Titel: | Ueber die auf den Rammelsbergschen Hütten am Communion-Unterharze gebräuchlichen Kupferproben; von Bruno Kerl, Lehrer an der Bergschule zu Clausthal. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XLVII., S. 197 |
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XLVII.
Ueber die auf den Rammelsbergschen Hütten am
Communion-Unterharze gebräuchlichen Kupferproben; von Bruno Kerl, Lehrer an der
Bergschule zu Clausthal.
Aus der Berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1853,
Nr. 7.
Kerl, über Kupferproben.
Auf den Unterharzer Hütten sind folgende Kupferproben in Anwendung:
1. Die Probe auf trocknem Wege für Producte, welche nicht
zu kupferarm sind, und zwar
a. für geschwefelte
Substanzen, als dreimal geröstetes Kupfererz mit 6, Bleistein mit 17–30,
Rohstein mit 45–55, Kupferstein mit 58 und Abzugstein mit 82 Procent
Schwarzkupfer. Man röstet jedesmal zwei Probircentner – (1 Probircentner =
1/4 Loth Civilgewicht = 3,654 Gramm.) 8–12 Stunden auf einem mit Kreide
ausgeriebenen flachen Scherben unter der Muffel bis zum Aufhören der Gasentwickelung
und brennt die Probe zur Reduction der dabei gebildeten schwefel-,
arsen- und antimonsauren Salze mit Unschlitt ab. Sodann theilt man die Probe
und setzt dieselbe, mit schwarzem Fluß, Borax und Glas beschickt, und mit Kochsalz
bedeckt einer 13–15 Minuten langen Schmelzung, nachdem die Flamme durch die
Kohlen geschlagen ist, im Windofen aus. Das hierbei erfolgende Schwarzkupferkorn
wird mit vier Bleischweren auf der Kapelle gar gemacht. Man setzt zuerst auf die
abgeathmete Kapelle die Hälfte Blei mit dem Kupfer auf, fügt, wenn letzteres
durchgeglüht ist, die andere Hälfte Blei hinzu und läßt bei möglichst starker Hitze
antreiben. Sollte dieß nach einiger Zeit noch nicht geschehen seyn, so öffnet man
das Mundloch der Muffel ein wenig, damit Luft zutritt und die Verschlackung der
Kruste durch Oxydation herbeiführt. Nach dem Antreiben läßt man einige Zeit kühler
gehen und verstärkt dann die Hitze allmählich bis zum Blicken oder Garwerden des
Kupfers, indem man bei theilweise geöffneter Muffelmündung fortwährend Luft zutreten
läßt. Das Blicken findet statt, sobald das Kupfer ruhig wird und einen
blaulichgrünen Schein annimmt. Alsdann wird das Korn mit Kohlenstaub bedeckt und die
Kapelle in kaltes Wasser geworfen.
Gleichzeitig mit dem Schwarzkupfer behandelt man eine gleich große Quantität reines
Garkupfer mit dem vierfachen Blei und rechnet den bei dieser Gegenprobe erhaltenen
Verlust dem Kupfergehalte der Hauptprobe zu, was bei folgender Methode des Auswägens
stattfindet. Der König von Probe und Gegenprobe wird auf die Waagschalen gelegt und
zum leichteren so viel Gewicht hinzugefügt, bis das Gleichgewicht hergestellt ist.
Zieht man dann das aufgelegte Gewicht von 100 ab, so erhält man den Garkupfergehalt.
Erfolgen z.B. von 100 Pfd. Schwarzkupfer 49 Pfd. und von 100 Pfd. Garkupfer, der
Gegenprobe, 55 Pfd. Garkupfer, so müssen zum ersteren Korn 6 Pfd. hinzugelegt
werden, um Gleichgewicht zu haben. Der Garkupfergehalt des Schwarzkupfers beträgt
alsdann 100 – 6 = 94 Pfd.
b. Bei oxydirten Substanzen,
z.B. den Verblasenschlacken mit 63–68 und den Garschlacken mit 64–70
Procent Schwarzkupfer fällt das Rösten weg und es bedarf nur des reducirenden und
solicirenden Schmelzens und des Garmachens.
c. Legirungen, wohin
hauptsächlich das Schwarzkupfer mit 78–96 Procent Garkupfergehalt gehört,
werden nur gargemacht.
Diese trockene Probe hat viele Mängel, sie ist langwierig, beschwerlich, kostspielig
und ungenau wegen der leichten Verschlackbarkeit des Kupfers durch die beigemengten
Gebirgsarten und das Kali des schwarzen Flusses. Gehalte von einigen Pfunden können
gar nicht mit Sicherheit bestimmt werden. War die Abröstung nicht vollständig, so
bildet sich eine Kupferverlust verursachende spröde Steinschicht, welche beim
Ausschlagen des Kupferkorns wegspringt.
Weit zweckmäßiger als auf den Harzer Hütten wird die trockene Probe auf den Freiberger Hütten ausgeführt, und zwar in folgender
Weise: man röstet 1 Probircentner (= 3,75 Gramm.) getrocknetes und feingeriebenes
Erz bei Zusatz von etwas Kohlenstaub oder möglichst erdenfreiem Graphit auf einem
mit Röthel ausgestrichenen Scherben unter der Muffel so lange ab, bis sich keine
schweflige Säure mehr entwickelt. Sodann wird das Röstgut in einem eisernen Mörser
gerieben, mit 40–60 Pfd. kohlensaurem Ammoniak innig gemengt und so lange
unter der Muffel erhitzt, bis das glühende Erz nicht mehr riecht. Durch das
kohlensaure Ammoniak werden nicht allein die beim Rösten gebildeten Salze,
namentlich die schwefelsauren, reducirt, sondern auch der Schwefel als
Schwefelammonium mit hinweggenommen. Auf diese Weise erreicht man eine vollkommene
Abröstung.
Um beim jetzt folgenden reducirenden und solicirenden Schmelzen in der Beschickung
jeden Schwefelgehalt zu vermeiden, wendet man statt des schwarzen Flusses, da der
Weinstein zuweilen Gyps enthält, ein Gemenge von Potasche und Stärkmehl an, und zwar
beschickt man das Röstgut mit zwei Centner gereinigter Potasche, 20 Pfd. Stärkmehl,
40–50 Pfd. Boraxglas und wohl noch, zur bessern Ansammlung des Kupfers, mit
10–20 Pfd. Blei oder Glätte. Sodann wird die gutgemengte Beschickung mit
Kochsalz bedeckt, welches mittelst Chlorbariums zuvor von einem Gehalte an
schwefelsaurem Natron gereinigt ist, auf das Kochsalz ein Stückchen Kohle gelegt,
was für die Reduction förderlich ist, und die Probe 3/4 Stunden lang einem starken
Feuer ausgesetzt. Das erfolgende Schwarzkupferkorn macht man mit etwas Borax auf dem
Scherben unter der Muffel gar. Um die Scherben herum legt man abgeäthmete glühende
Kohlen und setzt, sobald erstere in Gluth gekommen, das Schwarzkupfer mit Borax, in
ein Skarnitzel gewickelt, auf. Nach dem Einschmelzen wird die Muffel so lange offen
erhalten, bis das Kupferkorn zur Ruhe kommt und einen eigentümlichen, seine Reinheit
bekundenden bläulichgrünen Schein zeigt, worauf das Ablöschen der aus der Muffel
genommenen Probe mit
Wasser erfolgt. Nach dem Garwerden überzieht sich das Korn mit einer Oxydhaut, so
daß sich der darüber gehaltene Probirhaken nicht mehr darin abspiegelt. Das
Kupferkorn theilt man wohl mit dem Meißel in zwei Theile, um aus dem Bruchansehen
auf die Reinheit zu schließen.
Obgleich dieses Verfahren auf die möglichste Umgehung eines Kupferverlustes gerichtet
ist, so läßt sich ein solcher doch nicht ganz vermeiden, weßhalb man bei einem
Kupfergehalt der Probe von 20–30 Proc. auf je 10 Pfd. Kupfer 1 Pfd. Verlust
rechnet. Die Freiberger Methode des Garmachens auf dem Scherben, welche auch zu Victorfriedrichshütte am östlichen Harze ausgeführt wird,
ist dem Garmachen auf der Kapelle vorzuziehen, weil man nach ersterer gleichzeitig
mehrere Proben anstellen kann und keiner Gegenproben bedarf. Bei armen Kupfererzen mit 1/4–1/2 Pfd. Kupfer
beschickt man in Freiberg 10–15 Probircentner wenn
sie Schwefelkies enthalten mit gleichen Quantitäten Borax, Bouteillenglas, etwas
Stärkmehl oder Colophonium und verschmilzt dieselben auf einen Stein, den man dann
wie Erz behandelt; bei oxydirten Erzen schlägt man 2–3 Proc. Schwefelkies zu
wie schon Fuchs (Bergwerksfreund, Bd. VII S. 17) in
Vorschlag gebracht hat. Beim reducirenden Schmelzen armer gerösteter Erze wird auch
wohl zur Ansammlung des Kupfers ein Zusatz von 8–10 Procent Antimonoxyd
gegeben. Auch Plattner's quantitative Kupferprobe vor dem
Löthrohr gibt sehr gute Resultate.
2. Die Proben auf nassem Wege kommen am Unterharze beim
Probiren der Vitriole und Schlacken in Anwendung, und zwar:
a. für Vitriole die etwas modificirte schwedische Kupferprobe. Die schwedische
Probe, wie man sie überall beschrieben findet (z.B. Bodemann's Probirkunst S. 188), und wie sie auch in Freiberg ausgeführt wird, besteht darin, daß man 1 Centner Erz mit etwa 5
Centner concentrirter Schwefelsäure digerirt, zur Trockne abdampft, etwas Kochsalz
und Schwefelsäure hinzusetzt, filtrirt und aus dem Filtrat das Kupfer durch Eisen
bei mäßiger Wärme ausscheidet. Dieses wird nach gehörigem Auswaschen auf ein
gewogenes Filter gebracht und nach dem Trocknen gewogen oder durch Glühen bei
Luftzutritt in Oxyd verwandelt.
Diese Probe gestattet zwar die genaue Bestimmung geringer Kupfermengen
(1/4–1/2 Pfd.), erfordert aber zur Ausfällung des Kupfers nach dem
angegebenen Verfahren bis zu zwölf Stunden Zeit. Zur Umgehung dieses bedeutenden
Zeitaufwandes ist von Dr. Varrentrapp in Braunschweig das folgende Verfahren angegeben, welches auf dem Vitriolhofe zu Goslar bei der Untersuchung der gemischten Vitriole mit Vortheil ausgeführt wird:
1 Loth (Civilgewicht) Vitriol wird in einem Kolben in Wasser aufgelöst, etwas
Schwefelsäure hinzugefügt und nach dem Einwerfen von einigen Eisendrahtstiften so
lange gekocht, bis das Kupfer vollständig ausgefällt ist. Man erkennt dieß theils an
der veränderten Farbe der Flüssigkeit, theils daran, daß in einer genommenen Probe
durch einen hineingetauchten Eisendraht kein Kupfer auf demselben mehr ausgeschieden
wird. Das Kochen geschieht über einem mit einem Eisendrahtnetz bedeckten
Dreifuß.
Ist die Flüssigkeit kupferleer geworden, so füllt man den Kolben so oft mit heißem
Wasser und gießt dasselbe von dem zu Boden gegangenen Kupfer ab, als sich noch
Gasblasen an den Eisendrähten entwickeln; sodann thut man durch Umkippen des mit
Wasser gefüllten Kolbens das Kupfer nebst den Drähten in eine Porzellanschale,
reinigt dieselben mittelst eines Pinsels von anhaftendem Kupfer, süßt dieses
nochmals in der Schale aus, dampft bei Zusatz von Weingeist, welcher eine Oxydation
verhindern soll, im Wasserbad zur Trockne ab und wiegt das Kupfer. Eine solche Probe
läßt sich in 1/2 Stunde beendigen.
Man kann in Braunschweig die zur Anstellung solcher Proben erforderlichen
Gerätschaften käuflich erhalten, nämlich einen Dreifuß mit Drahtnetzen, eine
Kupferschale, welche als Wasserbad für einzusetzende größere Schalen direct dient;
für kleinere Schalen ist eine mit runden Löchern versehene Kupferplatte bestimmt,
welche auf die mit Wasser gefüllte Kupferschale gelegt wird. Sehr hübsch sind die
aus birnförmigen Beuteln von vulcanisirtem Kautschuk bestehenden Spritzflaschen,
welche sich nach dem Ausdrücken des Wassers immer wieder von selbst füllen, wenn man
ihre Spitze in Wasser eintaucht.
Andere in Vorschlag gebrachte Methoden auf nassem Wege sind zwar genau, aber entweder
zu zeitraubend, wie Levol's Methode (Bergwerksfreund, Bd.
V, S. 412) oder für unreine Erze und Hüttenproducte weniger geeignet, als für
reinere Legirungen, wie Pelouze's Methode, mit titrirter
Schwefelnatriumlösung, welche sich außerdem leicht verändert (polytechn. Journal
Bd. CII S. 36). Byer's galvanisches Verfahren (polytechn. Journal Bd. LXXX S. 275) ist unpraktisch.Unlängst hat Hr. Dr. Schwarz eine maaßanalytische Methode zur Bestimmung des Kupfers in
Kupfervitriol, Bronze, Messing, Kupferrohstein etc. angegeben (polytechn.
Journal Bd. CXXVII S. 51), welche
für Geübte nichts zu wünschen lassen dürfte.A. d. R.
Im Mansfeld'schen bestimmt man wohl den Kupfergehalt in
armen Kupferschiefern (Sanderzen) auf die Weise, daß man die gebrannten Schiefer mit
Königswasser zersetzt, die saure Lösung mit Schwefelwasserstoff, den entstandenen
kupferhaltigen Niederschlag mit Salpetersäure und die entstandene Lösung, zur
Abscheidung des Bleies, mit Schwefelsäure behandelt. Die zurückbleibende
Kupfervitriollösung dampft man zur Trockne ab, erhitzt die trockene Masse bis zur
Rothgluth in einem Platintiegel und bestimmt das Kupfer als wasserfreies
schwefelsaures Kupferoxyd.
b. Für Schlacken wendet man
am Unterharze statt der sonst gebräuchlichen trockenen Probe jetzt meist die Heine'sche Kupferprobe mit kupferhaltigen blauen
ammoniakalischen Musterflüssigkeiten von verschiedener Farbenintensität an. Ein
Centner sehr fein geriebene Schlacke wird mit etwas Salpeter, Kochsalz und
Schwefelsäure anhaltend erhitzt, filtrirt etc.
Heine's Methode, welche nur zur Ermittelung geringer
Kupfermengen geeignet ist, hat in neuerer Zeit Jacquelin
zur Bestimmung auch größerer Kupfergehalte tauglich gemacht. Dieselbe ist wegen
schneller Ausführung, großer Einfachheit, hinreichender Genauigkeit und geringer
Kosten für die zweckmäßigste Kupferprobe zu halten (polytechn. Journ. Bd. CXII S. 38).
Schlacken, welche außer Kupferoxyd keine in Ammoniak löslichen Substanzen, wie
Nickel, Zink etc. enthalten, kann man noch mit Salpetersäure digeriren, die
Flüssigkeit mit Ammoniak übersättigen, filtriren, das blaue Filtrat zur Trockne
abdampfen und den Rückstand glühen, wobei Kupferoxyd erfolgt. Dieses Verfahren wird
in Freiberg angewandt.