestimmen.
Die alten Baue oder der sogenannte alte Mann sind bei großen Gruben die
hauptsächlichsten Quellen der Gefahr. Man hat den Vorschlag gemacht, aus dem alten
Mann die schlagenden Wetter durch ein Bohrloch von Tage ab, mit Hülfe eines
Dampfstromes zu entfernen; denn da das explodirende Gas leichter als die
atmosphärische Luft ist, so hat die Entfernung auf diese Weise keine
Schwierigkeiten. Wenn aber im Hangenden des Steinkohlengebirges wasserreiche
Schichten vorkommen, so läßt sich ein solches Bohrloch nicht anbringen.
Aus eben dem Grunde wird ein System von Gasstrecken, welche die Flötze und die Klüfte
durchschneiden und mit dem Schacht, durch welchen die Wetter ausziehen, in
Verbindung stehen, sehr zweckmäßig seyn, und in einigen Fällen ist der Beweis
geliefert, daß auf diese Weise das leichte Kohlenwasserstoffgas aus den
Kohlenflötzen entfernt werden kann, ohne daß es sich in den Bauen verbreitet.
Hr. Gurney hat auch den Vorschlag gemacht, Zufluchtsorte
an verschiedenen Punkten einer Grube vorzurichten, wohin die Bergleute bei einer
Explosion sogleich fliehen können, um den tödtlichen Wirkungen des after-damp zu entgehen. Diese Zufluchtsorte
müssen außerhalb des gewöhnlichen Wetterzuges liegen und von demselben auf eine
hinlänglich sichere Weise abgesondert werden können, um den Wirkungen einer
gewöhnlichen Explosion zu widerstehen. Gegen heftige Ereignisse dieser Art ist
freilich eine Sicherung schwierig, sobald der Zufluchtsort in deren Nähe liegt,
allein sind die Zufluchtsorte weit davon entfernt, so gewähren sie hinlängliche
Sicherheit, auch wenn die Explosion noch so heftig ist. Ventilirt werden diese
Zufluchtsorte durch zwei Oeffnungen, von denen die eine an der Sohle und die andere
an der Förste angebracht ist. Durch diese Oeffnungen werden auch die Wirkungen der
Explosion vermindert; beide müssen aber für den Fall der Noth auch mit Klappen
verschließbar seyn. Die obere Oeffnung ist klein und hat ungefähr 4 bis 6 Zoll im
Durchmesser, die untere dagegen muß so groß seyn, daß ein Mann hindurch kriechen
kann. Wenn nun eine Explosion entsteht, so muß die Mannschaft nicht, wie sie es
jetzt thut, nach den Hauptstrecken, sondern nach den Zufluchtsorten eilen, die
Oeffnungen verschließen und so lange bleiben, bis der after-damp weggeschafft ist. Berechnet man die Luftmenge, welche
zur Erhaltung des Lebens in einer gegebenen Zeit erforderlich ist, so läßt sich auch
die Größe der Zufluchtsorte bestimmen, in welchen eine gewisse Anzahl von Bergleuten
z.B. 24 Stunden bleiben kann. Während dieser Zeit muß der after-damp aus den Bauen fortgeschafft werden. Solche Zufluchtsorte
veranlassen keine großen Kosten, und können entweder an dem Ort ihrer Anlage
bleiben, oder, wenn der Abbau viel weiter vorgerückt ist, ebenfalls verlegt werden
Sie müssen einige Hundert Yards von einander entfernt liegen, so daß einer immer zur
Hand ist; es werden daher in einen nie viele Bergleute zu gelangen suchen. Nach den
bekannten Gesetzen der pneumatischen Störungen ist, wenn diese Zufluchtsorte gehörig
vorgerichtet sind, eine Vermischung der Luft in denselben mit dem after-damp nicht zu fürchten. Die Zufluchtsorte
in der Nähe heftiger
Explosionen werden freilich zerstört werden, weil der Druck die Scheider und Thüren
zerstört; dieß ist aber in einer geringen Entfernung von dem Mittelpunkt der
Explosion nicht der Fall. Eine heftige Explosion veranlaßt in ihrer Nähe Tod und
Zerstörung und die Zufluchtsorte können da nichts helfen; ihr Hauptzweck ist Schutz
gegen den after-damp zu gewähren. Man hat den
Vorschlag gemacht, die Zufluchtsorte durch starke Verschlüsse gegen die Kraft der
Explosionen zu sichern, dieß scheint aber unnöthig zu seyn.
Man verwendet in den Gruben Knaben zu Verrichtungen, deren Vernachlässigung in einem
einzigen Fall den Verlust vieler Menschenleben veranlassen kann. Hauptsächlich
werden sie zum Oeffnen und Verschließen der Wetterthüren auf den Förderstrecken
angewendet. Die Commission hat sich überzeugt, daß selbst in den bestbeaufsichtigten
und disciplinirten Gruben, in denen sich die erwachsenen Arbeiter selten oder nie
Vernachlässigungen zu Schulden kommen lassen, solche bei unerwachsenen Arbeitern
ganz unvermeidlich sind. Die Commission ist daher der Meinung, daß alle solche
Arbeiten und Verrichtungen, auf denen eine gewisse Verantwortlichkeit lastet, nie
Knaben, sondern nur Erwachsenen und erfahrenen Arbeitern anvertraut werden
sollten.
Ein sehr wesentlicher Punkt ist nach den Ansichten der Commission die bergmännische
Bildung, welche bis jetzt in England weit mehr als in jedem andern Lande
vernachlässigt wurde. Grubeninspectoren, obere und untere Beamte und Aufseher
bedürfen des Unterrichts in den Elementen der Physik, Chemie, Mathematik,
Mineralogie und Geologie, mit steter Berücksichtigung des praktischen Bergbaues,
auch über Bergbaukunst darf die Unterweisung nicht fehlen.
Alle Commissionsmitglieder und alle vernommenen Sachverständigen waren der Meinung,
daß die jetzige Beaufsichtigung durch die Inspectoren ganz unzweckmäßig ist; ihre
Anzahl ist zu gering, ihr Wirkungskreis oder ihre Macht zu beschränkt. Die
Inspectoren welche von der Commission vernommen wurden, beaufsichtigen ein jeder
etwa 400 Gruben, so daß manche derselben nur alle 3–4 Jahre befahren werden
können, ja einige dieser Beamten versicherten, mehrere Gruben ihres Bezirks gar
nicht zu kennen. Die Commission muß daher dem Hause den Wunsch aussprechen, daß die
Anzahl der Inspectoren vermehrt werde. Jetzt gibt es deren bloß sechs, ihre Anzahl
muß mindestens verdoppelt und es müssen jedem Inspector noch zwei Unterinspectoren
beigegeben werden.
Die Commission ist der Meinung, daß es eben so zweckmäßig als nöthig ist, eine
beaufsichtigende Behörde mit Inspectoren und Unterinspectoren für den brittischen
Bergbau zu ernennen. Es müßten zu diesen Beamten tüchtige und intelligente Männer
gewählt und dieselben bevollmächtigt werden, in den Gruben, welche jetzt eine
schlechte Wetterführung haben, eine gute herzustellen und solche Instrumente
anzubringen, welche einerseits die Beschaffenheit der Wetterführung registriren und
andererseits vor der Gefahr warnen; diese Instrumente wären gegen die Eingriffe
Unberufener zu sichern. Die Commission ist der Ansicht, daß durch solche
Einrichtungen und Maßregeln die Zahl der Explosionen vermindert und viele
Menschenleben erhalten würden.