Titel: | Centrifugal-Apparat mit Einblasung von warmer Luft oder Wasserdampf, für das Trocknen von Garnen und Zeugen, sowie die Fabrication und Raffinirung des Zuckers; von Hrn. Farinaux, Maschinenbauer zu Lille. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. LXIV., S. 264 |
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LXIV.
Centrifugal-Apparat mit Einblasung von
warmer Luft oder Wasserdampf, für das Trocknen von Garnen und Zeugen, sowie die
Fabrication und Raffinirung des Zuckers; von Hrn. Farinaux, Maschinenbauer zu
Lille.
Aus Armengaud's Génie industriel, März 1853, S.
133.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Farinaux's Centrifugal-Apparat mit Einblasung von Luft oder
Gasen.
Die Anwendungen der Centrifugal-Apparate oder der mechanischen Kreisel sind so zahlreich und interessant, daß wir auch diese
neue Verbesserung der so nützlichen Maschine mittheilen wollen. Der Maschinenbauer
Farinaux, welcher Centrifugal-Apparate zum
Trocknen von Geweben und von Garn, zum Bleichen und Reinigen des Zuckers u.s.w.
anfertigt, ließ sich im Februar 1852 die Anwendung von Trommeln aus Drahtgewebe bei
diesen Apparaten patentiren. Später ließ er den Rand der Trommel weg, indem er dem
Drahttuch eine Umbiegung gab; auch dieß wurde wieder aufgegeben und der hermetische
Verschluß der Maschine mittelst der Durchbohrung der Trommelwelle bewirkt. Die
verschiedenen Versuche, welche Hr. Farinaux mit diesem
System anstellte, überzeugten ihn, daß die Leistungen mit verschlossenen Apparaten
eben so gut waren, als mit offenen. Er wurde nun zur Construction des
Centrifugal-Apparates mit Einblasung von Luft oder von Gas veranlaßt, wodurch
der Zweck erreicht werden sollte, das Trocknen der Garne und Zeuge besser zu
bewirken, oder den unangenehmen Geschmack des Rohzuckers gänzlich oder theilweise zu
entfernen.
Sein Princip besteht darin, warme Luft oder Wasserdampf mittelst einer Röhre
einzuführen, die etwa 10 Centimeter weit in der Trommelwelle enthalten ist. Zur
Erlangung einer guten Wirkung mittelst des pneumatischen Strahls, besonders um
vollkommen trockenen, gut gereinigten und gehörig weißen Zucker zu erhalten, muß die
Röhre, welche den Dampf zum Apparat leitet, gehörig erwärmt werden, damit keine
Condensation stattfindet; man kann zu dem Ende die Dampfröhre mit einer Wärmeröhre
umgeben. Trockener und sehr heißer Dampf bringt eine weit vollkommenere Luftleere
hervor. Um den Apparat zum Trocknen von Zeugen anzuwenden, muß warme Luft statt
Dampf eingeblasen werden.
Beschreibung des Apparats. – Fig. 1 ist ein senkrechter
Durchschnitt des Centrifugalapparates mit Einblasung von Dämpfen zum Reinigen des
Rohzuckers.
Fig. 2 ist
zugleich eine Ansicht von oben und ein horizontaler Durchschnitt.
a Trommel von einfachem Drahtgewebe; b Kurbel, welche mittelst zweier kleinen Winkelräder die
Verschiebung des Laufriemens von der Treibrolle zur Leerrolle und umgekehrt bewirkt;
c Treibrolle; d
Leerrolle; e Bremse, welche auf den Verbindungsring der
Stehbolzen wirkt, um den Apparat nach jeder Operation aufzuhalten; f, f, f, f Oeffnungen in dem Gerüst, durch welche der
Laufriemen geht; g Verbindungsring für die Stehbolzen
welche die Trommel a zusammenhalten; h Platte auf der Treibwelle i, welche die Trommel a trägt; i Treibwelle von Schmiedeisen mit verstahltem Ende k, welches sich auf einem ebenfalls stählernen Zapfen
dreht. Diese Welle ist hohl und mit dieser Röhre steht eine Reihe von Oeffnungen,
h, in Verbindung, wodurch Dämpfe oder Luft in die
Trommel gelangen; I Führer für den Laufriemen; m Röhre zum Abfluß der ausgezogenen Flüssigkeiten; n gußeisernes Gerüst, welches durch vier Schraubenbolzen
mit dem Fundament verbunden ist; o Deckel des Gerüstes
mit einer messingenen Dille an der Treibwelle; p Hahn,
welcher zur Regulirung der in die Trommel einzuführenden Luft und Dämpfe dient; q Trichter auf der Welle i,
zur Aufnahme der durch den Hahn p strömenden Luft; r blecherne Deckel der Trommel von Drahtgewebe, die sich
an den Scharnieren s öffnen lassen und zum Füllen und
Entleeren der Trommel dienen.
Behandlung und Leistung des Apparats. Man gießt die
halbflüssige Substanz in die Trommel, verschließt den oberen Theil durch Riegel und
setzt alsdann den Apparat in Betrieb.
Nach 40 Secunden hat die Trommel ungefähr eine Geschwindigkeit von 685 Umdrehungen in
der Minute erlangt; man öffnet dann den Lufthahn und läßt ihn 3 bis 4 Minuten lang
offen, wornach die Operation beendigt ist.
Ein Apparat, von den aus der Abbildung (1/15 natürlicher Größe) ersichtlichen
Dimensionen reinigt ungefähr 1 Centnr. Zucker von der ersten Krystallisation in 5
1/2 Minuten mit Einschluß des Ladens und Entleerens; für das zweite und dritte
Product geht etwas mehr Zeit darauf.
Die Weiße des Zuckers ist von der Art, daß man ihn ohne Anwendung von Klärsel
vollkommen rein erhält – ein Resultat, welches bei offenen Apparaten nur mit
einem bedeutenden Quantum Klärsel zu erlangen ist.
Hr. Farinaux bemerkt, daß ihn bezüglich der
Centrifugal-Apparate bei der Zuckerraffination die Erfahrung gelehrt habe,
daß die Anwendung von Klärsel während der Operation, sey es zur Beschleunigung der
Reinigung, oder um ein weißeres Fabricat zu erhalten, für die Ausbeute und die
Beschaffenheit der Krystalle nachtheilig ist, und daß wiederholt mit Klärsel
behandelter Zucker sich sehr schwer aufbewahren lasse.
Die Reinigung und Bleichung des Zuckers durch Einblasen von Dämpfen macht nicht
allein die Anwendung von Klärsel, wodurch ein bedeutender Abgang veranlaßt wird,
entbehrlich, sondern man erhält auch ein weit vollkommeneres Fabricat, und besonders
ist die Trockenheit des Products hervorzuheben.
Die Anwendung des Apparats zum Trocknen von Garn und Geweben liefert nach den
Erfahrungen des Hrn. Farinaux ebenfalls sehr genügende
Resultate.