Titel: | Versuche über den beim Bohren entstehenden Widerstand, oder über die dazu erforderliche Kraft; vom Artillerie-Major Coquilhat, Unterdirector der königl. Geschützgießerei zu Lüttich. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. XIX., S. 90 |
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XIX.
Versuche über den beim Bohren entstehenden
Widerstand, oder über die dazu erforderliche Kraft; vom Artillerie-Major
Coquilhat,
Unterdirector der königl. Geschützgießerei zu
Lüttich.
Auszugsweise aus den Annales des travaux publics en Belgique,
Tome X, p. 199.
Coquilhat, Versuche über den Widerstand welchen die Werkzeuge beim
Bohren erleiden.
Der Verfasser fand sich in seinen früheren Garnisonen als belgischer
Artillerie-Officier zu Turnay und zu Ypern veranlaßt, mit mehreren Cameraden
Versuche über den Widerstand anzustellen, den die Werkzeuge beim Bohren erleiden. Er
erlangte dadurch eine sehr große Anzahl von Resultaten, und wurde so in Stand
gesetzt, die Menge der dynamischen Einheiten ziemlich genau zu bestimmen, welche bei
der Theilung der am Gewöhnlichsten beim Haus- und beim Maschinenbau benutzten
Materialien, nämlich: Gußeisen, Schmiedeisen, Bronze, Kalkstein, Sandstein und
verschiedener Hölzer erforderlich sind. Diese Bestimmungen werden dadurch wichtig,
daß man mittelst derselben in den Stand gesetzt wird, mit einer für die Praxis
hinreichenden Annäherung die Triebkraft zu bestimmen, welche nöthig ist um diese
Materialien auf der Drehbank oder mittelst Maschinensägen bearbeiten zu können.
Der Verf. hatte Gelegenheit Versuche mit sehr verschiedenartigen Materialien
anzustellen; wesentliche Schwierigkeiten machten ihm aber schlechte Werkzeuge, denn
nur wo gute Hüttenwerke, Maschinenfabriken oder sonstige Werkstätten vorhanden sind,
können gute Bohrwerkzeuge für harte Gesteine oder Metalle angefertigt werden, was
eine Geschicklichkeit und Erfahrung erfordert, wie man sie nur an den erwähnten
Orten trifft.
Bohren der Geschütze.
Bei dem Ausbohren der Geschütze ist es das Stück, welches
sich dreht, während das Bohrwerkzeug in horizontaler Richtung vorrückt in dem Maaße,
als das Ausbohren des Geschützes vorschreitet.
Um den Bohrer zu verhindern, sich zu gleicher Zeit mit dem Stück zu drehen, hat man
dem der Schneide entgegengesetzten Ende desselben eine quadratische Form gegeben und
es wird dasselbe von einer Büchse aufgenommen, die sich in der Mitte von dem Wagen
des Bohrwerks befindet. Der Widerstand den das Bohrwerkzeug in dieser Büchse findet,
widersetzt sich seiner drehenden Bewegung und steht mit der Kraft im Gleichgewicht,
mit welcher der Bohrer das Metall aus dem Geschütz wegnimmt. Dieser Widerstand und
diese Leistung sind zwei im Gleichgewicht stehende Kräfte an einem Hebel erster Art,
dessen Stützpunkt der Achse des Bohrers entspricht; zwischen ihren Momenten, im
Verhältniß zu dieser Achse, findet Gleichheit statt.
Um diese Momente messen zu können, hatte man den quadratischen Angriff der Bohrstange
in einen cylindrischen Stift von sehr kleinem Durchmesser und mit einer sehr
geringen Reibung auslaufen lassen. Dieser Stift wurde von einer Pfanne aufgenommen,
die in der Büchse des Bohrwagens angebracht war. Bei der Bohrarbeit würde sich nun
der Bohrer frei mit dem Geschütz gedreht haben, wenn er bei seiner Bewegung nicht
von einem Gegengewicht aufgehalten worden wäre, welches an einem Hebel (dem
Dynamometer) hing, und welches mit der Stange senkrecht auf der Achse fest verbunden
worden war. Wenn nun das Gegengewicht während der Bohrarbeit den Hebel horizontal
erhielt, so mußte Gleichgewicht zwischen dem Moment seines Gewichts im Verhältniß zu
der Achse des Bohrers und dem Moment der bei dem Bohren entwickelten Kraft
stattfinden.
Es seyen:
M das Moment der bei der Bohrarbeit entwickelten
Kraft.
Q das Gewicht des Gegengewichts.
L die horizontale Entfernung des Aufhä es von dem Gegengewicht bis zur Achse des
Bohrers, oder mit andern Worten, die Länge des Hebelarmes von diesem
Gegengewicht.
Man hat das Gleichheitsverhältniß:
M = Q L (1).
Es seyen außerdem:
T die Größe der Kraft, welche bei der Bohrarbeit in
einer Minute verbraucht wird.
V die Rotationsgeschwindigkeit, oder die Anzahl der in
der Minute gemachten Umgänge.
Man erhält das neue Gleichheitsverhältniß:
T = 2 π M V
(2).
Bei dem Ausbohren der Geschütze unterscheidet man zwei Fälle: erste Bohrung nennt man diejenige, mittelst welcher man in das massive
Metall eine cylindrische Höhlung einbohrt; Vergrößerungsbohrung nennt man dagegen diejenige Arbeit, durch welche man
einen schon gebohrten Durchmesser vergrößert.
Es seyen:
D der Durchmesser des vergrößerten Cylinders.
D' der Durchmesser des ursprünglichen Cylinders.
P der auf die Bohrstange ausgeübte Druck.
F die bei der Einwirkung des Bohrens entwickelte Kraft,
die im Verhältniß zu dem Druck steht.
K ein constanter Factor.
Man erhält:
(D – D')/2 für die
Länge der Bohrschneide, welche mit dem Metall in Berührung steht.
Der Werth von F wird ausgedrückt durch:
F = K . P
Man kann annehmen, daß diese Kraft in der Mitte der Länge von (D – D')/2 angreifen wird, und ihr
Hebelarm ist alsdann:
(D + D')/4,
welches für das Moment der Kraft F gibt,
K P (D + D')/4.
Ist C = K/4, so erhält man
die Gleichung:
M = C T (D + D') (6).
Handelt es sich um eine erste Bohrung D' = 0, so wird die
vorstehende Gleichung:
M = C P D (7).
Die zahlreichen Versuche, welche wir in der königl. Gießerei zu Lüttich angestellt
haben, haben folgende Resultate gegeben:
1) Sie haben gezeigt, daß unsere Formeln genau und in der Praxis vollkommen anwendbar
seyen;
2) daß der Werth des Coefficienten C war:
0,27 für die Bohrer mit abgerundeter Kante,
0,31 für die Bohrer mit Führer;
3) daß bei einem Druck von 100 Kilogr. per Centimeter des
Durchmessers des ausgebohrten Cylinders, das Vorrücken des Bohrers bei jedem Umgange
in halbirtem Roheisen, so wie es zum Geschützguß angewendet wird, betrug:
0,0000773 Meter für die Bohrer mit abgerundeter Kante;
0,0001435 Meter für die Bohrer mit Führer.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß der Bohrer mit Führer sowohl an Triebkraft
erspart, als auch eine vollkommenere Arbeit liefert.
Der Verf. hat seine Versuche über den Widerstand beim Bohren auch mit anderen
Substanzen fortgesetzt; da aber dieselben nur geringe Dimensionen hatten, so wendete
er dabei eine Scheibendrehbank an, und es wurden die auszubohrenden Substanzen in
einem Futter an der Scheibe befestigt.
Eines von diesen Materialien war das Holz, und da es eine
faserige und nicht körnige Textur wie die Mineralien hat, so zeigt es eine weit
größere Verschiedenartigkeit. Es stellte sich heraus, daß sein Widerstand beim
Bohren nicht immer im Verhältniß zu dem Druck stehe, dagegen im Verhältniß zu dem
Vorrücken des Bohrers bei jedem Umgang. Es mußten daher die Formeln abgeändert
werden.
Außer den obigen Größen haben wir daher noch:
δ die Größe, um welche der
Bohrer bei jedem Umlauf in das Material eindringt.
R die Kraft, welche erforderlich ist, um das Material
auf der Längen-Einheit der Bohrschneide wegzunehmen, sowie auch um auf eine
gleiche Länge in das Material einzudringen.
Wenn das Werkzeug um die Größe δ eindringt, wird die auf die
Längen-Einheit ausgeübte Kraft betragen:
Rδ.
Da nun die Schneide des Werkzeugs auf einer Länge arbeitet, die (D – D')/2 ist, so
wird die ganze entwickelte Kraft betragen:
Rδ (D – D')/2.
Man kann annehmen, daß diese Kraft in der Mitte der schneidenden Kante concentrirt
ist, deren Entfernung von der Achse des Cylinders (D +
D')/2 ist. Das Moment der Gesammtkraft im Verhältniß
zu der Achse der Drehbank, ist gleich dem Product dieses letzteren Ausdrucks mit Rδ (D – D')/2: so daß wir für den Werth des Momentes M erhalten:
M = (D +
D')/2 × Rδ
(D – D')/2
oder
M = Rδ (D² – D'²)/4 (23).
Für das erste Bohren erhält man offenbar:
M = RδD²/4
(24).
Für die Gewerbe war es sehr wünschenswerth, die Größe der Kraft zu bestimmen, welche
zum Sägen des Holzes nöthig ist; um eine solche Messung
vornehmen zu können, hat sich der Verfasser cylindrischer Sägen, die am Ende einer
Stange befestigt waren, bedient. Man konnte daher bohrend sägen und den
dynamometrischen Hebel anwenden, um die bei dieser Arbeit nothwendige Kraft zu
messen.
Die Resultate aller bis jetzt angestellten Versuche sind
in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt.
Tabelle Nr. I.
Textabbildung Bd. 127, S. 95
Bezeichnung der Materialien; Art
des Werkzeugs; Werth des Coefficienten R; Größe der Kraft welche erforderlich
ist um einen Kubikdecimet. in Sägespäne, Schneidespäne, Eisenfeilspäne, oder
Pulver zu verwandeln, oder um eine Schicht v. 0,001 Met. auf einen Quadratmeter
Oberfläche wegzunehmen; Lage der Holzfasern im Verhältniß zu dem Werkzeuge;
Trockenes Eichenholz; Trockenes Rothbuchenholz; Schmiedeisen; Roheisen zum
Geschützguß; Geschützbronce; Kalkstein v. Tournay im Hennegau; deßgl. von
Soignies daselbst; deßgl. von Ecaussines das; deßgl. von Lüttich;
Durchschnittszahl von vier Kalksteinsorten; Kohlensandstein von Jemmapes im
Hennegau; Graulicher Kalkstein aus der Gegend von Ath, der als Pflasterstein
dient; Brabantischer Stein (eine Art kalkhaltiger Sandstein); Englischer
Sandstein; Durchschnittszahl von acht Arten harter Gesteine; Gestein von
Grande-Eglise im Hennegau. Weicher Sandstein; Gestein von Avesne, in
Frankr., welches seit zwei Monaten gewonnen war; Quaderstein von St. Omer;
deßgl. v. Rochefort, sehr fein; deßgl. daher, röthlich; deßgl. daher, alt;
Holbohrer; Centrumbohrer; Cylindersäge; Centrumbohrer; Führerbohrer; Bohr. mit
abgerund. Schneide Führerbohrer; Nach d. Achse Senkrecht
Textabbildung Bd. 127, S. 96
Quaderstein von Rochefort, mit
Geschieben; deßgl. daher, grobkörnig; deßgl. daher, der geeignetste zu
Bildhauerarbeiten; Durchschnittszahl v. neun Stücken weicher Gesteine; Rother
Ziegelstein v. Rupelmonde; deßgl. alt (1396); deßgl. von Ypern; deßgl. weiß, alt
(1396); deßgl. von Vauban bei Ypern angewendet; Weißer Ziegelstein, welcher von
dem belgis. Ingenieur-Corps zu Ypern angewendet wurde Weißer Ziegelstein,
welches von dem holländischen Ingenieur-Corps zu Ypern angewendet wurde,
Weißer Ziegelstein von Fournes; deßgl. von Dixmude; Durchschnittszahl von neun
verschiedenen Ziegelsteinen; Belgischer Mörtel, 12–15 J. alt; deßgl. vom
J. 1680; deßgl. von 1396; Holländischer Mörtel, 28–29 Jahre alt;
Durchschnittszahl von vier Mörtelsorten
Die sämmtlichen dem Bohren unterworfenen Stucke können in drei Gruppen zusammengefaßt
werden, für welche wir die folgenden mittleren Widerstands-Coefficienten
finden.
Harte Gesteine
R = 30,000,000
Ziegelsteine
R =
6,500,000
Weiche Gesteine
R
= 900,000.
Wir betrachten nun noch folgende Anwendungen.
Der Tunnelbetrieb beim Eisenbahnenbau.
Der Tunnelbetrieb gehört zu den wichtigsten Arbeiten beim Eisenbahnbau; die größere
oder geringere Leichtigkeit, mit welcher man ihn ausführen kann, hat einen sehr
großen Einfluß, nicht allein auf den Bau selbst, sondern auch auf die Zukunft der
Eisenbahnen.
Die Langsamkeit der jetzigen Betriebsmittel beim Tunnelbau ist zum Verzweifeln; es
ist fast unmöglich, die mit ewigem Schnee bedeckten Gebirgsketten zu durchschneiden,
und es müssen daher die Eisenbahnlinien dieselben gänzlich vermeiden, oder sie
umgehen, wodurch aber die Bahnen weit kostspieliger werden. Es haben sich daher
geschickte Eisenbahningenieure große Mühe gegeben, diese Schwierigkeiten zu
überwinden, und es sind in dieser Beziehung mehrere Projecte gemacht worden. Dahin
gehört z.B. der Entwurf von dem belgischen Ingenieur Maus, welcher in Sardinien beschäftigt ist und eine sehr sinnreiche Maschine
erfunden hat, um den Mont-Cény zu durchörtern.Diese Maschine ist in der Eisenbahnzeitung, 1852, Nr. 10 u. 11 beschrieben
und abgebildet. Verstahlte Bohrer werden durch die Ausdehnung von Federn gegen das
Streckenort geworfen und alsdann mittelst eines durch Wasser oder Dampfkraft
betriebenen Mechanismus wieder in ihre vorige Stellung zurückgeführt. Durch diese
Maschine wird das Gestein geschrämt und geschlitzt, wie der Bergmann sagt, d.h. es
werden senkrechte und horizontale Furchen oder Schlitze gebildet, und das Gestein in
eine gewisse Anzahl cubischer Blöcke getheilt, die alsdann durch die bekannten
Mittel leicht gewonnen werden können. Der ganze Mechanismus ist sehr complicirt. Die
ungleiche Abnützung der Bohrer und die Gewinnung der geschrämten und geschlitzten
Massen hält den Betrieb sehr auf, und die sehr häufigen Reparaturen nehmen auch viel
Zeit weg. Ueberdieß muß die wechselsweise Bewegung vorwärts und rückwärts einen
großen Verlust an lebendiger Kraft veranlassen.
Sind die Nachrichten über diese Maschine, welche dem Verfasser zukamen, richtig, so
wurde dieselbe nur mit weichen Gesteinen versucht, und sie würde auf harten und
pelsigen Gesteinen ihren Zweck nur sehr unvollkommen erfüllen.
Der Verfasser ist der Meinung, daß es beim Tunnelbetriebe vorzuziehen wäre, die zu
gewinnende Gesteinmasse dadurch wegzunehmen, daß man sie in eine gewisse Anzahl
ringförmiger concentrischer Theile mittelst engerer und minder tiefer Schlitze
theilt, als es bei der obenerwähnten Bohrmethode der Fall ist. Wenn man die zu
gewinnende Masse in zahlreichere Abtheilungen theilt und dieselben öfter
hereinnimmt, so kann der cylindrische Werkzeugsträger kürzer, leichter und fester
seyn.
Als Anhaltspunkt in dieser Hinsicht theile ich die nachstehende Tabelle mit, woraus
man die Kraft ersieht, welche erforderlich war, um in dem härtesten Kalkstein
kreisförmige Schlitze (Nuthen) von 0,025 Meter Breite, 0,20 Meter Tiefe und von
verschiedenen Durchmessern zu bohren; ich habe die entsprechende Kraft in
Dampfpferden beigefügt, unter der Voraussetzung, daß in jeder Stunde eine Tiefe von
0,20 Meter oder 8 Zoll gebohrt wird. Für den mittleren Werth von R habe ich 30,000,000 angenommen.
Ich habe dieselben Berechnungen für das Bohren von Cylindern verschiedener
Durchmesser angestellt, wie man sie beim Bohren von Löchern zum Sprengen im Gestein
macht.
Tabelle Nr. II.
Textabbildung Bd. 127, S. 98
Ordnungsnummer; Durchmesser des
gebohrten Cylinders Werth von D; Durchmesser des
Kerns. Werth von D; Breite des Schlitzes; Tiefe des
ausgebohrten Cylinders od. Schlitzes; Werth von ; Größe der verbrauchten
Kraft. (Kilogrammeter); Annähernde Anzahl der Pferdekräfte um die Bohrung 0,20
Met. in d. Stde. fortzutreiben; Bemerkungen; Arbeit eines Mannes an einer
Kurbel; Arbeit von 4 Menschen; 12 bis 13 Menschen
Die Durchmesser der Bohrlöcher Nr. 1–5 sind sehr klein und es kann daher die
Rotationsgeschwindigkeit 40–60 Umgänge in der Minute betragen. Man könnte
diese Bohrlöcher weit mehr als 0,20 Meter in der Stunde vertiefen, weil, wie die Erfahrung lehrte, die
Bohrer leicht 0,0003 Met. bei jedem Umgange, bei einem zweckmäßigen Druck, wegnehmen
können. Der Verfasser hat in dem Kalkstein von Tournay Löcher von 3–5
Centimet. Durchmesser mit einem Vorrücken von 0,01 Meter in der Minute gebohrt, ohne
daß der Bohrer weich geworden wäre; da diese Versuche aber ohne Dynamometer
angestellt wurden, so hat man sie nicht aufgeführt.
Bei den harten Gesteinen, mit denen Versuche angestellt wurden, kann das Vorrücken
des Bohrers, bei Durchmessern von höchstens 5 Centimeter, 40–60 Centimeter in
der Stunde betragen.
Um das Bohren mittelst des Stoßes mit dem wirklichen Rundbohren vergleichen zu
können, dient nachstehende Tabelle, welche die mittleren Resultate enthält, die bei
der Steinbruchs- und Bergarbeit an verschiedenen Orten erhalten wurden.
Tabelle Nr. III, welche die mittleren Resultate beim Bohren
von Gesteinen verschiedener Orte enthält.
Textabbildung Bd. 127, S. 99
Ordnungsnummer; Bezeichnung der
Orte; Dauer der Arbeit; Durchmesser der Bohrlöcher; Tiefe der Bohrlöcher;
Kingstown. Abbohren im Granit. Zwei Bergleute. Die Besetzung betrug 36 Kil.
Pulver. Die Explosion machte einen Block von 917 Kubikmet. los, welcher
2,400,000 Kilogr. wog; Freiberg. Einmännische Bohrarbeit in meistens sehr festem
Gneis; Grube Himmelsfürst bei Freiberg. Einmännische Bohrarbeit auf dem
Nebengestein; Steinkohlengruben zu Eschweiler; dichter; und harter Thonschiefer.
Bohrer v. Gußstahl; Bohrer von gewöhnlichem Stahl; Lüttich. Schieferthon des
Steinkohlengebirges. Zweimännische Bohrarbeit; Stunden; Meter
Textabbildung Bd. 127, S. 100
Ordnungsnummer; Bezeichnung der
Orte; Dauer der Arbeit; Durchmesser der Bohrlöcher; Tiefe der Bohrlöcher;
Stunden; Meter; Lüttich. Kalkstein. Zweimännische Bohrarbeit; Eschweiler.
Schieferiger Sandstein von mittlerer Härte; Bohrer von Gußstahl;
Kohlensandstein. Fester; Rammelsberg. Seltener Fall in einem sehr festen Gemenge
von Schwefel- u. Kupferkies
Die in obiger Tabelle zusammengestellten Resultate beweisen augenscheinlich, daß das
Rundbohren weit wirksamer ist als das Bohren mit Stößen.
Aus den Daten Nr. 1, 2, 3, 6 und 7 folgt, daß bei Granit, Gneis, Grauwacke und
Kalkstein das Vorrücken im Allgemeinen 0,12 bis 0,17 Meter in der Stunde beträgt,
während es sich bei dem härtesten Sandstein auf ungefähr 0,06 bis 0,07 Meter in der
Stunde reducirt.
Die schieferigen Gesteine sind im Allgemeinen die einzigen, welche ein Vorrücken von
0,40 bis 0,50 Meter in der Stunde gestatten, eine Größe, zu welcher man durch
Rundbohren sehr leicht gelangen würde.
Nr. 13 bezieht sich auf einen ausnahmsweise Fall, der gar keinen Einfluß auf die
angeführten mittleren Resultate hat. Wenn es sich ganz einfach darum handeln würde,
eine Strecke auszuhöhlen, statt die Mineralmassen wegzunehmen, so würde man
wohlthun, sobald man ähnliche Hindernisse trifft, sie zu umgehen, da die Theile des
Gesteins, welche eine außerordentliche Härte haben, gewöhnlich nur unbedeutende
Theile von dem Ganzen bilden.
Nach dieser Abschweifung kommen wir nun auf unser Project für das Bohren der Strecken oder Tunnels
zurück.
Der Bohrer müßte die Form einer cylindrischen Säge haben und im Innern 0,025 Meter
weit seyn. Jeder Zahn oder jede Schneide müßte mit einer Stange verbunden seyn, die
sich in einer Coulisse in dem cylindrischen Schneidenträger bewegte, damit das
Werkzeug nach der Richtung der Achse sich völlig frei verschieben könnte. Eine
hinlänglich starke Feder müßte unaufhörlich auf die Stange wirken, aber auch nach
Erforderniß aufgehalten werden können. Alle Bohrschneiden müßten zu gleicher Zeit
wirken.
Würde die Arbeit mit einer großen Anzahl von Zahnen oder Schneiden ausgeführt, so
könnte man auch einen stärkeren Druck anwenden, ohne daß die Schneiden dadurch
abgestumpft würden. Der Bohrer würde daher bei jedem Umgange bedeutend
vorrücken.
Zwei Centimeter für die Dicke des cylindrischen Schneidenträgers von Schmiedeisen,
1/2 Centimeter für das Spiel in dem zu erzeugenden Schlitz, zusammen 2 1/2
Centimeter Breite für den Schlitz, genügen für die Festigkeit des Werkzeugs und für
das freie Herausfallen des Bohrmehls. Wir stützen uns hierbei auf die Dimensionen
und die Form des Meißels, welcher zum Abschneiden der verlorenen Köpfe in der
Geschützgießerei zu Lüttich benutzt wird, sowie auch auf die wahrhaft wunderbaren
Resultate, welche man damit erlangt hat.
Vereinigt man die Elemente 5, 10 und 12 der Tabelle Nr. 2, so kann man eine
cylindrische Strecke von 1,20 Meter Durchmesser bei einem mittleren Vorrücken von
0,20 Meter in der Stunde dadurch bohren, daß man zwei Schlitze und ein Loch in der
Mitte herstellt, wodurch die zu gewinnende Masse in zwei ringförmige Systeme von
0,25 bis 0,275 Met. Dicke zerlegt würde. Die Menge der in der Stunde zu
verbrauchenden dynamischen Einheiten würde ausgedrückt durch:
23,550 + 541,650 + 1,106,850 = 1,672,050 Kilogrammeter,
oder nicht ganz 8 Pferdekräfte. Der Bohrer würde alsdann vielfach seyn, aus zwei
cylindrischen und concentrischen Schneidenträgern und einer in der Mitte
befindlichen Schneide bestehen.
Die ringförmigen Theile würden, sobald sie um 0,50 bis 0,60 Met. über das Ort der
Strecke hervortreten, mittelst Keilen und Schlägeln oder auch mit zweckmäßig
angewandter Schießarbeit, hereingenommen werden.
Bei dem Tunnelbetrieb könnte man zwei oder mehrere cylindrische aneinanderliegende
Strecken von 1,20 Meter Durchmesser bohren, die durch eine Gesteinsdicke von etwa
0,20 Meter getrennt wären. Alle diese Strecken könnten zu gleicher Zeit gebohrt werden, und das sie
trennende Gestein würde in dem Maaße, als die Arbeit vorrückt, weggenommen
werden.
Auf diese Weise würde man einen gehörig weiten und hohen Tunnel erlangen.
Der gleichzeitige Betrieb mehrerer nebeneinanderliegenden cylindrischen Strecken
würde die Wegförderung des Gesteins, die Untersuchung der Werkzeuge, das Auswechseln
der Schneiden u.s.w. sehr erleichtern; er würde auch mehr Platz für die Triebkraft
und für die Menschen gestatten, sowie eine bessere Wetterführung, d.h. Zuführung von
frischer Luft.
Wir wollen nun eine annähernde Kostenberechnung über das Bohren zweier cylindrischer
Strecken von 1,20 Met. Durchmesser, die übereinander liegen und durch eine
Gesteinsmasse von 0,20 Met. getrennt sind, machen.
Wir wollen annehmen, daß die Arbeit Tag und Nacht ununterbrochen fortgehe, wie dieß
bei allen ähnlichen Arbeiten der Fall ist; daß die wirkliche Bohrung 15 Stunden
wegnehme und daß die 9 anderen Stunden zur Reparatur der Werkzeuge, zur Gewinnung
der kranzförmigen Theile und der die beiden Strecken trennenden Gesteinsschicht
verwendet werden, um beide Strecken zu einer einzigen von 2,60 Meter Höhe und 1,20
Meter Breite zu vereinigen; diese Arbeit würde so ein Vorrücken von 3 Meter in 24
Stunden bewirken.
Tägliche Interessen einer
Hochdruck-Dampfmaschine von 25 Pferdekräften
4,00 Fr.
Abnutzung derselben
8,00 „
Tägliche Zinsen der Werkzeuge im Werth von
12,000 Fr.
1,67 „
Reparaturen derselben
9,33 „
Brennstoffe und andere Materialien
17,00 „
Zwei Maschinenwärter à 4 Fr.
8,00 „
Zwei Heizer à 2,50 Fr.
5,00 „
Zwei Bohrmeister
10,00 „
Bohrarbeiter, Taglöhner u.s.w.
25,00 „
Verschiedene Ausgaben
5,00 „
––––––––
Summa
93,00 Fr.
Da die Strecke täglich um 3,00 Meter vorrückt, so wird jeder laufende Meter 31 Fr.
kosten, und da der Querschnitt eine Oberfläche von 2,81 Quadratmetern hat, so wird
jeder Kubikmeter Gebirge 11 Fr. 3 Centimes kosten.
Außer dem raschen Vorrücken des Streckenbetriebes von 3 Metern täglich, gewährt die
Bohrarbeit, wie man steht, auch eine bedeutende Ersparung, da ein Kubikmeter
gewonnenes Gebirge nicht mehr als 11 Fr. 3 Cent. kostet.
Das Absinken von senkrechten Schächten, die man von 200 zu 200 Meter anbringt, um den
Betrieb zu fördern und um den nöthigen Wetterzug zu veranlassen, könnte vermieden
werden, indem man die nöthige Luft beim Vorrücken des Betriebes durch ein
Windradgebläse, dessen Bewegung nur wenig Kraft erfordert, und durch Canäle an die
nöthigen Punkte führen kann. Dadurch würde eine neue Ersparung an Arbeit und an
Kosten veranlaßt werden.
Die folgende Tabelle enthält die Gewinnungskosten von 1 Kubikmeter Gebirge beim
Streckenbetrieb an einigen Orten.
Tabelle Nr. IV.
Bezeichnung der Orte
Kosten desKubikmeters
Gebirge.
Fr.
Cent.
Grube von Saint-Bel. Gestein
8
60.
Erzgebirge. Sehr harte Gesteine
21
09
Grube Himmelsfürst bei Freiberg
17
49
Mansfeld. Rothliegendes
17
00
Kalkstein in Belgien und in Frankreich,
durch welchen die
meisten Eisenbahn-Tunnels
getrieben worden sind
20
00
Becken von Lüttich. Schiefer und
Grauwacke
10
00
Ebendaselbst. Kohlensandstein
20
00
Der größte Vortheil aber, welchen das hier auseinandergesetzte Bohren der Strecken
gewähren würde, bestünde in der Schnelligkeit des Betriebes, 3 laufenden Metern
täglich; wie bedeutend derselbe ist, ergibt die Vergleichung mit einigen
ausgeführten Arbeiten in der folgenden Tabelle.
Tabelle Nr. V.
Bezeichnung des Ortes, an welchem die Arbeit
ausgeführt wurde
TäglichesVorrücken
bei 12–16Arbeitsstunden
Meter.
Saint-Bel: Stollen von 2 Meter Höhe
und 1 Meter Weite
0,15
Roche la
Mollière: elliptischer Schacht von 3 Met. Höhe und
4 Met. Weite. Sehr harter
Kohlensandstein
0,20
Mansfeld: Stollen von 2,12 Meter Höhe und
1,18 Meter Weite. Rothliegendes
0,21
Kalkstein in Belgien und Frankreich:
Eisenbahn-Tunnels;
Durchschnittszahlen
0,25 bis 0,50
Becken von Lüttich: Schiefer u. Grauwacke:
Stollen von 1,80 M. Höhe und 1,80 Met.
Weite: es arbeiteten 4 Häuer auf einmal
in 12stündigen Schichten
0,35
Deßgleichen:
Kohlensandstein
0,17
Deßgleichen:
Kalkstein
0,50
Wenn man im massiven Gestein sprengt, so haben bekanntlich die ersten Schüsse fast
gar keine Wirkung; ganz anders ist es aber, wenn durch die Explosion der ersten
Bohrlöcher in der Mitte der zu sprengenden Masse eine Vertiefung entstanden ist. Der
Verfasser ist der Meinung, daß es vortheilhaft seyn würde, zu gleicher Zeit die
Schießarbeit zu betreiben und ein cylindrisches Loch von 0,20 bis 0,50 Met.
Durchmesser zu bohren. Die rings um diese cylindrische Aushöhlung angesetzten
Bohrlöcher würden eine große Wirkung haben. Auch die Bohrlöcher zur Schießarbeit
selbst könnten gebohrt werden, statt daß sie jetzt durch den Stoß des Bohrmeißels
vertieft werden. Dieß würde besonders dann zweckmäßig seyn, wenn zu gleicher Zeit
viele Löcher innerhalb eines kleinen Raumes gebohrt werden müßten; denn ein
Bohrhäuer erfordert wenigstens 1,5 Quadratmeter Oberfläche vor einem Stollenorte,
während mehrere zugleich wirkende Maschinenbohrer von einem einzigen Arbeiter
beaufsichtigt werden können.
Dieses letztere System scheint das zweckmäßigste beim Tunnelbetriebe zu seyn; es
gewährt den Vortheil unmittelbar weite Strecken zu geben und erfordert die am
wenigsten kostspieligen Vorrichtungen.
Jedenfalls ist die Sache beim Tunnelbetriebe durch hohe Gebirge, wie z.B. die Alpen,
sehr zu berücksichtigen.
Sägemaschinen zum Zerschneiden von Marmor und anderen
Gesteins-Blöcken.
Man macht oft sehr ausgedehnte Unternehmungen, man stellt mit großen Kosten mächtige
Maschinen auf, ohne auch nur oberflächliche Kenntnisse von den Resultaten zu haben,
welche man mit den zu bearbeitenden Materialien erlangen könnte. Dieß kommt daher,
weil die Maschinen wegen der Regelmäßigkeit ihrer Bewegung, der Leichtigkeit womit
diese Bewegungen umgewandelt werden können, wegen der Stärke und Festigkeit der
Materialien, woraus sie bestehen, bei wohlfeilen Brennmaterialien oder Wasserkräften
einen so bedeutenden Vortheil im Vergleich mit der Handarbeit gewähren, daß derselbe
hinreicht einen unternehmenden Mann zu veranlassen, Maschinen zu den meisten
Arbeiten zu verwenden. Der Unternehmer hat das Bewußtseyn von dem Uebergewicht der
Maschinen, und obwohl er dasselbe weder genau noch annähernd zu berechnen vermag, so
wagt er es doch Operationen zu unternehmen, mit denen er nicht vertraut ist. Daher
kommt es aber auch, daß so viele Maschinenanlagen gemacht worden sind, die in einem
schreienden Mißverhältniß zu dem zu erfüllenden Zwecke stehen.
Wir wollen unsere Widerstands-Coefficienten zur Berechnung der
Gestehungskosten eines Quadratmeters von einem zu zersägenden oder zu schleifenden
Block von Marmor oder anderem Kalkstein mittelst einer Maschinensäge benutzen und
sie mit denjenigen Kosten vergleichen, welche man bei der Bearbeitung mit
Menschenhänden erhält.
In der Provinz Lüttich können zwei Arbeiter in einer Schicht von zwölf Stunden eine
Oberfläche von 0,90 Quadratmeter schneiden; man lohnt sie dafür mit 2 Fr. jeden; die
Abnutzung der Werkzeuge beträgt 25 Centimes per
Quadratmeter; die Breite des Schnittes beträgt 3 Millimeter.
Die Kosten für das Zerschneiden oder Schleifen eines Quadratmeters Oberfläche
betragen daher:
4 × 10/9 + 0,25 = 4,69 Frcs.
Nach meinen Bestimmungen erfordert bei Kalkstein aus der Umgegend von Lüttich eine
Schicht von 0,001 Meter Dicke und von 1 Quadratmet. Oberfläche einen Kraftaufwand
von 43,000 Kilogrammetern. Nehmen wir nun an, daß die Maschinensägen ebenso dick als
die Handsägen seyen, so würde der Quadratmeter Sägenschnitte, dessen Breite 0,003
Meter beträgt, einen Verbrauch von 43,000 × 3 = 129,000 Kilogrammetern
erheischen.
Vorausgesetzt der durch die Reibung veranlaßt Verlust sey gleich, und ebenso die
Zeit, während welcher die Maschine leer geht (nämlich wenn die Blöcke anders gelegt
oder die Werkzeuge reparirt werden), so beträgt die Größe der verbrauchten Kraft,
als Nutzeffect oder als Verlust, auf 1 Quadratmeter geschnittener Oberfläche
129,000 × 3 = 390,000 Kilogrammeter in runder Zahl.
Die Ausgaben für eine Dampfmaschine können per Stunde und
Pferdekraft auf 0,15 Fr. und die Zinsen des Capitals sowie die Unterhaltungskosten
auf 0,13 Fr. per Pferdekraft und Stunde berechnet
werden, so daß also eine Pferdekraft während einer Stunde 0,28 Fr. kostet.
Da nun eine Pferdekraft in der Stunde 270,000 Kilogrammeter erzeugt, so folgt,
daß
1000 Kilogrammeter 0,28/270 Fr. = 0,00104 Fr. kosten werden.
Die 390,000 Kilogrammeter, welche zum Zerschneiden eines Quadratmeters Kalkstein von
Lüttich nöthig sind, werden eine Ausgabe von 0,00104 × 390 = 0,41 Fr.
erfordern.
Addiren wir zu dieser Summe für die
Abnutzung der Sägen
0,25 Fr.
als Lohn für den Arbeiter per 10 Arbeitsstunden 2 1/2 Fr.
0,25 Fr.
––––––
Summa
0,50 Fr.
so finden wir, daß bei Anwendung von Maschinen der Quadratmeter Schnittfläche 0,91 Fr. kostet,
während diese Kosten bei Handarbeit 4,69 Fr. betragen.
Anwendung des Bohrens bei einigen
Belagerungsarbeiten.
Die Laufgräben, welche man in festen Gesteinen auszuführen hat, schreiten so langsam
vor, und sind bei Anwendung des Bohrens und Schießens so mühsam, daß man es vorzieht
sie auf eine andere Weise auszuführen, obgleich dadurch sehr wesentliche
Verzögerungen und Gefahren veranlaßt werden. Das Bohren bietet aber ein weit
leichteres Mittel dar, um im Felsen vorwärts zu kommen.
Zu dem Ende bohrt man 2,50 Meter tief unter dem Boden parallel mit der Oberfläche und
in der erforderlichen Richtung ein Bohrloch von 6 bis 12 Centimeter Durchmesser,
welches ohne Anstrengung von den Mineuren ausgeführt werden kann, besetzt dieses
Loch und zündet die Pulverbesetzung an. Indem nun die Explosion das Gestein über dem
Bohrloch auflockert und hebt, entsteht eine Tranchée von 2,50 Met. Tiefe und
einer oben fast ebenso bedeutenden Weite. Dieser Tranchée könnte man alsdann
die zweckmäßigen Dimensionen und Formen geben. Da das Bohren um 0,20 Meter in der
Stunde und selbst noch mehr vorrücken kann, so würde der Laufgraben leicht um drei
bis vier Met. in 24 Stunden weiter geführt werden können. Obgleich nun diese
Verfahrungsart als eine sehr langsame erscheint, so kann sie doch in einem Jahr 1000
bis 1400 Meter vorschreiten, und dieß ist unter gewissen Umständen hinreichend; als
Beleg dafür dient die Belagerung von Gibraltar zu Ende des vorigen Jahrhunderts,
welche über sieben Jahre dauerte und doch vollständig mißglückte.
Die im festen Gestein gemachten Laufgräben könnten, wenn es erforderlich ist,
geblendet werden, und man könnte sie alsdann in gerader Linie führen, sie würden so
sichere Verbindungen bilden und könnten Menschen und Material zum Schutz dienen.
Auch die Parallelen könnten mit Hülfe der Bohrarbeit vorgerichtet werden.
Nachdem die Laufgräben und die Parallelen bis gegen den Felsen geführt sind, auf
welchem sich die Befestigungen befinden, braucht man nur mittelst des früher
besprochenen Verfahrens eine Strecke zu bohren, um das Innere der Felsmasse mit
einer sehr beträchtlichen Pulverlabung (50,000 bis 200,000 Kilogr.) besetzen und
dann durch Endzünden der Mine alle Befestigungen zerstören, alle natürlichen
Hindernisse umwerfen und sich der für uneinnehmbar geltenden Positionen bemächtigen
zu können.