Titel: | Verfahrungsarten um den Werth des rothen eisenblausauren Kalis und die Stärke der Bleichflüssigkeiten zu bestimmen; von Fr. Lieshing. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XLIX., S. 206 |
Download: | XML |
XLIX.
Verfahrungsarten um den Werth des rothen
eisenblausauren Kalis und die Stärke der Bleichflüssigkeiten zu bestimmen; von Fr. Lieshing.
Aus der Chemical Gazette, April 1853, Nr.
351.
Lieshing's Verfahrungsarten um den Werth des rothen eisenblausauren
Kalis etc. zu bestimmen.
Werthbestimmung des rothen eisenblausauren Kalis.
Hierzu schlage ich die Anwendung des Fünffach-Schwefelarsennatriums vor,
welches leicht zu bereiten ist, indem man entweder Fünffachschwefelarsen in
flüssigem Hydrothion-Natron auflöst, oder indem man arsenige Säure in
kochendem Aetznatron auflöst und von Zeit zu Zeit eine concentrirte Auflösung von
Schwefel in Aetznatron zusetzt, bis kein Schwefel mehr niedergeschlagen wird. Beim
Erkalten der filtrirten Lösung bilden sich blaßgelbe Krystalle, welche man durch
Umkrystallisiren reinigen muß, bis sie sich ohne Rückstand auflösen. Die
Zusammensetzung dieses Salzes entspricht der Formel 3NaS,
AsS⁵ + 15HO. Seine Auflösung kann eine
beträchtliche Zeit lang aufbewahrt werden, ohne daß eine Zersetzung eintritt,
besonders wenn sie mit reinem kohlensaurem Natron oder Kali gemischt ist. Sie wird
durch alle Säuren, durch Chlor, und durch rothes eisenblausaures Kali zersetzt.
Wenn mit einer Auflösung dieses Salzes eine Auflösung von rothem eisenblausaurem Kali
gemischt wird, so findet eine Zersetzung statt, wobei wahrscheinlich 3 Aequiv.
Anderthalb-Cyaneisenkalium von einem Aequiv.
Fünffach-Schwefelarsennatrium 3 Aequiv. Natrium aufnehmen, indem sie 3
Aequiv. Schwefel und 1 Aequiv. Fünffachschwefelarsen frei machen und 6 Aequiv.
Einfach-Cyaneisenkalium bilden, worin 3 Aequiv. Kalium durch 3 Aequiv.
Natrium ersetzt sind. Wurde jedoch das Fünffach-Schwefelarsennatrium durch
den vorläufigen Zusatz von kohlensaurem Natron alkalisch gemacht, so werden von
letzterm 3 weitere Aequiv. Natrium genommen, welche noch 3 Aequiv. des
Anderthalb-Cyaneisenkaliums in Einfach-Cyaneisenkalium verwandeln
werden.
Angenommen also, daß 6 Aequiv. rothes eisenblausaures Kali in 12 Aequiv. gelbes
eisenblausaures Kali verwandelt werden durch die Wirkung von 1 Aequiv.
Fünffach-Schwefelarsennatrium und 3 Aequiv. Natron, so würde die Berechnung ergeben,
daß für je 100 Gran (reines) rothes eisenblausaures Kali 20 Gran krystallisirtes
Fünffach-Schwefelarsennatrium erforderlich sind, und dieß ist auch genau das
Verhältniß welches sich durch meine Versuche herausstellte.
Um nach dieser Methode den Werth des rothen eisenblausamen Kalis zu bestimmen, löst
man 100 Gran dieses Salzes in 2 Unzen Wasser auf; andererseits löst man als
Probeflüssigkeit 20 Gran Fünffach-Schwefelarsennatrium nebst 40 Gran reinem
kohlensaurem Natron (oder 60 Gran reinem kohlensaurem Kali) in 400 Raumtheilen
Wasser auf und bringt sie in einen Alkalimeter. Jeder Raumtheil wird so 1/20 Gran
Schwefelarsennatrium enthalten, und folglich 1/4 Procent reines rothes
eisenblausaures Kali anzeigen. Die Mischung bekommt bei der Zersetzung eine reine
weiße Farbe; nachdem diese erreicht ist, prüft man die Mischung mit einem
Cochenilleabsud; sollte die Umwandlung des rothen blausauren Kalis nicht vollständig
geschehen seyn, so wird der zugesetzte Cochenilleabsud entfärbt, wogegen bei
vollständiger Umwandlung der Lösung die Cochenillefarbe ertheilt wird.
Bestimmung der Stärke von Bleichflüssigkeiten.
Um die Stärke von Chlorkalk und Bleichflüssigkeiten zu bestimmen, könnte man eine
Auflösung von Fünffach-Schwefelarsennatrium anwenden; ich ziehe aber eine
Auflösung von arseniger Säure in überschüssigem kohlensaurem Kali vor. Diese
Auflösung wird mit Cochenilleabsud angewandt, wie bei dem vorher beschriebenen
Verfahren.
69,78 Gran reine arsenige Säure, welche 50 Gran Chlor entsprechen, werden mit einer
halben Unze kohlensaurem Kali in 200 Raumtheilen Wasser aufgelöst und in den
Alkalimeter gebracht. Jeder Raumtheil entspricht also 1/4 Gran Chlor. Andererseits
werden 100 Gran trockener Chlorkalk mit 6 oder 8 Unzen Wasser gemischt und diesen
setzt man die Probeflüssigkeit zu, bis der Cochenilleabsud nicht mehr entfärbt
wird.