Titel: | Briefwaage von Hrn. Guérin. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. LXXX., S. 342 |
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LXXX.
Briefwaage von Hrn. Guérin.
Aus Armengaud's Génie industriel, Februar 1853,
S. 95.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Guérin's Briefwaage.
Seit Einführung der neuen Postverordnungen ist das Wiegen der Briefe eine sehr
wichtige Sache geworden, weßhalb man verschiedene zu dieser Operation geignete
Instrumente zu construiren versucht hat.
Hr. Guérin hat zu diesem Zweck das Princip der
Schnellwaagen angewandt. Bei seinem System bemerkt man eine zweite Zeigerzunge,
deren Gewicht zu der erstem hinzukommt, um das Gleichgewicht mit dem der Briefe
herzustellen, wenn dieses 15 bis 20 Gramme übersteigt; die Waagschale, welche die
Gegenstände aufzunehmen hat, befindet sich, statt am untern Theile des Apparates
angebracht zu seyn, im Gegentheil oben, und ist durch eine Art von Parallelogramm
mit der Achse der Zungen verbunden.
Fig. 14
stellt eine vordere Ansicht dieser Briefwaage, Fig. 15 eine
Seitenansicht derselben dar.
Das Gestell oder der Träger a, welcher das Hauptstück
bildet, ist von Messing gegossen, und trägt an seinem oberen Ende die feststehende
Achse, welche auf der einen Seite die Dille oder die bewegliche Hülse aufnimmt, an
welcher die erste das Gewicht angebende Zunge b
angebracht ist, und auf der andern Seite die zweite Zunge b', welche nur bei Lasten über 20 Gramme in Wirksamkeit tritt. Ein
ähnlicher Arm c ist parallel c' am untern Theile angebracht, um sich wie dieser letztere durch ein
Gelenke mit der senkrechten Stange d zu verbinden,
welche die horizontale Platte oder Waagschale f über
sich hat.
Der Winkel c nimmt eine kleine Kugel oder ein
Gegengewicht auf, welches dazu dient, das ganze System im Zustande der Ruhe, d.h.
wenn die Waagschale nicht, wie in der Figur, beschwert ist, ins Gleichgewicht zu setzen. Die beiden
Zungen nehmen alsdann die in dieser Figur angezeigte Stellung ein; die erstere b, welche im Punkte Null vertical steht, erhebt sich zur
ersten auf der Theilscheibe verzeichneten Theilung, sobald der auf die Waagschale
gelegte Brief 7 1/2 Gramme wiegt, der andere Zeiger b'
dagegen, welcher frei auf seiner Achse steht und nicht einen Körper mit der Dille
bildet, rührt sich nicht, da er nicht angezogen werden kann, indem er auf einem
Stift h ruht, der fest in den Support eingelassen ist.
Ebenso wirkt bei einem Brief, dessen Gewicht sich auf 15 und auf 20 Gramme beläuft,
immer nur die erste Zunge, aber sowie diese letztere Zahl überschritten wird,
beginnt die zweite Zunge b' ihre Thätigkeit, weil sie
alsdann von dem Bolzen i berührt wird, der auf der
ersten Zunge angebracht ist und die zweite nothwendig mit sich fortzieht, wie wenn
beide nur eine einzige ausmachten.