Titel: | Ueber die Durchdringlichkeit der Metalle für Quecksilber; von Hrn. J. Nickles. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. XCIII., S. 437 |
Download: | XML |
XCIII.
Ueber die Durchdringlichkeit der Metalle für
Quecksilber; von Hrn. J.
Nickles.
Aus den Comptes rendus, Januar 1853, Nr.
3.
Nickles, über die Durchdringlichkeit der Metalle für
Quecksilber.
In Silliman
's american Journal of Science 1852, Vol. XIII, p. 305) hat Hr.
Horsford Versuche über die Wirkung des Quecksilbers
auf gewisse Metalle veröffentlicht, welche sich den Untersuchungen Daniell's und Henry's
anschließen. Letztere haben die merkwürdige Thatsache nachgewiesen, daß wenn man
einen Blei- oder Zinnstab heberförmig biegt und den kürzern Schenkel in
Quecksilber taucht, dieses in den Stab eindringt, ihn in einiger Zeit durchkriecht
und endlich am Ende des langen Schenkels austropft wie aus einem Heber.
Hr. Horsford untersuchte, wie lange das Quecksilber
braucht, um eine gewisse Strecke des Metalls zu durchsickern, und dehnte seine
Versuche auf Zinn, Zink, Cadmium, Blei, Silber, Gold, Platin, Palladium, Eisen,
Kupfer und Messing aus.
Die fünf ersteren fand er durchdringlich; aber Eisen, Platin, Palladium, Kupfer und
Messing bei gewöhnlichen Temperaturen und Drucken undurchdringlich.
Die negativen Resultate, welche Hr. Horsford beim Kupfer
und Messing erhielt, sind offenbar seinem Verfahren zuzuschreiben; denn ich habe vor
einiger Zeit das gerade Gegentheil beobachtet.
Ich bediente mich damals einer Bunsen'schen Batterie mit
Zink nach außen; die Verbindungsbügel aus Kupferblech waren an das Zink genietet,
und wenn letzteres amalgamirt war, so trat der Fall oft ein, daß das Quecksilber in
die Bügel eindrang; nach einiger Zeit wurden dieselben brüchig und offenbar war der
angegriffene Theil kein Kupfer mehr, sondern ein Amalgam desselben.
Diese Beobachtung veranlaßte mich, Versuche mit andern Metallen anzustellen, welche
das allgemeine Resultat lieferten, daß diejenigen Metalle, welche vom Quecksilber
benäßt werden, auch durchdringlich für dasselbe sind und sie diese Eigenschaft auch
auf Legirungen übertragen, die eine gewisse Menge des durchdringlichen Metalls
enthalten.
Die einfachen Metalle, mit welchen ich Versuche anstellte, sind: Zink, Eisen, Nickel,
Cadmium, Zinn, Kupfer, Blei, Antimon, Silber, Gold und Platin. Das Verfahren,
welches ich anwandte, war durch die Thatsache selbst, welche diese Untersuchung
veranlaßte, vorgeschrieben. Mittelst eines Grabstichels machte ich auf der
betreffenden Platte eine Furche und brachte etwas Quecksilber in dieselbe. Um die
Amalgamation zu beschleunigen, benetzte ich die Furche zuvor mit einem Tropfen mit
Salzsäure angesäuerten Quecksilberchlorids. Auf diese Weise wurde die Oberfläche des
Metalls augenblicklich amalgamirt und konnte sogleich soviel Quecksilber aufnehmen,
als zu der von mir beabsichtigten Wirkung erforderlich war.
Eine Zinkplatte von 1 Millimeter Dicke zerfällt hierbei nach einer Minute im Sinne
der Furche in zwei Stücke. Eine dickere Platte erfordert dazu etwas längere Zeit und
eine größere Furche, um sich zu zertheilen. Bei 6 Millimeter Dicke gebrauchte die
Platte ungefähr 10 Minuten, war aber immer scharf von der Furche durchschnitten.
Nach dem Zink kommen Cadmium und Zinn, dann Blei, Silber, Gold und endlich Kupfer;
alle diese Metalle amalgamiren sich, lassen das Quecksilber nach kürzerer oder
längerer Zeit eindringen und werden dadurch spröde.
Beim Eisen, Nickel, Antimon und Platin fielen die Resultate negativ aus; die
Legirungen aber, wie Bronze und Messing, zeigten die Erscheinung in hohem Grade.
Wenn man ein Messingblech amalgamirt, so kann man dasselbe nach einigen Minuten
durch den Druck des Daumens und des Zeigefingers in Stücke zerbrechen.
Eine Legirung aus gleichen Theilen Antimon und Zinn scheint nicht für Quecksilber
durchdringlich zu seyn; aber die sehr elastische Chaudet'sche Legirung (3–4 Procent Antimon, 96–97 Proc. Zinn)
amalgamirt sich augenblicklich und wird so leicht zerschnitten.
Man sieht also, daß wenn die Durchdringlichkeit des Kupfers und Messings bei dem Horsford'schen Verfahren, welches auf der Capillarität
beruht, nicht hervortritt, sie nachgewiesen werden kann, wenn man einen umgekehrten
Weg einschlägt, d.h. eine Infiltration veranlaßt.