Titel: | Vorsichtsmaßregeln gegen Schwamm; vom Hrn. Oberbaurath Mohn. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXXXI., S. 383 |
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LXXXI.
Vorsichtsmaßregeln gegen Schwamm; vom Hrn.
Oberbaurath Mohn.
Aus dem Notizblatt des hannover'schen Architekten- und
Ingenieur-Vereins, 1852, Bd. II, S. 180.
Mohn, Vorsichtsmaßregeln gegen Schwamm.
Nach den bei mehreren Gebäuden der hannover'schen Eisenbahnen gemachten Erfahrungen
hat es sich als nothwendig herausgestellt, bei den vorhabenden Bauausführungen gegen
die Bildung von Hausschwamm, Fäulniß und Stockung der Hölzer ausgedehntere
Hülfsmittel in Anwendung zu bringen, als solches früher geschehen und bei
gewöhnlichen Bauausführungen gebräuchlich ist.
Es werden diese weitergehenden Maaßregeln bedingt durch die größere Eile, in der
meistentheils die Eisenbahngebäude ausgeführt werden müssen, und welche nicht immer
gestattet die günstige Jahrszeit, so wie eine völlige Austrocknung der Mauern,
Hölzer, des Putzes, des Füllmaterials etc. so abzuwarten, wie solches bei
gewöhnlichen Gebäudebauten thunlich ist.
Zur Verhütung der daraus folgenden Nachtheile ist daher für die auszuführenden
Gebäude das Folgende bestimmt:
1) An der Perronseite der Hauptgebäude, an welcher in der Regel die Erdschüttung
6–7 Zoll unter Fußboden hinaufreicht, ist ein Isolirungscanal bis zur Tiefe
des vordern Terrains, je nach dessen Tiefe 1–1 1/2 Fuß breit anzulegen. Bei
besonders quelligem Terrain ist ein solcher Canal bis unter Kellersohle reichend, um
das ganze Gebäude auszudehnen. Derselbe ist mit Platten abzudecken, und für dessen
Ventilirung und den Wasserabzug in geeigneter Weise Sorge zu tragen.
2) Da erfahrungsmäßig der Schwamm in Fußböden über gewölbten Kellerräumen sehr selten
auftritt, so ist die Anlage von Kellern in einem ausgedehnteren Maaße in
Anwendung zu bringen, als dieses bisher der Fall gewesen. Es wird dieses namentlich
in den Fällen nicht zu versäumen seyn, wo die Kellerräume zu Magazinen,
Feuerungsräumen, Gerätheräumen der Bahnmeister etc. zweckmäßig verwandt werden
können, und wo wegen der, auch außerdem erforderlichen tiefen Fundamente die Anlage
der Keller verhältnißmäßig nur geringe Kosten veranlaßt.
3) Sind tiefe Fundamente nicht erforderlich und Kellerräume nicht zweckmäßig zu
verwenden, so sind unter den Fußböden, mit Ausnahme derer in den
Wärter-Wachthäuschen, Luftzugscanäle oder niedere hohle Räume anzulegen,
welche durch Züge mit den Schornsteinen und durch kleine, leicht verschließbare
Rosetten mit der äußern Luft in Verbindung stehen.
4) Ueber dem Sockel und an der Hinterseite desselben in der Höhe der
Fußboden-Lagerhölzer ist stets eine Isolirungsschicht von
Mastik-Cement, Asphalt oder Theermörtel in Anwendung zu bringen. Die
Lagerhölzer dürfen nicht ganz bis gegen die Mauerfläche stoßen, sondern müssen
1–1 1/2 Zoll davon entfernt bleiben.
5) Die Fenstersohlbänke, Gurtgesimse, so wie sonstige in die Mauern greifende
Sandsteinquader sind auf den einzumauernden Seiten mit Theermörtel etc. zu
überziehen, auf der obern freien Seite aber mit heißem Oelfirniß zu tränken.
6) Die Fundamente sind thunlichst lange frei zu halten, ehe dieselben mit Erde
angefüllt werden.
7) Der Humusboden ist aus den Gebäuden sorgfältig zu entfernen und zur Ausfüllung
trockener Sand zu verwenden. Die obere Schichte ist fleißig umzustechen, damit
dieselbe völlig trocken werde. Steinkohlenasche ist unter den Fußboden überall nicht
anzuwenden, da die Erfahrung gezeigt hat, daß dieselbe meistentheils hygroskopische
Theile enthält, welche die Feuchtigkeit anziehen und die Schwammbildung
befördern.
8) Die Lagerhölzer der Fußböden sind von Eichenholz zu nehmen und vor der Verwendung
mit Zinkchlorid zu imprägniren.
9) Zu den Fußböden und Fußleisten ist nur durchaus trockenes Holz zu verwenden, und
zwar zu den Fußböden untergeordneter Räume, unter denen keine Keller sich befinden
(z.B. in Wärterhäusern, Expeditionsräumen, Wartezimmern kleiner Stationen etc.),
wenn des Preises wegen irgend thunlich, Eichenholz,
welches in Zinkchlorid zu präpariren und in geringen 5–6zölligen Breiten zu
verwenden ist.
In Räumen, wo man Eichenholz verwenden und demselben ein besseres Ansehen verschaffen
will (in Wartezimmern etc.), ist der Fußboden mit Oelfirniß zu tränken, welchem man bei dem letzten
Anstriche etwas Ocker etc. zugesetzt hat. Diese Tränkung darf jedoch nur bei ganz
vollkommen trockenem Holze angewendet werden.
10) Das Putzen der Mauern ist erst dann vorzunehmen, wenn dieselben völlig
ausgetrocknet sind, ebenso sind erst hiernach die Holzarbeiten Fenster,
Thürbekleidungen, Fußleisten, Fußböden etc. anzubringen, indem dieselben sonst die
Feuchtigkeit wieder anziehen, wenn dazu auch völlig trockenes Holz verwendet
war.