Titel: | Ueber die Eigenschaften und Zusammensetzung der Gutta-percha; von Prof. Payen. |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XXIV., S. 115 |
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XXIV.
Ueber die Eigenschaften und Zusammensetzung der
Gutta-percha; von Prof. Payen.
Aus den Comptes rendus, Juli 1852, Nr.
4.
Payen, über die Eigenschaften und Zusammensetzung der
Gutta-percha.
Die Gutta-percha ist bekanntlich in dem absteigenden Safte von Isonandra percha
Hooker (Dodecandria
Monogynia, Familie der Sapoceen) enthalten; dieser Baum wird bis 1 Meter
dick und 20 Meter hoch; sein Holz ist weich und faserig, und hat daher für Bauten
etc. keinen Werth; seine Früchte liefern fettes Oel. Ein gefällter Baum soll 18
Kilogr. Gutta-percha oder festes Gummi liefern können. Der in dünnen aus
einander liegenden Schichten ausgetrocknete Saft bildet mehr oder weniger dicke
unregelmäßige Massen von röthlicher oder graulicher Farbe, wovon seit dem J. 1845
alljährlich beträchtlichere Mengen nach Europa und Amerika gesendet werden.
Man reinigt die rohe Gutta-percha für zahlreiche Anwendungen, indem man sie
mittelst einer Schneidmaschine in kaltem Wasser zertheilt, welches ihr die
organischen Substanzen und die auflöslichen Salze großentheils entzieht und die
Absonderung einiger Holzüberreste sowie der erdigen Stoffe erleichtert. Sie wird
dann in mehreren Behältern vollends mit warmem Wasser gereinigt, hierauf
ausgetrocknet und das Product zu einer teigigen Masse vereinigt, indem man es in
einem Kessel mit Dampfgehäuse auf beiläufig 110° C. erhitzt.
Durch diese BehandlungMan sehe die nähere Beschreibung des Verfahrens im polytechn. Journal Bd. CXX S. 117. wird die Gutta-percha so weich und klebend, daß sie zu Blättern oder
Riemen gewalzt, zu Röhren ausgezogen und beliebig geformt werden kann, worauf sie
nach langsamem Erkalten eine sehr große Festigkeit und Zähigkeit erlangt. Es ist
jedoch sehr zu beachten, daß eine kleine Menge Wasser, welche im Innern der Masse
eingeschlossen bleibt, hinreicht um das Zusammenkleben der betreffenden Schichten zu
verhindern.
Eigenschaften der gewöhnlichen Gutta-percha.
– Die in den Fabriken gereinigte Gutta-percha hat eine bräunlichrothe
Farbe, wird durch Reiben leicht elektrisch, leitet die Elektricität und die Wärme
schlecht. – Bei der gewöhnlichen Temperatur von 0 bis 25° C. hat sie
so ziemlich die Zähigkeit des dicken Leders, aber eine etwas geringere Biegsamkeit;
gegen 48° C. wird sie weich und teigartig, obschon sie dann noch sehr
consistent ist. Bei den Temperaturen von 45 bis 60° C. ist sie so dehnbar,
daß man sie leicht zu dünnen Blättern walzen, zu Fäden oder Röhren ausziehen kann;
in dem Maaße als die Temperatur sinkt, vermindert sich ihre Weichheit und ihre
Dehnbarkeit. Sie besitzt bei keiner Temperatur die elastische Dehnbarkeit welche den
Kautschuk charakterisirt. Wenn man sie eine Stunde lang einer Kälte von –
10° C. aussetzt, so vermindert sich ihre Weichheit ein wenig.
Die Gutta-percha hat eine merkwürdige Neigung eine poröse Structur anzunehmen;
man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man einen Tropfen einer Lösung von
Gutta-percha in Schwefelkohlenstoff auf einer Glasplatte freiwillig
verdunsten läßt; das weißliche Häutchen, welches dabei zurückbleibt, zeigt sich
unter dem Mikroskop mit zahlreichen Poren durchzogen, die noch sichtbarer werden und
sich vergrößern, wenn man einen Tropfen Wasser hinzubringt. Die Eigenschaft der
Gutta-percha, auf Wasser zu schwimmen, beruht auf dieser Porosität, dem
Vorhandenseyn zahlreicher kleiner Bläschen im Inneren der Masse. Um sich davon zu überzeugen,
braucht man nur die Gutta-percha-Masse unter starkem Druck
auszuziehen, das erhaltene Band sogleich in kleine Stücke zu zerschneiden und diese
in Wasser zu tauchen; die Mehrzahl der Stücke sinkt dann in dem Wasser zu Boden,
theils sogleich, theils nachdem sie eine gewisse Menge Wasser eingesogen haben.
Dasselbe Resultat erhält man auch, wenn man sehr dünne Blätter von gereinigter
Gutta-percha einen Monat lang in luftfreiem Wasser eingetaucht erhält; ihre
Poren füllen sich hierbei allmählich mit Wasser, werden dadurch schwerer als Wasser
und sinken zu Boden. Uebrigens ist die Gutta-percha um so schwerer, je
längere Zeit sie der Luft ausgesetzt war, besonders in dünnen Blättern.
Die poröse Structur der Gutta-percha verwandelt sich in eine faserige unter
dem Einfluß einer Zugwirkung, welche die Länge der Gutta-percha verdoppeln
kann; da sie alsdann wenig ausdehnsam geworden ist, so verträgt sie, bevor sie
zerreißt, eine mehr als doppelt so große Zugwirkung als angewendet wurde um die
erste Verlängerung hervorzubringen.Ein sehr dünnes Gutta-percha-Band von 20 Centimet. Länge, 3,6
Centimeter Breite und 0,03 Millimet. Dicke verlängerte sich beim Anhängen
von Gewichten, welche successiv, jedesmal um 10 Grm. vermehrt wurden, durch
die Zugwirkung von 1098 Grm. auf 43 Centimet.; als das Gewicht bis auf nahe
das Doppelte, nämlich auf 2098 Grm. vermehrt wurde, trat eine noch halb so
große Verlängerung ein, so daß das Band 65 Centimet. lang wurde. Das
Zerreißen fand statt bei einem Gewicht von 2128 Grm., nachdem vorher noch
zweimal eine Verlängerung um 1 Centimet. eingetreten war; die
Zusammenziehung betrug 4,5 Centimeter. Die Temperatur der Luft war bei
diesen Versuchen 19° C.
Die Gutta-percha widersteht dem kalten Wasser, der Feuchtigkeit, wie den
verschiedenen Einflüssen, welche Gährungen hervorrufen; unter dem Einfluß der
Sonnenstrahlen im Sommer erweicht sie aber, und geräth oberflächlich in eine Art
teigigen Flußes.
Durch concentrirte Alkalilösungen, selbst caustische, wird sie nicht angegriffen; das
Ammoniak, die verschiedenen Salzlösungen, mit Kohlensäure gesättigtes Wasser,
vegetabilische und verdünnte Mineralsäuren, äußern keine Wirkung auf sie; die
schwachen geistigen Getränke (Wein, Bier etc.) greifen sie nicht an, selbst
Branntwein nimmt kaum Spuren von ihr auf. – Das Olivenöl scheint die
Gutta-percha in der Kälte nicht anzugreifen; in der Wärme löst es eine
geringe Menge von ihr auf, welche sich beim Erkalten wieder ausscheidet.
Concentrirte Schwefelsäure färbt die Gutta-percha braun und zerfrißt sie unter
merklicher Entbindung von schwefliger Säure. Concentrirte Salzsäure greift (bei der
Temperatur von 20° C.) die Gutta-percha langsam an, färbt sie nach und
nach immer dunkler braun, und macht sie endlich spröde.
Concentrirte Salpetersäure greift die Gutta-percha sehr lebhaft unter
reichlicher Entbindung von Salpetergas an; die Gutta-percha wird dabei
zerfressen, färbt sich rothbraun, wird teigig, dann allmählich wieder fest, und
bleibt zerreiblich.
Wasserfreier Alkohol und Aether lösen in der Kälte, und selbst in der Wärme, nur
einen Theil (15 bis 22 Proc.) der Gutta-percha auf. – Benzin und
Terpenthinöl lösen sie in der Kälte zum Theil, aber in der Wärme fast gänzlich
auf.
Schwefelkohlenstoff und Chloroform lösen die Gutta-percha in der Kälte auf;
die Lösungen können unter einer verschlossenen Glocke, welche die Verdunstung
verhindert, filtrirt werden; die fremden röthlichbraun gefärbten Beimengungen
bleiben auf dem Filter zurück, während die Lösung klar und fast farblos
hindurchgeht. Setzt man die filtrirte Lösung in einer flachen Schale der Luft aus,
so verdunstet das Lösungsmittel, und die weiße Gutta-percha scheidet sich als
eine Haut ab, welche sich mehr und mehr zusammenzieht, in dem Maaße als die
zwischengelagerte Flüssigkeit verdunstet. Die so abgeschiedene Gutta-percha
hat, abgesehen von der Farbe, dieselben Eigenschaften wie die gewöhnliche; bei
allmählich gesteigertem Erhitzen in einer Retorte erweicht sie, schmilzt zu einer
durchsichtigen Flüssigkeit und kommt ins Kochen ohne sich merklich zu färben, wobei
sie reichliche Dämpfe ausgibt, welche sich zu einer öligen, fast farblosen
Flüssigkeit verdichten; die letzten Portionen des Destillats sind gelbbraun gefärbt,
und als Rückstand bleibt in der Retorte eine dünne Schicht kohliger Masse.
Untersuchung der Gutta-percha auf ihre näheren
Bestandtheile. – Wenn man die Gutta-percha in dünnen Blättern
in der Kälte mit dem 15–20fachen Volum wasserfreien Alkohols zusammenbringt,
dann im Wasserbade langsam bis zum Sieden des Alkohols erhitzt, das Sieden einige
Stunden lang in der Art unterhält, daß der verdampfte Alkohol wieder zurückfließt,
hierauf siedendheiß filtrirt, und die Flüssigkeit in einer verschlossenen Flasche
stehen läßt, so scheiden sich daraus nach 12–36 Stunden an der Wand der
Flasche weiße, opalartige Körner aus, welche während mehrerer Tage an Größe
zunehmen. Diese Körner zeigen sich unter einem Vergrößerungsglas als kleine
Halbkugeln, welche aus kleinen, langen, blättrigen Krystallen gebildet sind. Einige
Spalten in der Oberfläche dieser Kügelchen zeigen an, daß sie aus einem durchscheinenden
gelblichen Kern bestehen, welcher mit einer weißen Haut überzogen ist; dieß ist in
der That der Fall, denn wasserfreier Alkohol löst in der Kälte den gelben Kern
vollständig auf, während die weißen Häutchen der Oberfläche, den Alkohol
einschließend, zurückbleiben, und nachher weißer und weniger durchscheinend
erscheinen.
Die alkoholische Lösung, aus welcher sich diese Kügelchen während mehrerer Tage
abgesetzt haben, kann in der Wärme noch fernere Antheile der beiden Stoffe, aus
denen dieselben bestehen, der Gutta-percha entziehen, welche sie beim
Erkalten wieder absetzt. Man wiederholt das Auskochen der Gutta-percha mit
frischem Alkohol, bis derselbe zuletzt nichts mehr davon auflöst. Die Substanz,
welche dann zurückbleibt, besitzt, von einigen Modificationen abgesehen, die
Eigenschaften der rohen Gutta-percha; ich nenne sie reine Gutta. Die beiden vom Alkohol aufgelösten Stoffe sind ein gelbes Harz und ein weißes
krystallinisches Harz.
Diese drei Stoffe bilden die näheren Bestandtheile der Gutta-percha. Da das
gelbe Harz im Alkohol weit leichter löslich ist als das weiße, so kann man diesen
Umstand zur Trennung dieser beiden Stoffe benutzen, welche jedoch viel Zeit und
Geduld erfordert. Man kann auch die beiden Harze zusammen durch Aether in der Kälte
aus feinzertheilter Gutta-percha ausziehenWenn man sehr dünne Blätter von Gutta-percha mit Aether behandelt und
sie dabei mit einem vollen Glasstabe stark hin und her drückt, so enthält
die decantirte Flüssigkeit außer den beiden Harzen auch eine gewisse Menge
reiner Gutta., wobei man den Vortheil hat, daß dieselben durch Aether reichlicher gelöst
werden; man trennt sie dann von einander durch Behandeln mit Alkohol.
Eigenschaften der drei näheren Bestandtheile der
Gutta-percha.
Reine Gutta. – Der überwiegende Bestandtheil der
Gutta-percha, welcher wenigstens 75 und bis 82 Proc. derselben ausmacht, ist
die reine Gutta. Dieselbe ist weiß, bei der Temperatur von 100° C.
durchscheinend; in der Kälte, wo sie eine Structur annimmt welche die Einschließung
von Luft oder einer Flüssigkeit verschiedener Refraction veranlaßt, ist sie hingegen
undurchsichtig oder halb durchscheinend. Die reine Gutta besitzt diese Structur noch
auffallender als die gewöhnliche Gutta-percha.
Bei + 10 bis + 30° C. ist die Gutta in dünnen Blättern weich, zähe,
ausdehnsam, wenig elastisch. Bei + 50° C. wird sie weich, zieht sich in sich selbst zusammen,
wird mehr und mehr klebend und durchscheinend, in dem Maaße als die Temperatur höher
steigt, und erleidet gegen 100 bis 110° C. eine Art teigiger Schmelzung.
Weiter erhitzt schmilzt sie, kommt ins Kochen und gibt brenzliches Oel und
kohlenstoffhaltige Gase als Destillationsproducte.
Die Gutta wird, ebenso wie die zwei anderen näheren Bestandtheile, durch Reiben
leicht elektrisch, und ist ein schlechter Wärmeleiter. Gewöhnlich schwimmt sie auf
dem Wasser; sie sinkt aber in demselben zu Boden, sobald sich ihre Poren mit Wasser
angefüllt haben.
Sie ist unlöslich in Alkohol und Aether; in Benzin ist sie bei 0° fast ganz
unlöslich, aber bei + 25° C. löst sie sich darin, und in dem Maaße mehr, als
die Temperatur höher steigt. Die bei + 30° C. gesättigte Lösung in Benzin
gesteht zu einer halbdurchscheinenden Masse, wenn man sie unter 0° abkühlt;
Alkohol schlägt die Gutta aus dieser Lösung nieder.
Terpenthinöl löst bei 0° sehr wenig von der Gutta auf, während es in der Wärme
dieselbe leicht löst.
Schwefelkohlenstoff und Chloroform lösen die Gutta schon in der Kälte auf.
Nachdem man mittelst Aether aus dünnen Blättern der weißen Gutta-percha die
beiden Harze ausgezogen hatte, dann den letzten Aether, womit sie imprägnirt waren,
an der Luft verdunsten ließ, und hierauf diese Blätter in eine Flasche einschloß,
hatten dieselben, nachdem sie zwei Monate lang bei 20–28° C. so
aufbewahrt worden waren, eine Veränderung erlitten, welche von ihrer Porosität, von
der Wirkung der Luft, und vielleicht von dem in ihren Poren zurückgehaltenen Aether
abhängen dürfte. Diese Blätter hatten nämlich dann neue Eigenschaften erlangt: sie
waren spröde, entwickelten einen starken und stechenden Geruch, und lösten sich in
überschüssigem wasserfreien Aether zum Theil auf. Der aufgelöste Theil, durch
Verdunstung des Aethers und eine Austrocknung bei 90° C. für sich erhalten,
war klebend und durchscheinend, wurde aber beim Erkalten auf – 10° C.
undurchsichtig und hart. Der von dem Aether nicht gelöste Theil quoll, als er mit
Schwefelkohlenstoff zusammengebracht wurde, bis zum vierfachen Volum auf, wurde
weich, durchscheinend und löste sich nur zum Theil auf. Der Schwefelkohlenstoff,
welcher in sechs Tagen dreimal erneuert, und nach zweitägiger Berührung jedesmal
verdunstet wurde, hinterließ als Rückstand eine weiße und weiche Haut. Der
unaufgelöste Theil veränderte sich im Schwefelkohlenstoff in zehn Tagen nicht
weiter.
Diese freiwillige Veränderung der Gutta würde vielleicht in längerer Zeit
vollständiger werden; ihr gründliches Studium würde viel Zeit erfordern, könnte aber
vielleicht die Ursachen gewisser Veränderungen aufklären, welche man an kleinen
Gegenständen aus Gutta-percha beobachtet hat. Ich habe bereits gefunden, daß
dünne Blätter von Gutta-percha, wenn man sie acht Tage lang in feuchter Luft
der Sonne aussetzt, sich entfärben, und daß ihre Masse dann großentheils in Aether
löslich geworden ist.
Concentrirte Schwefelsäure färbt die reine Gutta braun und zerfrißt sie allmählich,
unter Entbindung von schwefliger Säure. – Concentrirte Salpetersäure greift
die Gutta mit Heftigkeit an, unter Entbindung von Salpetergas. – Concentrirte
Salzsäure greift Gutta in dünnen Blättern langsam an, und färbt sie dunkelbraun;
nach achttägiger Berührung ist die Gutta spröde geworden.
Weißes krystallinisches Harz. – Nach dem oben
angegebenen Verfahren rein dargestellt, bildet es eine leichte pulverige Masse,
welche unter dem Mikroskop die durchsichtigen blätterigen Krystalle zeigt. –
Von 0 bis 100° C. erleidet es keine merkliche Veränderung; von + 175 bis
180° C. wird es ölartig flüssig und vollständig durchsichtig, ohne erhebliche
Färbung; beim Erkalten erstarrt es, zieht sich zusammen, bleibt durchscheinend und
etwas dichter als Wasser.
Es ist leicht löslich in Terpenthinöl, Benzin, Schwefelkohlenstoff, Aether und
Chloroform; beim freiwilligen Verdunsten der Lösung in den beiden letzteren
Flüssigkeiten bleibt es in langen, dünnen, perlmutterglänzenden Blättchen zurück,
welche büschelförmige Gruppen bilden. –
Wasserfreier Alkohol löst es bei + 75° C. in reichlicher Menge auf, und beim
Erkalten krystallisirt es in Blättchen heraus.
Von kaltem und kochendem Wasser werden die Krystalle des Harzes nicht angegriffen und
nur schwierig benetzt; ebenso von kalten oder heißen caustischen Alkalien, von
Ammoniak und von verdünnten Säuren. – Concentrirte Schwefelsäure und
Salpetersäure greifen das Harz lebhaft an, unter ähnlichen Erscheinungen wie die
reine Gutta. Salzsäure hingegen greift dieses weiße Harz nicht an.
Gelbes Harz. – Dieses amorphe Harz ist
durchscheinend, ein wenig schwerer als Wasser, bei 0° hart und spröde, und
wird beim Erwärmen mehr und mehr weicher, bei 50° C. geräth es in teigigen
Fluß, aber erst bei 100 bis 110° C. schmilzt es vollkommen. Weiter erhitzt,
kann es ins Kochen gerathen, wobei es sich aber zersetzt, braun wird, saure Dämpfe und
Kohlenwasserstoffe entbindet. – Dieses Harz hält den Alkohol, worin es gelöst
war, hartnäckig zurück, so daß es nur durch anhaltendes Erwärmen auf 100° C.
im luftleeren Raume ganz davon befreit werden kann.
Es ist in der Kälte in Alkohol, Aether, Benzin, Terpenthinöl, Schwefelkohlenstoff und
Chloroform löslich; beim Verdunsten dieser Losungen bleibt es amorph zurück.
– Weder verdünnte Säuren, noch concentrirte Alkalien, noch Ammoniak greifen
das gelbe Harz an. Von concentrirter Schwefelsäure und Salpetersäure wird es wie das
weiße Harz angegriffen. Concentrirte Salzsäure greift es nicht an.
Die rohe Gutta-percha besteht also, abgesehen von einem kleinen Gehalt an
anderen Substanzen (löslichen und unlöslichen Salzen, stickstoffhaltigen organischen
Stoffen, einer fetten Materie, einem flüchtigen Oel, Farbstoff und Eisenoxyd), aus
den oben beschriebenen drei Körpern. Die vorwaltende normale Substanz habe ich Gutta
benannt; für das weiße Harz schlage ich die Benennung Christalbane oder Albane vor, für das gelbe
Harz den Namen Fluavile.
In den von mir untersuchten Sorten roher Gutta-percha waren dieselben in
folgenden Mengenverhältnissen enthalten:
Gutta
75
bis
82
Albane
16
bis
14
Fluavile
6
bis
4
–––––––––––––
100
100
Eine Fortsetzung dieser Abhandlung wird die Elementar-Zusammensetzung dieser
näheren Bestandtheile und die hauptsächlichsten Anwendungen der Gutta-percha
zum Gegenstand haben.