Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. , S. 152 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber galvanoplastische Vervielfältigung gravirter
Kupferplatten.
Hr. Hulot bemerkte, als er eine auf galvanoplastischem
Wege von ihm dargestellte Copie einer mit dem Grabstichel gestochenen Kupferplatte
der franz. Akademie der Wissenschaften übergab, daß die galvanoplastischen
Verfahrungsarten jetzt auf einen solchen Grad von Vollkommenheit gebracht sind, daß
sie eine praktische Kunst bilden; weil man einerseits mit Sicherheit eine große
Anzahl mit der Originalplatte übereinstimmender Copien erhalten kann, und
andererseits nicht mehr zu befürchten hat, daß diese Originalplatte durch die
Operationen, mittelst welcher man die Relief-Copie erzielt, verdorben werden
könnte.
Hr. Hulot machte bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam,
daß man sich in der galvanoplastischen Praxis hüten muß einen Rath zu befolgen,
welcher oft gegeben wurde, nämlich die gravirte Platte vor ihrem Eintauchen in das
elektrochemische Bad mit Wachs oder einer fetten Substanz zu überziehen. Diese
Vorsichtsmaßregel, welche die Adhärenz nicht verhindert, wenn die Operation übrigens
schlecht geleitet wird, hat nothwendig zur Folge, die ersten metallischen Schichten,
welche für die Dauer der Platte die wichtigsten sind, weniger cohärent zu machen,
und beim Abziehen Bilder zu liefern, welche die Unvollkommenheit des Verfahrens
bezeugen. (Comptes rendus, Decbr. 1852, Nr. 24.)
Ueber zwei Abänderungen der Bunsen'schen Säule, wovon die eine die innere
Leitfähigkeit, und die andere die Spannung vergrößert; von HHrn. Liais und Fleury.
Wenn man die Scheidewand bei einer Bunsen'schen Säule
wegläßt, deren Kohle porös ist und mit Salpetersäure getränkt erhalten wird, so
vergrößert man die innere Leitfähigkeit der Säule fünfmal; dieß entspricht nach den
Gesetzen der elektrischen Ströme einer gleichen Vergrößerung der Oberfläche, ohne
daß jedoch, wie im letztern Fall, die Kosten größer werden. Den Beweis für diese
Thatsache liefert folgender Versuch: ein so abgeändertes Element befähigte einen
Elektromagneten 58 Kilogr. zu tragen; damit er durch Vergrößerung der Oberfläche der
alten Säule dasselbe Gewicht trug, mußte man 5 Bunsen'sche Elemente an ihren ähnlichen Polen vereinigen, so daß 1 Element von
fünffacher Oberfläche entstand.
Um die poröse Kohle mit Salpetersäure getränkt zu erhalten, haben wir folgende
Anordnung getroffen: ein Glascylinder umgibt den Kohlencylinder, so daß eine
ringförmige Höhlung bleibt, welche mit Salpetersäure gefüllt wird. Die zwei Cylinder
werden an ihrem untern Theil mit Thon verkittet. In dem Falle wo sich die Kohle im
Innern des Zinks befände, würde es hinreichen in dieser Kohle eine Höhlung
anzubringen.
Wenn man in die vorhergehende Säule mit Kohle welche mit Salpetersäure getränkt ist,
neuerdings eine Scheidewand einführt, und an der Seite der Kohle mit concentrirter
Schwefelsäure, an der Seite des Zinks mit verdünnter Säure ladet, wie gewöhnlich, so
ist die Leitfähigkeit der Säule fast dieselbe wie bei der Bunsen'schen Säule, aber die Spannung ist fast verdoppelt.
Wenn man, anstatt mittelst einer einzigen Scheidewand die concentrirte Schwefelsäure
direct auf die Säure von 12 Graden wirken zu lassen, mehrere Scheidewände anbringt,
so daß man die concentrirte Säure auf eine Säure von geringerem Grad wirken läßt,
letztere wieder auf eine etwas verdünntere Säure, und so fort bis zur Säure von 12° B., in
welche das Zink taucht, so findet man eine beträchtliche Zunahme der Spannung, die
wir aber noch nicht genau gemessen haben. Ein Element dieser letzteren Säule verhält
sich also wie eine Bunsen'sche Säule von mehreren
Elementen derselben Oberfläche, und sie kostet viel weniger. (Comptes rendus, Novbr. 1852, Nr. 22.)
Ueber die Aufbewahrung der zum Druck bestimmten gravirten
Kupferplatten.
Kupferplatten, welche man mit Potasche- oder Kalilauge bestreicht, laufen
bekanntlich bald grün an, von sich bildendem Kupferoxydhydrat oder kohlensaurem
Kupferoxyd. Dieß ist eine von Kupferdruckern sehr zu beachtende Thatsache. Der
Grund, weßhalb die Kupferplatten so leicht stumpf werden, liegt mit in der Anwendung
von Lauge, welcher sich die Kupferdrucker zum Reinigen der Kupferplatten bedienen.
Bleibt unvorsichtiger Weise etwas auf der Platte, so reicht die Dauer einer einzigen
Nacht hin den Stich auf der Platte zu verderben. Eben so nachtheilig wie
Laugensalze, wirkt Oel auf das Kupfer. Wenn man Eisen
durch Bestreichen mit Oel vor dem Rosten bewahren kann,
so wird dagegen das Rosten des Kupfers dadurch befördert, und das sich bildende Kupferoxyd gibt mit dem
Oel eine grüne Auflösung. Hierin liegt der Hauptgrund, daß Kupferplatten, die beim
Abdrucken immerwährend mit frischer Oelfarbe in Berührung kommen, sich so schnell
abnutzen und stumpfe Abdrücke geben, indeß Stahlplatten
unendlich viele Abdrücke mit der ursprünglichen Schärfe liefern. Man muß daher
Kupferplatten, die man nach dem Gebrauche aufbewahren will, sehr sorgfältig vom Oel
durch Abwaschen mit Lauge reinigen, sie dann gut mit Wasser abspülen und endlich mit
einer Auflösung von arabischem Gummi überziehen. (Polytechn. Notizblatt, 1853, Nr.
2.)
Lover's Heber.
Hr. William Lover, Chirurg und Lehrer der Physik in
Dublin, hat ein sinnreiches Mittel angegeben, um einen Heber zu füllen, welches der
gewöhnlichen Methode, die Flüssigkeit anzusaugen oder ihn vorher mit Flüssigkeit zu
füllen, vorzuziehen ist. Es besteht darin, den längeren Schenkel des Hebers mit
einem elastischen Beutel zu verbinden, welcher ein wenig über dem Ende frei mit
diesem Schenkel communicirt. Will man den Heber anwenden, so treibt man die Luft aus
dem Beutel, indem man ihn mit einer Hand zusammendrückt, und verschließt das Ende
der Röhre in seiner Nähe mit dem Finger der andern Hand, wenn es nicht mit einem
Hahn versehen ist. Taucht man nun den kürzeren Schenkel des Hebers in die
abzuziehende Flüssigkeit, und überläßt den Beutel sich selbst, ohne den Finger vom
Ende der Röhre zu entfernen, so entsteht in der Röhre ein luftverdünnter Raum, daher
die Flüssigkeit über die Biegung der Röhre steigt und den längeren Schenkel füllt.
Man braucht dann bloß den Finger zu entfernen, oder den Hahn zu öffnen, um den Heber
in Thätigkeit zu setzen. (Mechanics Magazine, 1852, Nr.
1533.)
Ueber die Entfernung des Zinns von verzinnten
Kupfergefäßen.
Gleich wie das metallische Eisen, zerlegt auch Zinn die in
Wasser gelösten Kupfersalze; es wird Zinn aufgelöst und Kupfer ausgeschieden. Dieß
Verhalten kann nützlich werden. Es können Fälle vorkommen, wo es wünschenswerth ist,
ein verzinntes kupfernes Geschirr und dergleichen vom Zinn zu befreien. Durch
Eintauchen in siedende
Kupfervitriollösung geschieht es, das Zinn verschwindet, und man hat eine reine
blanke Kupferfläche. Altes Kupfer wird schlechter bezahlt, wenn es verzinnt ist,
weil es beim Einschmelzen unreines Kupfer gibt. Hier ist also ein Mittel, es vorher
zu reinigen. (Polytechn. Notizblatt, 1853, Nr. 2.)
Verfahren um das Fluor zu entdecken, wenn es von einer großen
Menge Kieselerde begleitet ist; von G. Wilson.
Dieses Verfahren gründet sich auf die Erzeugung von Fluorsilicium, und die
Leichtigkeit, womit sich dieser Körper in Berührung mit Wasser zersetzt. Man
pulverisirt die zu analysirende Substanz und behandelt sie in einem gläsernen Gefäß
mit einem Ueberschuß von Schwefelsäure. Wenn diese Substanz kohlensaure Salze oder
Chloride enthält, wartet man bis das Aufbrausen aufhört, erhitzt dann und leitet das
sich bildende kieselflußsaure Gas in ein Gesäß welches Wasser enthält. Die erhaltene
Flüssigkeit enthält Kieselerde in gallertartigen Flocken; man übersättigt sie mit
Ammoniak und dampft sie zur Trockne ab. Während des Abdampfens zersetzt sich das
Fluorsilicium-Ammonium, indem es als Rückstand unauflösliche Kieselerde und
Fluorammonium hinterläßt. Die Auflösung wird neuerdings zur Trockne abgedampft und
mit Schwefelsäure in einem Platintiegel behandelt, welchen man mit einer Glasscheibe
bedeckt, die mit Wachs überzogen und gravirt ist. Es entbindet sich
Fluorwasserstoffsäure, welche das Glas angreift.
Nach diesem Verfahren kann man das Fluor auch in Substanzen entdecken, welche keine
Kieselerde enthalten; man braucht in diesem Falle nur Kieselerde oder gepulvertes
Glas zuzusetzen. – Mittelst dieser Methode hat Hr. Wilson das Fluor im Granit von Peterland und Aberdeen, sowie in der Asche
von Gerstenstroh, Heu, Holzkohlen und Steinkohlen entdeckt. (Journal de Pharmacie, December 1852, S. 451.)
Die Holzgasbeleuchtung in Heilbronn.
Die alte Reichsstadt Heilbronn ist die erste deutsche Stadt, welche mit Holzgas
beleuchtet ist. Bei der Neuheit dieser Beleuchtungsmethode wird es für einen größern
Leserkreis von Interesse seyn zu hören, ob das Holzgas sich hier als brauchbar
bewährt hat. Es ist natürlich, daß jede neue Erfindung mit Mißtrauen, zuweilen mit
Widerstreben aufgenommen wird; es ist nothwendig, daß es mit Vorsicht geschieht.
Aengstliche Gemüther, oder solche die eine Beeinträchtigung von Privat- und
allgemeinen Interessen durch Einführung des Holzgases fürchten, haben manche
Behauptungen vorgebracht, die zum Theil schon früher (polytechn. Journal Bd. CXXI S. 141), und besonders auch durch
die fast zweijährige Praxis des Münchner Bahnhofs widerlegt sind. Namentlich ist
wiederholt behauptet, das Holzgas lasse sich ohne Verlust in seiner Leuchtkraft
nicht leiten. Diese Behauptung, die jeder Sachverständige schon von vornherein als
eine grundlose bezeichnen konnte, die jedoch bei Laien Eindruck machte, ist nun in
Heilbronn thatsächlich widerlegt, da nicht nur die Stadt, sondern auch der vor der
Stadt liegende Bahnhof mit Holzgas beleuchtet sind.
Die Holzgas-Fabrication ist dort von Gustav Schäuffelen, dem thätigen Chef der bekannten großen Papierfabrik gleichen
Namens, eingerichtet, seit dem 1. December im Gange, und die Stadt seit dieser Zeit
mit Holzgas beleuchtet. In den ersten Tagen zeigte sich eine große Bestürzung auf
der einen Seite, ein Zufriedenseyn daß der Erfolg der vorausgesagte sey, auf der
andern, denn siehe da! das Gas leuchtete schlecht. Bei näherer Untersuchung zeigte
sich nun sogleich, daß die Ursache in den Reinigern liege, die nicht sorgfältig
genug gearbeitet waren, und in denen das Gas, statt mühsam sich durch die Kalkmilch
durchzuzwängen, ohne allen Widerstand nur über die Kalkmilch hinstrich, daher
ungereinigt und mit einem Gehalt von 20 Proc. Kohlensäure in den Gasometer gelangte.
Durch Ausbesserung und
Vermehrung der Reinigungsapparate ist es jedoch gelungen die Kohlensäure zu
entfernen und ein Leuchtgas zu erhalten, welches dem Leuchtgas aus den besten Saarer
Steinkohlen jedenfalls gleichsteht. Dieses Resultat ergibt sich aus einer Reihe von
Versuchen, welche am 7. und 8. Januar in Heilbronn angestellt wurden. Die Versuche
wurden auf Anordnung des Magistrats von Ulm vorgenommen, und zwar in Gegenwart einer
gemeinschaftlichen Commission des Stadtraths und Bürgerausschusses von Ulm; der
Unterzeichnete, von dem Magistrat mit diesen Versuchen beauftragt, stellte sie in
Gemeinschaft mit den zwei sachverständigen Mitgliedern der Ulmer Commission, Rector
Dr. Nagel und Apotheker
Dr. Leube von dort, an.
In Auftrag des Gasfabrikanten Schäuffelen nahm Professor
Dr. Pettenkofer von
München, der Erfinder des Holzgases, an diesen Versuchen Theil.
Zuerst ward die Kohlensäure im Leuchtgas bestimmt; das Gas, wie es gerade aus der
Reinigungsmaschine kam, war ganz frei von Kohlensäure, das Leuchtgas im nahezu
gefüllten Gasometer enthielt 2,6 Proc. Kohlensäure. Bei Bestimmung der Lichtstärke
wurde der Verbrauch an Gas wie gewöhnlich durch einen Compteur bestimmt, der in der
Minute den Verbrauch pro Stunde angibt. Die Intensität des Lichts wurde mittelst
eines Bunsen'schen Photometers abgelesen; als Einheit diente eine Wachskerze, deren
4 auf 1 Pfund gehen, wie sie auch in Stuttgart als Norm gebraucht wird. Bei unsern
Versuchen wurde möglichst dafür gesorgt, daß die Höhe der Flamme immer 2 Zoll
württemb. (57 Millimeter oder etwas mehr als 25 Lin. rhein.) betrug, und der Docht
wurde stets von gleicher Höhe gehalten, und darauf geachtet, daß kein Luftzug die
Flamme bewegte.
Die Kerze befand sich an einem, das Gaslicht am andern Ende einer 9 Fuß langen
Meßstange. Unter den erwähnten Vorsichtsmaßregeln wurden bei den gleichen Flammen
bei wiederholten Versuchen immer dieselben Resultate erhalten.
Das Ergebniß der Versuche selbst mit verschiedenen Brennern und bei verschiedenem
Gasverbrauch ist nun folgendes:
Textabbildung Bd. 127, S. 155
Bezeichnung der Brenner;
Gasverbrauch pr. Stunde; Lichtstärke bei verschiedenen Versuchen; Mittel;
Heilbronner Brenner (Schlitzbrenner) Nr. 1; Straßenbr. (Fledermaus); Franks. Br.
mit zwei. Nr. 1 gegeneinand. unter 45° Nr. 2 geneigten Oeffnungen Nr. 3
Dumas Argand'scher Brenner mit kurzem Glascylinder; Derselbe Brenner mit hohem
Glascylinder; 3 Kubikf. engl. M.
Die vorstehenden Resultate wurden bei Versuchen in der Gasfabrik selbst erhalten. Es
wurden dann noch weitere ähnliche Versuche im Bahnhof, als dem von der Gasfabrik
entferntesten Punkt, angestellt. Wir waren genöthigt, da die Brenner zu hoch
angebracht waren, das Gas aus einem von diesen durch ein längeres Kautschukrohr in
den auf dem Tisch stehenden Compteur zu leiten; dadurch war der Druck so verringert,
daß er nur für Flammen von einer Consumtion unter 3 1/2 Kubikfuß hinreichend
war.
Bei Anwendung kleinerer Brenner waren die Resultate:
Die Frankfurter Brenner Nr. 1 und Nr. 2 gaben bei 2,3 Kubikfuß Gas 5,4 und 6,0
Lichtstärke; bei 3,3 Kubikfuß Gas 8,0–7,1–8,0–6,4 Lichtstärke,
also Zahlen, die von den in der Gasfabrik erhaltenen nicht mehr differiren als diese
unter einander auch; somit war durch Messung dargethan, was auch mit freiem Auge
bereits zuvor wahrgenommen werden konnte, daß das Holzgas am Ende der Röhrenleitung so hell brennt wie
unmittelbar in der Nähe des Gasometers. Aus dieser Reihe von Versuchen ergibt sich
unzweifelhaft, daß das Holzgas ein hinreichend helles Licht gibt, daß der
Gasverbrauch im Verhältniß zur Lichtstärke nicht zu groß ist, und daß seine
Lichtstärke durch die Leitung in entfernte Theile nicht abnimmt. Daß die Lichtstärke
genügend sey, ergibt sich aus dem Vergleich mit Steinkohlengas, dessen Lichtstärke
bei 4 1/2 Kubikfuß Gasverbrauch per Stunde von guten
Saarer Kohlen meistens zu etwa 12 bis 14 Kerzen angegeben wird; Frankland fand bei 5 Kubikfuß Gas bester
Newcastle-Kohle 14,5 Wallrathkerzen, dieses Kohlengas steht aber dem Saarer
Kohlengas weit vor. Nach dem Vertrag der Gasbeleuchtungs-Gesellschaft in
Stuttgart, Heilbronn und wahrscheinlich in vielen andern Städten soll in den
Straßenlaternen das Gas bei 4 1/2 Kubikfuß Verbrauch wenigstens die Helligkeit von 7
Wachskerzen haben; wir fanden nach dem obigen bei etwas weniger als 4 1/2 Kubikfuß
Holzgas 13 1/5 Kerzen, also fast das Doppelte. Bei 5 Kubikfuß gab ein Straßenbrenner
16, und der Argand'sche Brenner nach Dumas 24 Kerzen. Nach den Messungen die über
das Steinkohlengas zu München angestellt worden sind, früher von Ohm, Schafhäutl und Alexander,
in neuester Zeit wieder von Steinheil (einigen dieser
Messungen wohnte Liebig bei), ebenso von Rector Dr. Nagel von Ulm, schwankt
dessen Helligkeit bei 4 1/2 Kubikfuß Consumo zwischen 8 und 10 Stearinkerzen, von
denen 6 Stück 1 Pfund wiegen.
Was den Verbrauch von Gas betrifft, so muß dieser immer größer seyn sobald die
Helligkeit größer seyn soll; daß die Consumtion an Holzgas nicht zu groß ist, daß
sie namentlich nicht größer ist als bei Steinkohlengas, ergibt sich aus den
angeführten Zahlenresultaten. Ich will noch anführen, daß im Gasthof zum Falken 9
Flammen in Speisesaal, Küche und Diele 30 Kubikfuß Holzgas per Stunde consumirten, gewiß nicht zu viel, indem sich für Stunde und
Flamme nur 3 1/3 Kubikfuß ergeben. Es geht weiter aus der obigen Tabelle hervor, daß
ein jeder sich für seinen Bedarf seinen Brenner selbst wählen muß, „eines
schickt sich nicht für alle.“ Wer eine große Flamme braucht, in
Gasthöfen, Magazinen u.s.w., muß einen andern Brenner haben, als wer eine kleine
Flamme haben und möglichst wenig Gas verbrauchen will.
Ueberhaupt ist zu bemerken: wer nur auf die absolute Wohlfeilheit sieht und die
Lichtstärke gar nicht in Anschlag bringt, der wird Gaslicht bei uns in Deutschland
noch immer theurer finden als eine gewöhnliche Talgkerze. Weiter ist wohl zu
beachten, daß nicht alle einzelnen Brenner derselben Art ganz gleich sind, einer mag
etwas besser brennen als ein zweiter; ein großer Unterschied wird hier jedoch nicht
seyn. Für kleineren Verbrauch eignen sich besonders die Fischschwanzbrenner, welche
zwei unter 45° gegeneinander geneigte Löcher haben. Für größere Flammen sind
jedenfalls die Argand'schen Brenner die vortheilhaftesten, die aber nur mit Cylinder
gebrannt werden können. Bei jedem Brenner ist darauf zu sehen, daß der Hahn nicht zu
weit geöffnet sey, damit nicht mehr Gas ausströmt als vollständig verbrennt, sonst
kann man allerdings den Gasverbrauch bedeutend steigern, und dabei an Licht merkbar
verlieren. Auf dem Bahnhof zu Heilbronn wird jetzt nur 2/5 des Gases verbraucht,
seitdem der Haupthahn nicht ganz zur Hälfte geöffnet wird, und die Flammen brennen
seit der Zeit ruhiger und schöner als anfangs, wo der volle Druck der Röhrenleitung
auf der Mündung der Brenner lastete. Es wäre aber unbillig dem Gas und dem
Fabrikanten einen Vorwurf zu machen, wenn unnöthigerweise der Gasverbrauch sich
steigert; es fällt niemanden ein, den Kerzenfabrikanten zu beschuldigen, daß seine
Kerze im Luftzug abfließt, oder daß sie ungeputzt dunkel brennt.
Nach diesen Ergebnissen unserer Versuche sind wir der Ansicht, daß die
Holzgasbeleuchtung in keiner Beziehung der Steinkohlengas-Beleuchtung
nachsteht, sowohl was die Fabrication selbst als was die Güte des Gases betrifft.
Die Commission des Ulmer Magistrats zeigte sich höchst befriedigt, und wir fanden
auch in Heilbronn vielfach vollständige Anerkennung der Holzgasbeleuchtung,
namentlich sprach sich die Bahnhof-Inspection sowohl in Bezug auf Lichtstärke
wie auf den Gasverbrauch durchaus befriedigt aus. Daß es im Anfang bei Einführung
der Beleuchtung in Heilbronn einige Schwierigkeiten zu überwinden gab, ist gar keine
Frage; diese Anstände hat die Energie des Hrn. Schäuffelen, unterstützt von Hrn. Rudörfer,
sehr rasch überwunden. Nach diesen Thatsachen ist es unzweifelhaft, daß bald viele
deutsche Städte Holzgasbeleuchtung einführen werden, da Holz in manchen Gegenden unseres Vaterlandes
ungleich wohlfeiler als Steinkohlen ist, und da Holzkohlen und Holztheer, die
Nebenproducte des Holzgases, jedenfalls werthvoller und unentbehrlicher sind als
Kohks und Steinkohlentheer. Daß bereits in Heilbronn von dem Gasfabrikanten das
Holzgas dem Steinkohlengase vorgezogen wird, ist gewiß ein empfehlendes Zeugniß für
die ökonomische Tragweite des Holzgases. Ueberdieß ist noch wesentlich, daß das
Holzgas absolut schwefelfreischwefelsrei ist, was beim Steinkohlengas wohl nicht ganz zu erreichen ist, wenigstens
ist man hier nie sicher. Daß übrigens das Holzgas geruchlos sey, daß daher die
Gefahr darin zu ersticken größer sey als bei Steinkohlengas, ist eine unrichtige
Angabe; das Holzgas riecht jedenfalls anders als angenehm, und nicht schwach; es hat
allerdings nicht den Geruch des Steinkohlengases, aber dieser Geruch des letztern
wird wohl wenig dazu beitragen einen Schlafenden zu wecken, und die Gefahr in
Steinkohlengas zu ersticken, ist wohl eben so groß wie beim Holzgas; das beweist der
Umstand, daß in England wiederholt schon Erstickungen in Steinkohlengas vorgekommen
sind, wenn man hier nicht annehmen will, daß die Engländer weniger empfindliche
Nasen haben.
Wer bedenkt, wie viel Holzgas in unsern Wäldern bei der Meilerverkohlung verloren
geht, kann nicht zweifeln, daß die Holzgasbeleuchtung für viele Gegenden eine
wichtige Zukunft hat.
Einen Theil der Holzkohlen, welche jetzt von unsern Köhlern im Walde gebrannt werden,
machen wir später in unsern Gasfabriken; und sowie fast jedes Städtchen Englands von
4000 oder mehr Einwohnern jetzt mit Gas beleuchtet ist, so werden wir durch das
Holzgas auch allgemeine Gasbeleuchtung haben, wenn auch vielleicht erst in 40 oder
50 Jahren, alles Neue bricht sich mit Recht nur langsam Bahn. Daß das Holzgas sich
so gut wie Steinkohlengas zur Beleuchtung von Städten eignet, beweist mm das
Beispiel von Heilbronn; ob ein oder das andere Gas vorzuziehen sey, hängt allein von
Nebenrücksichten, zunächst auch vom Preis der Rohmaterialien ab. Für manche
Gegenden, z.B. Norddeutschlands, wird es wichtig seyn, Torf als Material zur
Gaserzeugung zu verwenden, und es ist nicht zu bezweifeln, daß das Torfgas so
brauchbar seyn wird wie das Holzgas, jedoch fehlen darüber, so viel bekannt, noch
nähere Versuche.
Stuttgart, 12. Januar 1853.
Dr. H. Fehling.
(Aus der Beilage zu Nr. 25 der Allgem. Zeitung.)
Zubereitung eines stets weich bleibenden Thons für Bossirer;
von Hrn. Barreswil.
Um den Thon so zuzubereiten, daß er nicht austrocknet und daher der Bossirer seine
Arbeit auf sehr lange Zeit verlassen kann, ohne zum Bespritzen, feuchten Tüchern
etc. seine Zuflucht zu nehmen, knete ich den Thon mit einer concentrirten Auflösung
von Glycerin an, was den Erfolg hat, daß er immer weich
bleibt. (Journal de Pharmacie, Decbr. 1852, S. 444.)
Man gewinnt das Glycerin (Oelsüß) bekanntlich bei der Bereitung der Bleipflaster als
Nebenproduct; es findet sich nämlich dann in dem zugesetzten Wasser gelöst und wird,
nachdem daraus das Bleioxyd durch Schwefelwasserstoff ausgefällt worden, durch
bloßes Abdampfen als ein zuckersüßer Syrup erhalten.
Die Papiermaché-Fabrication in Birmingham; von
Professor Dr. v. Volz in
Tübingen.
Die älteste Methode der Papiermaché-Fabrication, das eigentliche
Papiermaché, einen Teig in Formen zu drücken, wird in England nur noch für
die wohlfeileren Artikel angewendet, wie dieß überhaupt schon über ein Jahrhundert,
seitdem nämlich im Jahre
1740 Martin in Paris die geklebte Masse erfunden und
angewendet hatte, in dem Vaterlande des Artikels der Fall war. Diese geklebte Masse
ist allein im Stande, die Schärfe der Formen anzunehmen, welche für die Befriedigung
höherer Forderungen unerläßlich ist.
In der Fabrik von P. Moore und Comp. in Birmingham finden
wir folgenden Fabricationsgang. Die Masse wird durch einfaches Aufeinanderleimen von
einer Art feinerem, wenig geleimtem, grauem, nicht sehr festem Packpapier gebildet.
Das Bindemittel besteht aus Zusammengekoch von Leim und Stärke. Pressung findet
nicht statt, dagegen bei den großen Platten ein Zusammenstreichen, Glattstreichen,
mit einer Art kalten Plätteisens, einer Eisenplatte von etwa 0,001 Meter Dicke, mit
aufwärts gekrümmtem Griff. Um Röhren, Stuhlfüße mit Kröpfung etc. zu bilden, werden
hölzerne Formen, oder vielmehr Dorne, gedreht, das Papier nach einer geeigneten
Schablone geschnitten, die erste Schichte um den Kern gelegt, die folgende darüber
geleimt, dabei aber jede Lage sorgfältig glatt gestrichen. Die Form oder der Dorn
ist von gut ausgedörrtem Holz: man erhält den erforderlichen Vorrath an solchem,
indem man den oberen Theil der Masse-Trockenöfen immer mit Holz belegt.
– Die Masse, welche plattenförmig gegen 0,025 Meter dick wird, kommt nun in
den Trockenofen; die geformten Gegenstände bleiben im Ofen auf ihren Dornen. Die
Trockenöfen sind parallelepipedische Steinkasten mit die Vorderseite einnehmenden,
eisernen Doppelthüren, und unterer Plattenfeuerung; sie sind mit eisernen
horizontalen Stangen durchzogen, auf welche längliche, in Form von Kettengliedern
gebildete Unterlagsringe kommen, die bestimmt sind, die geformten Gegenstände
aufzunehmen, während die ungeformten Massenstücke auf besondere Trockenplatten
gelegt werden. Nach der Trocknung, welche in zwölf Stunden beendiget wird, ist die
Masse wie das härteste Holz, und nun geeignet, allen Operationen, welche zur Formung
dieses Stoffes angewendet werden, mit noch vollkommenerem Erfolge unterworfen werden
zu können, da hier eine Gleichartigkeit des Materiales erlangt ist, wie sie niemals
ein Holz darbieten kann. Die Hohlkörper werden nach ihrer Trocknung auf ihren Dornen
auf der Drehbank abgedreht; um sie aber von dem Dorn zu nehmen, werden sie, wenn
erforderlich, auf der Drehbank in Theile, oder auch wohl longitudinal in zwei
symmetrische Hälften geschnitten, dann wiederum zusammengeleimt, abermals getrocknet
und letztlich abgedreht. Die Masse erhält durch die gewöhnlichen Mittel den Schliff.
Sie wird zuerst gebimst, geschmirgelt, dann lackirt und mit den gehörigen
Decorationen versehen. Perlmutter und Malerei spielt dabei die Hauptrolle. Die
Perlmutter trifft man auf dem Continent selten in der gehörigen Schönheit; die
besten in England verarbeiteten Sorten kommen von den Sulainseln, sodann aus dem
persischen Meerbusen.
Um die Perlmutter anzuwenden, schneidet man dieselbe, nachdem sie im Wasser erweicht
wurde, von freier Hand in die rohe Form, welche das Bild einnehmen soll, so zwar,
daß das Stück jeden Falles größer bleibt, als die Theile, welche als Perlmutter
erscheinen, und welchen dieser Stoff als Grundlage lichter Malerei, oder als
schimmernde Unterlage dienen soll.Das patentirte Verfahren von Jennens und Bettridge, Perlmutterstücke für eingelegte Arbeit
anzufertigen, besteht darin, daß die einzulegenden Stückchen ihre Form nicht
durch die Säge, sondern durch Abätzung der hinwegzunehmenden Theile
erhalten. Die Form, welche man wünscht, wird mit einer den Säuren
widerstehenden Deckung auf Perlmutterblättchen gemalt und das außer ihr
Liegende durch Säuren abgeätzt. Diese Stücke werden hierauf vollkommen eben und glatt gerieben. Sodann
werden sie in den, in Honigsubstanz befindlichen Grundlack des Arbeitsstückes an die
gehörige Stelle eingedrückt, hierauf in den Lacktrockenofen gebracht, nach der
Trocknung nochmals mit Grundlack ganz überstrichen, so daß man die Perlmutterauflage
nur noch als Unebenheiten und ohne alle unterscheidende Farbe erblickt, wiederum
getrocknet, und nun wird Alles abgeschliffen und abpolirt, so daß durch Hinwegnahme
des Lackes die Perlmutter wiederum, und zwar genau in der Ebene des Lackes, zum
Vorschein kommt. Jetzt beginnt die Malerei mit den schönsten Lacken und die
Vergoldung. Die Schönheit der letzteren hat besonders die Aufmerksamkeit deutscher
Techniker auf sich gezogen, und den Wunsch erregt, das hierbei beobachtete Verfahren
kennen zu lernen; es ist sehr einfach und zweckmäßig. Um Ränder zu vergolden, und
namentlich um vergoldete Zeichnungen aufzutragen, wird zuerst der ganze zu
decorirende Theil, wenn der Lack noch nicht ganz trocken ist, so daß er gerade den
Goldschaum gut aufnimmt, mit letzterem überzogen, nämlich mit dem Vergolderpinsel
mit Eiweiß der Schaum ergriffen und aufgelegt, sodann werden die Zeichnungen mit
einem rothen Deckfirniß – einem Copalfirniß – von der gehörigen Dicke,
welcher dem Wasser, nicht aber dem Terpenthinöl widersteht, aufgetragen, und hierauf
ehe der Firniß so getrocknet ist, daß er zu viel widersteht, und doch so trocken,
daß er nicht durch einfaches Wischen hinweggenommen wird, das Ganze mit einem in
Wasser getauchten Läppchen abgewaschen. Der nicht gedeckte Goldschaum geht dadurch
ab, die gedeckten Stellen bleiben roth. Es kommt nun der Terpenthin darauf, der
Deckfirniß weicht und die Goldzeichnung tritt hervor.
Bei dem weitläufigen und mühsamen Proceß der Bereitung dieser Masse können nur
besondere Vorzüge sie im Gebrauche erhalten; sie sind: große Leichtigkeit, ungemeine
Bearbeitungsfähigkeit, besonders aber eine Dauer im Trocknen, welche diejenige des
Holzes weit übertreffen muß, und wobei die Dauer der Form, das Stehen derselben, das Sichnichtwerfen, große
Aufmerksamkeit für den Modellbau sowohl, wie für das Fach
der Meßinstrumente, verdient. (Tübinger staatswiss.
Zeitschrift.)
Verfahren die für botanische Sammlungen bestimmten Schwämme zu
conserviren.
Um solchen Schwämmen nicht nur ihre Form, sondern auch ihre innere Textur so
vollständig zu bewahren, daß sie später zu organographischen Untersuchungen dienen
können, braucht man sie nach Hrn. Maurin nur einmal oder
zweimal in Collodion einzuweichen, oder in eine Auflösung von Gutta-percha in
Chloroform. Sie erlangen dadurch eine solche Consistenz, daß man sie weit
transportiren kann. Wenn man ihre Textur untersuchen will, beseitigt man den
Ueberzug durch ein Waschen in Aether oder Chloroform. (Comptes rendus, Decbr. 1852, Nr. 24.)
Einige Bemerkungen über Hrn. C. Schneitler's „Instrumente und
Werkzeuge der höheren und niederen Meßkunst“; von Professor C. M. Bauernfeind in München.
Hr. C. Schneitler in Berlin hat mir die Ehre erwiesen, in
der vor Kurzem erschienenen zweiten Auflage des in der Ueberschrift genannten Buchs
mein „Prismenkreuz“ unter die
daselbst abgebildeten und beschriebenen Meßinstrumente aufzunehmen. Er hat sich
diese Aufnahme dadurch sehr erleichtert, daß er mit Einrechnung der Figuren mehr als
die Hälfte von meiner im Jahre 1851 bei J. Palm in
München erschienenen Abhandlung über die Theorie und den Gebrauch des Prismenkreuzes
in einer eigenthümlichen Weise wörtlich abschrieb, ohne etwas anderes als den Titel
meiner Schrift anzuführen. Diese Eigenthümlichkeit besteht darin, daß er meine
Abhandlung, ohne sie gelesen oder verstanden zu haben, in mehrere Stücke zerriß,
einige davon bei Seite warf und die übrigen verkehrt zusammenleimte. Es ist ihm
dadurch begegnet, daß er die Gebrauchsanweisung für ein in seinem Buche gar nicht
beschriebenes Instrument einem anderen von diesem verschiedenen Instrumente beigab,
zu dem sie „wie die Faust auf das Auge“ paßt.
Ich habe nämlich mein Prismenkreuz anfangs anders eingerichtet als später: die erste
Einrichtung ist mit einem Diopter versehen, die zweite nicht. Obwohl meine Broschüre
nur dieser späteren Construction gilt, so theile ich doch in ihr die ursprüngliche
Zusammensetzung mit und erläutere deren Gebrauch. Ich führe auch die Gründe an,
welche mich bestimmten, von der ersten Einrichtung abzugehen. Diese Gründe sind: der
einfachere Bau, welcher sich durch Weglassung des Diopters ergibt, und die
Beseitigung des Uebelstandes, an welchem alle mit Dioptern versehenen Meßinstrumente
leiden: daß nämlich der Objectiv faden und der anvisirte Gegenstand in Folge der
Einrichtung unserer Augen nicht gleichzeitig deutlich gesehen werden können, wodurch
nothwendig auch das Zielen ungenau wird. Nun führt sonderbarerweise Hr. C. Schneitler Seite 92 diese Gründe wörtlich an, und doch
spricht er S. 94 und 95 bei der Anwendung des zweiten Instruments, das gar kein
Diopter hat, wie man dieses Diopter zu richten habe und welche Bilder mit dem
Objectivfaden zusammenfallen müssen!
Hieraus geht klar hervor, daß er sich nicht einmal die Mühe gab, richtig zu lesen und abzuschreiben. Hätte er nur dieses
gethan – so würde ich zu seinem Verfahren schweigen, wie es wahrscheinlich
diejenigen thun werden, deren Arbeiten er zwar ohne ihren Namen, aber doch ohne
Verstümmelung wörtlich wieder gegeben hat. In dem vorliegenden Falle kann ich aber
die Entstellung meiner Arbeit um so weniger mit Stillschweigen übergehen, als mein
Instrumentchen, das erst seit zwei Jahren in die Welt trat, mit einem falschen
Reisepasse, wie ihn Hr. C. Schneitler unbefugt
ausstellte, in arge Verlegenheit kommen könnte.
Wenn ich vorhin behauptet habe, daß Hr. Schneitler die
Arbeiten Anderer wörtlich abgeschrieben habe, ohne sie zu nennen, so kann ich dieses
auch beweisen; ja es würde mir leicht den Beweis zu liefern, daß der bei weitem
größere Theil seiner Schrift Wort für Wort aus Büchern und Zeitschriften abgedruckt
ist. Ich will aber den vollständigen Nachweis so lange versparen, bis ihn der Hr.
Autor selbst verlangen wird, und dem geneigten Leser vorläufig nur eine Probe dieses
Beweises vorlegen.
Man erlaube mir, daß ich wieder mit meiner eigenen Arbeit beginne. In meinem bereits
angeführten Schriftchen über das Prismenkreuz erkläre und berechne ich auf S. 8 und
9 den Gang eines Lichtstrahls durch ein Glasprisma, wie es bei Meßinstrumenten
Anwendung findet. Diese Auseinandersetzung ist auf Seite 53 und 54 des Schneitler'schen Buches ohne meinen Namen wörtlich
abgedruckt, und nur das Brechungsverhältniß zwischen Luft und Glas ist von 1,5 auf
1,534 erhöht.
Hr. Professor Decher in Augsburg lieferte im polytechn.
Journal Bd. CXVI S. 29 einen Aufsatz über
den Reichenbach'schen Distanzmesser: das Schneitler'sche Buch enthält ihn (auf S. 58 bis 65) von
S. 30 bis 37 wortgetreu, ohne auch nur mit einer Sylbe weder des Verfassers noch des
Journals zu gedenken.
In ähnlicher Weise ist das ganze Buch zusammengesetzt; und wenn auch häufig
selbstständige Werke oder Zeitschriften genannt werden, so geschieht es doch immer
so, daß man auf die Vermuthung geführt wird, Hr. Schneitler habe, wie es sich gebührt hätte, nach Anleitung der
Originalarbeit seine eigene geliefert, während die aufgewendete Mühe doch nur darin
bestand, einige Theile des Originals wegzulassen und die übrigen mit oder ohne Sinn
und Zusammenhang wörtlich abzudrucken.