Titel: | Ueber Verbesserungen im Rösten des Flachses; von Professor Payen. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. LXXIII., S. 312 |
Download: | XML |
LXXIII.
Ueber Verbesserungen im Rösten des Flachses; von
Professor Payen.
Aus dem Moniteur industriel, 1853, Nr.
1737.
Payen, über Verbesserungen im Rösten des Flachses.
Hr. Payen erstattete der Ackerbaugesellschaft (zu Paris)
Bericht über die von ihm in deren Auftrag unternommenen Reise nach Lille, um das
Verfahren der Flachs-Röstung mittelst warmen Wassers, welches gegenwärtig Hr.
Scrive anwendet, kennen zu lernen.
Hr. Scrive hatte das Schenck'sche Verfahren angenommen, welches bekanntlich in Irland mit einigen
Verbesserungen der HHrn. Bernard und Koch eingeführt ist; doch blieben noch weitere
Verbesserungen zu wünschen übrig.
Bekanntlich empfahlen die HHrn. Thomas und Delisse die Anwendung des Hochdruckdampfs (von 2 bis 4
Atmosphären); die Röstung kann nach diesem Verfahren in einer Stunde bewerkstelligt
werden. Die Wirkung wird durch die Condensation des Wassers befördert, welches die
Flachsstengel durch eine Art ununterbrochener Destillation und Filtration auswäscht.
Die Versuche über dieses Verfahren haben Hrn. Scrive noch
keine endgültigen Resultate geliefert.
Das Watt'sche Verfahren ist nur eine Modification des
vorhergehenden. Bei demselben wird Dampf von dem atmosphärischen Druck angewandt und
die Röstung geschieht ebenfalls durch eine ununterbrochene Destillation und
Filtration; die Operation dauert dabei aber acht bis zwölf Stunden. Dieses
Verfahren, von welchem man sich gegenwärtig in England viel zu versprechen scheint,
wurde von Scrive ebenfalls versucht, aber er fand daß der
Flachs dadurch nicht so gut zubereitet wird, wie durch die Schenck'sche Methode; die Flachsfasern erhalten nämlich eine röthere Farbe
und sind minder gut abgesondert; überdieß käme so gerösteter Flachs theurer zu
stehen.
Das Schenck'sche Verfahren wurde von Hrn. Scrive wesentlich verbessert. Seine Abänderung besteht
darin, daß er die in jeder Kufe enthaltene Flachsmasse, welche sich ganz unter lauwarmem
Wasser von ungefähr 26° Reaumur befindet, nur während sechs oder acht Stunden
in eine schwache saure Gährung versetzt. Nach Verlauf dieser Zeit stellt er eine
langsame, ununterbrochene Circulation her, indem er unter den durchlöcherten
falschen Boden der Kufe lauwarmes Wasser leitet; dieses lauwarme Wasser ist
Condensationswasser, welches durch eine Pumpe in ein großes Reservoir geschafft
wurde. Diese beständige Erneuerung der Flüssigkeit veranlaßt ihre gleichmäßige
Vertheilung in der Masse, und verhindert eine zu lebhafte die Fasern
benachtheiligende Gährung, namentlich in der weniger zugänglichen Mitte der in
Röstung begriffenen Substanz. Ueberdieß verschwindet bei dieser Verfahrungsweise der
über dem Bad stehende merklich faule, braune Schaum, welcher in den irischen und
schottischen Anstalten, in welchen die Maceration 72 bis 96 Stunden ohne Erneuerung
der Flüssigkeit andauert, die braune Farbe der obern Stengeltheile noch dunkler
macht.
Hr. Scrive beabsichtigt bei seinem gegenwärtigen Verfahren
noch das Mittel anzuwenden, welches Hr. Watt zur
Vervollständigung der Röstung mittelst Dampfs und condensirten Wassers benutzte.
Dieses Mittel besteht im Auspressen der ganzen nassen Stengel, wenn sie aus der Kufe
kommen; man begreift, daß in Folge der hierbei stattfindenden Reibung gewisse zwar
unlösliche, aber in der Flüssigkeit zertheilbare stickstoffhaltige Substanzen,
Pektinsäure etc. weggeschafft werden müssen.