Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. , S. 461 |
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Miscellen.
Miscellen.
Das Schiff mit Ericsson's Warmluftmaschine.
Der oceanische Dampfer „Washington“ kam am 18. März im Hafen von
Bremen an; durch ihn erhielt man Nachricht über die
Fahrt des Schiffes „Ericsson“ nach Alexandria am Podomac,
welche gegen Sturm und hohe See ging, und für die neue Erfindung ein so günstiges
Zeugniß ablegte, daß der Marinesecretär zu Washington beim Congreß den Antrag auf
den Bau einer Kriegsfregatte ersten Rangs mit Ericsson-Maschinen stellen
ließ. Ein Commandeur von der amerikanischen Kriegsflotte, Joshua Sands, machte jene Fahrt im Auftrag der Regierung mit,
und erstattete über das Schiff mit dem neuen Motor einen durchaus
zufriedenstellenden Bericht.
In seinem Vaterlande Schweden hat sich Ericsson für seinen
Bruder, den Hydrotechniker Oberst Ericsson, seine
Warmluftmaschine patentiren lassen. (Allgemeine Zeitung.)
Die Weberei, Wollwaaren- und Linnen-Fabrication
auf der Londoner Industrie-Ausstellung; aus dem Berichte des Professors v.
Volz in Tübingen.
Die Weberei hatte den Jacquard mehrfach in das Auge
gefaßt; allein von wahrhaft praktischer Bedeutung dürfte nur der, schon früher auch
in Deutschland bekannt gewordene, nun wesentlich vereinfachte Jacquard-Aufsatz von Goose gewesen seyn,
welcher geradlinige Aus- und Einführung des Kartenprisma, mit trefflicher
Drahtleitung der selbst federnden Platinen verbindet, und so die Hauptquelle der
Unregelmäßigkeit der Hebungen verstopft. In der That waren auch die mit diesem
Aufsatz von Walmesley aus Failsworth bei Manchester
gewobenen Tafeltücher ganz geeignet, denselben zu empfehlen. Dieser Aufsatz wurde
für drei Pfund Sterling erkauft, er ist sogleich in Tübingen nachgefertigt worden
und in Anwendung
gekommen und kann bei Schlossermeister Genkinger daselbst
bezogen, auch bei der Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart eingesehen
werden.
In Manchester wird bei der Baumwollenweberei kochende Stärke,
ohne allen mineralischen Zusatz, als Schlichte angewendet. Eine große Grobspinnerei daselbst
hat bei ihren 600 Webstühlen, auf welchen sie bloß Shirtings und Druckkattune
erzeugt, zwanzig Schlichtmaschinen mit heißen Walzen und Ventilation.
Die Tuchfabrication bedient sich in größestem Maaßstabe
der Kraftstühle (power-looms); bei Starkey und Comp. zu Huddersfield sind nur diese
Kraftstühle, welche seit 13 Jahren ohne alle Schwierigkeit arbeiten, in Anwendung,
und zwar wird damit ein 3 1/4 bis 3 1/2 Ellen breites Tuch, mit sehr hohem Fach und
etwa 36 Schützenwürfen in der Minute, gewoben.
In dieser mäßigen Anzahl der Schützenwürfe, welche ebenfalls der amerikanischen
Construction entspricht, und einen sehr energischen Wurf gestattet, sowie in der
Construction der Schützen und der Treiber, mag der Hauptgrund der stetigen Arbeit
dieser Kraftstühle, im Gegensatze der auf dem Continente üblichen und in noch sehr
untergeordneter Weise benützten, liegen. Die neueste power-loom Schütze in Leeds hat nämlich
Seiten-Frictionsrollen, nebst ihren gewöhnlichen Laufrollen erhalten, wodurch
ihr Gang ungemein erleichtert wird, sie hat einen Federhaken, und am Rande ihrer
Spule Bügel, zu dessen Eingriff, dadurch aber vollkommene Festhaltung auf der
Zwecke; auch sind die Treiber, welche bei der mechanischen Tuchweberei so schwer
haltbar gemacht werden konnten, nun zur erwünschten Dauerhaftigkeit gelangt, indem
man sie von ungegerbter Ochsenhaut anfertigte. Die Handschützen für Tuch haben durch
einen Seitenschienenbeschlag ebenfalls eine Bewaffnung gegen Abnutzung und gegen
Rauhwerden, und die Spulen Federhakenhalter. Beide Schützen und die Treiber besitzt
die Mustersammlung der königl. Centralstelle für Gewerbe und Handel in
Stuttgart.
Hinsichtlich des Walkens ist zu bemerken, daß eine
Combination der Cylinderwalke mit der Hammerwalke in England üblich ist. Starkey und Comp. bedienen sich der ersteren, mit
oscillirenden Seitenbacken, zum Vorwalken, während die Hämmer das Auswalken
bewerkstelligen. Die Hammerwalken arbeiten mit zwei Hämmern in der Grube.
Das Rauhgeschäft bedient sich am häufigsten der Karden, welche in Yorkshire aus deutschem Distelsamen, der dort mit zwei Shilling das Pfund bezahlt wird,
gewonnen werden. Das Bürsten geschieht abwechselnd
trocken und mit Dampf. Das Tuch geht nämlich bei Starkey
über einen oben offenen Kasten von 0,5 Meter Tiefe und 0,3 Meter Breite, über dessen
Boden ein durchlöchertes DampfrohrDamprohr gelegt ist, welchem nach Belieben Dampf zugeführt werden kann; es gelangt
sodann unter einer dünnen Richtungswalze hindurch auf den oberen Quadranten des
Bürstencylinders, von welchem es über zwei weitere Richtungswalzen wiederum oberhalb
seines Ausgangspunktes zurückkehrt. Starkey hat die
eingeführt gewesenen Longitudinalscheren gänzlich aufgegeben, und ist durchaus zu
den transversalen zurückgekommen. Das Pressen geschieht hier noch zwischen eisernen
Heizplatten, jedoch in der hydraulischen Presse, während man sich in Devonshire der
hohlen, mit Dampf geheizten Platten bedient.
Das Decatiren besteht im Dämpfen und Kochen. Das Tuch wird
um einen nicht durchlöcherten kupfernen Cylinder gelegt,
mit Leinwand umwickelt und in den Dampfkasten gestellt. Nach geschehener
Durchdämpfung wird der Cylinder durch einen Krahnen in einen nebenstehenden Kochtrog
gesenkt, und dieser mit eisernem Deckel geschlossen. Hier hängt er 4–6
Stunden, worauf er in einen Schoppen, von allen Seiten frei, aufgestellt wird, bis
das Tuch getrocknet ist. Diesem Verfahren wird ein großer Werth beigelegt, indem man
die Ueberzeugung gewonnen hat, daß hierdurch der matte Glanz fixirt werde, welchen
das englische Publicum an den Tüchern wünscht. Von hoher Wichtigkeit aber ist für
uns die Thatsache, daß die englischen Tücher, bei gleicher wesentlicher Qualität,
durchschnittlich um 1/8 theuerer sind, als die unserigen, so daß die Concurrenz
unserer Tücher in England selbst, sobald sich die Appretur dem englischen Geschmack
fügt, und solange die wohlfeilen australischen Wollen die deutschen theuereren,
nicht entbehrlich
gemacht haben, schönen Lohn verspricht. Daß die Continentaltücher die englischen auf
fremden Märkten besiegt haben, ist bekannt.
Es sey hier bemerkt, daß die australische Wolle, welche durch das Packen sehr fest
geworden ist, dadurch wesentlich gelockert wird, daß man sie ausgezupft auf einen
eisernen Wärmtisch legt, der durch 12–16 Gasflammen in zwei Reihen erhitzt
wird.
Die englischen Flanelle sind weitaus die besten der Welt;
sie sind es nur durch den, alle Fabricationsmomente umfassenden, und vorzüglich die
Appretur beachtenden Fleiß der Fabrication. In Merinos
haben die Engländer die Franzosen als Meister zu erkennen, in gemischten Zeugen behaupten sie abermals den Vorrang, in Damasten aber steht der Continent in gleicher Linie. Es
ist dieß ein schon länger bestehendes Verhältniß, welches durch die Ausstellung nur
neue Bestätigung erlangt hat.
Das ausgedehnte Gebiet der gemeinen, oder Familien-Leinwand wird von dem power-loom
ausgebeutet, alle feineren Linnen werden von Hand gewoben. In der Bleiche stand Irland oben an,
kein Land der Welt hatte sie in solcher Schönheit aufzuweisen. Es wird Soda zur Bleiche verwendet, und was unseren Bleichern
sehr zu empfehlen ist, die Chlorbäder werden sehr kühl
gegeben, überhaupt wird aber, nachdem das Garn gehörig gewaschen und gelaugt ist,
sehr bald Chlor und schwache Soda genommen. Auch die brittische Appretur war die schönste; ein 4–6 Stunden langes
Bearbeiten mit Stärken, Stampfen, Einfeuchten, Aufhängen, abermaliges Stampfen
u.s.f. führt sie zum Ziel. (Württembergisches Gewerbebatt, 1852, Nr. 40.)
Notizen von Albert Ungerer,
technischer Chemiker in Pforzheim.
1. Verfahren um schwefelsaures Kali
und unterschwefligsauren Baryt in größeren Krystallen zu
erhalten.
Bekanntlich wird das schwefelsaure Kali meistens in Krystallrinden in den Handel
gebracht, weil es sich aus seiner wässerigen Lösung nur unter besonders
günstigen Umständen in einzelnen größeren Krystallen ausscheidet, da es sich,
nur in sehr heißem Wasser in ziemlicher Quantität auflöst und deßhalb an allen
Stellen, wo sich die Lauge etwas abkühlt, zugleich auskrystallisirt, was stets
die Bildung von größeren Krystallen, besonders wenn sich überhaupt nicht viel
Salz ausscheidet, verhindert.
Ist das schwefelsaure Kali aber neben anderen Salzen in Lösung, oder hat man eine
Lösung, welche eigentlich bloß die Elemente zu seiner Bildung enthält, so
verhält sich die Sache anders.
Aus einer heiß gesättigten Lauge, welche neben schwefelsaurem Kali noch
Chlornatrium enthält, oder was dasselbe ist, aus einer gemischten Lösung von
Glaubersalz und Chlorkalium scheiden sich, wenn die Lösung nicht zu rasch
erkaltet oder man eine ziemliche Quantität Lauge hat, bei Temperaturen über +
4° R. nur Krystalle von schwefelsaurem Kali aus; bei Temperaturen unter +
4° R. erhält man dagegen neben wenig schwefelsaurem Kali, das sich
ausscheidet so lange die Lauge noch wärmer ist, viel Glaubersalz, und zwar
krystallisirt das schwefelsaure Kali bei einer Temperatur von + 8 bis 10°
R., und wenn das Chlornatrium in einiger Menge vorherrscht, stets besonders rein
und groß. Läßt man die Lauge nach einigen Tagen, wenn sich nichts mehr
ausscheidet, aus den Krystallisationsgefäßen ab und gießt frische hinzu, so kann
man in kurzer Zeit Krystalle bis zu Haselnuß-Größe in Menge erhalten.
Eigenthümlich ist die Form dieser Krystalle. Das aus Wasser krystallisirte
schwefelsaure Kali tritt stets in scheinbaren Dihexaëdern, mit selten
abgestumpfter Spitze oder in geschobenen vierseitigen Säulen auf; das aus
Chlornatriumlösung krystallisirte jedoch immer als scheinbare Dihexaëder
mit Säulenflächen, abgestumpfter Spitze und zwei Zuschärfungen der
Dihexaëderspitze.
Beim Losschlagen der Krystalle aus den hölzernen Standen phosphorescirt das Salz
auffallend stark. Der Grund, daß das schwefelsaure Kali unter genannten
Umständen in großen Krystallen auftritt, mag wenigstens theilweise darin liegen,
daß die Salze zum Theil als Chlorkalium und Glaubersalz in Lösung sind und sich
erst während dem Erkalten zu schwefelsaurem Kali und Chlornatrium anordnen, da
sich bei der herrschenden Temperatur und dem Concentrationsgrade nur
schwefelsaures Kali ausscheiden kann.
Auf eine einigermaßen analoge Weise erhielt ich auch größere Krystalle von
unterschwefligsaurem Baryt. Ich kochte nämlich rohes, durch Glühen von Kohle mit
Schwerspath erhaltenes Schwefelbaryum mit Wasser aus und übergoß den Rückstand
auf einem Trichter mit verdünnter Salzsäure, um etwa vorhandenen kohlensauren
Baryt aufzulösen; die klare abgelaufene Flüssigkeit blieb zufällig einige Monate
in einem zugekorkten Kolben beiseite gestellt, nach welcher Zeit sich aus der
hauptsächlich Chlorbaryum enthaltenden Lösung eine ziemliche Menge
unterschwefligsaurer Baryt in Nadeln bis zu 1/2 Zoll Länge ausgeschieden hatte;
dieselben hatten ganz das Ansehen und den Glanz von aus Salzsäure
krystallisirtem Chlorblei und behielten denselben auch nach dem Zersetzen durch
Glühen bei.
2. Schwefelsaures Bleioxyd als
Surrogat für Zinnoxyd, um Gläser undurchsichtig zu machen.
Um Glasflüsse undurchsichtig zu machen, wendet man hauptsächlich Zinnoxyd an. Es
läßt sich jedoch hiezu auch recht gut schwefelsaures Bleioxyd gebrauchen, wenn
es in hinreichender Quantität angewandt wird, wie ich durch mehrere Versuche
gefunden habe. Wenn man zu einem ohnedem bleihaltigen Glasfluß beim
Zusammenschmelzen statt Bleioxyd schwefelsaures Blei nimmt, so daß der Fluß
gegen 25 Proc. davon enthält, so erhält man ein sehr schönes emailartiges Glas,
das zwar sehr schwer ist, allein beim Schmelzen viel dünnflüssiger wird als ein
zinnoxydhaltiger Fluß von ähnlicher Zusammensetzung.
3. Ueber eine Verbindung von Jod mit
Schelllack.
In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit eine eigenthümliche Verbindung von Jod mit
Schelllack zu beobachten. Eine einige Zoll lange Glasröhre, welche etwa 2 Gram.
Jod enthielt, ward schon vor mehreren Jahren an beiden Enden mit gewöhnlichem
Schelllack zugekittet. Schon nach kurzer Zeit wurde der Inhalt der Röhre
schmierig und schwarz. Als ich vor einigen Tagen die Röhre wieder unter die
Hände bekam, war der Schelllack auf einer Seite ganz in die Röhre hineingedrückt
und das Jod aus derselben verschwunden. Die Röhre enthielt eine
kautschukähnliche schwarze Masse, in welche auch der außerhalb der Röhre
befindliche Schelllack verwandelt war.
Kochendes Wasser nahm daraus etwas Jod auf, wodurch die Masse etwas zerreiblich
wurde. Kochender Weingeist löste so ziemlich Alles auf, allein die Lösung wurde
durch Wasser nicht getrübt.
Beim Erhitzen gibt die Masse zuerst etwas Jod aus und dann ziemlich viel eines
dunkelbraunen jodhaltigen brenzlichen Oeles, das dem Bernsteinöl ähnlich riecht.
Als Rückstand bleibt eine poröse glänzende Kohle. Es scheint mir dieses
Verhalten von Jod zu Schelllack einige Aehnlichkeit mit dem Vulcanisiren der
Gutta-Percha und des Kautschuks zu haben und eine nähere Untersuchung zu
verdienen.
4. Um die Farben dünner Blättchen in
einem einfachen Experimente zu zeigen
versetzt man eine concentrirte heiße Lösung von chlorsaurem Kali mit einer Lösung
von kohlensaurem Kali, wornach sich das chlorsaure Kali gleich in sehr dünnen
Blättchen ausscheidet, welche die Farben des Prismas in schönster Reinheit
zeigen.
Chemische Untersuchungen von A. Faißt.
(Fortsetzung von S. 399.)
VIII. Analyse eines schwarzen
Pulvers zu Ziffern auf Uhrentafeln etc., in verdünnter Salzsäure beim
Kochen löslich.
0,458 Gr. gaben:
Kieselerde
0,085 Gr.
18,56 Proc. Kieselerde
schwefelsaures
Bleioxyd
0,234 Gr.
37,61
„ Bleioxyd
Eisenoxyd
0,031 Gr.
6,67
„ Eisenoxyd
Kobaltoxyd
0,170 Gr.
37,12
„ Kobaltoxyd.
–––––
99,96
IX. Analyse eines weißen
Pulvers, in verdünnter Salzsäure unter schwachem Brausen
löslich.
0,886 Gr. gaben:
Kieselerde
0,180 Gr.
20,31 Proc. Kieselerde
Thonerde mit Spur Eisenoxyd
0,235 Gr.
26,52 „
Thonerde mit Spur Eisenoxyd
schwefelsaures Bleioxyd
0,615 Gr.
51,09 „
Bleioxyd.
––––––
97,92
X. Analyse des
Grunds
zu einem Email auf Uhrentafeln.
2,036 Gr. gaben:
Kieselerde
0,878 Gr.
= 43,12 Proc. Kieselerde
schwefelsaures Bleioxyd
0,476 Gr.
=
17,21 „
Bleioxyd
Eisenoxyd mit wenig Thonerde
0,060 Gr.
=
2,94 „
Eisenoxyd mit wenig Thonerde
kohlensauren Kalk
0,052 Gr.
=
1,43 „
Kalk
1,933 Gr. gaben: schwefelsaur.
Natron
0,462 Gr.
=
10,43 „
Natron
1,922 Gr. gaben: Zinnsulfür 0,414
Gr.5,202
Gr. „ „ 1,180
Gr.
= 21,54 Prc.= 22,68 Prc.
=
21,11 „
Zinnoxyd im Mittel
1,922
Gr. „
Arsensulfid 0,071 Gr.5,202
Gr. „
„
0,204 Gr.
= 2,98 =
3,13
=
3,05 „
Arsenige Säure im Mittel.
––––––
100,29
XI. Analyse der
Glasur
zu einem Email auf Uhrentafeln.
1,495 Gr. gaben:
Kieselerde
0,539 Gr.
= 36,06 Proc. Kieselerde
schwefelsaures Bleioxyd
0,890 Gr.
=
43,82 „ Bleioxyd
Eisenoxyd
0,040 Gr.
=
2,67 „ Eisenoxyd
kohlensauren Kalk
0,050 Gr.
=
1,87 „ Kalk
1,705 Gr. gaben: schwefelsaur.
Natron
0,205 Gr.
=
5,24 „ Natron
1,994
Gr. „ Zinnsulfür
0,158 Gr.4,437
Gr. „
„
0,324 Gr.
= 7,97 Prc.= 7,31 Prc.
=
7,64 „ Zinnoxyd
im Mittel
1,994
Gr. „ Arsensulfid
0,030 Gr.4,437
Gr. „
„
0,070 Gr.
= 1,21 Prc.= 1,26 Prc.
=
1,24 „ Arsenige
Säure im Mittel.
––––––––
98,54
(Württemberg. Gewerbeblatt, 1853, Nr. 10.)
Ueber das krystallisirte Zinnchlorid und ein lösliches
basisches Zinnchlorid.
Hr. Dr. W. Casselmann zu
Wiesbaden hat bei seinen Versuchen über einige Verbindungen des Zinnchlorids
folgende neue Beobachtungen über dieses Salz gemacht.
Krystallisirtes Zinnchlorid. – Wenn wasserfreies
Zinnchlorid (Libav's rauchender Geist) in Wasser getropft
wird, so erstarrt es bekanntlich vor seiner Auflösung zu einer weißen Krystallmasse,
welche sich ebenfalls bildet, wenn das Zinnchlorid der feuchten Luft dargeboten
wird, alsdann aber rasch durch Aufnahme von mehr Wasser zerfließt. Die Krystalle,
welche dem klinorhombischen System angehören, enthalten auf 1 Atom Zinnchlorid 3
Atome Wasser, schmelzen bei 64° R., erstarren beim Erkalten wieder
vollständig und entlassen bei stärkerem Erhitzen Wasser und Salzsäure.
Basisches Zinnchlorid. – Löst man Zinn in
Königswasser auf, und verdampft zwischen 40–48° R. zur Trockne, so
entwickelt sich Salzsäure, aber der Rückstand löst sich völlig wieder in Wasser auf
und bis nach mehrmals wiederholtem Abdampfen erst ein Rückstand von Zinnoxyd bleibt.
Es scheint demnach ein lösliches basisches Zinnchlorid zu bestehen.
Lösliches Zinnoxydhydrat. – Das Zinnchlorid wird
durch eine große Menge Wasser zersetzt. Wenn man eine concentrirte Lösung desselben
mit vielem Wasser zusammenbringt, so beginnt, selbst bei Gegenwart freier Säure,
nach mehreren Stunden, wenn aber die Verdünnung nicht sehr bedeutend ist, erst am
andern Tage, eine Trübung in der Flüssigkeit sich zu zeigen, und nach längerer Zeit
setzt sich ein weißer, leicht auszuwaschender flockiger Niederschlag vollkommen klar
ab. Derselbe ist chlorfreies, lösliches Zinnoxydhydrat;
die darüber stehende Flüssigkeit enthält jedoch stets noch etwas Zinnoxyd aufgelöst
und zwar desto mehr, je geringer die Verdünnung war. (Annalen der Chemie und
Pharmacie, Septbr. 1852, S. 272.)
Gerieftes Fensterglas.
Läßt man glühende Glastafeln schnell durch nasse geriefte hölzerne Walzen
durchlaufen, so nehmen die Tafeln die Wellen der Walzen an; da aber die Tafeln
hierbei sich bedeutend krümmen, so müssen sie im Kühlofen wieder gestreckt werden.
Die feinen Riefen geben solchen Tafeln in der longitudinalen oder transversalen
Ansicht einen ungemeinen Glanz, sowie mehr Sicherheit gegen den Bruch und erschweren
das Durchsehen; solche Tafeln sind daher viel schöner und der geringeren Glasdicke
wegen billiger, als die gewöhnlichen geschuppten Fenstertafeln. Carl Kohn, Civil-Ingenieur. (Zeitschrift des
österreichischen Ingenieur-Vereines, 1853, Nr. 1.)
Eisenblech durchs Lochen magnetisch.
Nichtmagnetisches Eisenblech von 4 bis 5 Linien Dicke und 30 bis 40 Zolle im Geviert,
in Einer Umfangsseite mittelst Druck (und nicht mittelst
Fallwerk) gelocht, wird magnetisch, und die der gelochten entgegenstehende Seite
zeigt den Nord-Pol. Wird auch die entgegengesetzte Seite gelocht, so erlangt
die zu dieser unter einem rechten Winkel stehende Umfangsseite den Nord- und
die entgegenstehende den Süd-Pol; werden alle vier Umfangs-Seiten
gelocht, so zeigt die Tafel wieder keine Spur von Magnetismus.
Bei Lochung dreier Umfangs-Seiten übergeht die magnetische Polarität in die
Diagonale. Carl Kohn. (A. a. O.)
Magnetischwerden durch Luftwellen.
Eine 6'' lange, 1/4'' breite nichtmagnetische Uhrfeder, in ihrem Schwerpunkte an
einem Seidenfaden befestigt und aufgehängt, bleibt in jeder Lage und nach jeder
Richtung ruhig schwebend. Wird aber eine Bleikugel durch einen gewöhnlichen
Kugelstutzen einige Zoll unter der hangenden Uhrfeder und zu dieser parallel aus
beliebiger Entfernung abgeschossen, so wird die Uhrfeder augenblicklich magnetisch,
inclinirend, stellt sich in magnetischen Meridian, bleibt magnetisch, und verliert
in Folge der Inclination ihr Gleichgewicht. Carl Kohn.
(A. a. O.)
Porosität des Kupfers.
Wird ein massiver Kupfercylinder ausgebohrt und sodann zu einem Rohre von 9''' Weite
und 2''' Wanddicke gezogen, dieses mit Spiritus von 35° Baumé gefüllt
und bis zu 48 Atmosphären comprimirt, so wird das Kupferrohr vom Alkohol derart
durchdrungen, daß selbes der ganzen Länge nach von außen schweißt. Mit Wasser ist
die Erscheinung nicht zu erzielen. Carl Kohn. (A. a.
O.)
Ueber die Benutzung des gebrannten Kalkes als Zuschlag beim
Hohofenproceß.
Auf einigen englischen Eisenhohöfen hat man in letzterer Zeit wieder angefangen den
als Zuschlag bestimmten Kalkstein vorher zu brennen (man s. die Versuche von Levi und Schmidt über dieses
Verfahren im polytechn. Journal Bd. CXIX. S.
353). Es hat sich dabei völlig außer Zweifel gestellt, daß im Hohofen das
Brennen des roh aufgegichteten Kalksteins fast gänzlich erst in einer Temperatur
erfolgt, in welcher die hierbei ausgetriebene Kohlensäure durch das umgebende
Brennmaterial in Kohlenoxydgas umgewandelt wird. Das Brennen des Kalksteines im
oberen Raume des Hohofenschachtes geschieht demnach mittelbar, doch nur auf Kosten des aufgegichteten Brennmaterials, welcher
Antheil zu ersparen ist, wenn das Brennen mit einem unbenutzten Theile der Gichtgase
oder auf andere zweckdienliche Weise geschieht. Bei einigen Hütten hat man durch das
Aufgichten des Kalksteines im gebrannten Zustande zwar nichts gewonnen, bei jenen nämlich, die ohnedieß mit einem zu kleinen
Aggregatzustande des Brennmaterials und der Erze zu kämpfen haben, bei denen durch
Aufgabe des meist zu Mehl zerfallenen gebrannten Kalksteines dieses Uebel daher noch
bedeutend vermehrt worden ist, woraus jedoch die Richtigkeit des oben angeführten
Satzes nicht widerlegt erscheint.
Aus dem Spatheisensteine wird die Kohlensäure jedenfalls bei einer niedrigern
Temperatur, als aus dem Kalksteine entwickelt; allein es ist doch sehr die Frage, ob
bei ersterem nicht auch mindestens zum größten Theile die frei gewordene Kohlensäure
sich auf Kosten des aufgegichteten Brennmaterials zu Kohlenoxyd desoxydirt. Der
Gegenstand verdiente wohl eine nähere Untersuchung, da in demselben ein neuer Grund
liegen kann, den Spatheisenstein nur geröstet zu verschmelzen, um so mehr als bei
diesem ein Zerfallen in dem Maaße, wie beim Kalksteine, nicht zu besorgen steht.
(Aus Tunner's Jahrbuch durch Berg- und hüttenm.
Zeitung, 1852, Nr. 39.)
Pariser Stiefellack.
In Frankreich wird für vieles Geld ein Stiefellack verkauft, womit man Stiefeln und
Schuhe, nachdem sie jedoch schon mit gewöhnlicher guter Wichse Schwärze erhalten
haben, überzieht. Da dieser Lack durch Nässe leidet, aber in trocknem Zustande
vortrefflich glänzt und
nicht abfärbt, so mag er wohl für Manchen einigen Werth haben. Er wird, nach einer
früheren Mittheilung von Dr.
Winterfeld, erhalten, wenn man 2 Loth gröblich gestoßene
Galläpfel und 1 Loth Campecheholz mit 3 Schoppen Wein eine halbe Stunde lang kocht,
durchseiht, 1 Loth Eisenvitriol und 1 Quentchen Kupfervitriol zusetzt und über Nacht
stehen läßt. Am andern Tag gießt man das Flüssige vom Bodensatz ab, löst unter
Erwärmen 9 Loth gepulvertes arabisches Gummi darin auf, mischt 6 Loth Syrup und
zuletzt noch 1 Schoppen Weingeist unter Umschütteln darunter. So ist der Lack zum
Gebrauche fertig und wird in einer verschlossenen Flasche aufgehoben, damit er nicht
eine Haut ansetze.
Beim Gebrauche gießt man etwas von dem Lack in eine flache Schale und trägt ihn, wäre
auch der Stiefel noch etwas feucht, was nichts zu sagen hat, mittelst eines (1 bis 1
3/4 Zoll breiten) Lackirpinsels recht gleichmäßig auf. Der Lack ist so beschaffen,
daß wenn er nicht allzu dünn und mit einigermaßen gewandter Hand aufgetragen wird,
ein einziger Anstrich vollkommen hinreichend ist, eine glänzende Oberfläche zu
schaffen, welche wenig einem im Ofen lackirten Leder an Glanz nachsteht. (Polytechn.
Notizblatt, 1853, Nr. 2.)
Ueber die Traubenkrankheit; von den HHrn. Aguillon und Guérin-Meneville.
In einer von Hrn. Camille Aguillon der französischen
Akademie der Wissenschaften eingereichten Abhandlung theilt dieselbe die Beobachtung
mit, daß in der Umgegend von Toulon Weinstöcke, welche nicht beschnitten werden und
durch die Krankheit im vorigen Jahre buchstäblich verfault waren, von derselben ganz
frei geblieben sind und prächtige Früchte in Fülle trugen. Diese Thatsache führt ihn
auf die Frage, ob die Krankheit nicht Folge übermäßiger Gesundheit sey, welche durch
die jährliche Wiederkehr einer sorgsamen Pflege und des Beschneidens herbeigeführt
werde. Er schlägt vor, Versuche anzustellen, ob durch Unterlassung des Beschneidens
während eines Jahres, wodurch in dem Weinstock, indem man ihm alle Reben läßt, eine
Art abzehrender Krankheit hervorgerufen wird, dieser Zustand nicht vielleicht
geändert werden könnte.
Hr. Guérin-Meneville bemerkt dazu: diese
Beobachtungen bestärken mich nebst vielen anderen analogen Thatsachen in den von mir
zuerst ausgesprochenen Ansichten, daß:
1) die Traubenkrankheit Folge einer zu beschleunigten Lebensbewegung, einer
Vollsäftigkeit ist, welche wahrscheinlich durch mehrere Jahre aufeinanderfolgende zu
gelinde Winter verursacht wird, welche die Lebenskräfte zu einer Zeit in Thätigkeit
setzten, wo sie ruhen sollte;
2) daß die Entwickelung des Oidium Tuckeri die Folge
dieses abnormen Zustands der Weinstöcke ist;
3) daß die Krankheit gesunden Individum durch die Keimkörner des Oidium nicht mitgetheilt werden zu können scheint;
4) daß es sehr gut wäre, unter Fortsetzung der chemischen oder mechanischen Proben,
durch welche es gelang die Geländertrauben zu retten, zugleich praktische und
wissenschaftliche Versuche anzustellen, um den Werth der an verschiedenen Orten
beobachteten Thatsachen zu würdigen und zu sehen, ob aus denselben nicht irgend ein
rationelles Verfahren für die Cultur im Großen abgeleitet werden könne.
(Comptes rendus, Januar 1853, Nr.
3.)