Titel: | Beitrag zur Kenntniß des bayerischen Eisens; von dem k. Oberbaurathe v. v. Pauli. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. V., S. 19 |
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V.
Beitrag zur Kenntniß des bayerischen Eisens; von
dem k. Oberbaurathe v. v.
Pauli.
Aus dem Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern,
Januarheft 1853, S. 4.
v. Pauli, Beitrag zur Kenntniß des bayerischen Eisens.
In neuerer Zeit spielt das Eisen in den Constructionen eine sehr bedeutende Rolle,
und wird es immer mehr, je wohlfeiler dasselbe zu haben seyn wird. Schon gegenwärtig
hat der Eisenverbrauch eine Höhe erreicht, von welcher man vor einem
Viertel-Jahrhundert keine Ahnung hatte. Je ausgedehnter die Anwendung des
Eisens sich gestaltet, um so mehr muß jede bestimmte Erfahrung, jede verlässige
Ermittelung der Eigenschaften desselben willkommen seyn, wenn dieselben sich auch
nur auf eine gewisse Gattung von Eisen bezieht. Es geben solche Mittheilungen Anlaß,
theils zu Vergleichungen mit anderen bereits vorliegenden Erfahrungen, theils zur
Sammlung von neuen Beobachtungen. Dieses ist der Zweck gegenwärtiger
Veröffentlichung.
Der Gegenstand ist die Elasticität und die absolute Festigkeit
von runden Schraubenbolzen aus gehämmertem Holzkohlen-Eisen, welche
das königliche bayerische Berg- und Hütten-Amt Sonthofen zum Bau einer hölzernen Eisenbahnbrücke nach Have'schem System bei Waltenhofen zwischen Kempten und Immenstadt
geliefert hat.
In dem Lieferungsvertrage war bedungen, daß alle Bolzen einer Probe unterworfen
werden sollten. Zuvörderst sollte an einer entsprechenden Anzahl Bolzen die Gränze
der Elasticität dieses Eisens bei vollkommen ruhiger Belastung ermittelt werden.
Hierauf sollten alle anderen Bolzen mit 70 Procent derjenigen Last gespannt werden,
welche der Elasticitätsgränze entspricht, und in diesem Zustande mit einem schweren
Handhammer in Abständen von 1 1/2 bis 2 Schuhen stark geprellt werden. Jeder Bolzen,
welcher diese Probe ohne Verletzung aushält, sollte angenommen werden.
Zur Vornahme dieser Versuche wurde eigens eine Maschine in der Maschinenwerkstätte
von Klett und Comp. in Nürnberg durch den dortigen
Maschinenmeister Hrn. Werder entworfen und ausgeführt.
Dieser geniale Constructeur hat bekanntlich bereits viele Maschinen, Anrichtungen
und Werkzeuge ausgeführt, welche mit Recht die Bewunderung aller Männer des Faches
auf sich zogen. Die hier in Rede stehende Bolzprob-Maschine ist des Meisters
gleich würdig, sowohl hinsichtlich der Einfachheit und Zweckmäßigkeit, als der
Genauigkeit der Ausführung.
Ein Winkelhebel von 500facher Uebersetzung hat seinen Stützpunkt an dem Kolben einer
hydraulischen Presse und zieht am kurzen Hebelsarm mittelst eines starken Ziehkopfes
das eine Ende des zu untersuchenden Bolzens, indessen das andere an dem
entgegengesetzten Ende der Maschine festgehalten wird. Der größere Arm des
Winkelhebels ist 5 Fuß lang und steht waagrecht. Ist die Waagschale desselben mit
irgend einem Gewichte belastet, so hat man nur mittelst der hydraulischen Presse den
Stützpunkt des Winkelhebels so lange vorwärts zu treiben, bis der Hebelsarm nach
einer angebrachten Libelle waagrecht steht. – Zu der Maschine gehört ein
Apparat, um die Ausdehnung der Eisenstäbe zu messen. An einem Kreisbogen zeigt ein
Zeiger das Zwanzigfache der wirklichen Längenveränderungen, und zwar ohne allen
sogenannten todten Gang, da der Zeiger durch Reibung und nicht durch Verzahnung in
Bewegung gesetzt wird.
Auf dieser Maschine können Bolzen bis zu 20 Fuß Länge untersucht werden. Sie ist
gebaut um eine Spannung von 2500 Zoll-Centner auszuüben. Hinsichtlich der
Genauigkeit mag es genügen anzuführen, daß bei einer Spannung von 710 Centner eine
Zuthat von 5 Centner, also von 1/142, noch immer die Längenveränderung von 1/100000
bestimmt beobachtet werden konnte.
Die Fundamental-Versuche, sowie ein Theil der eigentlichen Bolzproben wurden
von dem Referenten und dem Maschinenmeister der Eisenbahnbau-Commission Hrn.
Hävel unter Mitwirkung des
Eisenbahn-Sections-Ingenieurs in Kempten Hrn. Strauß und des Ingenieurs-Praktikanten Hrn. Mohnié, die übrigen Bolzenproben von den beiden letzteren allein
vorgenommen.
Die untersuchten Bolzen hatten dreierlei Durchmesser: 70 Stück hatten einen
Durchmesser von 0,135 bayer. Fuß. Ein bayer. Fuß ist gleich 0,29186 französische
Meter, daher 1 Quadratzoll in dem hier durchweg angewendeten Decimalmaaß 851,8176
Quadratmillimeter, oder einem Querschnitt von 1,4314 Quadratdecimalzoll; 64 Stück
einem Durchmesser von 0,140 oder einem Querschnitt von 1,5394 Quadratzoll und 82
Stück endlich einem Durchmesser von 0,145 oder einem Querschnitt von 1,6513
Quadratzoll. Die Länge derselben war 19,2 bis 20,2 bayer. Fuß. Bei Ermittelung der
elastischen Ausdehnung umfaßte der Meßapparat nur 16 Fuß reinen Bolzenschaftes; alle
Bewegungen in den Muttern, im Ziehkopf u.s.w. waren ganz und gar von der Beobachtung
ausgeschlossen.
Da die der Prüfung unterworfenen Bolzenschafte bloß in Gesenken geschmiedet, daher
absolut weder kreisrund, noch von gleichem Durchmesser waren, so wurde bei den
Fundamental-Versuchen mit fünf Bolzen der Querschnitt derselben möglichst
sorgfältig erhoben und in Rechnung gebracht. Bei den darauf folgenden Proben aber
wurde die Belastung nach jener Querschnittsfläche bemessen, welche dieselben zufolge
der Bestellung haben sollten.
Haben die Ergebnisse der ersteren Versuche einen vorwiegend wissenschaftlichen Werth,
so dürften letztere für die Ausführung darum willkommen seyn, weil sie zeigen, auf was man bei einer größeren Bestellung durchschnittlich
rechnen kann.
Die Aufgabe bei den Versuchen wäre, wenn man sich rein an den Vollzug des Vertrages
gehalten hätte, eine sehr einfache gewesen. Im Verlauf der Versuche traten indessen
Erscheinungen auf, welche zu weiteren Nachforschungen Anlaß gaben: und diese
Ergebnisse sind es, welche nicht ohne allgemeineres Interesse seyn dürsten.
Am 15. August v. Js. wurde ein Bolzen Nr. 1 untersucht, welcher bereits am 18. Januar
mit einer Last von 500 bayer. Centner gespannt worden war. Ein bayerischer Centner
ist gleich 56 Kilogrammen. Bei den Versuchen bediente man sich immer des bayerischen
Gewichts. Er gehörte der Gattung an, welche 0,145 Fuß im Durchmesser haben sollte.
Der mittlere Querschnitt desselben war 1,69 Quadratzoll. Die Belastung wurde stets um 25
Centner gesteigert bis zu 250; von da an aber nur um fünf Centner.
Dieser Bolzen dehnte sich ziemlich gleichmäßig aus bis zur Belastung von 680 Centner,
von wo an derselbe sich auffallend zu dehnen begann; auch wurde der Schmiedezunder
auf seiner Oberfläche rauh und schuppte sich nach und nach ab. Die Belastung und
Ausdehnung wurde fortgesetzt, bis der Bolzen bei einer Belastung von 845 Centner mit
heftigem Knall zerriß. – Im Moment, wo die Gränze der Elasticität erreicht
wurde, hatte sich der Bolzen auf 16 Fuß Länge um 0,675 Decimal-Linien oder um
0,422 für 1000 Längen-Einheiten bleibend, und um
2,205 Decimal-Linien für 16 Fuß oder um 1,378 für 1000
Längen-Einheiten elastisch ausgedehnt. –
Bemerkt sey hier ein für allemal, daß jedesmal, nachdem mittelst der hydraulischen
Presse eine Spannung hervorgebracht war, deren Größe die Gewichte auf der Waagschale
des langen Armes am Winkelhebel angaben, und nachdem hierauf am Fühlhebel die
Ausdehnung des 16 Fuß langen Bolzenschaftes abgelesen war, alle Spannung durch
Ablassen des Wassers aus der hydraulischen Presse entfernt und der Fühlhebel aufs
Neue abgelesen wurde.
Dieser Stand des Fühlhebels mit demjenigen am Anfang der Versuche verglichen, zeigte
die bleibende Ausdehnung des Bolzens. Sodann wurde der
Bolzen wiederholt in die frühere Spannung gebracht, der Fühlhebel nochmals abgelesen
und dann erst zur Gewichtsvermehrung geschritten. Das arithmetische Mittel aus den
beiden Ablesungen am Fühlhebel in gleich gespanntem Zustande wurde in Rechnung
gestellt: von diesem die Ausdehnung im entlasteten Zustande abgezogen, gab die Größe
der elastischen Ausdehnung. Man könnte hier das Bedenken
aufwerfen, ob denn doch nicht, auch selbst, nachdem das Wasser aus der Pumpe
abgelassen war, in Folge der Reibung in der Stopfbüchse der Presse u.s.w. eine
gewisse Spannung im Bolzen geblieben war. Allein man überzeugte sich oft durch
absichtliches Zurücktreiben des Kolbens mittelst der angebrachten gezahnten Stange,
daß hieraus keine am Fühlhebel wahrnehmbare Veränderung entstand. Auch würde, um bei
dem vorliegenden Falle zu bleiben, eine relative Ausdehnung von 0,422/1000, wenn sie
eine elastische wäre, einem Reibungswiderstande von 200
Centner entsprechen, was ganz undenkbar ist.
Die Versuche mit dem Bolzen Nr. 1 ergaben sonach
a) die Elasticitätsgränze bei 402,37 Centner per Quadrat-Decimalzoll. 100 Centner bayer. per Quadrat-Decimalzoll entsprechen 6,57417
Kilogrammen per Quadrat-Millimeter.
b) Die relative elastische Ausdehnung an der Gränze =
1,378/1000.
c) Den Bruch bei 500 Centner per Quadrat-Decimalzoll.
d) Die Spannung der Elasticitätsgränze = 80 Proc. von
jener bei dem Bruch. Die Bruchfläche war zu circa 1/3
feinkörnig und zu 2/3 sehnig.
Mit dem Probebolzen Nr. 2 wurden die Versuche am 16. August begonnen. Derselbe hatte
eine mittlere Querschnittsfläche von 1,50 Quadrat-Decimalzoll; er war nie
früher einer Belastung unterlegen. Man vermehrte dießmal die Gewichte um je 25
Centner, bis zu 400 Centner, von da aber nur mit je 5 Centner. Auffallend war bei
diesen Versuchen die starke bleibende Ausdehnung, welche überdieß in den
verschiedenen Standpunkten der Belastung sehr ungleich war. Als man bis zu 300
Centner per Quadratzoll gekommen war, betrug dieselbe
bereits im Ganzen 2 1/2 Decimal-Linien oder 1,575/1000 der Länge. Es wurden
darum die Versuche mit diesem Bolzen wiederholt, um zu sehen, ob derselbe durch
diese Ausdehnung an seiner Elasticität nicht Schaden genommen hatte. Bei der
früheren Belastung von 300 Centner per Quadratzoll
angekommen, hatte sich der Bolzen im Ganzen nur um 6/100 Decimal-Linien oder
0,0375/1000 seiner Länge bleibend ausgedehnt. Die elastische Ausdehnung Punkt für
Punkt verglichen, zeigt als größte Abweichung 0,0425/1000 der Länge bei 296 Centner
per Quadratzoll. Die elastische Ausdehnung hatte
sich um diesen Betrag allmählich vermindert, d. i. die
Differenz der Ausdehnung zwischen der ersten und zweiten Versuchsreihe war bei
geringeren Belastungen geringer – ein Beweis, daß bei den ersten
Beobachtungen die bleibende Ausdehnung die Ermittelung der elastischen Ausdehnung
etwas unsicher gemacht hatte.
Seiner äußeren Beschaffenheit nach war der hier in Rede stehende Bolzen Nr. 2 nach
der ersten Versuchsreihe weit gerader geworden, indessen
er vorher viele kleine Biegungen hatte, wie dieses bei einer Stange, die nur im
Gesenke gehämmert war, nicht anders zu erwarten ist.
Aus dem Umstande nun, daß die elastische Kraft des Eisens durch die erste Operation
des Spannens nicht nur nicht ab-, sondern scheinbar eher zugenommen hatte, im
Zusammenhalt mit der Veränderung der äußern Gestalt, war man wohl zu der Annahme
berechtiget, daß die bleibende Ausdehnung von 2 1/2 Linien nur durch ein
Geradestrecken und vielleicht auch dadurch hervorgebracht war, daß einzelne Stellen
im Eisen noch nicht in gleichmäßiger, gegenseitiger Stellung und Spannung waren.
Diese Annahme ward in der Folge genugsam bestätiget.
Die Operation des Spannens und Messens der Länge wurde mit Zulage von je 5 Centner
fortgesetzt; innerhalb der Gränze der Elasticität trat keine größere bleibende
Ausdehnung als 6/100 Decimal-Linie mehr ein. Es zeigte sich
a) die Elasticitätsgränze bei 316,67 bayer. Centner per Quadrat-Decimalzoll;
b) die relative elastische Ausdehnung an der Gränze =
1,016/1000;
c) der Bruch bei einer Belastung von 440 Centner per Quadratzoll;
d) die Spannung an der Elasticitätsgränze = 72 Proc. von
jener bei dem Bruch. Die Bruchfläche hatte eine fast durchaus sehnige, und nur am
Rande schwachkörnige Textur.
Am 17. August wurde der Probebolzen Nr. 3 in die Maschine gebracht. Derselbe hatte
einen mittleren Querschnitt von 1,48 Quadrat-Decimalzoll.
Auf Grund der Erfahrung mit dem Probebolzen Nr. 2 wurde dieser Bolzen sofort mit
einer Belastung von 203 Centner per Quadratzoll gerade
gereckt. Dieses erwies sich indessen nicht als genügend. Denn bei der hierauf
vorgenommenen allmählich erhöhten Belastung ergab sich eine bleibende Ausdehnung von nur 0,01/1000 der Länge bei einer Belastung von
220 Cntr. per Quadratzoll. Von diesem Punkte an stieg
die bleibende Ausdehnung und erreichte bei einer Last von 284 Centner 0,9/1000 der
Länge. Man betrachtete daher auch diese Ausdehnung bloß als ein Geraderichten, und
begann die Operation von Neuem. – Bis zu 236 Centner per Quadratzoll war die bleibende Ausdehnung = 0; zwischen dieser Last und
284 stieg sie auf 0,02/1000; und endlich bei 300 Centner auf 0,32/1000. Unter dieser
Last aber brach die elastische Kraft, und der Bolzen dehnte sich ohne weitere
Gewichtszulage auf 1/1000; auch wurde die elastische Ausdehnung bei drei
vorgenommenen Messungen schwankend.
Nachdem bei diesem Bolzen, wie sogleich gezeigt werden wird, die elastische Kraft des
Eisens durch ein bloßes Geraderichten und Recken nicht geschwächt worden war, so lag
es nahe, auch zu erheben, in welchem Maaße diese Kraft abnehme, wenn die
Elasticitätsgränze wirklich überschritten und die Oberfläche rauh und schuppig
geworden war. Zu diesem Zwecke wurden mit dem vorliegenden Bolzen sechs
Versuchsreihen angestellt, jedoch nur durch die Zulage von je 50 Centner auf die
Waagschale. Die nachstehende Tabelle zeigt die deßfallsigen Ergebnisse.
Tabelle I.
Textabbildung Bd. 128, S. 25
Belastung in bayer. Cntr.;
Elastische Ausdehnung von 1000 Einheiten; im Ganzen; für 1 Quadratzoll
Querschnitt; Nach vorhergegangener Reckung mit 203 Centner; Nach einer Dehnung
von 0,9/1000 mit 284 Centner; Nach einer Dehnung von 1,9/1000 mit 300 Centner;
Nach einer Dehnung von 2,75/1000 mit 324 Centner; Nach einer Dehnung von
9,7/1000 mit 372 Centner; Nach einer Dehnung von 17,7/1000 mit 405 Centner; Nach
einer Dehnung von 25,6/1000 mit 439 Centner; Bemerkungen; Der Bolzen zerbrach
bei einer Belastung v. 476 Ctr. p. Quadrtz. Zwischen
der Versuchsreihe b und c blieb der Bolz. die Nacht über ohne Spannung; a; b; c; d; e; f; g
Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, daß die dritte Decimalstelle unsicher ist; sie
wurde nur beigesetzt, um die zweite zu charakterisiren. Die elastische Kraft eines
Stoffes steht bekanntlich im umgekehrten Verhältnisse zu den elastischen
Ausdehnungen; mit andern Worten: je mehr ein Körper unter
einem gegebenen Gewichte elastisch sich ausdehnt, desto geringer ist seine
elastische Kraft. Vergleicht man nun die elastischen Ausdehnungen des
Bolzens unter den sieben Zuständen, so ordnet sich dessen elastische Kraft wie
folgt:
a
=
98,50
b
=
97,86
c
=
100,00
d
=
94,19
e
=
91,47
f
=
87,34
g
=
90,95.
Es ist oben angenommen worden, daß die Elasticitätsgränze des Bolzens bei einer Last
von 300 Centner erreicht war, weil die Dehnung so sehr auffallend wurde. Trotz
dieser Ausdehnung war nach vorstehender Tabelle die elastische Kraft in diesem Augenblicke am größten.
Auch wurde das Aufstehen des sogenannten Zunders auf der Oberfläche erst bei 318
Centner Belastung wahrgenommen. Nachdem der Bolzen mit 324 Cntr. um weiter 0,8/1000
gestreckt worden war, hatte die elastische Kraft um 6 Proc. abgenommen.
Die Ergebnisse der Versuche mit diesem Bolzen bestätigen, daß das Recken und
Geraderichten eines Eisenstabes innerhalb der Elasticitätsgränze dessen elastische
Kraft nicht schwächt, sondern eher steigert. – Sie führen aber auch zu der
Wahrnehmung, daß die elastische Kraft bei wirklicher Dehnung verhältnißmäßig nur
wenig abnimmt, und in der Nähe der Bruchbelastung sich zu steigern scheint. –
Es ist von berühmten Beobachtern schon der Satz aufgestellt worden, daß nach einer, das innere Gefüge offenbar verletzenden
Belastung von kurzer Dauer, die gegenseitige Anziehung der Eisentheilchen neu
sich ordnet und einen neuen, wenn gleich verringerten Umfang annimmt.
Dieser Satz findet in obigen Versuchen seine Bestätigung.
Stellt man schließlich wieder die Ergebnisse der Versuche mit diesem Bolzen für den
vorliegenden Hauptzweck zusammen, so ergibt sich:
a) die Elasticitätsgränze bei 300 Centner per Quadratzoll;
b) die relative Ausdehnung an der Gränze =
0,94/1000;
c) der Bruch bei 476 Centner per Quadratzoll;
d) die Spannung an der Elasticitätsgränze = 63 Proc. von
jener bei dem Bruch.
Die Bruchfläche war durchaus sehnig, mit Ausnahme von etwa 4 Quadratlinien körnigen
Gefüges.
Am 19. August begannen die Versuche mit dem Probebolzen Nr. 4 von 1,51
Quadrat-Decimalzoll Querschnitt. Derselbe war bereits am 17. Januar 1852 mit
einer Last von 300 Centner per Quadratzoll gereckt
worden. Man schritt daher sofort zur speciellen Erhebung der Ausdehnung. Bis zu 230
Centner per Quadratzoll wurde als Gewichtszulage auf die
Waagschale 25 Cntr. genommen, von da ab je 5 Cntr. Das Gewicht von 520 Centner auf
der Schale oder 344,37 per Quadratzoll hielt der Bolzen
ganz gut aus. Seine bleibende Ausdehnung war bis dahin = 0,081/1000, seine
elastische = 1,194/1000. Mit der Auflage von 525 Centner dagegen, d. i. 347,7
Centner per Quadratzoll ging die bleibende Ausdehnung
rasch vorwärts, und der Zunder schuppte sich ab. Auch mit diesem Bolzen wurden fünf
weitere Versuchsreihen jenseits der Elasticitätsgränze abgeführt, deren Resultate
nachstehende Tabelle enthält.
Tabelle II.
Textabbildung Bd. 128, S. 27
Belastung in bayer. Cntr.;
Elastische Ausdehnung von 1000 Längen-Einheiten; im Ganzen; für 1
Quadratzoll Querschnitt; Nach vorhergegangener Reckung mit 200 Centner; Nach
einer Dehnung von 1,87/1000 mit 361 Centner; Nach einer Dehnung von 3,75/1000
mit 380,8 Cntr.; Nach einer Dehnung von 7,48/1000 mit 407,3 Cntr.; Nach einer
Dehnung von 15,29/1000 mit 430,5 Cntr.; Nach einer Dehnung von 17,30/1000 mit
480 Centner; Bemerkung; Der Bruch erfolgte bei 765 Cntr. in der Schale, oder bei
506,6 Cntr. per Quadrat-Decimalzoll. Zwischen
der Beobachtungsreihe d u. jener e verflossen circ. 17
Stunden; der Bolzen war indeß ohne Spannung; a; b; c; d;
e; f
Nimmt man die der Elasticitätsgränze zunächst gelegene Beobachtungsreihe (b) als Ausgangspunkt für die Vergleichung an, so ordnet
sich nach dem oben Gesagten die elastische Kraft des Stabes wie folgt:
a
=
98,71
b
=
100,00
c
=
97,33
d
=
95,63
e
=
106,84
f
=
99,81.
Diese Gegenüberstellungen bestätigen wieder das schon oben bei dem Bolzen Nr. 4
Gesagte. Poncelet führt an, daß wenn Eisenstäbe in sehr
häufiger Aufeinanderfolge stark gespannt werden, wie z.B. bei hydraulischen Pressen
in Oelfabriken, das Eisen nach und nach entnervt wird und bricht. Ob die zwischen
den Versuchsreihen d und e
verflossene Zeit allein es möglich gemacht hat, daß das Eisen, ungeachtet es bereits
15
pro mille gedehnt war, hinsichtlich seiner elastischen
Kraft so sehr sich erholen konnte, muß vorläufig dahin gestellt bleiben.
Heben wir die Endresultate hervor, so betrug
a) an der Elasticitätsgränze die Spannung 345
Centner,
b) die relative elastische Ausdehnung an der Gränze =
1,194/1000,
c) der Bruch erfolgte bei der Belastung von 507
Centner,
d) die Spannung an der Elasticitätsgränze = 68 Proc. von
jener bei dem Bruch.
Die Bruchfläche war circa 1/3 sehnig und 2/3
feinkörnig.
Am 20. August wurde der Probebolzen Nr. 5 in die Maschine gebracht und bis zur Gränze
der Elasticität gespannt. Derselbe hatte einen Querschnitt von 1,69
Quadrat-Decimalzoll. Bereits am 18. Januar war derselbe mit 531 Centner, d.
i. per Quadratzoll mit 314 Centner belastet gewesen. Bei
den nunmehrigen Versuchen wurde die Spannung bis zu 350 Centner, d. i. 207 Centner
per Quadratzoll, von 25 zu 25 Centner erhöht; von da
an aber nur um je 5 Centner. Die bleibende Reckung war bei der ersten Auflage = 0,
und stieg ganz allmählich bis 0,1/1000 bei einer Spannung von 393,5 Centner per Quadratzoll. Bei der Spannung von 396,5 Centner
betrug sie schon 0,33/1000 und bei 399,4 Centner 0,425/1000. Hierauf wurde der
Bolzen in unbelastetem Zustande belassen bis zum Morgen des 21. August. Die
Versuchsreihe wurde nun wiederholt, indessen mit Auflagen von 50 zu 50 Cntr. bis zu
650 Cntr. oder 384,62 per Quadratzoll; von da an nur mit
je 5 Centner. Man hatte den Fühlhebel die Nacht über auf dem Bolzen belassen. Die
bleibende Ausdehnung war inzwischen von 0,68 Decimallinien per 16 Fuß auf 0,65 zurückgegangen, d. i. von 0,425/1000 auf 0,406/1000;
im Verlaufe der zweiten Versuchsreihe hob sie sich allmählich und erreichte bei
einer Spannung von 399,4 Centner per Quadratzoll wieder
0,425/1000. Der Zunder auf der Oberfläche des Eisens begann aufzustehen.
Es wurde nun die Belastung gesteigert und der Bolzen gestreckt. Nach einer Belastung
von 725 Centner, d. i. 429 Centner per Quadratzoll und
einer Dehnung von 7,25/1000 wurde die Versuchsreihe zum zweitenmal wiederholt.
– Nachstehende Tabelle zeigt die elastische Ausdehnung dieses Bolzens in
seinen verschiedenen Zuständen.
Tabelle III.
Textabbildung Bd. 128, S. 29
Belastung in bayerisch. Centnern;
Elastische Ausdehnung von 1000 Längen-Einheiten; im Ganzen; für 1
Quadratz. Querschnitt; Nach vorhergegangener Reckung mit 314 Cntr.; Nach einer
Dehnung v. 0,425/1000 mit 400 Centner; Nach einer Dehnung v. 7,15/1000 mit 429
Centner; Bemerkung; Der Bolzen zerriß unter einer Last von 760 Centner oder 450
Centner p. Quadrat-Decimalz., nachdem er sich
nur um 14,1/1000 gestreckt hatte. Die Bruchfläche war fast durchaus feinkörnig;
a; b; c
Vergleicht man die elastischen Ausdehnungen in den dreierlei Zuständen, so verhalten
sich die elastischen Kräfte wie folgt:
a
=
100,00
b
=
99,97
c
=
98,02.
Im Uebrigen war:
a) die Elasticitätsgränze bei 393,5 Centner;
b) die relative elastische Ausdehnung an dieser Gränze =
1,251/1000;
c) der Bruch erfolgte bei – 450 Centner;
d) die Spannung an der Elasticitätsgränze betrug 87
Proc. vor jener im Augenblick des Bruches.
In gleicher Weise wie die bisher behandelten fünf wurden keine weitern Bolzen
untersucht.
Stellt man die Hauptergebnisse der fünf Bolzenproben zusammen, so ergibt sich
folgende Uebersicht:
Tabelle IV.
Textabbildung Bd. 128, S. 30
Nummer der Bolzen; Stärke;
Querschnittsfläche; Mittlere Durchmesser; Belastung in Centner per Quadratzoll; An der Elasticitätsgränze; Im
Augenblick des Bruches; Elastische Ausdehnung an der Elasticitätsgränze;
Beschaffenheit der Bruchfläche; Qdrtzoll; Fuß; I.; II.; III.; IV.; V.; 2/3
sehnig, 1/5 körnig. fast durchaus sehnig. ebenso; 1/3 sehnig, 2/3 körnig. fast
durchaus körnig; Arithmet. Mittel; oder per
Quadratmillimeter; Kilogr.
Vergleicht man diese Ergebnisse mit jenen von bekannten Versuchen mit Eisen ähnlicher Dimensionen, so gelangt man zu der
Ueberzeugung, daß die Qualität des Sonthofer Holzkohleneisens zu den vorzüglichsten gerechnet werden kann.
Bornet fand bei weichem Eisen für Ankerketten (fer à cable ductile) von 49,5 Millimeter (0,17
Fuß bayr.) Durchmesser, und 6,42 Millimet. (22 Fuß) Länge, die Elasticitätsgränze
zwischen 16 und 18 Kilogr. per Quadratmillimeter und den
Bruch bei 33 Kilogr., während die Proben Nro. I und V, welche diesem Probestück in
ihren Ausmaaßen am nächsten stehen, durchschnittlich 26,16 und beziehungsweise
31,227 Kilogr. ergaben. (Poncelet, Traité de mécanique industrielle Tom. I.
pag. 222.)
Im Vollzug des Eingangs erwähnten Vertrages wurde für die ferneren Proben 250 Centner
bayr. per Quadratzoll oder 16,435 Kilogr. per Quadratmillim. als Normalbelastung unter Anwendung
von Prellungen festgesetzt.
Aus den Versuchen gehen übrigens noch folgende zwei Sätze mit Sicherheit hervor,
welche für den Baumeister nicht ohne Interesse seyn dürften, nämlich:
1) Das Stabeisen, wie es aus der Hand des Arbeiters hervorgeht, ist innerhalb der
eigentlichen Elasticitätsgränze einer, mitunter namhaften, bleibenden Ausdehnung
fähig, welche der Elasticität desselben keinen Eintrag thut. Der Unterschied
zwischen dieser Ausdehnung und jener nach Ueberschreitung der Elasticitätsgränze,
tritt bei den Versuchen scharf hervor.
Erstere, herrührend von einem Geraderichten und Spannen aller Theile, steigt ganz
allmählich und nimmt ohne Gewichtsvermehrung nicht zu. Sobald aber die eigentliche
Gränze der Elasticität überschritten ist, dehnt sich die Stange ohne
Gewichtsvermehrung und erlangt erst nach und nach einen gewissen Grad von Ruhe,
worauf es nothwendig wird die Belastung zu vermehren, wenn man die Streckung weiter
treiben will.
Aus dieser Eigenschaft des Eisens erklärt sich das vermeintliche Rückgehen der
Bolzenmuttern bei Brücken und häufig das Einschlagen der letzteren, wenn gleich auf
die Zusammenfügung aller Fleiß verwendet worden ist. Ebenso wird hieraus die
Räthlichkeit, ja in gewissen Fällen die Nothwendigkeit in die Augen springen, alle
Eisenstäbe vor ihrer Anwendung und mitunter vor ihrer
Vollendung mit einer der späteren Anspannung proportionalen Kraft zu dehnen oder
recken, zumal als nicht anzunehmen ist, daß alle Stäbe sich um gleichviel recken
werden.
2) Selbst wenn das Eisen am Orte seiner Verwendung durch irgend einen Zufall über die
Gränze seiner Elasticität gespannt und folglich bleibend gestreckt worden seyn
sollte, ist dasselbe nicht sowohl verwerflich. Vorausgesetzt, daß die größten
Spannungen im gewöhnlichen Dienste, entsprechend, weit unterhalb der
Elasticitätsgränze bleiben und nicht allzuoft wiederkehren, kann das Stück seinen
Dienst fort versehen, wie zuvor; denn seine Elasticitätskraft ist nicht wesentlich
geändert.
Nachdem in vorstehender Weise das Verhalten des hier in Rede stehenden Eisens
diesseits und jenseits der Elasticitätsgränze insoweit untersucht worden war, als es
ohne noch mehr Stücke zu opfern, geschehen konnte, erübrigte noch die möglichst
ausgedehnte Ermittelung des Verhältnisses der elastischen Ausdehnung zur spannenden
Kraft.
Es liegen bereits viele Untersuchungen vor, welche alle dahin führen, daß die
elastischen Ausdehnungen mit den spannenden Kräften sehr nahe im geraden
Verhältnisse zu- oder abnehmen. Diesen Umstand hat man benützt, um die Größe
der Ausdehnung bei gleicher Querschnittsfläche einfach auszudrücken. Anstatt
– um gleich bei dem Durchschnitte der fünf Probebolzen stehen zu bleiben
– z.B. zu sagen: 351,38 bayr. Centn. sind im Stande eine Stange von einem
Quadratzoll Querschnittsfläche um 1,156/1000 ihrer Länge elastisch auszudehnen, oder
was dasselbe ist, 1 Centner um 0,000003289885, sagt man (indem man die proportionale
Ausdehnung als Einheit nimmt), 303962 Centner würden im
Stande seyn, einen Stab um seine ganze Länge auszudehnen, d. i doppelt so lang zu machen. Eine solche Ziffer, welche für jede
Querschnitts- und für jede Gewichts-Einheit eine andere ist, nennt man
Elasticitäts-Modul. Diese Ausdrucksweise gewährt die
Erleichterung, daß man sich nicht entweder ein Gewicht und eine Ausdehnung, oder
aber die Gewichts-Einheit und einen sehr großen Decimalbruch, sondern eine
große Zahl zu merken hat. Weiß man, wie viele Centner auf einen Quadratzoll der
Querschnittsfläche treffen, so kann man mit Hülfe des Elasticitäts-Moduls leicht finden, um den wievielsten Theil ihrer
Länge die Stange sich unter dieser Last elastisch ausdehnen wird, indem man die
Centnerzahl durch die Ziffern des Elasticitäts-Moduls dividirt.
So viele Bestimmungen des Elasticitätsmoduls bei verschiedenem Eisen in den
treffenden Werken gesammelt sind, so findet sich doch der Bau- wie der
Maschinen-Meister, wenn er Ausdehnungen in Rechnung führen soll, darüber in
Verlegenheit, welchen der Werthe er anwenden soll. Es wurde darum nicht für
überflüssig erachtet, den Elasticitätsmodul für das Sonthofer
Holzkohleneisen zu bestimmen, zumal da sich ohne besonderen Auswand von
Zeit und Mühe Gelegenheit darbot, zugleich einen Durchschnitt aus Beobachtungen
einer großen Menge von Bolzenstangen zu erlangen.
Es ist bereits oben bemerkt worden, daß auf Grund der Fundamental-Versuche,
bei den Bolzenproben circa 250 Centner per Quadratzoll mit Prellung angewendet werden sollten.
– Es wurden daher bestimmt, für alle Bolzen von angeblich 0,135 Durchmesser,
oder 1,43 Quadratzoll Querschnitt 356 Centner; für diejenigen von 0,140 Durchmesser
oder 1,54 Quadratzoll 383 Centner und endlich für jene von 0,145 Durchmesser oder
1,65 Quadratzoll 411 Centner. Bei der Ausführung wurde zuvörderst jeder Bolzen von
0,135 Durchmesser mit 400 Centner gestreckt, ebenso jeder von 0,140 Durchmesser mit
425 Centner und jeder von 0,145 Durchmesser mit 450 Centner. Nach dem Strecken wurde
jeder Bolzen zuvörderst mit der Hälfte des
Maximalgewichts ruhig gespannt, der Stand des Fühlhebels abgelesen, dann alle
Spannung durch Ablassen des Wassers aus der Presse entfernt. Hierauf wurde die ganze Maximallast aufgelegt, aufgepumpt und wieder
abgelesen. Man erhielt auf diese Weise bei jedem Bolzen drei Werthe, nämlich die
elastische Ausdehnung zwischen den Belastungen 0 und 125, dann zwischen 125 und 250
und endlich zwischen 0 und 250 Centner per
Quadratzoll.
Wäre der Satz, daß die Ausdehnungen mit den Spannungen in gleichem Verhältnisse
stehen, strenge richtig, so müßte der Elasticitäts-Modul bei einem und
demselben Bolzen für alle drei erhobenen Ausdehnungen gleich groß seyn. Allein die
oben gelieferten Tabellen I bis III zeigen schon, daß dieses nicht der Fall ist.
Bei dem Bolzen Nro. 3 Rubrik a sind die elastischen
Ausdehnungen bei höheren Spannungen verhältnißmäßig größer als bei den niederen
Spannungen, ein Verhältniß, das bei allen Rubriken dasselbe bleibt. – Bei dem
Bolzen Nro. 4 ist anfänglich (Rubrik a) das Umgekehrte;
in der Rubrik e erst wird die Ausdehnung proportional
der Last; in der Rubrik f endlich werden die
Ausdehnungen bei höheren Spannungen wieder verhältnißmäßig größer.
Bei dem Bolzen Nro. 5 kommt in der Rubrik (a) das
zweifache Verhältniß vor; in den Rubriken b und c gewinnt aber auch das steigende Verhältniß die
Oberhand. – Abweichend von einander sind die elastischen Ausdehnungen bei
gleicher Belastung eines Quadratzolles bei den verschiedenen Bolzen.
Bei zusammengesetzteren Bauwerken ist es nicht unwichtig, einen Elasticitätsmodul
anzuwenden, welcher ein durchschnittlicher ist, bei verschiedenen Spannungen aber
gleicher Eisenqualität, und nicht etwa ein
Durchschnitt aus verschiedenen Spannungen und verschiedenen Qualitäten. Deßhalb
wurde die Gelegenheit ergriffen, aus den Beobachtungen während des Probens der
Bolzen, einen Durchschnitt zu gewinnen, welcher wenigstens für
diese Eisenqualität verlässig ist.
Im Durchschnitt ergaben 214 Stück Bolzen bei einer Belastung von 125 Centner auf
einen Quadratzoll einen Elasticitätsmodul von 360,804 Centner oder eine elastische
Ausdehnung von 0,34644 per 1000 Längen-Einheiten.
Zwischen 125 und 250 Centner Belastung dagegen war der Elasticitätsmodul = 315164,
oder die elastische Ausdehnung 0,39662 per 1000
Längen-Einheiten. Im Ganzen dehnten sich daher die Bolzen bei einer Belastung
von 250 Centner um 0,74306 per 1000
Längen-Einheiten aus.
Will man der Bequemlichkeit wegen die elastische Ausdehnung als einfach proportional
den Belastungen ansehen, so ist der Elasticitätsmodul durchschnittlich 347871
Centn., oder die elastische Ausdehnung per 1000 Centner
Spannung und 1000 Längen-Einheiten gleich 2,875. Diese Ziffer gibt aber bei
125 Centner die Ausdehnung zu groß an und bei 250 Centner zu klein, nämlich: 0,35932
anstatt 0,34644 und beziehungsweise 0,71866 anstatt 0,74306.
Mit der erhobenen durchschnittlichen Größe der Ausdehnung übereinstimmend ist dagegen
nachfolgende Tabelle Nro. V.
Tabelle V.
Belastung p. Quadrat-Decimalzoll
in bayerischen Centner.
Elastische
Ausdehnung von1000
Längen- Einheiten.
Elastische
Ausdehnung von1000
Längen- Einheiten.
Entsprechende Belastung
inbayer. Centner
p. 1
Quadrat- Decimalzoll.
10
0,02587
0,025
9,67
20
0,05206
0,050
19,22
30
0,07857
0,075
28,66
40
0,10540
0,100
38,00
50
0,13255
0,125
47,23
60
0,16003
0,150
56,36
70
0,18782
0,175
65,40
80
0,21594
0,200
74,34
90
0,24438
0,225
83,20
100
0,27314
0,250
91,96
110
0,30222
0,275
100,64
120
0,33162
0,300
109,24
130
0,36134
0,325
117,76
140
0,39138
0,350
126,19
150
0,42175
0,375
134,56
160
0,45244
0,400
142,85
170
0,48344
0,425
151,06
180
0,51477
0,450
159,21
190
0,54642
0,475
167,29
200
0,57839
0,500
175,30
210
0,61068
0,525
183,25
220
0,64329
0,550
191,13
230
0,67623
0,575
198,95
240
0,70948
0,600
206,71
250
0,74306
0,625
214,40
0650
222,04
0,675
229,63
0,700
237,16
0,725
244,63
0,750
252,06
0,775
259,42
260
0,77696
0,800
266,74
270
0,81117
0,825
274,01
280
0,84571
0,850
281,23
290
0,88057
0,875
288,40
300
0,91576
0,900
295,53
310
0,95126
0,925
302,61
320
0,98708
0,950
309,65
330
1,02323
0,975
316,64
340
1,05969
1,000
323,58
350
1,09648
1,025
330,49
1,050
337,35
1,075
344,17
1,100
351,15
Bei der praktischen Anwendung genügt es zu wissen, daß die Gränze der Elasticität
mindestens bei einer Spannung von circa 300 Centner per Quadratzoll, im Durchschnitt bei circa 350 Centner getroffen wird. Von dieser Gränze wird
man sich mit der größten Belastung entsprechend ferne halten. – Vorstehende
Tabelle Nro. V. dagegen gibt die mittleren elastischen Ausdehnungen bei irgend einer
Spannung, welche das Eisen unterhalb der Elasticitätsgränze im Dienste erleidet. Es
genügt zu bemerken, daß von diesem Mittel die größten
beobachteten Abweichungen 17 Proc. betrugen, und der Durchschnitt der über dem
Mittel sowie der unter demselben liegenden Beobachtungen 5 1/2 Proc. von dem wahren
Mittel abweiche.