Titel: | Ueber die Darstellung künstlicher Edelsteine. |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XXXVI., S. 196 |
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XXXVI.
Ueber die Darstellung künstlicher
Edelsteine.
Ueber die Darstellung künstlicher Edelsteine.
Schon in den Jahren 1809–1810 veröffentlichte der damalige
Ober-Medicinal-Assessor und Apotheker Schrader
sen. zu Berlin in dem Berliner
Wadzeck'schen Wochenblatte eine auf viele eigene Versuche begründete
Abhandlung über die Glasflüsse oder künstlichen Edelsteine. Diese werthvolle
praktische Arbeit, welche gänzlich in Vergessenheit gekommen zu seyn schien, hat Hr.
Dr. L. Elsner in dem
kürzlich erschienenen dritten Heft seiner Zeitschrift:
„Die
chemisch-technischen Mittheilungen der neuesten Zeit“,
welches die Jahre 1850–1852 umfaßt (Verlag von Julius Springer in Berlin), aufgenommen. Bei dem
Manuscript fand sich noch ein Kästchen mit Proben von geschliffenen künstlichen
Edelsteinen vor, welche in der That an Klarheit und Reinheit der Farben den zur Zeit
im Handel vorkommenden künstlichen Edelsteinen nicht nachstehen.
Wir lassen nun die Anleitung zur Darstellung der künstlichen Edelsteine wörtlich
folgen:
„Das Nachahmen der Edelsteine besteht in weiter nichts, als der
Verfertigung eines Glases, das eine größere Härte und größere Dichtigkeit als
gewöhnlich und die schöne Farbe der Edelsteine hat. Diese Eigenschaften erhält
der Glasfluß theils durch die Behandlung, theils durch die Zusätze, vorzüglich
aber durch die Reinheit der dazu genommenen Substanzen.
Zu den Glasflüssen nimmt man, außer den wesentlichen Bestandtheilen, noch
Bleioxyd, Mennige oder dergleichen. Dadurch erhält das Glas mehr Dichtigkeit und
also mehr Glanz und Schwere, beides Eigenschaften, welche die Edelsteine im
hohen Grade haben; zu viel Bleioxyd aber schadet der Härte des Glases, es ist
dadurch leicht der Verwitterung auf der Oderfläche unterworfen und wird
unscheinbar; durch viel Kieselerde erhält man mehr Härte, aber der Fluß wird
schwerer schmelzbar; man setzt daher noch etwas hinzu, was den Fluß befördert
und in die Mischung ohne Schaden eingehen kann, das ist der Borax, welcher aber
ebenfalls nur in geringer Menge genommen wird, weil sonst der Glasfluß eben so
leicht verwittert.
Eine gute Mischung zu einem Glasflusse erfordert daher:
1) Reine Kieselerde, wozu man am besten fein gemahlenen
Bergkrystall wählt.
2) Reines Kali oder Natron.
3) Borax.
4) Bleioxyd, kohlensaures oder Mennige.
5) Ein wenig Salpeter, ebenfalls den Fluß zu befördern, aber auch
die kohligen Theile, welche der Farbe schaden könnten, zu zerstören.
6) Ein Metalloxyd, welches dem Fluß die Farbe gibt und von
welchem gewöhnlich äußerst wenig genommen werden darf.
Zu große oder zu lange anhaltende Hitze, wie das Feuer des Porzellanofens, ist
den Flüssen, ihre Härte ausgenommen, nicht günstig; viele Farben fielen schlecht
aus und großentheils war der Fluß beim Erkalten in kleine Stücke zerrissen;
besser ist ein gut ziehender Windofen, den man nach beendigter Arbeit noch voll
Kohlen schüttet, um ein langsames Erkalten zu bewirken. Durch ein kleines
Gebläse wird die Arbeit bedeutend gefördert. Die Schmelzung geschieht in einem
neuen hessischen Schmelztiegel, welcher mit den fein gepulverten und durch ein
feines Sieb gesiebten Bestandtheilen des Flusses etwa bis zur Hälfte angefüllt,
und mit einer Thonplatte zugedeckt wird.
Schrader sagt, meine gewöhnliche Mischung zu den
Glasflüssen war folgende:
feingepulverter Bergkrystall, 1 Unze
trockenes kohlensaures Natron, 1/2 Unze
gebrannter Borax, 3 Drachmen
Mennige, 2 Drachmen
Salpeter, 20–60 Gran;
oder der härtere Fluß:
Bergkrystall, 1 1/2 Unzen
trockenes kohlensaures Natron, 1/2 Unze
gebrannter Borax, 3 Drachmen
Mennige, 2 Drachmen.
Salpeter 20 Gran oder nach Umständen etwas mehr. Statt Bergkrystall kann eben so
gut reines Kieselpulver genommen werden, oder in Ermangelung beider kann auch
gepulvertes weißes Glas die genannten Stoffe ersetzen, nur muß dann der Fritte
etwas Arsenik hinzugefügt werden, damit sie völlig farblos bleibt.
Einen schönen harten Fluß, der am Stahl Funken gibt, erhält man wie folgt:
Glaspulver, 1 Unze
Bergkrystall, 3 Drachmen
Mennige, 3 Drachmen
gebrannter Borax, 2 Drachmen
Salpeter, 2 Scrupel
weißen Arsenik, 1/2 Scrupel.
Diese Flüsse liefern den sogenannten „Straß“, die Basis für
die Darstellung der künstlichen Edelsteine.
Rubin.
Dieser wird mittelst eines Goldpräparats erzeugt, wie bekanntlich schon Kunkel gezeigt hatte. Schrader ist der Ansicht, daß man mit Goldpurpur, ja selbst
Gold-Auflösung oder einem reinen Gold-Niederschlage im Stande sey,
ein schönrothes reines Rubinglas darzustellen (diese Ansicht hat sich
bekanntlich in der neuern Zeit, bei der Darstellung von Rubinglas vollkommen
bestätigt. (Man s. das Verfahren von Fuß im
polytechn. Journal, 1836, Bd. LX S. 284.)
Nachstehende Mischung ist nach Schrader die beste zur
Darstellung dieses schönen künstlichen Edelsteins; wenigstens einige kleine
Stellen der reinsten Rubinfarbe lieferte das fertige Glas.
Bergkrystall, 1 Unze
trockenes kohlensaures Natron, 1/2 Unze
gebrannter Borax, 3 Drachmen
Mennige, 3 Drachmen
Salpeter, 1 1/2 Drachmen
Goldpurpur, 15 Gran
strahliges Grauspießglanzerz, 8 Gran
strahliges Graumanganerz, 8 Gran;
oder auch folgende:
Bergkrystall, 1 Unze
trockenes kohlensaures Natron, 1/2 Unze
gebrannter Borax, 4 Scrupel
Mennige, 4 Scrupel
Salpeter, 2 Scrupel
Goldpurpur, 15 Gran
Salmiak, 1 Drachme.
(Zu einem schönen Rubinglase gab D. C. Splittgerber im
J. 1844 eine Vorschrift, welche im polytechn. Journal Bd. XCII S. 40 mitgetheilt wurde.)
Den Saphir kann der Kobalt geben, jedoch nur in
geringer Menge:
Bergkrystall, 1 1/2 Unzen
trockenes kohlensaures Natron, 6 Drachmen
gebrannter Borax, 2 Drachmen
Mennige, 2 Drachmen
Salpeter, 1 Drachme
kohlensaures Kobaltoxyd, 1 Gran;
oder eine Mischung mit Kobalt und Kupfer:
Bergkrystall, 1 Unze
trocknes kohlensaures Natron, 1/2 Unze
gebrannter Borax, 3 Drachmen
Mennige, 1 1/2 Drachmen
Salpeter, 1/2 Drachme
kohlensaures Kobaltoxyd, 1/4 Gran
grünes kohlensaures Kupferoxyd, 15 Gran.
Auch mit Kupfer allein erhielt Schrader eine gute
blaue Farbe:
Bergkrystall, 1 1/2 Unzen
trocknes kohlensaures Natron, 6 Drachmen
gebrannter Borax, 1 Drachme
Mennige, 1 Drachme
Salpeter, 1/2 Drachme
grünes kohlensaures Kupferoxyd, 1/2 Drachme.
Mit Kupfer und Eisen kann der Smaragd nach folgender Mischung bereitet
werden:
Bergkrystall, 1 1/2 Unzen
trockenes kohlensaures Natron, 6 Drachmen
gebrannter Borax, 2 Drachmen
Mennige, 2 Drachmen
Salpeter, 1 Drachme
rothes Eisenoxyd, 1 Scrupel
grünes kohlensaures Kupferoxyd, 1/2 Scrupel.
Das Chromoxyd gibt auch eine schöne grüne Farbe, die jedoch gewöhnlich zu
grasgrün ausfällt, daher etwas Kobaltoxyd die Färbung verbessert. Folgende
Mischung gab ein gutes Grün:
Bergkrystall, 1 1/2 Unzen
trockenes kohlensaures Natron, 1/2 Unze
gebrannter Borax, 3 Drachmen
Mennige, 2 Drachmen
Salpeter, 2 Scrupel
kohlensaures Kobaltoxyd, 1 1/2 Gran
kohlensaures Chromoxyd, 1/2 Scrupel.
Das Uranoxyd, welches gewöhnlich gelbe und nur ins grüne schillernde Farben gibt,
hat, wie in folgender Mischung, ebenfalls smaragdgrün geliefert:
Bergkrystall, 9 Drachmen
trockenes kohlensaures Natron, 3 Drachmen
Mennige, 2 Drachmen
Salpeter, 1 Drachme
kohlensaures Uranoxyd, 4 Scrupel
grünes kohlensaures Kupferoxyd, 3 Gran
Zinnoxyd und weißgebrannte Knochen, von jedem 3 Gran.
Die gelungenste Mischung zu Chrysopras mit durchscheinender apfelgrüner Farbe ist
nachstehende:
Bergkrystall, 1 1/2 Unzen
trockenes kohlensaures Natron, 1/2 Unze
gebrannter Borax, 3 Drachmen
Mennige, 2 Drachmen
Salpeter, 1 Scrupel
weiß gebrannte Knochen, 2 Drachmen
grünes kohlensaures Kupferoxyd, 2 Gran
rothes Eisenoxyd, 4 Gran
kohlensaures Chromoxyd, 6 Gran.
Diese Mischung gibt einen dunklen Chrysopras. Eine hellere Farbe gibt ein Viertel
dieser drei Metalloxyde in demselben Verhältniß unter sich genommen, und so
können mehrere Nüancirungen dargestellt werden.
Der Opal gerieth mit folgender Mischung:
Bergkrystall, 9 Drachmen
trockenes kohlensaures Natron, 3 Drachmen
gebrannter Borax, 2 Drachmen
Mennige, 1 1/2 Drachmen
Salpeter, 15 Gran
Mineralpurpur, 1/10 Gran
weißgebrannte Knochen, 1 1/2 Gran
salzsaures Silberoxyd, 2 Gran.
Beryll oder Aquamarin:
Bergkrystall, 1 1/2 Unzen
trockenes kohlensaures Natron, 1/2 Unze
gebrannter Borax, 3 Drachmen
Mennige, 2 Drachmen
Salpeter, 1 Drachme
rothes Eisenoxyd, 6 Gran
grünes kohlensaures Kupferoxyd, 2 Gran;
oder statt der beiden letztgenannten Oxyde:
rothes Eisenoxyd, 4 Gran
kohlensaures Kobaltoxyd, 1/5 Gran.
Zu Hyazinth wird braunes Spiesglanzoxyd und Schwefelspiesglanz anzuwenden
vorgeschrieben. Wird dieser Mischung Mangan hinzugesetzt oder wird Mangan mit
etwas Eisen angewendet, so erhält man den
Granat,
wie z.B. nach nachstehender Vorschrift:
Bergkrystall, 9 Drachmen
trockenes kohlensaures Natron, 3 Drachmen
gebrannter Borax, 2 Drachmen und 15 Gran
Mennige, 1 1/2 Drachmen
Salpeter, 2 Scrupel
strahliges Graumanganerz, 5 Gran
rothes Eisenoxyd, 3 Gran.
Es kann auch unter diese Mischung zur Erhöhung der Farbe noch 1 Gran Goldpurpur
genommen werden. Der Turmalin von der röthlichbraunen Farbe wird durch Nickel
erhalten:
Bergkrystall, 1 Unze
trockenes kohlensaures Natron, 1/2 Unze
gebrannter Borax, 3 Drachmen
Mennige, 1 1/2 Drachmen
Salpeter, 1 1/2 Drachmen
Nickeloxyd, 8 Gran.
Der Turmalin, von lauchgrün-indigblauer Farbe, wurde wie nachstehend
erhalten:
gepulvertes Glas, 2 Unzen
Bergkrystall, 6 Drachmen
Mennige, 6 Drachmen
gebrannter Borax, 1/2 Unze
Salpeter, 4 Scrupel
kohlensaures Kobaltoxyd, 1 1/2 Gran.
Der Topas sowie der Chrysolith wird oft zufällig erhalten, wenn Eisen in der
Mischung war; sonst geben verschiedene Verhältnisse von Eisen diese Flüsse. Auch
Uran kann dazu dienen, wenn man zu der vorher angezeigten Fritte mit gepulvertem
Glase, statt des Kobaltoxydes, 5 Gran gelbes Uranoxyd hinzusetzt. Folgende
Mischung gibt einen guten dunkeln Chrysolith:
Bergkrystall, 6 Drachmen
trockenes kohlensaures Natron, 2 Drachmen
gebrannter Borax, 1 1/2 Drachmen
Mennige, 1 Drachme
Salpeter, 1/2 Scrupel
strahliges Graumanganerz, 2 Gran.
Der Amethyst kann durch strahliges Graumanganerz
bereitet werden; es darf aber zu einer Fritte, die etwa 1 Unze Fluß liefert, nur
ein Gran genommen werden. Auch das gepulverte Glas, auf eine Unze desselben eine
Drachme Salpeter, etwas Borax und Mennige genommen, kann einen guten Amethyst
geben.
Der Lasurstein wird durch einen Kobaltfluß mit einem
trübenden Zusatze nachgeahmt:
Bergkrystall, 6 Drachmen
trockenes kohlensaures Natron, 2 Drachmen
gebrannter Borax, 1 1/2 Drachmen
Mennige, 1 Drachme
Salpeter, 1 Scrupel und 5 Gran
weiß gebrannte Knochen, 1 Drachme
kohlensaures Kobaltoxyd, 2 Gran.
Den Achat ahmt man dadurch nach, daß man Bruchstücke
verschiedener Flüsse zusammenfließen läßt, und wenn alles im Fluß ist, das Ganze
umrührt. Schrader hat mehrere Achate durch rothes
Eisenoxyd erhalten, welches stellenweise den Fluß rothgefärbt hat, wenn zu 3
Loth Fluß etwa 30 Gran rothes Eisenoxyd hinzugemischt wurden.“