Titel: | Apparat zum Tariren, der an allen Arten von Waagen angebracht werden kann; von Renou und Guérin zu Aigle. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXVII., S. 324 |
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LXVII.
Apparat zum Tariren, der an allen Arten von
Waagen angebracht werden kann; von Renou und Guérin zu Aigle.
Aus Armengaud's Génie industriel, Novbr. 1852, S.
233.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Renou's und Guérin's Apparat zum Tariren.
Seit langer Zeit haben die Apotheker den ernsten Uebelstand empfunden, mit denselben
Gewichten, die zum Tariren eines Gefäßes. benutzt werden, auch verschiedene Arten
von Flüssigkeiten oder andere Substanzen abwiegen zu müssen. Die HHrn. Renou und Guérin haben
das Tarirungsgewicht durch einen einfachen leicht zu handhabenden Mechanismus
ersetzt, so daß auf der einen Waagschale nur das wirkliche Gewicht für die
verschiedenen Wägungen zu stehen braucht, wobei man mit einem Blick die Genauigkeit
der anzustellenden Operation übersehen kann.
Man wird ohne Zweifel die Wichtigkeit eines solchen Mechanismus für die öffentliche
Sicherheit erkennen, da bekanntlich die von den Apothekern begangenen Irrthümer sehr
traurige Unfälle veranlassen können.
Aber nicht bloß für die Apotheker, sondern auch für die Droguerie- und
Materialwaarenhändler, kurz für alle diejenigen, welche bei ihren Wägungen tarnen
müssen, ist dieser Apparat, von den Erfindern compondérateur genannt, höchst nothwendig. Der Mechanismus ist um
so bemerkenswerther, da
er sowohl in den kleinsten als auch größten Dimensionen ausgeführt werden kann, und
sich nicht allein bei den gewöhnlichen, sondern auch bei den sogenannten
Brückenwaagen anwenden läßt, auf denen vorzugsweise große Lasten gewogen werden.
Fig. 24
stellt eine Waage mit zwei Schalen, welche auf einem Tisch steht, im Aufriß dar. Sie
zeigt auch den zum Tariren dienenden Mechanismus.
Fig. 25
stellt diesen Mechanismus, zum Theil im Durchschnitt, für sich dar.
Man ersieht aus diesen Figuren leicht, daß die Vorrichtung einfach aus einer
messingenen Röhre A besteht, in welche ein eisernes oder
stählernes Stäbchen B hineingeschoben werden kann und in
der gegebenen Stellung durch eine kleine Druckfeder a
erhalten wird, die in dem Ende der Röhre A befestigt und
auf der inneren Seite derselben eingelassen ist.
Die Röhre A ist mit den beiden Enden des Waagebalkens C durch Flanschen b, b
verbunden, und an dem einen Ende befindet sich der Knopf D, welcher als Gegengewicht für den am Ende der verschiebbaren Stange
befestigten Knopf D' dient.
Ist die Stange B gänzlich in das Rohr hineingeschoben so
ist die Waage wie jede, wenn sie leer und richtig ist und vorausgesetzt, daß die
Schalen P und P' gleich
schwer sind, im Gleichgewicht.
Soll nun in ein Gefäß V eine Flüssigkeit oder irgend eine
andere Substanz eingewogen werden, so setzt man jenes auf die Schale P', welche sich auf der Seite des Knopfes D der Röhre A befindet und
zieht mittelst des Knopfes D' die Stange B so weit heraus, bis der durch Aufsetzen des leeren
Gefäßes V aus dem Gleichgewicht gebrachte Waagebalken
wieder horizontal steht, welches durch den Indicator oder die Junge E angegeben wird. Man wird leicht einsehen, daß dieß
eine weit schnellere und leichtere Arbeit ist, als wenn auf die Schale P Tarirungsgewichte aufgelegt werden müßten. In dem
letzteren Fall sind wegen des Zusammenrechnens der Gewichte Irrthümer leicht
möglich, welche durch diese Vorrichtung vermieden werden.
Man kann auch die Schale P' kleiner machen, da sie
lediglich zur Aufnahme der Gewichte dient, und die Schale P viel größer, um größere Gefäße besser auf dieselbe setzen zu können. Der
Verkäufer könnte alsdann die Waare nicht aus einer Schale in die andere legen. In
diesem Falle sollte man die Bestimmung der Schalen durch eine Inschrift bezeichnen,
um sie leicht unterscheiden zu können.
Statt einer glatt abgedrehten Stange B kann man eine mit
mehr oder weniger stark ansteigenden Schraubengängen anwenden und an dem einen Ende der Röhre A ein Muttergewinde anbringen; in diesem Falle braucht
man den Knopf D der Stange nur nach der einen oder der
andern Seite zu drehen, um sie auswärts oder einwärts zu bewegen.