Titel: Ueber den Hypshydrometer, einen Apparat um den Wasserstand in Dampfkesseln zu erkennen; Bericht von Hrn. Jeanneney in Mülhausen.
Fundstelle: Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXVI., S. 322
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LXVI. Ueber den Hypshydrometer, einen Apparat um den Wasserstand in Dampfkesseln zu erkennen; Bericht von Hrn. Jeanneney in Mülhausen. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1852, Nr. 118. Mit Abbildungen aus Tab. V. Jeanneney, über den Hypshydrometer. Dieser Apparat, welcher von Hrn. L. Grimm und Léon Surleau in Hericourt erfunden wurde und von Hrn. Ferdinand Schlumberger in Mülhausen (Elsaß) verfertigt wird, besteht aus einem Schwimmer, welcher sich in einer undurchsichtigen Metallröhre befindet, und an einen haarfeinen Messingdraht angehängt ist. Der Draht geht durch eine Oeffnung, welche denselben Durchmesser wie er selbst hat, so daß der Zwischenraum beider unmeßbar klein ist, und die entweichende Dampfmenge bis auf eine kleine, beinahe unsichtbare Wolke reducirt wird. Außerdem erweitert sich das den Draht umgebende Loch oben trichterförmig, und in dieser Vertiefung sammelt sich Wasser an, welches bewirkt, daß keine Spur von Dampf sichtbar wird. Die Fortsetzung des feinen Messingdrahtes bildet ein Seidenfaden, welcher über eine Rolle geht und ein Gegengewicht trägt, aus dessen Stellungen und Bewegungen man den Stand des Wassers im Kessel erkennen kann. – Der Schwimmer ist von Kupferblech gemacht, und hohl. Wesentlich ist es, den Apparat so einzurichten, daß man den Schwimmer leicht herausnehmen kann, was dadurch erreicht wird, daß man den einen seiner Deckel, welcher auf eine elastische Unterlegscheibe drückt, abschraubbar macht. Ebenso wie an den gläsernen Wasserstandsröhren befinden sich an dem Hypshydrometer Hahnen, mittelst deren die Communication mit dem Wasser oder Dampfe des Kessels unterbrochen werden kann, so daß das Instrument isolirt oder durch einen Dampfstrom gereinigt werden kann. Ein kugelförmiges Gefäß unten an dem Apparate dient zur Aufnahme von festen Körpern oder Schmutz, der vom Kessel aus in das Instrument überkochen kann. An der Röhre, in welcher sich der Schwimmer befindet, sind zwei den gewöhnlichen ganz ähnliche Wasserstandshahnen angebracht, durch welche man den Stand des Wassers im Kessel noch erkennen kann, wenn auch durch irgend einen Zufall der Schwimmer in Unordnung gekommen seyn sollte. Im Departement des Oberrheins sind schon viele solche Instrumente im Gebrauche, unter andern besitzen zwei Fabrikanten, der eine anderthalb Jahre lang, der andere ein Jahr lang einen solchen, und beide bestätigen, daß die Wasserstandsangaben immer richtig waren, und daß an den Apparaten nie etwas gefehlt hat. Jedermann weiß, daß die gewöhnlichen Mittel, den Wasserstand im Kessel zu erkennen, in den im Kessel angebrachten Schwimmern, oder in den gläsernen Wasserstandsröhren bestehen. Die Schwimmer haben den Nachtheil, daß die Stangen, an welchen sie aufgehängt sind, in den Stopfbüchsen häufig stecken bleiben, oder doch mit zu vieler Reibung in denselben gehen. Die gläsernen Wasserstandszeiger dagegen sind ebenfalls nicht tadelfrei; während sie bei gewissen Kesseln und in gewissen Fabriken ihren Dienst gut verrichten und zu keiner Klage Anlaß geben, hört man in anderen Fabriken, daß sie häufig zerbrechen, und deßhalb für die Kesselheizer gefährlich sind, weil diese von den Glassplittern und kochendem Wasser getroffen und verwundet werden können. Die Wasserstandsröhren sind unzweifelhaft die zuverlässigsten Apparate, wenn die obengenannten Uebelstände beseitigt werden können, denn sie geben direct und ohne irgend ein mechanisches Hülfsmittel den Stand des Wassers im Kessel an. Indeß haben vielleicht die Hälfte der Fabriken im Elsaß dieselben wieder aufgegeben, oder gar nicht eingeführt. Unter diesen Umständen muß ein neuer Apparat, der Gutes verspricht, mit Freude begrüßt werden. Die bis jetzt mit demselben erhaltenen Resultate sprechen ganz zu seinen Gunsten, und hoffentlich wird die Zeit die ersten günstigen Resultate bestätigen. Eine directe Anzeige, wie sie die Glasröhren geben, würde jedoch immer, wenn die Zerbrechlichkeit nicht wäre, allem Anderen vorzuziehen seyn. Das Mittel dagegen ist aber noch nicht gefunden worden. Mit einem solchen Instrumente könnte sich der Heizer nicht täuschen, noch wäre ihm es möglich den Fabrikbesitzer oder den inspicirenden Beamten in Irrthum zu führen. Bis ein solches Mittel gefunden wird, dürfen wir die Anwendung des neuen Apparates immerhin empfehlen. Beschreibung des Hypshydrometers. A, B, Fig. 26 und 27, ist eine Eisenplatte, welche vertical an die vordere Kesselwand geschraubt ist, und bei A eine Oeffnung hat, durch welche eine Röhre C geht, die das Wasser aus dem Kessel in den Hypshydrometer durch den Hahn E und unter den Schwimmer D bringt. F ist ein Hahn, welchen man täglich öffnet, um das Instrument zu reinigen, wobei man den Hahn E schließt, so daß das Wasser abfließt und ein Dampfstrahl durch den Apparat bläst. Um die Röhre C ausputzen zu können, nimmt man die Schraube G ab. I, K Hauptröhre des Apparates; sie ist von Kupfer, und in derselben bewegt sich ein Schwimmer von 27 Grammen Gewicht, der an einen feinen Messingdraht angehängt ist. Die Fortsetzung dieses Drahtes bildet ein Seidenfaden, der über die Rolle M geht und das kleine Gegengewicht L trägt. O und P Stücke zu demselben Zweck wie die ähnlichen am unteren Hahn. Durch den Hahn Q gelangt der Dampf aus dem oberen Kesselraume in die Röhre I, K, drückt auf die Oberfläche des den Schwimmer tragenden Wassers, und stellt dasselbe deßhalb auf gleiche Höhe wie das Wasser im Kessel. R ist die Röhre, durch welche der obere Kesselraum mit dem Apparat in Verbindung steht. Durch den dampfdicht aufgeschraubten Deckel S geht eine haarfeine Oeffnung, um den Dampfverlust so gering als möglich zu machen. An dem durch diese Oeffnung gezogenen Drahte hängt der Schwimmer. Der gebogene schmiedeiserne Träger T, V ist oben an die Eisenplatte A, B angeschraubt. An der Vorderseite dieses Trägers ist beständig das kleine Gewicht L in Bewegung, dessen Empfindlichkeit so groß ist, daß es jede Welle angibt, die vom Kessel in den Apparat kommt, und daß man das Aufwallen des Wassers daran erkennen kann. Dieses Gewicht, welches wie dasjenige des Manometers, auf der vorderen Seite des Kessels sich befindet, zeigt gerade so den Stand des Wassers im Kessel an, wie das Gewicht des Manometers die Spannung des Dampfes. X ist derjenige Punkt, an welchem sich das Gewicht L befinden würde, wenn der Heizer aus Nachlässigkeit das Wasser bis zur Mitte des Kessels sinken ließe. Bei Y würde dasselbe stehen, wenn der Wasserspiegel zehn Centimeter höher liegt als die Mitte des Kessels, unter welche Höhe das Wasser niemals sinken sollte. Kommt das Gewicht bis zu dem Punkte Z, so zeigt es dem Heizer an, daß er zu viel Wasser im Kessel hat, und daß für den Dampf kaum Raum genug bleibt, um die Maschine zu treiben. Der zehn Centimeter lange Abstand zwischen den Punkten Y und Z reicht hin, um eine gehörige Eintheilung anbringen zu können, wodurch jede gewünschte Regelmäßigkeit und Sicherheit erlangt wird. Der inspicirende Ingenieur kann auf den ersten Blick und schon von gewisser Entfernung aus sich vom Stande des Wassers überzeugen. Ist der Hypshydrometer ganz leer, so ruht der Schwimmer auf dem Boden desselben auf, und das kleine Gewicht befindet sich oben bei der Rolle M. Würde der Schwimmer jedoch vom Wasser ganz in die Höhe getrieben, so würde das Gewicht sich auf den Deckel S auflegen.

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