Titel: | Eigenthümliche Art Raspeln; aus Karmarsch's Reisenotizen. |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. LXXV., S. 403 |
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LXXV.
Eigenthümliche Art Raspeln; aus Karmarsch's
Reisenotizen.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Karmarsch, über eine eigenthümliche Art Raspeln.
Ich gebe den Werkzeugen, von welchen ich hier sprechen will, den Namen Raspeln, weil
ich keine deutsche Benennung dafür weiß, indem der Gegenstand bei uns völlig
unbekannt ist. Ihrer Wirkungsweise zufolge stehen sie dem Hobel nahe, noch mehr den
groben einhiebigen Feilen, besonders den Bestoßfeilen der Kammmacher. Ich lernte sie
in Manchester kennen, wo ich auch ein kleines Sortiment für die polytechnische
Schule in Hannover angekauft habe. Die Engländer nennen sie Floats, was auch der Name für die gedachten Kammmacher-Feilen
ist.
Aus Fig. 33
der Seitenansicht, Fig. 34 der untern Ansicht, und Fig. 35 der Endansicht
wird man sich schnell einen klaren Begriff von der einfachsten Art dieser Floats erwerben. Ein im Querschnitte dreieckiges (jedoch
an der obern Kante abgestumpftes) gerades Stahlstück a,
b ist von der Grundfläche herein mit einer Anzahl tiefer schräger
Einschnitte versehen, welche mit der Grundfläche selbst Winkel von 110 und 70 Grad
bilden. Dadurch entstehen eben so viele Schneiden wie f, f,
f, deren Kantenwinkel = 70 Grad ist. Die Fortsetzung des Werkzeuges bildet
eine gekröpfte Angel b, c, auf welcher das Heft d, e steckt. Die Gebrauchsweise, jener einer Feile oder
Raspel vollkommen ähnlich, ergibt sich hiernach ohne Weiteres. Die einzelnen
Schneiden wirken nach Art eines steil stehenden Hobeleisens, nehmen von sehr
unebenen Holzoberflächen ziemlich starke, dagegen von einem schon fast geglätteten
Arbeitsstücke nur ganz feine Späne ab, und erzeugen sehr schnell Flächen von so
schlichter und sauberer Beschaffenheit, wie Raspeln oder Feilen nie hervorbringen
können. Dabei findet ein Verstopfen des Werkzeuges nicht statt, und das Nachschärfen
geschieht einfach durch Abschleifen der Grundfläche f,
f, indem man (um einen Grath an den Schneiden zu verhindern) die Bewegung
des Steins in der Richtung von a gegen b hin stattfinden läßt.
Ich fand auch Werkzeuge gleicher Art mit convex gerundeter, ein anderes mit concaver
Bahn vor; erstere dienen zur Hervorbringung und Ausarbeitung runder Vertiefungen,
Hohlkehlen und dergl.; letztere zur Bildung oder Glättung von Rundstäben. Man hat
alle drei Arten (flach, convex und hohl) in verschiedenen Breiten, von ein
Viertelzoll bis drei Viertelzoll.
Außer den bisher erwähnten geraden Floats (straight
floats) hat man auch bogenförmige (circular
floats), und zwar diese ebenfalls flach sowie mit convexer und concaver
Bahn. Die Fälle, wo diese abgeänderte Gestalt nützlich ist, ergeben sich von
selbst.
Ich zweifle nicht, daß auch unsere Holzarbeiter – namentlich Tischler,
Bildhauer, Futteralmacher, Büchsenschäfter – sich der Floats, wenn sie
dieselben kennen lernen, gern und vortheilhaft bedienen werden. Auf Horn arbeitet
man mit diesen Werkzeugen eben so bequem als schön. Wahrscheinlich würden
dergleichen – kleiner und feiner ausgeführt – auch auf Messing und
anderen mäßig harten Metallen in manchen Fällen mit Nutzen statt Schaber und feiner
Feilen zu gebrauchen seyn. (Mittheil. des hannov.
Gewerbvereins.)