Titel: | Ueber die dem Hrn. Thomas, Spiegelbeleger in Paris, patentirte Methode, die schadhafte Spiegelbelegung auszubessern; Bericht von F. Leblanc. |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. LXXXI., S. 411 |
Download: | XML |
LXXXI.
Ueber die dem Hrn. Thomas, Spiegelbeleger in
Paris, patentirte Methode, die schadhafte Spiegelbelegung
auszubessern; Bericht von F.
Leblanc.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Octbr. 1852, S. 699.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Thomas' Methode die schadhafte Spiegelbelegung
auszubessern.
Die Unannehmlichkeit, die Spiegel wegen einer localen Schadhaftigkeit der Belegung
vollständig von Neuem belegen zu müssen, ein Verfahren, dessen Kosten
durchschnittlich 8 Proc. vom Preis des ganzen Spiegels betragen, leitete Hrn.
Thomas auf die Lösung des
Problems, die Ausbesserung durch eine theilweise Belegung der schadhaften Stelle zu
bewerkstelligen, indem er das neue Belege mit dem unversehrten Theil des alten
vollständig verschmilzt und die Einwirkung des Quecksilbers auf die gesunden Theile
der Spiegelfolie verhindert.
Wir gehen zur Beschreibung dieses Verfahrens über. Der auszubessernde Spiegel wird
mit auswärts gekehrter Belegung auf einen Rahmen gelegt, so daß man von unten den
Erfolg der Operation wahrnehmen kann – eine unumgänglich nöthige Bedingung.
Dann deckt man über die schadhafte Stelle das von dem Erfinder sogenannte
„Caliber“, eine dünne hölzerne Platte mit einer
elliptischen Oeffnung, deren Dimensionen etwas größer seyn müssen als die Umrisse
des zu ersetzenden Theils der Belegung. Man muß natürlich mit verschiedenen Calibern
versehen seyn, um dasjenige zu wählen, welches für die vorzunehmende Reparatur sich
eignet. Diese Caliber müssen mit den übrigen Theilen, die wir unten beschreiben und
welche die Werkzeuge des Erfinders bilden, im gehörigen Dimensionenverhältniß
stehen.
Man nimmt das schadhafte Belege innerhalb des von den Umrissen der Oeffnung
begränzten Theils heraus, und reinigt die dadurch entblößte Stelle des Spiegels mit
der nämlichen Sorgfalt, welche bei der gewöhnlichen Procedur der Spiegelbelegung
befolgt wird. Dann nimmt man statt des erwähnten Calibers eine ungefähr 1 Centimet. (4
1/2 Linien) dicke Holzplatte mit einer Oeffnung von der nämlichen Form, wie die des
Calibers, jedoch von etwas größeren Dimensionen, so daß durch diese Oeffnung außer
der nackten Stelle des Spiegels auch noch die einige Millimeter weit hervorstehenden
Umrisse des alten Beleges sichtbar sind. Diese Platte muß unten mit Gemsleder
überzogen seyn, damit sich das Quecksilber nicht über die Spiegelfolie verbreiten
kann. Hr. Thomas nennt die
Oeffnung der Platte „Reservoir.“ Man
beschwert nun die Platte mit Gewichten und bringt in das Reservoir eine Art
elliptische Büchse ohne Boden, die sogenannte „Leitbüchse“,
deren die inneren Umrisse bildende Kanten in die Conturen des Beleges fallen. Die
innere Wand dieser Büchse bildet einen hohlen Raum, der dazu bestimmt ist, momentan
das äußere Ende einer hölzernen conischen Rinne aufzunehmen. Diese Rinne, welche man
unter einer geringen Neigung anlegt, dient zum Einführen des Quecksilbers. Letzteres
gelangt jedoch an die nackte Stelle des Spiegels nur als ein feiner Regen, nachdem
es zwischen der inneren Wand der Büchse und einem an dieser Stelle der Oberfläche
angebrachten Stück Gemsleder filtrirt worden ist. Das Quecksilber, welches möglichst
rein seyn muß, verbreitet sich gleichförmig über den Spiegel und vereinigt sich
wieder mit dem Belege, von dem es durch die Kante der Büchse getrennt ist, sobald
die letztere herausgenommen wird.
Man ersetzt hierauf die röhrenförmige Büchse durch eine ähnliche, welche vorher zur
Bestimmung der Oeffnung gedient hat. Der Umriß ihres Randes ist etwas größer als
derjenige der vorhergehenden Büchse Ihre innere Kante darf das Belege nicht
berühren, weil durch die Berührung die Verschmelzung des alten Beleges mit dem
hinzukommenden Quecksilber verhindert würde. Ein längs dieser Kante herumzuführendes
schräggeschnittenes Falzholz (curette en bois) dient
dazu, die Auflösung der Folie an ihren Rändern zu beschleunigen. Man verhindert die
unmittelbare Berührung der unteren Fläche der hölzernen Büchse mittelst eines über
die Decke des unteren Randes geleimten gemsledernen Streifens, welcher jedoch die
innere Kante nicht ganz erreicht. Mit Hülfe der an der Platte angebrachten Wirbel
gibt man der Büchse einen leichten Druck nach unten.
Man nimmt alsdann ein schräggeschnittenes Falzholz, schiebt es in das Quecksilber
längs der Wände der Büchse, und verfolgt damit die rings um die Büchse gehenden
Conturen der Belegung, ohne zu stark auf den Spiegel zu drücken, jedoch hinreichend
stark, um den durch die Umrisse des alten Beleges bezeichneten Rand verschwinden zu
machen. Die Anwendung Wendung des durchbrochenen Rahmens gestattet mit dem Auge dem Lauf des Falzholzes
zu folgen, und das Verschwinden der ganzen Demarcationslinie durch die auflösende
Wirkung des Quecksilbers zu beobachten. Man dreht hierauf die Wirbel zurück und
nimmt die Büchse heraus. Jetzt ist es an der Zeit das Staniolblatt anzubringen.
Hierzu bedient sich Hr. Thomas
eines hölzernen Kerns, welcher oben mit Blei beschwert ist und dessen Conturen
denjenigen der Oeffnung der Platte entsprechen.
Ueber die ebene Holzfläche dieses Kerns breitet man das für die Belegung bestimmte
Staniolblatt aus, schlägt seine Ränder über die verticalen Wände des Kerns hinauf
und bindet sie mittelst eines Fadens fest. Man reibt das Staniolblatt auf die
gewöhnliche Weise mit Quecksilber und macht es spiegelglänzend, und läßt hierauf den
Kern hinabgleiten, indem man alle bei der Spiegelbelegung gebräuchlichen
Vorsichtsmaßregeln beobachtet. Die Lage des Kerns ist fixirt, sobald die
horizontalen an ihn befestigten Stifte sich in die Einschnitte der Platte gelegt
haben.
Indem sich der Kern mit dem Staniolblatt gegen die Quecksilberfläche legt, verdrängt
er das Quecksilber, welches rechts und links durch eine Rinne in zwei gemslederne
Beutel abfließt, ohne mit dem alten Belege in Berührung kommen zu können. Da der
Kern die Oeffnung nicht ganz und gar ausfüllt, so bleibt noch eine gewisse Menge
Quecksilber zwischen den Wänden des Kerns und des Reservoirs. Um dieses zu
entfernen, befindet sich an dem Ende des großen Durchmessers der elliptischen
Oeffnung ein Loch, das mit einer Rinne communicirt, und vermittelst eines
Holzstückes geschlossen wird, welches der Erfinder „Schleuße“
nennt. Indem man diese Schleuße öffnet, fließt das überschüssige Quecksilber ab und
verbreitet sich durch die Rinne über einen Papierbogen. Nach dieser Operation kann
man die Platte abheben, während der belastete Kern an seiner Stelle bleibt. Zwei
oder drei Stunden später ist die Adhärenz des Amalgams vollständig; man schneidet
den Faden, welcher den Staniol an den Kern befestigte, ab, und nimmt den Kern
hinweg.
Fig. 1 stellt
den beschriebenen Apparat zum Ausbessern der Spiegelbelegung im
Verticaldurchschnitte,
Fig. 2 im
Grundrisse dar.
Fig. 3 ist der
Verticaldurchschnitt der elliptischen Büchse ohne Boden, welche auf den Spiegel zu
liegen kommt;
Fig. 4 ihr
Grundriß.
Fig. 5 die
Seitenansicht und der Grundriß der dünnen Holzplatte, des sogenannten Calibers, mit
ihrer elliptischen Oeffnung;
Fig. 6
conische Holzrinne zum Zuführen des Quecksilbers;
Fig. 7 das
schiefabgeschnittene Falzholz;
Fig. 8 und
9 Aufriß
und Grundriß des mit Blei beschwerten hölzernen Kerns zum Ansehen des
Staniolblattes;
Fig. 10 und
11 Wirbel
zum Andrücken der Büchse.
a ist die auf die beschädigte Stelle des Spiegels zu
sehende dünne Holzplatte, das sogenannte Caliber; b die
anstatt des Calibers aufzulegende Holzplatte, welche unten mit Gemsleder bekleidet
ist; c die elliptische Büchse ohne Boden, die sogenannte
„Leitbüchse“ (boîte
conductrice); d conische Rinne, durch welche
man das Quecksilber auf den Spiegel fließen läßt; e das
Falzholz; f die Rinne, durch welche das Quecksilber
abfließt; g die an den Enden dieser Rinne angebrachten
ledernen Beutel; h der Kern zum Auflegen und Andrücken
der neuen Folie; i, i die Wirbel; k die „Schleiche“, welche das in die Wand der Büchse
c gebohrte Loch l
verschließt; m das elliptische Stück ohne Boden, welches
direct auf den Spiegel zu liegen kommt; n die Rinne,
durch welche das überschüssige Quecksilber abfließt.