Titel: | Verbesserungen in der Verwandlung der Steinkohlen in Kohks mit Gewinnung des Leuchtgases als Nebenproduct, welche sich Alfred Vincent Newton in London, am 27. Mai 1851 als Mittheilung patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XIX., S. 96 |
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XIX.
Verbesserungen in der Verwandlung der Steinkohlen
in Kohks mit Gewinnung des Leuchtgases als Nebenproduct, welche sich Alfred Vincent Newton in
London, am 27. Mai 1851 als Mittheilung
patentiren ließ.
Aus dem London Journal of arts, Juli 1852, S.
17.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Newton's Verbesserungen in der Leuchtgasbereitung und in der
Verwandlung der Steinkohlen in Kohks.
Dieses Patent, welches gewisse Verbesserungen der den HHrn. Pauwels und Dubochet am 23. April 1850
patentirten Apparate und VerfahrungsartenMitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXXV
S. 94. umfaßt, betrifft erstens die Gewinnung von Leuchtgas aus Steinkohlen, so daß
dabei eine für Schmelzprocesse und für die Dampferzeugung in Locomotiven geeignete
Qualität Kohks erzeugt wird, die Bildung bituminöser Oele und somit Verlust an
Leuchtgas aber verhütet wird; zweitens das Verfahren um die Strömung des Gases in
den unterirdischen Leitungsröhren zu reguliren, oder das Gas dem Consumenten unter
einem gleichmäßigeren Druck zuzuführen.
Fig. 3 stellt
den Apparat, worauf sich der erste Theil der Erfindung bezieht, im
Verticaldurchschnitt, Fig. 4 im Durchschnitt
nach der Linie 1, 2 in Fig. 3 dar. Derselbe kann
entweder mit oder ohne Gasextractor in Betrieb Gesetzt werden, je nachdem das Gas
für Beleuchtungszwecke gesammelt, oder beim Proceß der Kohksbereitung als Brennstoff
benützt werden soll. Das Eigenthümliche dieses Apparates besteht darin, daß er die
Kohle in großen Massen zu behandeln und ohne Berührung mit der Luft in Kohks zu
verwandeln, ferner daß er einen ununterbrochenen Betrieb gestattet, indem die Kohks
jedesmal aus dem Ofen genommen werden, während derselbe gleichzeitig mit einer neuen
Kohlenladung beschickt wird; daß er ein kohlenstoffhaltigeres Gas als gewöhnlich liefert, daß der
Apparat wegen der gleichzeitigen Beschickung und Entleerung auf einer höheren
Temperatur erhalten, ferner daß ein Theil des Gases als Brennmaterial zum Behuf der
Destillation der Kohle verwendet werden kann; endlich, daß er eine möglichst
vollständige Nutzbarmachung des Wärmestoffs gestattet.
Zur Erzielung dieser Resultate sind vor allem zwei Kammern nöthig, welche so an
einander stoßen, daß die erste Kammer ihren Inhalt leicht und in einer Masse beinahe
augenblicklich in die zweite entleeren kann; ferner daß die Wärme mit Hülfe einer
eigenthümlichen Anordnung von Canälen in geeignete Circulation Gesetzt wird. Dieser
Apparat ist mit einer oder mehreren Feuerstellen versehen, und mit Hülfe zweckmäßig
angeordneter Register können die Verbrennungsproducte einer oder mehrerer
Feuerstellen, ehe sie in den Schornstein gelangen, der Reihe nach, oder gleichzeitig
in irgend eine Anzahl Apparate geleitet werden. Nähe bei den Feuerstellen befindet
sich die Kammer, worin die Destillation der Kohle vor sich geht, die daher
„Destillirkammer“ genannt wird. Diese Kammer hat oben eine
Oeffnung zur Aufnahme der Füllung, und ist mit Canälen umgeben, durch welche die
Wärme circulirt. Sie ist in ihrer Längenrichtung gekrümmt, und zwar in einem Grade,
wie es die Beschickung der Kohlen und ihre Entleerung als Kohks verlangt. Die
Krümmung muß an allen Stellen den gleichen Querschnitt haben, damit die Kohksmasse
frei entleert werden kann; oben sollte sie steiler seyn als unten. An dem unteren
Ende der Destillirkammer befindet sich die sogenannte
„Kühlkammer“ welche den Zweck hat, die Kohks von den
ersteren in Empfang zu nehmen und abzukühlen. Beide Kammern stehen durch Thüren mit
einander in Verbindung, welche mit Hülfe eines Krahns oder einer sonstigen
geeigneten mechanischen Vorrichtung geöffnet oder geschlossen werden. Die Kühlkammer
wird mittelst außen angebrachter Canäle mit Luft versehen und besitzt an ihrem
unteren Ende eine Thür, durch welche die Kohks herausgezogen werden.
a, Fig. 3, ist die
Feuerstelle; b der Aschenfall; c die Destillirkammer; d der Deckel, welcher
die obere Oeffnung derselben verschließt; e die Thür zum
Verschließen der unteren Oeffnung der Destillirkammer; f
die Kühlkammer; g der Deckel für die obere Oeffnung
dieser Kammer; g¹ ein an der geneigten Ebene
angebrachtes mit einer Klappe g² versehenes
Gestell; h der Deckel für die untere Oeffnung der
Kühlkammer; i die Decke des Ofens; i¹ die Kuppel zur Vertheilung der Wärme; i² Circulationscanäle für die Wärme; i³ Canäle, durch welche die Wärme und die nicht
brennbaren Gase entweichen; j ein horizontaler Canal;
k, k Canäle zur Ventilation der Kühlkammer; l der Schornstein zur Extraction des Gases, verbunden
mit den Röhren l¹; n
die mit einem hydraulischen Ventil versehene Hauptröhre (diese Anordnung ist in Fig. 5 in einem
vergrößerten Durchschnitte dargestellt); o ein mit
Deckel o¹ versehener Schornstein, welcher das Gas
nach der Feuerstelle oder direct nach dem Schornstein j
leitet; p eine Röhre zur Verbindung der Schornsteine l und o: q eine Eisenbahn,
auf welcher ein Kippwagen q¹ läuft; q² eine tiefer gelegene Eisenbahn, welche einen
beweglichen Krahn q³ aufnimmt, der mit einem
Gegengewicht q⁴ und Ketten q⁵ zum Oeffnen und Schließen der Deckel e,
g versehen ist. Die Destillirkammer c wird von
der Feuerstelle a aus geheizt und mittelst des
Kippwagens q mit Kohlen beschickt. Ehe das letztere
geschieht, muß die untere Oeffnung durch den Deckel e
geschlossen werden. Die gasförmigen Producte gelangen durch den Schornstein l und die Röhren l¹
nach der Hauptröhre n.
Wenn die in der Destillirkammer enthaltene Kohle sich in Kohks verwandelt hat, so
wird die ganze brennende Masse in die Kühlkammer f
geschafft. Zu diesem Zweck zieht man mit Hülfe des beweglichen Krahns q³ den unteren Deckel e der Destillirkammer und den obern g der
Kühlkammer gleichzeitig hinweg, worauf die Masse durch ihr eigenes Gewicht aus der
einen Kammer in die andere herabsinkt. Die Deckel werden hierauf wieder eingefügt
und sorgfältig mit Lehm verstrichen. Zur Erleichterung der letzteren Operation läßt
man die geneigte Unterlage g² zwischen beiden
Deckeln herab.
Die für Beleuchtungszwecke nicht dienlichen Gase können nach jeder Operation durch
die Canäle i³ in den Ofen a geleitet werden. Sollen die Gase überhaupt nicht zur Beleuchtung
verwendet werden, so benützt man sie als Brennmaterial für die Kohksbereitung. Die
für die Verbrennung des Gases nöthige Luft wird durch geeignete Canäle zugeführt;
die Feuerstelle a ist in diesem Falle kleiner und wird
nur mit Kohlenklein beschickt.
Beim Füllen und Entleeren der Destillirkammer ist es nothwendig, daß dieselbe von dem
Gasextractor abgesperrt werde, um jede Vermischung der Luft mit dem Gas zu
vermeiden. Dieses geschieht mit Hülfe des Fig. 5 in großem Maaßstabe
im Durchschnitte dargestellten Apparates. n ist die
hydraulische Hauptröhre; r eine Gasröhre, welche durch
die Röhre l¹ (Fig. 3) mit dem
Schornstein l in Verbindung steht; s ein Cylinder, worin der Kolben m sich bewegt, dessen unteres in das Wasser der Röhre n tauchendes
Ende eine hydraulische Absperrung bildet; s¹ sind
mit dem Kolben concentrische Röhren. Der Kolben ist mit der Stange s² verbunden, welche durch eine Stopfbüchse des
Cylinderdeckels, sowie durch Führungen s³ läuft.
Die Kolbenstange ist mit Aufhaltstücken s⁴
versehen, durch welche die Länge des Hubs begränzt wird. Um dem Gasstrom Einhalt zu
thun, braucht man nur den Kolben in die Flüssigkeit hinabzutauchen.
Dieser Apparat kann auch an einem Extractor als hydraulisches Ventil angebracht
werden.
Fig. 6 stellt
eine zweite Anordnung des Apparates im Verticaldurchschnitte dar. Die Hauptpunkte,
worin sich diese Einrichtung von der so eben beschriebenen unterscheidet, sind: 1)
daß die Kühlkammer wegfällt; 2) daß Form, Anordnung und Beschaffenheit der
Materialien, woraus der Destillirapparat besteht, eine verschiedene ist; 3) daß das
Gas ohne Extractor gewonnen wird. Auch bei dieser Anordnung ist die Destillirkammer
gekrümmt, und die gasartigen Producte der Destillation ziehen durch die Röhre i ab. a ist die Feuerstelle;
b der Aschenfall; c eine
gekrümmte gußeiserne oder thönerne Retorte; d der Deckel
der Füllöffnung; e der Deckel der Oeffnung, durch welche
die Kohks entleert werden; f sind Canäle für die
Circulation der Wärme; h ist ein horizontaler Canal; i eine Gasröhre; j die
Kolbenstange; k der Kolben; l die hydraulische Röhre; m die Eisenbahn; n der Kippwagen.
Der zweite Theil der Erfindung bezieht sich auf ein Mittel den Gasstrom zu reguliren,
und kann entweder an den unterirdischen Röhren, oder an den Häusern der Konsumenten
angebracht werden. Der an den unterirdischen Leitungsröhren anzubringende Regulator
ist eine Verbesserung des Pauwels'schen Moderators.Polytechn. Journal Bd. CXXIV S.
334. Er besteht 1) in einem Ventil, welches den Querschnitt der Oeffnung für den
Gasstrom regulirt; 2) in einem Schwimmer, welcher den Mechanismus in Bewegung setzt,
und selbst durch den Gasstrom in Thätigkeit Gesetzt wird; 3) in einem Gegengewicht,
um das Minimum des Drucks zu reguliren, unter dessen Einfluß die Gasströmung
erfolgt; 4) aus einem zweiten Gewicht, zur Bestimmung und Regulirung des Gasdrucks;
5) in einem das Ganze umschließenden Gehäuse. Fig. 7 stellt den
Regulator im Verticaldurchschnitt dar. a ist die
Eintrittsröhre für das Gas; b die Austrittsröhre; c der Deckel; d das
Ventilgehäuse; d¹, d¹ Führungen; e der Schwimmer, welcher
mittelst einer biegsamen Stange g von dem Balancier f herabhängt; h das
Regulirungsventil, dessen Stange i durch die Stange i¹ mit dem Balancier f verbunden ist; j die in die Atmosphäre
führende Röhre; k ein Wasserbehälter; l das Lager des Balanciers; m die Gaskammer: n das
Minimum-Gegengewicht; o die Stange woran das
letztere hängt.
Dieser Apparat liefert das Gas unter einem bestimmten Druck, der jedoch bei dem
Durchgang des Gases durch die Leitungsröhren im Verhältniß ihrer Dimension und der
Geschwindigkeit des Gasstromes modificirt wird; letztere aber wechselt nothwendig
nach dem Grade der Consumtion. Der Apparat sollte daher, um seinen Zweck vollständig
zu erfüllen, das Gas unter einem der Consumtion proportionalen Druck und in einem
der Geschwindigkeit des Gases entsprechenden Verhältniß liefern. Dieses Resultat
wird mit Hülfe des progressiven Gewichtes n¹
erreicht, welches durch Veränderung seiner Lage an der Stange l¹ den Gasdruck beliebig zu verändern gestattet. Diese Anordnung
erhöht die Wirkung des Minimum-Gegengewichtes n
im Verhältniß zu der Neigung des Balanciers, dessen Spiel die Lage des Schwerpunktes
des Gegengewichtes n¹ verändert.
Eine mehr für den Gebrauch der Consumenten geeignete Form von Regulator ist in Fig. 8 im
verticalen und in Fig. 9 im horizontalen Durchschnitte dargestellt. a ist die Einströmungsröhre für das Gas; b die
Ausströmungsröhre; c der Deckel; d eine horizontale Scheidewand, mit einer Oeffnung in welcher das Ventil
h spielt; e ein an den
unteren Theil des Ventils befestigter glockenförmiger Schwimmer; f der Balancier, mit einem Segment, von welchem das
Ventil h an einer stählernen Aufhängestange f¹ herabhängt; das andere Ende des Balancier
trägt ein Gegengewicht f². Die Achse des
Balancier enthält außerdem eine verticale oder geneigte Stange g mit einem Gegengewicht g¹. Der untere Theil k des Apparates dient
als Recipient für die condensirten Producte, und zur Aufnahme des in k¹ etwa überflüssigen Wassers durch die
Heberröhre j¹. Unten an dem Recipienten k befindet sich eine Schraube p zum Ablassen des Wassers. Die Oeffnung r ist
mit einer Sicherheitsröhre versehen, welche mit der äußeren Seite des Hauses
communicirt. Ihr Zweck ist, die Einbringung oder Austreibung der Luft in oder aus
dem Schwimmer, je nach der auf- oder abwärtsgerichteten Bewegung des
letzteren, zu gestatten; ferner wenn Gas durch eine Ritze in die Röhre j dringen sollte, dasselbe gefahrlos abzuleiten. Der Behälter k¹ wird mit Hülse der Röhre t bis zu der oberen Mündung der Röhre j¹ mit Wasser gefüllt.
Das Gewicht f² dient dazu, den verschiedenen an
den Balancier f befestigten Theilen das Gleichgewicht zu
halten und das Minimum des Drucks zu bestimmen, unter dessen Einfluß das Gas in der
Kammer k¹ comprimirt wird. Das Gegengewicht g¹ hat den Zweck, je nach der Stellung des
Balancier, die Wirkung des Gewichtes f² zu
erhöhen oder zu vermindern, und den progressiven Druck zu modificiren, unter dessen
Einfluß das Gas strömen soll.
Zu dem Ende lassen sich die Gewichte an der Stange g
adjustiren. Das Stück s hat den Zweck, die Bewegung des
Balancier f zu begränzen. i
ist eine kleine Achse, welche durch die Stopfbüchse i³ aus dem Apparat tritt und durch die Kurbel i⁴ in Bewegung Gesetzt wird. In der Mitte dieser Achse befindet
sich eine Gabel i¹, welche mit der an den
Balancier befestigten Spindel i² in Berührung
gebracht werden kann. Diese Anordnung hat den Zweck, durch die Rotation der Achse
die Gabel i¹ unter die Spindel i² zu bringen, so daß sie dieses Ende des
Balancier und mit ihm das Ventil in die Höhe hebt, und dem Gas den Durchgang
gestattet. Das Gas strömt durch die Röhre a in die obere
Kammer m, von da durch die Ventilöffnung in die Kammer
k¹, aus welcher es durch die Röhre h entweicht. Die Oeffnung des Ventils hängt von der
Bewegung des Balancier und dem Einfluß des Gegengewichtes ab, welches den Schwimmer
e heben soll; folglich ist das in der Kammer k¹ enthaltene Gas einem gegebenen Druck
unterworfen, unter welchem es entströmt. Sollte dieser Druck sich zu vermindern
anfangen, so öffnet der Schwimmer, indem er steigt, das Ventil, und läßt eine
größere Gasmenge ausströmen. Ist dagegen die Gasconsumtion geringer als die
Zuströmung durch das Ventil h, so bringt der über dem
Schwimmer zunehmende Druck das Ventil zum Sinken, und vermindert dadurch den
Querschnitt der Gasöffnung. Je weiter das Ventil geöffnet ist, desto größer ist der
Gasdruck über dem Schwimmer, indem der Balancier in Folge seiner Bewegung die
relative Kraft des Gegengewichtes dadurch erhöht, daß er die Lage des Schwerpunktes
des letzteren verändert, eine Anordnung, welche die Anwendung eines stufenweise
zu- oder abnehmenden Druckes auf den Gasstrom gestattet.