Titel: | Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als Maschinenbauer; von Dr. Ernst Alban in Plau. |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XXIX., S. 162 |
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XXIX.
Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
Maschinenbauer; von Dr. Ernst
Alban in Plau.
Alban's Mittheilungen aus seinem Leben und Wirken als
Maschinenbauer.
K. Fortsetzung der Mittheilungen
über meine neuern Hochdruckdampfmaschinenkessel und meine neuesten Erfahrungen
in Bezug auf sie und die dazu gehörigen Organe, sowie die darauf gegründeten
Verbesserungen.
Ich schmeichle mir mit der Hoffnung, daß diese neuern Kessel das Interesse meiner
Collegen und des gewerbetreibenden Publicums in dem Grade erregt haben dürften, daß
Ihnen meine und Anderer Beobachtungen und Erfahrungen über ihre Erfolge willkommen
seyn werden. Mir erscheinen solche Mittheilungen aber um so wichtiger, als die
Brauchbarkeit und der Nutzen dieser Kessel für das praktische Leben so immer
deutlicher hervortreten dürften, und meine in dieser Beziehung gehegten Hoffnungen,
sowie die vollkommene Nichtigkeit meiner Berechnungen und Pläne bestätigt werden.
Die größere und allgemeinere Verbreitung der Hochdruckmaschinen basirt hauptsächlich
auf die immer größere Vollkommenheit, Sicherheit und Gefahrlosigkeit ihrer Kessel.
Je näher man diesem Ziele tritt, umsomehr werden die bisherigen Vorurtheile gegen
dieselben bei dem gewerbetreibenden Publicum schwinden, und der Sieg einer von mir
dringend empfohlenen Angelegenheit dürfte immer mehr vorbereitet werden. Man wird
sich von Jahr zu Jahr immer mehr überzeugen, daß dieser Gegenstand nicht bloß in die
Kategorie der Lieblingsthemate bei mir gehört, sondern daß ich auch gute Gründe
habe, demselben so unausgesetzt und mit solchem Eifer und so eiserner Beharrlichkeit
das Wort zu reden. Es hat mir eine unendliche Genugthuung gewährt, daß auch andere
Maschinenbauer in neuester Zeit diesen meinen Bemühungen so freundlich zu Hülfe
kommen, und ich bin
ihnen dafür zu dem wärmsten Danke verpflichtet. Es fällt kein Baum auf einen Schlag
der Art; je mehr gerüttelt wird an dem alten Schlendrian, an verjährten Vorurtheilen
und Irrthümern, je mehr Kräfte sich die Hand dabei reichen und sich freundlich
unterstützen, je mehr Unbefangenheit dabei waltet, je eher wird die gute Sache, von
ihren Schlacken gereinigt, an das Tageslicht hervortreten. Wird doch so der Glaube
immer mehr entfernt, als wenn der Erfinder in seiner Begeisterung für eine heilsame
Sache übertreibe, in derselben zu sehr befangen sey, und dadurch verführt werde, von
der Wahrheit abzuweichen, ja dieser Erfinder selbst in seinem Fortstreben höher
gewürdigt und gerechtfertigt ist. So viel ich mich auch bemühe, den Boden der
strengsten Wahrheit unter meinen Füßen zu behalten, so innig und warm ich auch
durchdrungen bin von meiner guten und redlichen Absicht, alles zu vermeiden, was
meine Mittheilungen über mein Wirken verdächtigen könnte, so wenig verkenne ich doch
auch, daß ich nicht frei sey von menschlicher Schwäche bei meinem regen Eifer im
Fortstreben und im Punkte der Ehre. Ich darf aber hoffentlich mir auch schmeicheln,
meine freundlichen Leser dadurch beruhigt zu haben, daß ich die von mir begangenen
Fehler und Mißgriffe immer offen aufdecke, und mit reinem und uneigennützigem Willen
sie zu verbessern und gut zu machen mich bestrebe. Doch nun zur Sache.
Ich habe seit meinem letzten Berichte über meinen Kessel die Freude gehabt, wieder
mehrere derselben, zum Theil größere (von 20 bis 30 Pferdekräften) aufzustellen und
von andern Maschinenbauern aufgestellt zu sehen, die immer mehr die Zweckmäßigkeit
des bei ihrem Baue befolgten Planes, und die Richtigkeit meiner Berechnungen, sowie
endlich das denselben beigelegte Lob bestätigen. Möge es mir gelingen, diese
Bestätigung meiner Collegen recht klar, umfassend und eindringlich vorzutragen.
Soviel möglich sollen sie auch durch Zeugnisse derjenigen Maschinenbauer, die diese
Kessel bereits bauen, und der Fabrikanten, die sie anwenden, belegt werden.
Ich will nach Anleitung meines frühern Aufsatzes (polytechnisches Journal Bd. CXV S. 321) und ungefähr in der dort
befolgten Ordnung die verschiedenen Beobachtungen und Erfahrungen, die seit 1 1/2
Jahren wieder an denselben gemacht sind, der Reihe nach und in verschiedenen Nummern
zusammengestellt vortragen.
I. Die Kessel bewähren sich immer mehr hinsichtlich ihres geringen
Brennmaterialverbrauchs und der vortheilhaften Verwendung der in ihrem Ofen
entwickelten Hitze. Dieser Satz ist nicht besser als durch diejenige Erfahrung bestätigt,
daß die neuen Kessel bei einer und derselben Maschine an die Stelle der frühern
tretend, weit weniger Brennmaterial als diese bei gleicher Kraft der Maschine
verbrauchen. In meinem größern Werke über Hochdruckdampfmaschinen habe ich zu
verschiedenen Malen meine Zweifel ausgedrückt, daß ein solches Resultat in dem Maaße
erreicht werden könne, als es jetzt vor mir liegt, und angenommen, daß die
Verbesserung der Dampfmaschinen überhaupt nicht von einer immer größern
Vollkommenheit der Kessel zu erwarten sey; es sind mir nun aber doch schon mehr
Fälle vorgekommen, wo in Absicht auf die erzielte Brennmaterialersparung eine
zweck- und naturgemäße Bauart der Kessel den Ausschlag gab, und mit jeder
neuen Dampfmaschine, die ich errichtete, scheinen sich diese Fälle eher vermehren
als vermindern zu wollen. Die Gründe für diese Erscheinung habe ich, wie ich hoffe,
in meinen letzten Mittheilungen über meine neuern Kessel so ziemlich erschöpfend
angegeben, ja sie sind schon in meinem Hauptwerke S. 48 ff. bei Nr. II meiner Kessel
deutlich genug dargelegt. Hier will ich jetzt einiger Fälle aus meiner späteren
Praxis gedenken, die entscheidend für diesen Gegenstand werden dürften. Wenn
verschiedene Fälle in Absicht auf diese Materie nicht ganz gleiche Erfolge gaben, so
war auf dem jetzigen Standpunkte der Sache zwar noch nicht die Ursache dieser
Erscheinung allemal zu ermitteln, jedoch fanden sich immer genug Fingerzeige, die in
der Folge auf die Wahrheit führen, und mehr Sicherheit in die Berechnungen der
Kessel bringen dürften, und die ich später anzudeuten nicht versäumen werde.
Ein Beispiel von der Brennmaterialersparung meiner jetzigen neuern Kessel gegen meine
frühern mit Nr. I meines Hauptwerkes bezeichneten habe ich schon in der letzten
Abhandlung über diesen GegenstandIch theile solche Beispiele mit, weil ich fest überzeugt bin, daß sie für
Fabrikanten, die doch vorzugsweise Dampfmaschinen anwenden, ja selbst dem
wissenschaftlichen Techniker, die überzeugendsten seyn durften. Einzelne
Versuche, selbst mit wissenschaftlicher Schärfe ausgeführt und tabellarisch
aufgezeichnet, haben nach meinem Dafürhalten lange nicht den Werth, den man
ihnen gewöhnlich beilegt, indem sie sich meistens auf einen kleinen Zeitraum
beschränken und zu einer Zeit unternommen werden, wo Maschine und Kessel
sich in vorzüglichem Zustande – und ein solcher ist wohl immer bald
nach ihrer Ingangsetzung anzunehmen – befinden. Das mittlere Resultat
aus einer längern Gebrauchsperiode der Maschine und des Kessels kann nur
wirklich entscheidend genannt werden. vorgeführt, und zwar an dem Kessel meines Etablissements; hier will ich
jetzt noch auf ein anderes, noch überzeugenderes, aus meiner jüngsten Praxis den
Leser aufmerksam machen.
In der Walk-, Spinn- und Appretiranstalt in Malchow bestand an der dort
arbeitenden und von mir erbauten Dampfmaschine von 20 Pferdekräften ein Kessel nach
dem Principe von Nr. II meines Hauptwerkes gebaut, jedoch mit weitern, nämlich 10
Zoll im Durchmesser haltenden Entwicklungsröhren in der Weise ausgerüstet, wie ich
es in diesem Journale Bd. CXI S. 174 näher
bezeichnet habe. Der Kessel hatte bei kurz nach der Aufstellung der Maschine
entstandenem Brandunglücke, wobei das ganze Etablissement in Flammen aufging, sehr
gelitten, arbeitete aber dennoch 7 Jahre fast Tag und Nacht zur Zufriedenheit des
Besitzers, als im letzten Spätherbst eine der 3/16 Zoll starken, von Blech
zusammengenieteten Siedröhren desselben zersprangDieses Rohr wurde an der zersprungenen Stelle kaum 1/4 Linie dick an
Eisenstärke befunden, und trug wahrscheinlich ein Leck am Kessel und eine
dadurch hervorgebrachte fortwährende Befeuchtung dieses Rohres und dadurch
bedingte tiefe Verrostung der betreffenden Stelle die Schuld. wobei zwar der Ofen bedeutend beschädigt wurde, aber das Gebäude der Fabrik
durchaus unversehrt blieb und kein Mensch verletzt oder gar getödtet wurde. Der
Besitzer wandte sich nun wegen eines neuen Kessels an mich, den ich ihm auch zu
Anfang vorigen Jahres aufstellen ließ. Dieser Kessel hatte zwar an seinen Siedröhren
gegen 40 Quadratfuß Feuerberührungsfläche mehr als der frühere, seine Rostfläche war
aber um den vierten Theil kleiner und der Heizraum enger als bei dem ersten Kessel.
Dessenungeachtet liefert dieser neuere Kessel hinreichend Dampf für die Maschine bei
einem à Tag beinahe um die Hälfte verminderten
Brennmaterialverbrauche (es wird Torf der früher gebrauchten Sorte angewandt), so
daß bei den dortigen Preisen der angewandten TorfsorteDer Torf ist ein hier in Mecklenburg sogenannter Backtorf, von ostfriesischen
Arbeitern gemacht, und nur von sehr mittelmäßiger Güte, indem er viel erdige
Bestandtheile enthält, und daher trotz der zweckmäßigen Fabricationsmethode
der Ostfriesen keine gehörige Festigkeit annimmt, leicht bröckelt und beim
Verbrennen viel Asche zurückläßt. Bei seiner Anfertigung wird die Torfmasse
mit Wasser zu einem steifen Brei verdünnt, in Kästen gehörig durchgetreten,
und dann auf einer Brücke 1 Fuß hoch aufgetragen. Ist er hier etwas vom
Wasser befreit, und in einem gewissen Grade consistenter geworden, so wird
auf ihm mit Füßen, an welche flache Bretter befestigt werden, so lange
herumgetreten, bis er sich gehörig zusammenlagert. Nun läßt man ihn noch
eine Zeitlang abtrocknen, und schneidet ihn mit eigends dazu geformten
Spaten in lauter cubische Stücke, die nachher aufgestellt und weiter
getrocknet werden.Daß der hier erwähnte Torf nur von geringer Qualität sey, davon zeugt ein
unter dem Kessel meines Etablissements mit demselben angestellter Versuch.
Wir verbrauchen nämlich von demselben gegen 1200 bis 1300 Soden in 13
Stunden, während wir von der besten hier zu habenden Sorte nur 600 bis 700
gleich großer Soden für dieselbe Zeit nöthig haben, um gleiche Resultate an
der Maschine zu erzielen. Ich sehe mich indessen genöthigt, ihn
vorzugsweise anzuwenden, weil die bessere Sorte zu theuer beim Transport
wird, indem sie per Achse angefahren werden muß,
während der andere ganz zu Wasser herbeigeschafft werden kann. nach der Versicherung des Besitzers die Ersparung an Brennmaterial mit Hinsicht auf den
frühern Brennmaterialverbrauch beinahe 1 1/2 Rthlr. pro
Tag beträgt. Daß die Sache sich wirklich so verhalte, möge das jetzt folgende
Zeugniß, von dem Besitzer ausgestellt, bewahrheiten.
Zeugniß.
Ich bezeuge hierdurch dem Hrn. Dr. Alban in Plau, daß derjenige Dampfkessel, den er vor
ungefähr dreiviertel Jahren in meinem Etablissement für die in demselben früher von
ihm aufgestellte Hochdruckmaschine von 20 Pferdekräften neu errichtet hat, so viel
Brennmaterial gegen den früher bestehenden, und auch von ihm erbauten Kessel
erspare, daß diese Ersparung bei gleicher Torfgattung und Anwendung gleicher Kraft
der Maschine nach den hier üblichen Torfpreisen pro Tag
gegen 1 1/2 Rthlr. beträgt. Ich gebrauche jetzt nämlich in 12 täglichen
Arbeitsstunden nur 2700 bis 3000 Soden Torf, während ich früher gegen 5000 anwenden
mußte, um dasselbe Resultat für mein Etablissement zu erzielen.
Malchow, den 8. Juli 1851.
Johann Hallwachs,Fabrikant.
Dieser Kessel hat 90 zwei Zoll im Durchmesser haltende und in zwölf Reihen über
einander liegende Siedröhren, jede von 6 Fuß 2 Zoll Länge und zwei Recipienten von
20 Zoll äußerm Durchmesser, und eine Rostfläche von 5 Fuß Länge und 24 Zoll Breite.
Er nimmt mit seinem Ofen nur einen Raum von 5 Fuß Breite, 7 Fuß 3 Zoll Länge und 8
Fuß Höhe ein. Der Cylinder der Maschine hat 11 Zoll Durchmesser im Lichten und der
Hub 2 1/2 Fuß Länge. Die Maschine macht 50 Umgänge in der Minute.
Wenn nun gleich zugegeben werden muß, daß durch die Reparatur der zu diesem Kessel
gehörigen Dampfmaschine und ihre Ausrüstung mit einem Metallkolben von neuer
Construction gegen den früher bestehenden Hanfkolben zum Theil dieses günstige
Resultat herbeigeführt seyn könne, so ist doch nicht glaublich, daß darauf so viel
Gewicht zu legen sey, um diese außerordentliche Ersparung an Brennmaterial
hinreichend zu erklären.
Der Kessel der Revallenser Maschine, dessen ich schon früher Erwähnung that, gab zwar
nicht dieselben glänzenden Resultate, indessen waren selbige auch noch sehr
befriedigend. Es wirkt bei demselben eine Menge widriger Umstände ein, die eine genaue Schätzung
seines wirklichen Effectes unmöglich machten. Es waren dieses folgende:
a) Er wurde mit einer sehr schieferigen
Kohle geheizt, die trotz alles Schürens alle 3 oder 4 Stunden den Rost so
verlegte, daß der ganze Herd davon gereinigt werden mußte. Unter solchen
Umständen konnten die Resultate nur schwankend ausfallen, weil die
Hitzeentwicklung der Kohlen auf dem Roste zu veränderlich war, um eine genaue
Abschätzung zu erlauben. Nach meiner Abreise sind Kohlen angewandt, deren Erfolg
ich aber nicht selbst beobachtet habe. Indessen schrieb mir Hr. Eggers, der Besitzer der Maschine, daß die Maschine
später sehr befriedigende Resultate gegeben habe, indem sie 22–24
Holländer klein gemahlener Lumpen in 24 Stunden abgeliefert habe. (4 Holländer
wurden durch die Maschine betrieben, 2 Ganz- und 2 Halbzeugholländer, in
denen, und zwar in jedem, über 100 Pfd. Lumpen eingetragen wurden, die indessen
allerdings schon ein wenig vorgerissen waren.)
b) Die Nutzlast war für die Maschine
während des ersten Betriebes derselben zu groß. Die Holländer zeigten sich
nämlich während meiner Gegenwart in Reval bei den ersten Versuchen noch nicht in
Ordnung, hatten zu scharfe Scheren, arbeiteten zu schreiend, und die Wellen der
Walzen klemmten sich dermaßen in den Lagern, daß sie bei der stärksten Schmiere
immer sehr heiß und trocken gingen. Diese Lager waren in einer dortigen
Eisengießerei verfertigt und aptirt, und die Arbeiter hatten dabei wohl zu
oberflächlich verfahren.Eine spätere Untersuchung zeigte dieß zur Genüge; denn sie wurden nach
meiner Abreise von meinem dort gebliebenen Arbeiter nach meiner
Anordnung und mit Erlaubniß des Hrn. Eggers
noch einmal nachgesehen und nachgearbeitet, und nun nach genauen
Versuchen ihre Reibung nur halb so groß als früher befunden. Die
Versuche wurden so angestellt, daß ein Seil um das Riemenrad jedes
Holländers geschlagen und mit Gewichten so lange belastet wurde, bis die
Holländerwelle in Bewegung kam. Das Gewicht mußte vor der Verbesserung
des Uebels an drei Holländern 40 Pfd., am vierten 60 Pfd. betragen,
während nach derselben an allen 25 Pfd. hinreichten. Die Versuche wurden
im Beiseyn des Hrn. Eggers, des Besitzers der
Fabrik, vorgenommen.
c) Die Halb- und
Ganzzeugholländer waren von ungewöhnlich großen Dimensionen, erstere hatten zu
viel Schienen in der Walze sowohl als in der Platte (in ersterer 51 und in der
Platte 17 Schienen), und wurden zu geschwind betrieben, indem sie 180 bis 200
Umgänge in der Minute machten.
d) Die vermahlenen Lumpen waren zuerst
von einer sehr zähen Sorte, später sollen die mit Gas gebleichten viel leichter
zu bearbeiten gewesen seyn.
e) Es wurde in die Holländer ungeheuer
stark eingetragen.
f) Das mit an die Maschine gehängte
große Wasserpumpwerk hatte zu große Dimensionen, und die Treibhöhe für das
Wasser war unnöthigerweise bis auf 30 Fuß ausgedehnt.
g) Die Holländer gingen sämmtlich mit
Riemen, was ihren Betrieb etwas erschwert, und wurden sie oft zu stark auf die
Platten niedergeschroben – eine üble Angewohnheit so mancher
Papiermacher.Dieß geschah oft in dem Maaße, daß die Walzenwellen 1/8 Zoll in den
Lagern gelüftet umliefen. Dadurch, daß Jungen zum Theil das Anschrauben
der Walzen auf die Platte besorgten, ist dieser Uebelstand häufig
verschuldet worden.
h) Das ganze Werk mit der Dampfmaschine
war zur Zeit der Versuche damit noch nicht ganz eingelaufen, und die Maschine
zeigte hie und da noch Mängel, wie es denn bei jeder Dampfmaschine anfangs
gewöhnlich der Fall ist, namentlich brachen die Federn am Metallkolben
mehreremale, und es ging noch Dampf durch Undichtheiten an den kupfernen
Röhrenleitungen und der Maschine verloren, auch hatte der Metallkolben sich noch
nicht gehörig dicht eingearbeitet.
i) Die Heizer waren durchaus völlig roh
und unerfahren, verstanden das schwierige Heizen mit Steinkohlen, namentlich
dieser schlechtern Kohlensorte, gar nicht.
Durch alle diese Umstände wurde die Maschine anfangs gezwungen, ungewöhnliche
Widerstände zu überwinden, die später zum Theile beseitigt worden sind, und daher
kam es denn, daß wir häufig mit 10 Atmosphären Dampfdruck und halber Cylinderfüllung
arbeiten mußten, um die nöthige Kraft hervorzubringen; eine solche Uebertreibung
kann aber für den Effect des Kessels nicht günstig seyn. Nach der Berechnung
brauchte der Kessel, mit der obengenannten schlechtem Sorte Kohlen geheizt, für die
Pferdekraft im Mittel 6 Pfd. jener Kohlen, die Kraft der Maschine nur zu der von 24
Pferden angenommen, obgleich sie auf beinahe 32 berechnet war, und bei 10
Atmosphären Druck und halber Füllung des Cylinders mit Dämpfen von beinahe 40
Pferdekräften arbeitete.
Der Kessel hat 102 zwei Zoll im Durchmesser haltende Siedröhren von 6 Fuß 2 Zoll
Länge und zwei Recipienten von 18 Zoll Durchmesser und 9 Fuß Länge. Die Röhren
liegen in zwölf Reihen übereinander, und die Größe der Rostfläche betrug noch nicht
volle 12 Quadratfuß.
Die Maschine ist ganz in der Form gebaut, wie diejenige, die ich in diesem Journale
Bd. CXIII S. 322 beschrieben und
abgebildet habe, also nach Art der in meinem Hauptwerke empfohlenen Normalmaschine.
Ihr Cylinder hat 12 5/8 Zoll lichten Durchmesser und ihr Kolben 2 1/2 Fuß Hub. Die
Anzahl der Umgänge in der Minute beträgt 52 bis 58. Sie setzt durch eine große an
einer Verlängerung der Schwungradwelle befestigte Riementrommel von 10 Fuß
Durchmesser die vier Holländer und den Mechanismus für die Pumpe mittelst
Riemenrädern von 3 Fuß Durchmesser in Bewegung.
Wenn man die Wirkung der Maschine mit dem Verbrauche ihres Kessels an Kohlen einer
schlechtern Sorte vergleicht und bedenkt, wie selten andere Maschinen diesen Effect
erreichen, so muß man mir beipflichten, daß auch hier die Leistung des Kessels eine
nicht ganz gewöhnliche genannt zu werden verdiene, wenigstens mit Hinblick auf die
bisherigen Leistungen dieser Art Kessel im Allgemeinen. Auch hat mir Hr. Eggers in seinen Briefen zu verschiedenenmalen seine
Zufriedenheit unverholen ausgesprochen, und ein Schreiben, welches ich später aus
Kaluga in Rußland erhielt von einem Mann, der von da zur Besichtigung und Prüfung
meiner Revallenser Maschine, die in Rußland schon Aufmerksamkeit erregt hatte, und
zwar von Kalugaer und Moskauer Fabrikanten, gesendet war, trug mir ein Geschäft an,
für diese Fabrikanten künftig Dampfkessel und Dampfmaschinen zu bauen.In neuester Zeit ist auch eine Anfrage aus Tiflis in Caucasien wegen einer
Dampfmaschine von 25 Pferdekräften an mich ergangen.
Die Vortheile eines meiner neuern Kessel, den ich nach Warschau zum Betriebe einer
schon bestehenden Dampfmaschine lieferte, die vier Mahlgänge zu betreiben hat und
einem Hrn. Major Popow gehört, treten trotz später zu
beschreibender und theils von schlechtem Speisewasser, theils von Mängeln an der
Maschine herrührender Calamitäten doch in dem Maaße in die Augen, und Hr. Popow ist vom Anfange an von der endlichen Abhülfe
letzterer so überzeugt gewesen, daß er unverdrossen die vorhandenen Hindernisse zu
besiegen bemüht war, und dabei keine Kosten scheute, möglichst bald zu einem
glücklichen Ziele zu gelangen. Ich kann diesem Manne und dem Maschinenbauer Hrn. D.
Graf, der den Kessel für Hrn. Popow bei mir bestellte, nicht genug Dank darbringen für die große Beharrlichkeit,
die sie in Verfolgung dieses Zieles bewiesen haben. Sie haben durch diese meinen
Kesseln und den Vortheilen ihres Princips ein so gutes Wort geredet, daß nun schon
die Bestellung auf zwei andere Kessel der Art von Warschau bei mir eingegangen ist.
Späterhin werde ich auf den Warschauer Kessel wieder näher zurückkommen, und von den
vorgefundenen Calamitäten ausführlicher sprechen. Da bei dem Kessel der ganze Druck
von 8 Atmosphären aus dem Grunde nicht angewandt wurde, weil die Maschine für die
Anwendung einer solchen Kraft nicht stark genug gebaut war, so konnte die Ersparung
an Brennmaterial nicht höher als auf 15 bis 20 Procent gegen den frühern Betrieb
getrieben werden.
Außer diesen von mir in letzter Zeit verfertigten Kesseln dieser Art hat Hr. Dr. Lüders auf dem
Mägdesprung (am Harze) zwei davon zugleich mit den dazu gehörigen Maschinen
angefertigt, welche letztere auch nach meinem Principe betrieben werden, und zur
Wasserförderung an Braunkohlenschachten dienen. Die erste hat nur 10Sie arbeitet bei Aschersleben an der Braunkohlengrube des Hrn. Douglas., die andere 30 Pferdekräfte.Sie ist im Betrieb an der Grube von Durre und Palm in Azendorf bei Staßfurt (im
Anhalt-Behrenburgischen). Beide sind bereits in Gang Gesetzt, und haben wegen ihrer
Brennmaterialersparung am Harz jetzt schon einiges Aufsehen gemacht, obgleich beide
noch nicht mit der Gesetzlichen Anzahl von Pumpen wirken, indem die Schachte noch
nicht vollendet sind. Hr. Dr. Lüders ist indessen nach seiner mündlichen Aeußerung gegen mich nicht
allein vollkommen überzeugt worden, daß alle von mir gerühmten Vortheile meiner
neuern Kessel und Maschinen sich in Wahrheit vollkommen bestätigen dürften, sondern
daß auch meine Kessel bei ihrer Anfertigung bedeutend weniger Zeit und Arbeit
erfordern, als die gewöhnlichen cylindrischen Kessel mit und ohne Siedröhren. Er hat
dieß in Briefen früher schon an mich mehreremale unumwunden ausgesprochen, und mich
versichert, daß er künftig immer meine Hochdruckmaschinen bauen und anwenden
wolle.
Nachdem beide Maschinen einige Zeit in regelmäßigem Betrieb waren, werde ich darüber
berichten.
Es sind jetzt wieder mehrere Kessel nach diesem Systeme bei mir in Arbeit, zwei von 4
und 10 Pferdekräften nach Warschau und Constantinow, einer von 10 bis 12
Pferdekräften nach Schwerin für das großherzogliche Schloß, zu welchem letzterm ich
auch eine Wasserhebungsmaschine baue, welche die in dem großherzoglichen neuen Schlosse
anzulegenden und in vier Thürmen desselben aufzustellenden Reservoirs mit Wasser
versorgen soll, und das Wasser 150' hoch zu gewältigen hat, und endlich einen nach
Dorf Schwerin von 5 Pferdekräften für eine Dampfrieselungsmaschine. Da jene Maschine
von sehr einfacher Construction ist, und einige ganz neue werthvolle und einem lange
bei Wasserförderungsmaschinen gefühlten Bedürfniß abhelfende Einrichtungen enthält,
so werde ich sie nächstens in diesem Journale beschreiben und abbilden, um sie
meinen Collegen zur freundlichen Berücksichtigung zu empfehlen.
Man wird es mir hoffentlich nicht verargen, wenn ich in der Zukunft fortfahre, noch
mehr günstige Resultate von diesen Kesseln in Absicht auf meine Ansichten über die
zweckmäßigste Mittheilung der Hitze eines Ofens an dessen Kessel, um die möglichst
vollkommene Absorption der Hitze zu erzielen, zu veröffentlichen, damit meine
Ansichten und Ueberzeugungen nicht länger als unreife und hinter dem grünen Tisch
geborne Speculationen ohne Hoffnung auf reellen Erfolg betrachtet, und meine deßhalb
gemachten Vorschläge zur speciellen Ausführung dieser wichtigen Organe für eine
Hochdruckmaschine als utopische Tendenzen angesehen werden.Wie Viele jetzt schon auf meine Seite treten, und wie der Ruf meiner
Röhrenkessel schon in weite Ferne sich verbreitete, mag man aus diesem
Journale Bd. CXX S. 355 ersehen. Wird mancher nach der Lesung dieser Zeilen doch sich vielleicht gedrungen
fühlen, frühere unreife und gehässige Urtheile über meine Bemühungen, das
Hochdruckdampfmaschinenprincip wahrhaft zu verbessern, und so eingänglicher für das
Leben zu machen, zurückzunehmen, d.h. wenn er nicht zu eitel ist, zu der
entgegengesetzten Meinung überzugehen. Und dieß ist ja gerade mein heißester und
uneigennützigster Wunsch, dieß das Ziel aller meiner beharrlichen Bestrebungen, dieß
der fortwährende lautere Drang eines vielleicht bald scheidenden Herzens.
II. Ich gehe nun zum zweiten so oft bezweifelten Punkte in Absicht auf die
Anwendbarkeit meiner neuern Kessel über, indem ich aus den neuesten Beobachtungen
und Erfahrungen die Frage zu beantworten suchen werde, ob dieselbe auch hinsichtlich
ihrer Dauerhaftigkeit empfehlbar genannt zu werden verdiene. Seit Schreibung meines
letzten Aufsatzes, der diesen Punkt einer genauen Würdigung unterzog, sind wieder
bereits 2 1/2 Jahre verflossen, und noch sind keine Makel in dieser Beziehung an irgend einem meiner
hier gemeinten Kessel zu entdecken gewesen. Unser Dampfschiffkessel, als der erste
und älteste dieser Kessel, ist 42 Monate und länger in Thätigkeit gewesenLeider fährt unser Dampfschiff jetzt gar nicht mehr. Die mecklenburgische
Eisenbahn, die seit dem Frühlinge des Jahres 1850 in Betrieb gekommen ist,
hat den Verkehr in Mecklenburg nach einer so veränderten Richtung
hingezogen, daß er unsere Seen wenig mehr berührt. Die Frequenz auf dem
Schiffe nahm daher so ab, daß es nicht mehr rentiren konnte. Es liegt in
diesem Sommer ruhig am Pfahl, und geht so einer schnellen Auflösung
entgegen. In meinem letzten Nachtrage zu dessen Geschichte (s. dieses
Journal Bd. CXVIII S. 321) habe ich
gezeigt, daß die Unwillfährigkeit des Eigenthümers gegen die Passagiere und
der zweckwidrige Betrieb desselben ebenfalls einen großen Theil der Schuld
trägt. Zwar ist seine Ruhe für die Bewohner derjenigen Städte, zwischen
welchen es fuhr, schmerzlich gefühlt; zwar ist mehreres von denselben
versucht worden, es wieder in Thätigkeit zu bringen, aber vergebens. Eine
Aussicht, es zu verkaufen, ist auch zu Wasser geworden, auch dürfte sein
Transport mit manchen Schwierigkeiten verbunden seyn, da es für unsere
Canalschleusen zum Theil zu breit ist., und befindet sich nach dieser Zeit in einem so ungetrübten Zustande, daß
selbst an seinen dünnwandigen Entwicklungsröhren wenig Abnutzung bemerkbar ist, und
die Röhren noch eine längere Dauer versprechen, obgleich die Ruhe der Wintermonate
und die darin eintretende Oxydation des Metalles zur Destruction desselben gewiß
sehr thätig gewesen ist. Ist, wie ich schon früher einmal zu berichten Gelegenheit
hatte, irgend ein Entwicklungsrohr gesprungen, so fand dieser Unfall nur nach einer
Verstopfung des Rohres statt, deren Ursachen sowohl bei unserm Schiffskessel offen
dargelegt sind, als bei dem Warschauer Kessel später mitgetheilt werden sollen, und
die durchaus kein Element in sich enthalten, welches bei Anwendung meiner Kessel
irgend beschränkend auftreten könnte, auch solche Umstände, als, wie wir weiter
unten hören werden, beim Warschauer Kessel obwalten, selbst bei den Kesseln
gewöhnlicher Construction ein großes Hinderniß für ihre Anwendung darbieten. Nie hat
sich an meinen Kesseln irgend ein Umstand an den Herzen oder Recipienten gezeigt,
der eine geringe Dauerhaftigkeit von ihrer Seite verkündete. Der Kessel in unserer
Tuchfabrik hier, sowie andere Kessel, die früher nach dem Principe Nr. II meines
Hauptwerkes gebaut wurden, und bei den Herzen und Recipienten ganz den Bau der bei
den jetzigen Kesseln angewandten haben, und zum Theil schon 9 bis 11 Jahre arbeiten,
dürften hier vielmehr alle mögliche Garantien aufstellen. Welcher Röhrenkessel
neuerer Zeit, namentlich welcher von denen, die in England versucht und angewandt,
und mit so engen Röhren als die meinigen versehen sind, könnten in dieser Beziehung
mit meinem neuern Kessel in einen Rang treten? In wie kurzer Zeit sind die Röhrenkessel
eines Dance
London Journal of arts, Febr. 1825, S. 323,
polytechn. Journal Bd. LVI S.
82., Ogle und Summers
Repertory of Patent-Inventions, August
1831, S. 65, polytechn. Journal Bd. XLII
S. 313., Gurney
London Journal of arts, April 1827, S. 77,
polytechn. Journal Bd. XXV S.
27. etc. zerstört worden, und wie richtig habe ich Ihnen in diesem Journale Bd. XXIX S. 1 gleich bei ihrer Entstehung
ihren baldigen Untergang, auf wissenschaftliche Gründe und Erfahrungen aus meiner
frühern Praxis gestützt, vorhergesagt; wie hat sich alles das, was ich beim Bau von
Röhrenkesseln als leitende Umstände für die Sicherheit und naturgemäße Construction
angab, bisher als buchstäblich richtig erwiesen! Würden dünne Entwicklungsröhren von
1/12 Zoll Metallstärke 6 bis 7 Jahre der Einwirkung des fast gebläseartig
angefachten Feuers widerstehen und sich nach dieser Zeit noch als trefflich erhalten
zeigen, wenn ihre Stellung und Anordnung ihnen nicht eine vollkommen sichere Füllung
und Speisung mit Wasser garantirte? Hat sich doch gezeigt, daß bei einer durch
vernachlässigte Reinigung verursachten Verstopfung ihre Dauer sich kaum auf einen
Tag ausdehnte. Habe ich doch die Recipienten des alten Malchower Kessels getrost
wieder bei dem neuen Kessel verwenden können, weil sie bei genauer Untersuchung nach
einem siebenjährigen fast Tag und Nacht dauernden Gebrauche sich als völlig sicher
und gefahrlos darstellten. Sind doch stets alle Herzen meiner frühern Kessel (Nr. II
meines Hauptwerkes) nach langjährigem Gebrauche in einem solchen Zustande
vorgefunden, daß sie eine noch fünf- bis sechsmal so lange Dauer garantiren.
Werden aber endlich Theile meiner Kessel zerstört, so hat sich gezeigt, daß es nur
immer einzelne und geringfügige waren, die mit Leichtigkeit und Bequemlichkeit
wieder hergestellt werden konnten, ohne den übrigen Kessel zu turbiren und
unbrauchbar zu machen. Platzt endlich ein Theil, so war das Zerreißen desselben mit
wenig Gefahr und gar keinem Nachtheile für die übrigen Organe des Kessels verbunden.
Er wurde bald und ohne Mühe ersetzt, wie ich früher schon mit völlig sicherm
Vorgefühl vorhergesagt habe.
III. Wenn auch bei meinen frühern Hochdruckmaschinenkesseln, z.B. Nr. I meines
Hauptwerkes, noch hohe Schornsteine als einigermaßen nützlich anzunehmen und deßhalb
entschuldbar sind, so haben sie doch bei meinen neuesten Kesseln sich als völlig unnöthig
erwiesen, wenn nicht andere Umstände vorwalten sie zu empfehlen, z.B. da, wo der
Rauch und der oft umherfliegende Ruß, namentlich bei Steinkohlenfeuerung, die
Nachbarschaft belästigt oder schädlich auf gewisse Fabricationen oder deren Producte
einwirkt. Ich will hier nur an Papierfabriken erinnern, in welchen das Papier
dadurch leicht geschwärzt und fleckig wird, oder an Dampfschiffe, auf welchen die
Kleidungsstücke der auf dem Decke verweilenden Passagiere oft sehr unangenehm
verunreinigt werden. In meinem Hauptwerke habe ich den Mißbrauch, der in neuerer
Zeit vielfältig mit der Höhe der Schornsteine, selbst da, wo jene Umstände
wegfallen, getrieben wird, schon scharf gerügt, und sie in solchen Fällen als eine
wahre Brandschatzung für die Besitzer der Dampfmaschinen, vorzüglich solcher von
kleinerer Gattung geschildert, indem der Bau des Schornsteins oft mehr Kosten als
die Anschaffung der Dampfmaschine selbst verursacht.Es wurde hier in der Nähe von Plan beim Bau einer neuen Brücke über den
Eldecanal eine Dampfmaschine von 4 Pferdekräften (wie ich höre, von einem
Berliner Fabrikanten angefertigt) zum Auspumpen des Wassers aus den
Fangedämmen verwandt, und für dieselbe ein eigener hoher und corpulenter
Schornstein aufgemauert, der eine bedeutende Summe kostete, und nach kurzem
Gebrauche wieder abgetragen werden mußte. Eine Wasserförderungsmaschine fast
von derselben Kraft, die ich vor 3 Jahren bei Crakow (einer kleinen Stadt
hier in Mecklenburg) errichtete, hat dagegen bei einem cylindrischen Kessel
mit durchgehendem Feuerrohr einen leichten eisernen Schornstein von 14 Fuß
Höhe und 10 Zoll lichtem Durchmesser, der nur unbedeutende Kosten,
vielleicht nicht den zehnten Theil derjenigen verursacht hat, die bei jenem
erforderlich waren, und der viele Jahre stehen kann, zumal wenn unter dem
Kessel nur Torf gebrannt wird. Hätte ich hier einen großen Schornstein von
Mauersteinen, wie den obigen, anwenden wollen, so wäre aus dem Bau der
Dampfmaschine nichts geworden, und der schöne Torfmoor ungenutzt geblieben,
da der städtischen Commune zum Bau der Dampfmaschine nur geringe Mittel zu
Gebote standen, und ein hoher gemauerter Schornstein wegen seines ungeheuren
Gewichts auf einem Torfmoor auch gar nicht anwendbar gewesen wäre,
wenigstens einen kostspieligen Pfahlrost gefordert hätte. Thut dieser
leichte und niedrige Schornstein aber vollkommen die Wirkung des obigen, so
frage ich: was kann die Errichter der erstern Dampfmaschine zu einer solchen
ganz unnöthigen Geldverschwendung vermocht haben: Vorurtheil oder die Furcht
vor einer nicht regelrechten Ofenanlage? Der Crakower Kessel hat vier
horizontale Züge in seinem Ofen, und dieser einen sehr schönen, reichlich
genügenden Zug. Sollte der Kessel der Berliner Maschine nicht gleichen
Umständen sich gefügt haben, wenn die Anlage des Ofens regelrecht
stattgefunden hätte? Mit vielem hält man Haus, mit Wenigem kommt man auch
aus, sagt ein altes Sprüchwort, d.h. wenn man es richtig auszuführen weiß,
und nicht von alten Vorurtheilen beherrscht wird. Bei der Dampfmaschine meines Etablissements ist der Schornstein nur 19 Fuß
hoch, und hat einen vortrefflichen Zug, obgleich ihn mehrere Theile meines
Fabrikgebäudes noch hoch überragen. Der Schornstein des Malchower Kessels ist nur
höchstens 36 Fuß hoch, und diese Höhe wurde nur aus Rücksichten für das
Fabrikgebäude und das in
und neben demselben betriebene Geschäft nöthig, da es nämlich verlangt wird, gleich
neben dem Kesselgebäude Trockenrähme für das Tuch anzulegen. Der Zug dieses
Schornsteins ist dabei wahrhaft dröhnend. Ich bin völlig überzeugt, daß meine neuen
Kessel auch ohne jeglichen Schornstein einen genügenden Zug haben würden, wenn diese
Einrichtung nur auszuführen wäre. In Reval habe ich, so wie hier in der hiesigen
Tuchfabrik, einen alten vorhandenen gar nicht hohen und (in Reval) weit vom Kessel
(wenigstens 40 Fuß) liegenden Schornstein mit dem größten Erfolge benutzt. Auf dem
hiesigen Dampfschiffe ist der eiserne Schornstein nur 14 Fuß hoch, und der frühere
Kessel mit natürlichem Zuge (siehe dieses Journal Bd. CIX S. 182) hatte einen wahrhaft dröhnenden Zug. Hrn. Bialon's erste in Berlin arbeitende und nach meinem
Princip gebaute Dampfmaschine hat einen Schornstein von nicht viel über 30 Fuß Höhe,
und er ist auf allen Seiten von höhern Gebäuden umgeben. Ueberhaupt ist mir
unbegreiflich, wie manche, und ich kann wohl sagen die meisten ältern und neuern
Techniker auf die Idee gekommen sind, hohe Schornsteine bei Dampfkesseln für
durchaus nothwendig zu halten. Ich habe mir manches bei unserm alten
Dampfmaschinenschlendrian erklären können, aber dieses nie. Außer den oben angebenen
Umständen sehe ich auch nicht einen einzigen Grund für diese Uebertreibung. Selbst
bei vielen horizontalen Zügen eines Ofens ist er unnöthig, wie mein Wehrendorfer
Kessel mit 12 Fuß und mein Crakower mit 14 Fuß hohem Schornsteine beweisen. Und
angenommen, zur Hervorbringung eines lebhaften Zuges unter Dampfkesseln seyen hohe
Schornsteine nothwendig, wozu überhaupt einen so sehr lebhaften Zug? Derselbe ist
selbst bei höherm Druck viel entbehrlicher als die meisten Mechaniker glauben. Ein
ruhigeres Feuer ist völlig hinreichend und schont die Bleche und Röhren der Kessel
ungemein. Aber da hat man wieder die alte Anglomanie, die deutsche Nachbeterei! Ach
daß wir Deutschen doch einmal auf eigenen Füßen gehen lernten! Daß doch einmal ein
Deutscher dem andern Vertrauen schenkte! Aber ein niedrigerer Schornstein wäre nun
vollends nach den jetzigen Zeitbegriffen zu reactionär, hätte so etwas Kriechendes,
Unterthäniges, Serviles, und jetzt ist die Losung recht hoch zu stehen und sich
breit zu machen, wäre es auch nur, um über das Proletariat zu herrschen und dieses
zu verdutzen. Das Niedrigere steht aber sicherer und festerer als das Hohe, und das
in bescheidener Stille wirkende trägt meistens den Sieg davon. Streben doch viele
nur hoch, um, wie der hohe Schornstein, mehr Zug (Wind) und Dröhnen zu machen.
IV. Ich muß hier noch einen Punkt bei meinem neuern Kessel hervorheben, den ich schon
als in völliger Ordnung betrachtete, und von dieser Seite gar nicht mehr gefährdet
glaubte. Dieser Punkt betrifft eine leichte, bequeme und vollständige Reinigung
desselben vom Kesselstein. So manche Kessel nach diesem Principe auch schon im Gange
sind, so lange sie zum Theil auch schon arbeiten, so ist die Anhäufung von
Kesselstein in denselben, selbst bei hartem Wasser, immer unbedeutend gewesen, und
eine alle 14 Tage vorgenommene Reinigung derselben war stets hinreichend, sie
vollkommen davon zu befreien. Auch erforderte diese Reinigung sehr wenige Mühe und
Zeit, da der Kesselstein theils nicht in größern beunruhigenden Massen erschien,
theils immer locker genug blieb, um ihn leicht zu entfernen.Wan vergleiche hier, was ich in diesem Journale Bd. CXV S. 402 von dem Hummel'schen Kessel berichtet habe. Ein anderes war es bei dem oben schon angeführten Warschauer Kessel, und es
dürfte umsomehr Pflicht seyn, hier ein offenes Wort zu reden, als dieser Kessel, der
ganz vorzüglich in der Ausführung gelungen war, ein Heer von Schwierigkeiten bei
seiner ersten Anwendung dadurch herbeigeführt hat, daß bei demselben ein sehr
schlechtes und völlig untaugliches Speisewasser angewandt werden mußte. Bei
Einführung neuer Erfindungen ins praktische Leben ist es nämlich von großer
Wichtigkeit, ihre Schattenseiten freimüthig aufzudecken und Mittel und Wege
anzugeben, wodurch man ihrer schädlichen Einwirkung für die Zukunft möglicherweise
enthoben werden könne.
Ich habe, wie schon bemerkt wurde, vor der Lieferung dieses Kessels bereits andere
aufgestellt und in Betrieb Gesetzt, die mit hartem Wasser gespeiset wurden, und zwar
mit so hartem Wasser, daß diejenigen Kessel gewöhnlicher Construction, die vor den
meinigen in Thätigkeit und von bisher üblichen Formen waren, sehr oft (alle 14 Tage)
gereinigt werden mußten, und dann mit einer so starken und harten Kruste belegt
waren, daß diese nur dem Hammer und Meißel wich. In solchen Kesseln hatte sich
indessen in den Recipienten und Herzen und den Verbindungsröhren zwischen beiden nur
immer eine Kruste gezeigt, die ganz lockerer Natur warSiehe polytechn. Journal Bd. CXV S.
402., zum Theil mit den Händen abgebrochen, oder doch wenistens mit einem Schaber
oder KlopferSo nenne ich eine Art Hammer oder Picke an einem langen Stiele, womit gegen
die innern Wände der Recipienten leicht geklopft wird, worauf der
Kesselstein, der nicht fest anhängt, in großen Stücken abfällt. leicht beseitigt werden konnte. Sie sprang bei Anwendung vorzüglich des letzten
Instrumentes immer schon leicht ab, und die Fläche des Metalles erschien dann rein.
In den Entwicklungsröhren wurde nur immer ein leichter staubiger Anflug von
Concrementen gefunden, der mit einem Wischer entfernt werden konnte, oder höchstens
nur kleine, gar nicht an den Wänden der Röhren anhängende Blättchen, die sehr leicht
zu entfernen waren, wie a. a. O. bemerkt ist.
Man wird hier aber inne werden, daß einige Erfahrungen immer noch nicht hinreichen,
die praktische Anwendbarkeit einer Erfindung für alle Fälle zu attestiren, sondern
daß immer noch Fälle denkbar sind, die bisher nicht geahnte Hindernisse
heraufbeschwören, und hier besondere Maßregeln zur Abwehr nöthig machen. Wer dürfte
aber solche Vorkommenheiten meinen Kesseln zum gerechten Vorwurfe machen können?
Haben wir nicht dasselbe auch bei andern bekannten und allgemein eingeführten
Kesselconstructionen erlebt, und kommen sie nicht alle Tage bei den so beliebten
Locomotivkesseln vor, bei denen, wie leicht einzusehen ist, doch eine Reinigung viel
größere Schwierigkeiten hat, als bei meinen Kesseln, in welche man allenthalben
ungehindert gelangen kann? Wären übrigens auch gar keine Mittel denkbar, solchen
schwierigen Umständen zu begegnen, wenn sie eintreten, oder sollten sie in vielen,
ja in den meisten Fällen von vorne herein nicht ganz vermieden werden können? Ich
zweifle keinen Augenblick daran, und werde weiter unten noch einige Vorschläge zur
Verhütung oder Abhülfe des Uebels angeben. Hatte der vor meinem Kessel in Warschau
bestandene Kessel (ein Cylinder mit 2 Siedröhren unter demselben nach Art der im
Elsaß viel gebrauchten Kessel) doch auch schon nach sechsjährigem Gebrauche entfernt
werden müssen, weil er dem schlechten Speisewasser erlag, war dann wenigstens doch
eine bedeutende Reparatur an ihm nöthig gewesen, bevor er zu einem andern Zweck
wieder brauchbar wurde.
Mein Kessel in Warschau war durch einen dortigen Maschinenbauer, Hrn. D. Graf, aufgestellt worden, und ich erhielt Nachricht, daß
er keine Dampfspannung halte, sondern daß diese nach kurzem Gange der Maschine von 6
bis auf 1 Atmosphäre sinke. Man bat mich, jemand zu schicken, der die Sache in
Untersuchung zöge. Ich war eben erkrankt als die Nachricht kam, und sandte deßhalb
meinen Constructeur Lüders, den Sohn des oben oft
genannten Hrn. Dr. Lüders zu
Mägdesprung, einen einsichtsvollen, und mein ganzes Vertrauen besitzenden jungen
Mann, hinüber. Dieser beseitigte einige Mängel am Ofen und hatte darnach sogleich die Freude, den
Kessel nun eine Spannung von 4 bis 6 AtmosphärenSechs Atmosphären Spannung sollte er nach meinem Versprechen halten. halten zu sehen. Da er fand, daß die Maschine, die ohne Expansion arbeitete,
eine große Dampfverschwendung verursachte, und daß die Speisepumpe ein viel zu
großes Quantum Wasser in den Kessel fördere, so machte er den Vorschlag, die
Maschine auf Expansion einzurichten und der Speisepumpe geringere Dimensionen zu
geben, und dieser wurde angenommen.Es ist hier wieder ein Beleg gegeben, wie vorsichtig man bei Anwendung meiner
neuen Dampfkessel auf ältere schon bestehende Hochdruckmaschinen seyn müsse.
(Für Maschinen mit niederm Druck würde ich sie unter keinem Umstande
anwenden, so auch nicht für den Fall, wenn man mehr auf die chemische als
mechanische Wirkung der entwickelten Dämpfe rechnet.) Es sind hier auch
zugleich meine öftern Bemerkungen vollkommen bestätigt, daß die gewöhnlichen
Hochdruckmaschinen nur selten den von der Wissenschaft und Kunst an sie
gemachten Anforderungen entsprechen. Nur in der Zusammenwirkung mit meinen
Maschinen haben meine Kessel wirklich den Werth, den ich auf sie lege, und
den von mir versprochenen Erfolg. Es müssen also doch meine Maschinen auch
einen sehr großen Antheil am Verdienst haben. Ich bin, wie ich schon in
meinem Hauptwerke Seite 90 klar ausgesprochen habe, sogar der Ueberzeugung,
daß ihr Antheil die Hauptsache sey. Wer mein Hauptwerk und meine spätern in
diesem Journale enthaltenen Abhandlungen über meine neuesten Kessel-
und Maschinenverbesserungen mit gehöriger Aufmerksamkeit gelesen hat, wird
die Gründe für diese meine Ueberzeugung deutlich genug ausgesprochen finden.
Meine Kessel sind eigentlich von mir mehr darauf berechnet, Dämpfe von
höherm Druck, wie ich sie zum Betriebe meiner Maschine gebrauche, mit
möglichster Vermeidung aller bisher bei einem so hohen Drucke sonst
obwaltenden Gefahr und mit mehr Bequemlichkeit und Raumersparung als bei den
bisherigen Kesseln zu entwickeln, als ich Rücksicht genommen habe auf die
bei solcher Entwicklung eintretende Brennmaterialersparung. Daß ich eine
solche nicht einmal erwartet und darauf auch gar kein besonderes Gewicht
gelegt habe, ist von mir in meinem Hauptwerke Seite 9 und in diesem Journale
Bd. CXV S. 403 deutlich genug
gesagt. Daß im Laufe meiner Versuche günstigere Resultate in dieser
Beziehung erlangt wurden, hat mich selbst überrascht. Ist es hierdurch aber
zugleich erwiesen, daß ich in Bezug auf Brennmaterialersparung mehr auf die
meiner Maschine untergelegten Grundsätze rechnete, als auf die neue
Construction der Kessel, so kann man mir keinen Vorwurf machen, wenn man
sich nach Hintansetzung dieses Umstandes getäuscht findet, zumal dann, wenn
man einen niedrigeren Druck als den von mir bezeichneten anwendet. Dieser
höhere Druck ist, wie ich oft schon zu beweisen bemüht war, gerade die
Ursache der Brennmaterialersparung, indem ein Dampf von höherm Druck durch
den größern Antheil freier Wärme und seine dadurch bedingte größere
Ausdehnung, trotz seines geringern Wassergehaltes, mehr mechanischen Effect
hervorbringt, als ein solcher von niedrigerer Spannung. Man vergleiche hier
die in meinem Hauptwerke Seite 402 in der Note 2 darüber gegebene Berechnung
von Joseph Köchlin. Hr. Hofmann in Breslau hatte vor kurzem einem Freunde von mir erzählt,
daß er einen meiner Kessel nach der Form Nr. II meines Hauptwerkes gebaut
habe, und daß dieser Kessel eher weniger als mehr als ein gewöhnlicher
Kessel leiste. Hr. Hofmann erzeugt damit aber nur
einen Dampf von 3 Atmosphären Druck. Ob die geringere Wirkung dieses Kessels
nicht in andern Umständen als in seiner eigentlichen Construction ihren
Grund habe, will ich dahin gestellt seyn lassen. Wir haben oben ein Beispiel
vor Augen gehabt, welchen Ausschlag schon einige Fehler in der Anlage des
Ofens geben. Daß ich hinsichtlich meiner Ansichten von höherem Drucke und
seiner vortheilhaften Wirkung auf Dampfmaschinen auf keinem Irrwege bin,
darauf haben in neuester Zeit wieder Versuche des Hrn. Kohn geführt, deren ich später näher erwähnen
werde, und wenn ich gleich in Folge meiner über diesen Gegenstand gemachten
Erfahrungen überzeugt bin, daß sich dabei einige Irrthümer und
Ueberschätzungen von Seiten des Hrn. Kohn
eingeschlichen haben dürften, so bin ich doch auch eben so gewiß, daß sie
gleich wie die von Oliver Evans (Manuel du constructeur de machines à vapeur,
traduit de l'anglais par
Doolittle) aufgestellten und gewiß
übertriebenen Berechnungen über diesen Gegenstand einige Aufmerksamkeit und
Berücksichtigung verdienen, und bei manchen meiner Collegen für mich
sprechen werden. Oliver Evans verfuhr insoferne
einseitig, als er den höhern Druck (8–10 Atmosphären) für seine
Maschinen adoptirte, und so einen großen und wichtigen Fortschritt machte,
ohne die Kessel für die Entwicklung eines so hochdrückenden Dampfes
gleichzeitig zu verbessern, und war dieß doch die erste Forderung, die an
ihn gemacht wurde, wenn er nicht auf halbem Wege stehen bleiben wollte.
Gleich als ich meinen Blick auf die Hochdruckmaschine richtete, war die
Verbesserung der Kessel, namentlich in Absicht auf ihre Gefahr, meine erste
Arbeit, und ich hatte eher nicht den Muth, höhern Druck anzuwenden, bevor
ich hier nicht bis zu einem beruhigenden Ziele gekommen seyn würde. Von
diesem Gesichtspunkte aus muß man überhaupt meine Bemühungen für eine
bessere Construction der Hochdruckkessel beurtheilen. Daß ich bei dieser
Verbesserung mehr fand als ich suchte, war zufällig und lag, wie ich oben
bemerkte, zuerst gar nicht in meinen Berechnungen.
Er war um so mehr überzeugt, daß dieser Vorschlag noch eine günstigere Wirkung
hervorbringen würde, als er sich eben auch am Malchower Kessel überzeugt hatte, daß
derselbe bei zweckmäßiger Einrichtung der Maschine reichlich die Kraft von 20
Pferden und diese Kraft mit einer sehr geringen Torffeuerung hervorbringe, während
unter dem Warschauer Kessel Kieferholz gebrannnt wird, welches dem Gewichte nach
noch eine intensivere Hitze als Torf erzeugt. Die vorgenommene Veränderung der
Maschine war auch von den besten Resultaten begleitet, indem später eine
Dampfspannung von 8 Atmosphären zu halten war.
Als Hr. Lüders nach Veränderung des Ofens den Kessel
wieder in Thätigkeit setzen ließ, wurde seine Freude darüber bedeutend durch die
Bemerkung getrübt, daß aus den Fugen desselben, selbst bei solchen, die bei allen
meinen übrigen Kesseln stets mit Leichtigkeit dicht hergestellt und erhalten werden,
ja sogar, was sehr selten ist, bei manchen Nieten Wasser ausschwitze, das gleich
beim Heraustreten aus den Fugen Krystalle zu bilden anfing, die das Ansehen von
Flaumenfedern hatten, indem sie in kleinen baumartigen Gruppen in der Gestalt von
Schimmel anschossen. Bei Oeffnung des Kessels war dieser nach 14tägigem, Tag und
Nacht andauerndem Gebrauche mit Niederschlägen sehr angefüllt, und zwar in dem
Maaße, daß die Röhren zum großen Theil davon ausgefüllt erschienen, und zwar einen
Theils von Stücken desselben, die wahrscheinlich in den Recipienten und Herzen sich
gelöset hatten und durch die Strömung in die Röhren geführt waren, andern Theils von
leicht beweglichem
erdigem Schlamm, welcher die Röhren beinahe halb ausfüllte. Hr. Lüders überzeugte sich später bald, daß diese
Niederschläge zwar locker erschienen, und leicht weggenommen werden konnten, aber
doch immer in so kurzer Zeit und auf so beunruhigende Weise entstanden, daß ein
öfteres alle 8 Tage stattfindendes Reinigen statt des bisher nur alle 14 Tage
vorgenommenen durchaus anzurathen war. Hr. Lüders suchte
nun noch andere Mittel neben dem öftern Reinigen vorzuschlagen, die indessen nur zum
Theil ausgeführt werden konnten, sicherlich aber, wenn alle nach Möglichkeit
ausgeführt worden wären, von sehr günstigem Erfolge begleitet gewesen wären. Diese
Mittel waren folgende:
1) Er ließ öfters Wasser aus dem Kessel ausblasen, um theils den
Sättigungspunkt der im Wasser aufgelösten Niederschläge zu verzögern, theils
diese Niederschläge nach ihrer Bildung und während sie im Wasser sich noch
schwimmend erhalten, immer abzuführen. Dieses Mittel hatte bedeutenden
Erfolg.
2) Er ließ den aus der Maschine blasenden Dampf in ein großes
Gefäß übertreten, in welchem sich ein Theil desselben verdichtete, und so als
gereinigtes Wasser zur Speisepumpe zurückgeführt wurde. Dieses Mittel half nur
in geringem Maaße, und wurde nachher auch wieder aufgegeben, weil das Gefäß eine
unangenehme Wärme verbreitete.
3) Er empfahl alles Regenwasser von den Gebäuden der Fabrik in
ein großes Reservoir zu leiten, von wo es die Speisepumpe in sich aufnehmen
sollte. Wurde nicht ausgeführt.
4) Hr. Popow erbot sich, in müssigen
Stunden Wasser aus der Weichsel mit seinen Pferden anfahren zu lassen, was auch
später selten geschah.
Diese verschiedenen Mittel, von denen jedes doch einen Theil des Uebelstandes
entfernt hätte, würden, in ihrer pünktlichen Anwendung zusammengenommen,
wahrscheinlich so viel bewirkt haben, daß das Speisewasser eine, dem gewöhnlichen
nicht zu harten Brunnenwasser nahekommende Beschaffenheit angenommen hätte, und den
Niederschlag erdiger Concremente in dem Grade gemäßigt haben, daß der Kessel dadurch
keinen Nachtheil erleiden, vielmehr durch ein alle 14 Tage vorgenommenes Reinigen
immer hinreichend davon befreit werden konnte. Es wäre interessant, mittelst einer
Analyse des Warschauer Wassers den Hauptbestandtheil des wirklich merkwürdig
auftretenden Niederschlages kennen zu lernen, um in Zukunft sich davor in Acht zu
nehmen, wenigstens Maßregeln ergreifen zu können, die seine üblen Wirkungen
einigermaßen verhüteten. Jeder Kenner wird eingestehen müssen, daß Niederschläge, in
solcher Menge und in so kurzen Zeiträumen entstehend, selten vorkommen, und daß sie
als Ausnahme von der Regel gelten dürften. Das Eintreten solcher Zustände mußte aber
die Strömung und die Wallungen in den Siedröhren in dem Grade vermindern, daß die in
ihnen nachbleibende Wasserstrieme einen zu kleinen Durchmesser erhielt, wodurch die
Circulation des Wassers in den Röhren immer mehr gehemmt wurde.
(Der Schluß folgt im nächsten Heft.)