Titel: | Amerikanischer Drillbohrer. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. IV., S. 31 |
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IV.
Amerikanischer Drillbohrer.
Aus Jobard'sBulletin du musée de l'industrie, Sept.
1852, S. 131.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Amerikanischer Drillbohrer.
Der Drillbohrer oder die Rennspindel, welche wir hier beschreiben wollen, wurde in
Amerika erfunden, und verdient wegen ihrer Zweckmäßigkeit und Einfachheit, auch in
unseren Schlosser- und Maschinenbau-Werkstätten eingeführt zu
werden.
In Fig. 8 ist
A die Bohrbüchse, welche aus Stahl besteht und sich
nach oben zu in eine Angel verlängert, die durch eine Röhre B geht. Diese tritt unten auf den hervorstehenden Rand der Bohrbüchse,
oder, wenn man es für zweckmäßig erachtet, auf eine messingene Scheibe. Oben ist das
Aeußere dieser Röhre vierflächig, um eine Kurbel aufnehmen zu können, welche zum
Drehen des Bohrers dient und auf dem vierseitigen Angriff der Röhre mittelst eines
Stiftes befestigt ist. Unten ist die Röhre B eben und in
dem Auge des Halses C, der sie an diesem Punkte umfaßt,
verschiebbar. In der mittleren Höhe ist die Röhre mit Schraubengewinden versehen, so
daß sie in dem ebenfalls mit einem Gewinde versehenen Auge des Bohrgestells D auf- und niedergehen kann. Oben endlich ist ein
Handrad G an der Röhre befestigt, welches zu ihrer
Bewegung dient. E ist eine runde Stange, aus welcher
eine Büchse F verschiebbar ist, so daß man das zu
bohrende Stück höher oder tiefer stellen kann. Die Stange E kann mit jeder anderen, je nach den Erfordernissen der Arbeit,
vertauscht werden.
Soll nun ein Loch gebohrt werden, so dreht man das Handrad G von der rechten nach der linken Seite, so daß die Röhre aufwärts geht
und mit derselben die
Bohrbüchse. Man stellt das zu bohrende Stück unter die Bohrspitze, stellt die Büchse
F, welche das Stück unterstützt, höher, und läßt
alsdann den Bohrer auf den zu durchbohrenden Punkt niederwärts gehen, indem man die
Röhre in entgegengesetzter Richtung, d.h. von der Linken zur Rechten dreht, und wenn
nun der Bohrer hinlänglich stark auf diesen Punkt drückt, so setzt man die Kurbel in
Bewegung und schneidet auf diese Weise das Loch ein. Je tiefer dasselbe wird, in dem
Maaße läßt man die Bohrröhre niederwärts gehen, so daß der Bohrer stets auf den
Boden des Bohrlochs drückt, wie man es in der Figur sieht, in welcher ein Stück von
einem Dampfmaschinen-Cylinderrande, welcher durchbohrt werden soll,
abgebildet ist. Einer von den Vortheilen dieses Bohrers besteht darin, daß er nicht
befestigt zu werden braucht, und daß, sobald der Bohrer durch die Schraube der Röhre
gedrückt wird, diese Befestigung erlangt ist. Es ist daher ein solcher Bohrer sehr
zweckmäßig zum Einbohren der Löcher an den Cylinderrändern, der Schraubenlöcher
rings um die Mannlöcher der Dampfkessel und zu einer Menge Arbeiten dieser Art. Man
kann das Gestell dieses Bohrers auch zwischen die Backen eines Schraubstocks
befestigen.
Neben diesen Vortheilen zeigt dieser Bohrer aber auch einige Nachtheile, deren
hauptsächlichste wir hier angeben wollen.
Da die Bohrbüchse nicht gleich durchbohrt ist, so bleibt die Bohrstange in der Büchse
stecken, wenn der Bohrer in der Nähe seines Halses abbricht, und es kostet alsdann
viel Mühe und Zeit, um sie daraus zu entfernen.
Die Bohrstange ist zu lang, so daß sie leicht eine Torsion erleidet, sobald der
Bohrstahl einen großen Widerstand findet, und auf die Kurbel eine bedeutende Kraft
angreifen muß.
Bohrspäne, Oel und andere Unreinigkeiten können während der Arbeit in die Röhre
gelangen und eine große Reibung veranlassen, so daß die anzuwendende Kraft oft
wesentlich gesteigert werden muß.
Wenn der Bohrer auf einem zu durchbohrenden Stück angebracht ist, so hat er häufig
den Nachtheil einer zu geringen Festigkeit, besonders wenn man nicht mit aller
Sorgfalt dahin sieht, daß die Bohrspitze selbst fortwährend auf den Boden des Loches
aufdrückt; und es ist dieß besonders dann der Fall, wenn die anzuwendende Kraft
etwas bedeutend ist und die Stange E starke
Erschütterungen erleidet.
Immerhin hat das Werkzeug aber große Bequemlichkeiten, und wir sind daher der
Meinung, daß es in unseren Werkstätten wesentliche Dienste leisten könne, besonders dann,
wenn die angreifende Kraft nicht bedeutend ist, und die oben erwähnten Nachtheile
von selbst wegfallen.