Titel: | Beurtheilung der eisernen und gußstählernen Achsen für Eisenbahnen in ökonomischer Beziehung. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXXXVIII., S. 420 |
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LXXXVIII.
Beurtheilung der eisernen und gußstählernen
Achsen für Eisenbahnen in ökonomischer Beziehung.
Aus der Eisenbahnzeitung, 1853, Nr. 9.
Beurtheilung der eisernen und gußstählernen Achsen für
Eisenbahnwagen in ökonomischer Beziehung.
Die Erfahrungen haben genugsam bestätigt, daß die eisernen Achsen der
Eisenbahnfahrzeuge durch den Betrieb ihr Gefüge nach und nach verändern und zuletzt
krystallinisch werden.
Im Schmiedeeisen ist durch die Behandlung beim Frischen und durch das mehrfache
Ausrecken entweder unter dem Hammer oder durch Walzen die spiegelige und körnige
Textur des Roheisens in eine sehnige verwandelt worden – ein Zustand, der dem
Eisen, so zu sagen, wider seine Natur angezwungen wird. Bei den unausgesetzten
Erschütterungen und Stößen, welche die Eisenbahn-Wagenachsen im Betriebe
erdulden müssen, mögen die einzelnen Atome wohl so viel freie Bewegung unter sich
erhalten, daß sie sich nach und nach wieder in die ursprüngliche natürliche Lage im
Roheisen verschieben.
Die Haltbarkeit der eisernen Achsen wird durch diese Veränderung des Gefüges mit der
Zeit des Gebrauches auch zweifelhafter, bis sie zuletzt im gewöhnlichen Betriebe
zerbrechen.
Hrn. Maschinenmeister Pellenz verdanke ich die
Mittheilung, daß auf der rheinischen Bahn sehr ausgedehnte Beobachtungen und
Versuche über die Haltbarkeit und Dauer eiserner geschmiedeter und gewalzter Achsen
angestellt wurden, welche zu dem Urtheil geführt, daß die geschmiedeten Achsen ihr
Gefüge viel schneller verändern als die gewalzten, und deßhalb auch früher ein
Brechen vorkommt.
Für die rheinische Bahn ist daher – Folge der Beobachtungen – als Regel
aufgestellt worden, daß geschmiedete eiserne belgische Locomotivachsen nach
Durchlaufung von 10,000 Meilen ausgewechselt werden, während gewalzte Bündelachsen
bis 20,000 Meilen durchlaufen durften.
Auch anderweite Erfahrungen sprechen für die Annahme, daß die eisernen Achsen mit
Sicherheit nicht wohl über 20,000 Meilen durchlaufen dürfen. Die Gefahren, welche
für den Eisenbahnbetrieb mit Achsenbrüchen verbunden sind, führten zu Versuchen mit
Gußstahlachsen, welche die günstigsten Resultate gaben.
Das Gefüge des Gußstahls spricht ebenso dafür, denn schon im Gusse sind die einzelnen
Atome in ein körniges Gefüge zusammen getreten, welches durch das folgende
Schmieden und Ausrecken wohl feiner und dichter wird, aber seine körnige Textur doch
nicht verändert.
Es ist daher auch anzunehmen, daß die Erschütterungen und Stöße, welche die Achsen im
Betriebe zu erleiden haben, keine Veränderung in der Textur hervorbringen und daher
auch keine nachtheilige Einwirkung auf die Haltbarkeit und Sicherheit solcher Achsen
haben werden.
Die Erfahrungen, welche in den königlichen Münzen zu Düsseldorf und Berlin an
eisernen und Gußstahlwellen, Walzen und Achsen resp. Zapfen gemacht wurden,
bestätigen dieß ganz; die eisernen zerbrachen in kurzer Zeit, während die aus
Gußstahl gefertigten aushielten.
Die heftigen Stöße beim Prägen, wahrscheinlich noch in Wechselwirkung mit der
wechselnden Temperatur, als Folge der rotirenden Bewegung, Spannung und Stöße,
müssen in den eisernen Wellen etc. die Textur und damit die Haltbarkeit so bald
verändert haben.
Ein Attest, welches die General-Münzdirection dem Gußstahlfabrikanten Hrn. Krupp zu Essen, auf Grund von zwanzigjährigen
Beobachtungen und Erfahrungen über das Verhalten von eisernen und gußstählernen
Walzen, Zapfen und Wellen ausgestellt hat, wird am Schlusse mitgetheilt.
Die Rücksichten für die Sicherheit des Betriebes allein würden hiernach fordern, daß die eisernen Achsen verworfen und nur allein
Gußstahlachsen verwendet werden.
Sehr gewichtig legt sich aber der Kostenpunkt mit in die Waagschale und fordert eine
genaue Calculation, wie sich in unmittelbar ökonomischer Beurtheilung die eisernen
zu den Gußstahlachsen verhalten.
Bevor wir zu dieser Vergleichung übergehen, dürfte jedoch die Frage zu stellen seyn,
ob gehärtete oder ungehärtete
Gußstahlachsen zu nehmen sind.
Der Unterzeichnete sprach sich schon bei den in Berlin im Jahre 1850 von einer
Commission der Versammlung deutscher Eisenbahntechniker angestellten Versuchen über
die Festigkeit etc. der verschiedenen Achsen für Eisenbahnwagen dahin aus, daß das
Härten der Gußstahlachsen eine sehr gefährliche Procedur für die Sicherheit und
Dauer derselben sey.
Beim Härten wird der glühende und dadurch im Volumen ausgedehnte Stahl zuerst auf der
Oberfläche möglichst schnell abgekühlt. Je dicker das Stahlstück, desto mehr Zeit
ist erforderlich bis die Abkühlung nach innen durch die ganze Masse dringt. Die
äußeren zusammengezogenen Seiten treten dadurch gegen die innere Masse in eine
Spannung, die sich schon bei Stücken von ganz geringen Dimensionen häufig in den
sogenannten Härterissen und Sprüngen äußert, bei größeren Stücken wohl ein
förmliches Auseinanderspringen bedingt, oder durch das Zusammenpressen der sich nicht so
schnell abkühlenden innern Masse, in dieser Verschiebungen bedingt, die auch innere
Härtebrüche verursachen, während die Oberfläche unversehrt erscheint. Ist in einem
gehärteten Stücke die Cohäsion der Stahltheilchen unter sich größer, als die durch
das Härten verursachte innere Spannung, so bleibt das Stück zwar ganz, allein die
einmal hineingebrachte Spannung wirkt doch fort, und manchmal genügte schon eine
geringe Erschütterung von außen her, daß ein solches Stück lange nach der
Fertigstellung unversehens und also so zu sagen ohne äußere Veranlassung zersprang
oder zerbrach.
Wie hoch die innere Spannung sich stellt, wie viel sie von der innern Festigkeit des
Stahls für sich in Anspruch nimmt, wie viel oder wie wenig sie davon gegen äußere
Einwirkungen übrig läßt, das kann keinem Stücke angesehen werden.
Durch Anlassen des gehärteten Stückes wird die Spannung nicht gehoben und was im
Innern oder an der Oberfläche gesprungen ist, bleibt unganz. Das Härten ist daher
immer eine gefährliche Procedur und sollte nur da angewendet werden, wo zu
bestimmten Zwecken einzelne durch das Härten bedingte Veränderungen des Stahles
gerade vorwiegend gebraucht werden, z.B. Federkraft. Auch dabei werden starke
Dimensionen für die Sicherheit immer nachtheilig seyn und leicht Bruch verursachen;
ein Uebelstand, der sich bei den starken Federn aus einem Stücke, den sogenannten
Parabelfedern, auch zeigt, abgesehen davon, daß denselben mit Sicherheit auch nicht
so viel freies und leichtes Spiel zugemuthet werden darf, wie anderen aus mehreren
Blättern bestehenden Federn.
Die Versuche in Berlin 1850 haben gezeigt, daß die gehärteten Gußstahlachsen eine
höhere Torsionsgränze haben und gegen Torsionen größeren Widerstand leisten als die
ungehärteten. Andere Vorzüge wurden nicht ermittelt, im Gegentheil beim Abschlagen
der Schenkel zeigten die gehärteten Achsen eine viel geringere Zuverlässigkeit in
sehr ungleicher Festigkeit.
Die höhere Widerstandsfähigkeit gegen Torsionen kann für den Eisenbahnbetrieb aber
nicht so wichtig gehalten werden, daß es gerechtfertigt werden könnte, dafür von der
sonstigen größeren Festigkeit und Sicherheit der ungehärteten Achsen auch nur etwas
zu opfern.
Die eisernen Achsen haben sich, was die Widerstandsfähigkeit gegen Torsionen
anbelangt, für den Eisenbahnbetrieb schon ausreichend fest bewährt, die ungehärteten
Gußstahlachsen, mit ihrer viel größeren Torsionsgränze, sind daher vollkommen genügend.
Die Erzielung einer noch höheren Torsionsgränze durch das Härten kann daher nur als
nachtheilig und verwerflich erkannt werden.
Die Erfahrungen stimmen mit dem vorstehend Gesagten auch ganz überein.
Auf der Köln-Mindener Bahn sind seit 1849 ungehärtete Gußstahlachsen im
Betriebe, bis jetzt schon über 500 Stück, und noch ist kein Bruch vorgekommen oder
sonst etwas zu tadeln gewesen. Auf Bahnen, welche gehärtete Gußstahlachsen
eingeführt haben, sind Brüche aber mehrfach vorgekommen und nichts Unerhörtes
mehr.
In der weitern Beurtheilung lassen wir die gehärteten Gußstahlachsen ganz fallen, und
halten nur an die ungehärteten, die sich als altes Material im Preise auch höher
calculiren, denn der Fabrikant Fr. Krupp zu Essen
übernimmt die Verpflichtung, die von ihm gelieferten, verbrauchten ungehärteten
Gußstahlachsen jederzeit dem halben Gewichte nach durch neue zu ersetzen, der Werth
des alten Materials ist also mit dem halben Werth der neuen Achsen in Rechnung zu
bringen.
Für die neuen ungehärteten, ganz fertig gedrehten und genutheten Gußstahlachsen
stellt Fr. Krupp den Preis bei größeren Lieferungen zu
acht Silbergroschen per Pfund.
Der folgenden Calculation wird dieser Preis zu Grunde gelegt und für das Material der
verbrauchten Achse per Pfund vier Silbergroschen
gerechnet.
Die eisernen gewalzten Achsen ganz fertig gedreht und genuthet, kosten à 1000 Pfd. 80–85 Thlr.; der Satz von 80
Thlr. soll in der folgenden Calculation aufgenommen werden, die unbrauchbaren
eisernen Achsen die 1000 Pfd. zu 20 Thaler.
Auf die Dauer der Gußstahlachsen werden die durchlaufenen Meilen keine Einwirkung
haben, denn eine Veränderung des Gefüges wird nicht angenommen. Unbrauchbarwerden
durch äußere abnorme Veranlassungen, z.B. Verderben der Schenkel durch mangelhaftes
Schmieren etc., kann den Achsen auch nicht zur Last gesetzt werden, es darf daher
nur die Abnutzung der Schenkel im gewöhnlichen Betriebe maaßgebend seyn.
Diese Abnutzung ist zwar von den durchlaufenen Meilen abhängig, jedoch wie die
Erfahrung lehrt, so geringfügig, daß eine Feststellung nach Meilen zu ungeheuren
Zahlen führen müßte. Um in der späteren Rechnung aber eine Gränze aufnehmen zu
können, wird die Annahme, daß die Abnutzung selbst beim stärksten Betriebe nicht vor
zwanzig Jahren zur Unbrauchbarkeit führen kann, nicht zu günstig für die
Gußstahlachsen erachtet werden. Die Dauerzeit der ungehärteten Gußstahlachsen soll daher zu zwanzig Jahren
in Rechnung gebracht werden.
Für die eisernen Achsen wird die Dauerzeit auf durchlaufene 20,000 Achsmeilen
genommen. Zur Anwendung auf die Praxis wird die Berechnung aber mit Rücksicht auf
verschiedene Wagengattungen geführt werden, je nachdem diese gruppenweise im
gewöhnlichen Betriebe mehr oder weniger gebraucht werden, die Achsen unter denselben
per Jahr also mehr oder weniger Meilen
durchlaufen.
Aus den von sämmtlichen Wagen einer Gruppe im Jahre durchlaufenen Achsmeilen für die
Rechnung per Wagen resp. Achse die Durchschnittszahl zu
nehmen, würde zwar rechnungsmäßig richtig, in praktischer Anwendung auf den Betrieb
aber nicht durchzuführen seyn.
Um für die Praxis haltbare Resultate zu erzielen, werden von den verschiedenen
Gruppen diejenigen Wagen als Anhalt genommen werden müssen, welche im Jahre häufiger
zum Gebrauch kommen, also die mehreren Achsmeilen durchliefen.
Die Dauerzeit der eisernen Achse nach Jahren, und danach per Betriebsachse der Verbrauch in zwanzig Jahren ergibt sich:
A. für Wagen, von welchen eine Mehrzahl im Jahre bis zu
10,000 Achsmeilen durchlaufen (Personenwagen) auf zwei Jahre, in zwanzig Jahren also
10 Achsen;
B. für Wagen, welche zur Mehrzahl jährlich bis 8500
Achsmeilen durchlaufen, 2 1/2 Jahre, in 20 Jahren also 8 Achsen;
C. für Wagen, welche zur Mehrzahl jährlich bis 6000
Achsmeilen durchlaufen, 3 1/3 Jahre, in 20 Jahren also 6 Achsen;
D. für Wagen, welche zur Mehrzahl jährlich bis 4000
Achsmeilen durchlaufen, 5 Jahre, in 20 Jahren also 4 Achsen;
E. für Wagen, welche zur Mehrzahl jährlich bis 2000
Achsmeilen durchlaufen, 10 Jahre, in 20 Jahren also 2 Achsen;
F. für Wagen, welche noch weniger laufen, in 20 Jahren
also eine und weniger Achse.
Die Gußstahlachse zu 231 1/2 Pfd. schwer, à Pfd. 8
Sgr., kostet 61 Thlr. 22 Sgr.
Diese 61 Thlr. 22 Sgr. geben in 20 Jahren
zu 4 Proc. Zins auf Zins
135 Thlr.
15 Sgr.
9 pf.
Davon ab: Werth der abgenutzten Achse zu
230 Pfd. à 4 Sgr.
30 „
20 „
– „
–––––––––––––––––
Die Gußstahlachse absorbirt in 20 Jahren
also
104 Thlr.
25 „
9 pf.
rund
105 Thlr.
Ad. A. Die gewalzte eiserne Achse, zu 250 Pfd.
angenommen, à 1000 Pfd. 80 Thlr., kostet 20 Thlr,
gibt in zwei Jahren à 4 Procent Zins auf
Zins
21 Thlr.
19 Sgr.
– pf.
Davon ab: Werth der ausgenutzten Achse à 248 Pfd.und 1000 Pfd. 20
Thlr.
4 „
28 „
10 „
––––––––––––––––
Die eiserne Achse absorbirt in 2 Jahren
also
16 Thlr.
20 Sgr.
2 pf.
oder
16,7 Thlr.
In 20 Jahren müßte die eiserne Achse 10mal erneuert werden, wodurch an Werth
absorbirt wird:
Für die erste Achse nach Ablauf
der ersten zwei Jahre 16,7 Thlr. absorbirt, 18
Jahre zu 4 Proc. Zins
auf Zins
33,831 Thlr.
für die zweite Achse
16,7 Thlr.
16 Jahre
à 4 Proc. Zins auf Zins
31,279 „
„ dritte „
16,7 „
14 „
à 4
„
„
„ „
28,919 „
„ vierte
„
16,7 „
12 „
à 4
„
„
„ „
26,737 „
„ fünfte
„
16,7 „
10 „
à 4
„
„
„ „
24,72
„
„ sechste
„
16,7 „
8 „
à 4
„
„
„ „
22,855 „
„ siebente „
16,7 „
6 „
à 4
„
„
„ „
21,082 „
„ achte „
16,7 „
4 „
à 4
„
„
„ „
19,537 „
„ neunte „
16,7 „
2 „
à 4
„
„
„ „
18,021 „
„ zehnte „
16,7
„
––––––––––
Im Ganzen
243,681 Thlr.
Ad B. Die eiserne Achse bei 2 1/2 Jahr
Dauerzeit, absorbirt
17,1 Thlr.
durch achtmalige Erneuerung in 20 Jahren
werden im Ganzen absorbirt
197,6 Thlr.
Ad C. Die eiserne Achse bei 3 1/2 jähriger
Dauer, absorbirt
17,83 „
durch sechsmalige Erneuerung werden in 20
Jahren absorbirt
151,59 „
Ad D. Bei 5jähriger Dauer absorbirt die eiserne
Achse
20,4 „
durch viermalige Erneuerung in 20 Jahren im
Ganzen
106,42 „
Ad E. Bei 10jährige Dauer absorbirt die eiserne
Achse
25,66 „
durch zweimalige Erneuerung in 20 Jahren im
Ganzen
63,63 „
Ad F. Bei 20jähriger Dauer
17,1
„
Aus der Vergleichung der durch diese Rechnung erzielten Resultate ergibt sich, daß
für die Wagengattungen ad A. B. C. und D., also für alle Wagen, welche per Jahr nur 4000 Meilen durchlaufen, die Verwendung von Gußstahlachsen,
trotz des höhern Ankaufpreises, doch unmittelbar noch ökonomischer ist, als die der
eisernen Achsen.
Die Vortheile der höhern Sicherheit, geringeren Reibung, geringeren todten Last,
Vermeidung von Störungen durch Auswechseln etc. sind für die Gußstahlachsen außerdem
noch in Anschlag zu bringen.
Dortmund, im Januar 1853.
Neesen,
Vorsteher der Wagen-Verwaltung der Köln- Mindener
Eisenbahn-Gesellschaft.
Zeugniß.
An Herrn Fr. Krupp zu Essen in Rheinpreußen.
Ew. Wohlgeboren haben in dem gefälligen Schreiben vom 22. v. M. den Wunsch
ausgesprochen, von uns eine Aeußerung über das Verhalten der an die königlichen
Münzstätten gelieferten Walzen und anderen Maschinenstücke aus Gußstahl zu erhalten,
welche wir mit um so größerem Vergnügen im Nachstehenden abgeben, als wir in deren
Anwendung vollständige Befriedigung erlangt haben.
Gußstahlwalzen Ihrer Fabrik sind bei der 1848 eingegangenen Münzstätte zu Düsseldorf
während eines Zeitraums von 28 Jahren im Bahndurchmesser von 3 1/2'' und im
Zapfendurchmesser von 2'', bei der Hauptmünzstätte zu Berlin während eines Zeitraums
von 16 Jahren im Bahndurchmesser von 4 1/8'' und Zapfendurchmesser von 2 1/8'',
sowie in einer Bahnbreite von 2 1/8'' zum Strecken der Münzmetalle, neben anderen
Walzen aus Schweißstahl und aus Harteisen in Anwendung gekommen.
Während der ganzen Zeit haben sich Ihre Gußstahlwalzen stets an allen Stellen
gleichartig gezeigt, es ist an keiner einzigen ein Zapfenbruch und die
Unbrauchbarkeit nur durch Abnützung nach langem Gebrauch und wiederholtem
Abschleifen eingetreten. Dagegen ist bei den früher und auch gleichzeitig noch
benutzten gleich großen Walzen mit einer Bahn aus Schweißstahl und eisernen Zapfen
öfters ein Zapfenbruch vorgekommen. Außer diesen kleineren Walzen sind aber auch ein
Paar größere Gußstahlwalzen Ihrer Fabrik von 8'' Bahndurchmesser, 5'' Bahnbreite und
4 1/2'' Zapfendurchmesser bei der hiesigen Hauptmünzstätte ein ganzes Jahr hindurch
versuchsweise im Gebrauch gewesen, ohne daß irgend eine nachtheilige Veränderung an
denselben hat wahrgenommen werden können.
Die Anwendung Ihres Gußstahls zu Maschinenstücken geschah ebenfalls zuerst in der
vormaligen Düsseldorfer Münzstätte. Es hatte sich nämlich bei den dort eingeführten,
wegen des Moments des Durchstoßens bei 180 bis 200 Umdrehungen in der Minute, einer
starken Erschütterung ausgesetzten, rotirenden Durchschnittmaschinen wiederholt
gezeigt, daß die aus Schmiedeisen gefertigten Krummachsen nach einiger Zeit
zerbrachen und, bei aller Vorsicht in der Anfertigung, doch nicht haltbar blieben.
Dieser Uebelstand gab Veranlassung, die Krummachsen der Durchschnittmaschinen aus
Ihrem Gußstahl anfertigen zu lassen, und es wurde dadurch nicht bloß vollständige
Haltbarkeit, sondern auch, da die Gußstahl-Krummachsen dünner als die
schmiedeisernen gehalten werden konnten, und der Gußstahl größere Dichtigkeit als
Eisen besitzt, zugleich eine bedeutende Verminderung der Reibung erzielt.
Dieselbe Erfahrung wurde in der hiesigen Hauptmünzstätte an verschiedenen Krummachsen
und anderen Maschinenstücken gemacht und führte dahin, nicht nur die Krummachsen an
den rotirenden Durchschnittmaschinen und Uhlhorn'schen
Prägmaschinen, sondern auch die eingeschliffenen Kniescheiben oder Halbkugeln unter
den Prägestempeln, die Einsenkringe für große Stempel (welche aus Eisen öfters
zersprangen) und selbst in neuester Zeit die Schraubenspindel zum größten
Medaillen- und Einsenk-Prägewerk von 2 3/4 Fuß Länge und 7''
Durchmesser, da die Prägewerkspindeln eine größere Widerstandsfähigkeit besitzen
müssen und eiserne nach längerem Gebrauch brüchig geworden waren, wie auch noch
andere Maschinentheile aus Gußstahl darzustellen. Alle diese Maschinenstücke haben
sich bis jetzt gut gehalten.
Wir können demnach bezeugen, daß in unseren Münzstätten die aus Ihrem Gußstahl
gefertigten Walzen, Krummachsen, Senkringe, Spindeln und andere, der Reibung und
starkem Druck ausgesetzte Maschinentheile, wenn auch in der ersten Anschaffung
theurer, mit der Zeit bedeutende Vortheile und Vorzüge vor den aus Eisen
bestehenden, namentlich in der Haltbarkeit, Ausdauer und verminderten Reibung
gewährt haben, und daß wir nach solchen Erfahrungen auch für die Folge die
bezeichneten Maschinenstücke aus Gußstahl anfertigen zu lassen Bedacht nehmen
werden, sowie zur Anwendung sehr empfehlenswerth erachten.
Berlin, den 20. December 1852.
Die General-Münz-Direction.
gez. Noelle.
gez. Kandelhardt.