Titel: Ununterbrochener Spannrahmen mit endloser Kette und mit Zahnstange, zur Zeug-Appretur; von Scheurer-Rott, Fabrikant zu Tann im Depart. des Ober-Rheins.
Fundstelle: Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXIX., S. 333
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LXIX. Ununterbrochener Spannrahmen mit endloser Kette und mit Zahnstange, zur Zeug-Appretur; von Scheurer-Rott, Fabrikant zu Tann im Depart. des Ober-Rheins. Aus Armengaud's Génie industriel, Novbr. 1852, S. 277. Mit Abbildungen auf Tab. V. Scheurer's ununterbrochener Spannrahmen. Viele Zeuge müssen entweder im ungebleichten oder im gebleichten Zustande appretirt werden, und man wendet dazu Rahmen an, in denen man die Zeuge während ihres Trocknens der Länge und Breite nach ausspannt und ihnen ein Wechsel- und rückweises Vorschreiten mittheilt, um die Appretur zu brechen und dem Zeuge die Elasticität, den Glanz und das Ansehen zu ertheilen, welche man im Handel verlangt. Man hat zu verschiedenen Zeiten verschiedene Arten von Spannrahmen erfunden und ausgeführt. So nahm im Jahre 1836 der Fabrikant Schlumberger zu Markirch ein Patent auf einen kreisförmigen Spannrahmen, worin die Zeuge, welche an die Spitzen zweier cylindrischer Scheiben oder Plateaux befestigt und in einer parallelen, aber nach der verschiedenen Breite der Zeuge verschiedenen Entfernung von einander gehalten werden, sich aufrollen. Ein Apparat, der auf demselben ununterbrochenen Aufrollungsprincip des Zeuges auf einer Trommel von derselben Breite beruht, wurde 1843 von Hrn. Giroud-Argoud zu Lyon erfunden, und demselben patentirt. Die Seidenfärber Charpy und Pommier in der Guillotière (einer Vorstadt von Lyon) ließen sich 1835 einen verbesserten Rahmen zum Ausspannen und Appretiren aller Arten von Zeugen patentiren; er besteht aus zwei Reihen von Büchsen mit Zangen, die eine endlose Kette bilden, indem sie durch Gelenke mit einander verbunden sind; diese zwei Ketten gehen über achteckige Trommeln, die an beiden Enden der Maschine angebracht sind. Im December 1837 ließen sich die Fabrikanten Jacquemet und Blanquet zu Lyon einen neuen endlosen Spannrahmen zur Zeugappretur patentiren, welcher ebenfalls aus zwei parallelen, endlosen Ketten besteht die aus gegliederten Platten gebildet und über polygonale Trommeln an den beiden Enden der Maschine gelegt sind. Diese zwei Apparate beruhten auf dem Princip der Continuität einer endlosen Kette für den zu appretirenden Zeug. 1843 nahmen die HHrn. Schlumberger und Comp. zu Guebweiler im Elsaß ein Patent für 15 Jahre auf die Verbesserung der Maschinen oder Apparate zum Ausspannen und Appretiren der Zeuge. 1846 verbesserte Hr. Giroud-Argoud seinen Spannrahmen und wendete dabei ebenfalls das ununterbrochene Vorschreiten des Zeuges an. Im Januar 1848 ließ sich der Engländer Philippi in Frankreich eine Verbesserung der Apparate zum Ausspannen, Trocknen und Appretiren der Zeuge patentiren, wobei eine ununterbrochen wirkende Vorrichtung vorkommt, welche die Hebelarme zur diagonalen Spannung des Zeuges ersetzt. Der ununterbrochene Rahmen mit endloser Kette und mit Zahnstange von Scheurer-Rott, welchen wir jetzt beschreiben wollen, vereinigt die früheren Apparate und seine Construction scheint allen Bedingungen einer guten Appretur zu entsprechen. Beschreibung des endlosen Rahmens mit Zahnstange. Auf einem langen hölzernen Gestell a, Fig. 10 und 11, sind vier gußeiserne Rahmen b angebracht, welche alle beweglichen Theile der Maschine zu tragen haben, deren Länge sich auf 15 bis 20 Meter (48 bis 64 Fuß) belaufen kann. Es würde hierzu hinreichend seyn, den hölzernen Rahmen zu verlängern, die Anzahl der Gerüste zu vermehren und die endlose Kette, von der wir weiter unten reden werden, zu verlängern. An den beiden Enden der Maschine sind zwei festliegende Wellen c, c' angebracht. Beide sind mit zwei achteckigen Rollen d, d' versehen, die leer laufen und welche sich längs der Wellen verschieben lassen. Um jede Rolle lauft eine endlose Kette, die aus Holz besteht und mit Zahnstangen versehen ist. Wir geben jetzt die Beschreibung einer solchen Kette: Ein Stück hartes Holz f (Fig. 12 bis 15) ist an einem seiner Ecken eingeschnitten, um eine kleine Leiste g, ebenfalls von hartem Holz, aufzunehmen. Diese Leiste hat dieselbe Länge wie die Kette und ist mit messingenen Stiften versehen. An der Kette ist sie mittelst Schrauben befestigt. Die Stifte sind auf dieselbe Weise befestigt wie die Zähne einer Karde. Die Zahnstange ist ein eisernes flaches Band h, mit Zähnen wie eine Säge; sie ist an die Seite der Ketten festgeschraubt und die Glieder der letzteren sind durch Scharniere mit einander verbunden und bilden auf diese Weise zwei parallele Ketten. Sind die Ketten um die Rollen gelegt, so ist der zu erreichende Zweck folgender: 1. Es muß eine leichte Regulirung der Entfernung beider Ketten von einander möglich seyn, so daß, wenn ein Stück Zeug auf den Spitzen befestigt ist, derselbe bei seinem Eintritt in die Maschine nicht gespannt ist, darauf mehr gespannt wird und endlich bei seinem Austritt eine sehr starke Spannung erlangt hat, wobei die Spannung von dem einen Ende bis zu dem andern stets zunimmt. 2. Man muß die beiden Ketten entweder gleichzeitig oder abwechselnd vorrücken lassen können. Der Zweck des abwechselnden Vorrückens ist, das Geraderichten der Fäden in dem Zeuge zu erleichtern. Um der erstem Bedingung, welche die Maschine erfüllen soll, zu genügen, hat man jede endlose Kette in gußeisernen Coulissen angebracht, in denen ihre Bewegung bewirkt wird, und diese Coulissen werden rechts oder links mittelst eiserner Stäbe mit Griffen bewegt, die man mit Druckschrauben feststellt. Die obern Coulissen müssen mit Genauigkeit und nach den Angaben eines auf der Maschine angebrachten Maaßstabes bewegt werden. Die unterm dagegen gelangen durch die Bewegung der Kette ganz natürlich an ihren Platz, und die Stäbe haben hier nur den Nutzen, diese Bewegung nöthigenfalls mit der Hand zu erleichtern. Die Rollen i haben den Zweck ein Heben der Ketten zu verhindern, welches in Folge der Spannung des Zeuges eintreten könnte. Um die zweite der obigen Bedingungen zu erfüllen, hat man zuvörderst einen Hebel l, welcher zwei Sperrhebel k, k trägt. Indem man diesem Hebel eine hin- und hergehende Bewegung um den festen Punkt m ertheilt, läßt man bald die eine und bald die andere Kette vorgehen, und der Zeug rückt daher mit einer gebrochenen Bewegung vor. Dieser Hebel hat eine Coulisse, wie man bei n, n sieht, damit die Supports der beiden Sperrhebel an einen durch die Breite des Zeuges bedingten Punkt gebracht werden können. Für den Fall, daß man den Zeug gleichzeitig auf beiden Seiten vorrücken lassen will, müssen die Sperrhebel zu gleicher Zeit wirken. Wenn dagegen die Kurbeln in gleicher Ebene und in entgegengesetzten Richtungen sich befänden, so würde der Zeug mit einer gebrochenen Bewegung vorrücken. So könnte man mit einer einzigen Welle und Kurbel nach Belieben beide Bewegungen, die gebrochene und die gleichzeitige, bewirken, und auf diese Weise den Hebelarm l ersetzen. Dazu würde es hinreichend seyn, einen von den Sperrhebeln an einer Kurbel anzubringen, die sich außerhalb des Zapfenlagers der Welle befände und die Stellung dieser Kurbel auf der Welle mittelst einer Druckschraube zu verändern. In Fig. 13 ist ein anderes Mittel angegeben, um mittelst einer und derselben Welle sowohl die gebrochene als auch die gleichzeitige Bewegung zu bewirken. Man bringt mittelst Stellschrauben auf der Welle p' zwei kurze Hebel r, r' an, und zwar so, daß man ihre gegenseitige Stellung verändern kann. Diese Hebel sind auf der Welle so befestigt, daß sie über der Zahnstange h liegen, und sie führen die Sperrhebel s, s', welche die Kette vorrücken sollen. Wenn man nun in der in Fig. 13 angegebenen Stellung dem Arm t eine ununterbrochene hin- und hergehende Bewegung ertheilt, so werden die Ketten mit einer gebrochenen Bewegung vorschreiten; wenn dagegen diese Hebel s, s' beide oben oder unten an der Welle befestigt sind, statt daß der eine oben und der andere unten ist, so werden die beiden Ketten mit einer gleichzeitigen Bewegung vorrücken. Zwei Mädchen oder Kinder, die am Kopf der Maschine stehen, leiten den Zeug auf die Häkchen oder Stifte, und damit er von den Häkchen gehörig gefaßt wird, schlägt man mit einer Bürste darauf. Dieses Verfahren beschäftigt aber den einen Arm der Arbeiterin, wodurch deren Arbeit verzögert wird, wogegen sie beschleunigt werden würde, wenn sie beide Hände frei hätte. Man kann aber durch das nachstehende mechanische Mittel nachhelfen. Man bringt am obern Ende der Maschine zwei Rollen an, deren Supports an den gußeisernen Coulissen befestigt sind. Diese Rollen von denen die eine in Fig. 14 dargestellt ist, bestehen aus Flanell oder aus Scheiben von Wollentuch, und sie dringen so in die Häkchen, daß sie die Leiste berühren. Durch die Bewegung der Kette drehen sich die Rollen, und der Zeug wird dadurch fortwährend zu Boden gedrückt. Der eigentliche Charakter dieser Vorrichtung besteht in der Anwendung eines Führers, so daß eine Zahnstange an dem Zeug befestigt wird. Es muß daher dieser Führer oder diese Kette aus einer widerstandleistenden Materie bestehen, denn ein Laufriemen würde dem Zweck nicht entsprechen. Man könnte übrigens den Zeug durch andere Mittel als die bei dieser Maschine angewendeten vorrücken lassen und spannen. So könnte man unmittelbar auf die achteckigen Rollen einwirken, und zu diesem Mittel muß man bei Anwendung der Laufriemen greifen. Das Vorrücken nach der Schräge ist bei dieser Maschine weit seltener; dennoch erfolgt es zuweilen, und man wendet alsdann zum Abhelfen folgendes einfache Mittel an: man hebt den Sperrhebel auf und läßt ihn einige Zähne von der Stange überspringen, bis die gehörige Lage des Zeuges wieder hergestellt ist. Bei den Maschinen mit Laufriemen ist jedoch dieses Mittel nicht anwendbar. Endlich ist die Einfachheit des Mechanismus die größtmögliche, wenn man die weiter oben angegebene Art des Vorrückens anwendet.

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