Titel: | Martin Roberts' galvanische Säule mit Zinn und Platin-Platten. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. X., S. 45 |
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X.
Martin Roberts' galvanische Säule mit Zinn und
Platin-Platten.
Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, März 1853,
Nr. 16.
Roberts' galvanische Säule mit Zinn- und
Platin-Platten.
Martin Roberts hat im vorigen Jahre eine galvanische Säule
construirt, bestehend aus Zinnplatten von 24 Quadratzoll Oberfläche, wovon jede
zwischen zwei Platinplatten von denselben Dimensionen angebracht ist. Die
Zinnplatten mit ihrem Gehäuse von Platin tauchen in Porzellantröge von 2 Fuß Tiefe,
welche mit verdünnter Salpetersäure gefüllt sind; diese bedeutende Tiefe der Tröge
wurde gewählt, weil man durch die Wirkung der Säule ein Handelsproduct gewinnen
will, welches die Kosten der Elektricitäts-Erzeugung größtentheils deckt. Das
Zinn bildet nämlich unter dem Einfluß des Stroms Zinnoxydhydrat, welches sich auf
dem Boden des Trogs ansammelt; man braucht dasselbe nur in Aetznatron aufzulösen, um
zinnsaures Natron zu erhalten, welches in großer Menge in den Zeugdruckereien
verbraucht wird.
Dr. Watson, ein in England
sehr bekannter Physiker und geschickter Experimentator, hat mit der neuen Säule
zahlreiche Versuche angestellt. Die eingetauchte Oberfläche der positiven Platten
oder Zinnplatten war 14 Quadratzoll, d.h. sie waren 4 Zoll hoch und 3 1/2 Zoll
breit; ihre Anzahl war 50.
Die Gasmengen in Folge der Zersetzung des Wassers waren:
Mit 10 Elementen in
1
Minute
10
Kubikzoll
–
2
–
22
–
Mit 20 Elementen in
1
–
17 1/2
–
–
2
–
36
–
Mit 30 Elementen in
1
–
20
–
–
2
–
41
–
Mit 40 Elementen in
1
–
20
–
–
2
–
41 1/2
–
Mit 50 Elementen in
1
–
20
–
–
2
–
42
–
Bei diesen ersten Versuchen waren die Elemente hintereinander verbunden. Als man aber
die Elemente neben einander (die gleichnamigen Platten) verband, nämlich in Reihen
von zehn Elementen, so daß die Oberfläche der anfänglichen Elemente verfünffacht
wurde, betrug die entwickelte Gasmenge in 1 Minute 42 Kubikzoll, in 2 Minuten 80
Zoll.
Diese Versuche beweisen: 1) daß die erhaltenen Wirkungen hinsichtlich der chemischen
Zersetzung viel mehr von der Größe als von der Anzahl der Elemente abhängen; 2) daß sobald
der Widerstand überwunden ist, welchen die chemische Verwandtschaft der
Bestandtheile des Wassers der Zersetzung entgegensetzt, eine Verstärkung der Kraft
des Stroms mittelst Zugabe zahlreicher hintereinander verbundener Elemente, wenig
oder gar nichts zur Quantität des zersetzten Wassers beiträgt: 30 Elemente leisten
so viel wie 50; 3) daß eine Metall-Oberfläche (durch Verbindung gleichnamiger
Platten) in Säulen von 10 Elementen hergestellt, zweimal mehr Wasser zersetzt, als
wenn dieselbe Oberfläche durch eine Säule von 50 Elementen hergestellt ist. Hr. Despretz hatte schon gefunden, daß man hinsichtlich der
Zeit, welche zur Zersetzung einer gegebenen Menge Wassers nöthig ist, durch
Verdoppelung der Anzahl der Elemente fast nichts gewinnt, wenn diese Anzahl groß
genug ist.
Als Hr. Watson zu seinen Versuchen schritt, war die
verdünnte Salpetersäure in welche die Zinnplatten tauchen, schon seit mehreren Tagen
in Gebrauch, so daß die Säule an Stärke verloren hatte; sie gab auch wirklich am
ersten Tag mit 30 oder 50 Elementen 36 Kubikzoll Gas anstatt 20. Hr. Martin Roberts behauptet jedoch, daß seine Säule die besondere
Eigenschaft besitzt, in dem Maaße an Kraft zuzunehmen, als sie längere Zeit
eingetaucht ist, bis das Metall und die Säure gänzlich verzehrt sind; 10 Elemente
reichen zum Zersetzen des reinen Wassers hin. Mit 50 Elementen schmilzt man eine
ziemliche Quantität Iridium zu einem Kügelchen und eine große Masse Asbest zu einem
Glase, welches in Farbe und Glanz dem Achat und der Hornblende gleicht; einen
mehrere Fuß langen Platindraht erhält man damit in lebhafter Rothglühhitze; endlich
erhält man zwischen den an den zwei Polen befestigten Kohlenspitzen ein sehr
intensives elektrisches Licht, zu dessen Erzeugung im Großen die Batterie angewandt
werden wird.