Titel: | Whitworth's Mechanismus, um bei Nuthhobelmaschinen etc. den Meißel, während er schneidet, langsam, hingegen während er sich zurückzieht, rasch zu bewegen, ohne den Treibriemen von einer Riemenscheibe auf eine andere zu bringen, oder überhaupt die Winkelgeschwindigkeit der Triebscheibe zu verändern; beschrieben von Professor C. Walther. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XCVI., S. 402 |
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XCVI.
Whitworth's Mechanismus, um
bei Nuthhobelmaschinen etc. den Meißel, während er schneidet, langsam, hingegen während
er sich zurückzieht, rasch zu bewegen, ohne den Treibriemen von einer Riemenscheibe auf
eine andere zu bringen, oder überhaupt die Winkelgeschwindigkeit der Triebscheibe zu
verändern; beschrieben von Professor C. Walther.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Walther, über Whitworth's Mechanismus für Nuthhobelmaschinen
etc.
Unter den vielen von Whitworth zur Londoner Ausstellung
gelieferten Werkzeugmaschinen befand sich eine Hobelmaschine und eine
Nuthhobelmaschine, welche beide durch eine Kurbel oder einen Krummzapfen in Bewegung
gesetzt wurden und die Aufmerksamkeit vieler Beschauer deßhalb besonders auf sich
lenkten, weil bei ihnen nicht wie gewöhnlich eine halbe Riemenscheibenumdrehung für
den Schnitt, die andere für den Rückgang verwendet, sondern der Rückgang ungefähr in
der halben Zeit bewerkstelligt wurde, die der Meißel zum Schneiden, also während
seiner Bewegung in der einen Richtung nöthig hatte.
Die Gründe, welche diese Anordnung rechtfertigen, liegen sehr nahe: Während der
Meißel schneidet, muß nicht nur die gesammte Reibung der Maschine, sondern auch der
aus dem Schneiden selbst hervorgehende Widerstand überwältigt werden; geht hingegen
der Meißel nach dem Schneiden zurück, also leer, so ist während dieses Rückganges
bloß die Reibung der Maschine von der Triebkraft zu überwinden. Der Widerstand der
Maschine ist folglich, je nachdem der Meißel schneidet, oder sich zurückzieht,
ungleich, und daher wird auch im einen Falle eine größere, im anderen eine kleinere
bewegende Kraft in Anspruch genommen werden. Um nun diese Ungleichheit zu
verringern, und den Widerstand der Maschine so gleichförmig als möglich zu machen,
muß die Geschwindigkeit des Meißels beim Schneiden klein, beim leeren Zurückgehen
dagegen groß gemacht werden. Hierdurch wird aber noch ein weiterer, größerer
Vortheil erreicht, nämlich der, daß man die Maschine schneller gehen lassen kann,
als bei der gewöhnlichen Einrichtung, bei welcher eine halbe Riemenscheibenumdrehung
für den Schnitt, die zweite für den Rückgang verwendet wird. Bei schnellerem Gange
der Maschine werden aber in derselben Zeit mehr Schnitte gemacht, also wird mehr
Arbeit geliefert als früher, ohne die Geschwindigkeit des Meißels beim Schneiden zu verändernvermindern.
Ein Beispiel wird das oben Gesagte noch deutlicher machen: Dreht sich bei einer
gewöhnlichen Nuthhobelmaschine die Riemen- oder Triebscheibe in je vier
Secunden einmal, so werden zwei Secunden Zeit zum Schnitte, und die zwei übrigen zum
Rückgange des Meißels verwendet werden. Kann man nun den Rückgang des Meißels in
einer Secunde bewerkstelligen, so sind zu jedem Doppelhube, also zu jeder
Riemenscheibenumdrehung nur drei Secunden Zeit erforderlich, und die neue Maschine
wird demnach in drei Tagen so viel arbeiten, als eine ältere in vier Tagen, ohne daß
man die Geschwindigkeit des Meißels während des Schneidens verändert hat; denn
derselbe wird immer noch wie früher zwei Secunden Zeit zum Schnitte haben.
Der Mechanismus, durch welchen Whitworth diese
ungleichförmige Bewegung für seine Hobelmaschine hervorbringt, ist zwar schon
ziemlich bekannt, meines Erachtens aber noch wenig angewandt. Aus diesem Grunde, und
weil derselbe zum Verständnisse der später zu beschreibenden neuen und
eigenthümlichen Vorrichtung, welche Whitworth zum selben
Zweck an seinen Nuthhobelmaschinen anbrachte, beitragen wird, möchte eine kurze
Erklärung desselben hier wohl am Platze seyn.
Man denke sich auf das Ende einer Achse A, Fig. 8, auf
welcher sich außerdem noch eine Riemen- oder Triebscheibe befindet, die sich
gleichförmig dreht, eine Kurbel B aufgesteckt. Wird nun
an die Warze dieser Kurbel eine Zug- oder Bleuelstange angehängt, deren
entgegengesetztes Ende mit dem Schlitten einer Hobelmaschine verbunden ist, so wird
dieser für den Hin- und Zurückgang gleiche Zeit brauchen; greift die
Krummzapfenwarze jedoch, auf welche ein prismatisches Metallklötzchen drehbar
aufgesteckt ist, in den in einem Hebel D angebrachten
Schlitz, so wird dieser für jede Kurbelumdrehung eine Schwingung hin und zurück um
den Drehungspunkt C machen. Die Winkelgeschwindigkeit
des Hebels wird aber eine ungleiche seyn, weil die Krummzapfenwarze ihre Entfernung
von der Drehungsachse
des Hebels verändert, und während erstere den Weg von E
nach F zurücklegt, wird der Hebel seine volle Schwingung
in der einen Richtung gemacht haben. Für seinen Rückgang bleibt demnach von der
Kurbelwarze noch der doppelt so große Weg von F D E zu
durchlaufen. Ist die Winkelgeschwindigkeit der Achse A
beständig dieselbe, so wird die Bewegung des Hebels nach einer Richtung gerade in der halben Zeitin derselben Zeit erfolgen, welche zur Bewegung in der entgegengesetzten Richtung nöthig
ist. Diese ungleichen Hebelschwingungen sind nun nur noch auf den Schlitten der
Hobelmaschine zu übertragen, was entweder auf die in Fig. 8 angedeutete Weise
durch einen gezahnten Sector und Zahnstange geschehen kann, oder einfach dadurch,
daß man den Hebel nur einarmig macht, und an sein der Achse gegenüberliegendes Ende
ein Gelenk anhängt, welches die Verbindung mit dem Schlitten der Hobelmaschine
herstellt.
Der eben beschriebene Mechanismus war nun, um für die Nuthhobelmaschine mit vertical
auf- und abwärts gehendem Meißelträger passend zu seyn, so abzuändern, daß
die Achse C statt in schwingende, in rotirende Bewegung
versetzt wird, und zwar mit derselben Ungleichförmigkeit, da dann der ganze Bau der
Maschine derselbe blieb, und die den Meißelträger G,
Fig. 9,
bewegende Kurbel H in der halben Zeit in die Höhe
steigt, welche zu ihrem Niedergange nöthig ist.
Hr. Whitworth erreichte seinen Zweck auf folgende
Weise:
Statt die Riemenscheibe I, Fig. 9 und 10, wie gewöhnlich auf
die Hauptachse C der Maschine festzukeilen, steckte er
sie auf einen am Maschinengestell befestigten besonderen Zapfen K von ziemlich großem Durchmesser lose auf. Dieser der
Riemenscheibe als Achse dienende Zapfen ist excentrisch, und parallel zu seiner
Achse durchbohrt, so daß die Hauptwelle C durch
denselben hindurch geht, und sich in ihm wie in einem Lager drehen kann. Die
Verbindung der Riemenscheibe I mit der Welle C ist mm durch einen kleinen geschlitzten Krummzapfen
L hergestellt, der auf dem hintern Ende der Achse
C befestigt ist. In den Schlitz dieses Krummzapfens
greift ein Mitnehmer M ein, welcher, auf einen Arm der
Riemenscheibe aufgeschraubt, so nahe als möglich bis zum Zapfen K, in einer gewissen Stellung daher auch bis zur Achse
C hinabreicht. Da dieser Mitnehmer mit der
Riemenscheibe l rotirt, diese aber eine andere
Drehungsachse hat als die Welle C, so muß sich
nothwendig die Entfernung desselben von C jeden
Augenblick ändern, und er wird letzterer bald nahe stehen, bald weit von derselben
entfernt seyn. Macht der Mitnehmer M mit der
Riemenscheibe den Weg von E nach F, Fig.
10, das heißt eine Drehung von 120°, so wird, weil während dieser
Drehung M der Achse
C am nächsten stand, diese eine halbe Umdrehung gemacht,
die Kurbel H daher von der tiefsten in die höchste Lage
gebracht haben, und zum Abwärtsgehen derselben wird dann noch eine Drehung der
Riemenscheibe von 240°, oder der Weg des Mitnehmers F
D E nöthig seyn. Die Kurbeln H und L sind rechtwinkelig zu einander auf der Achse C befestigt. Die punktirten Linien geben verschiedene
Lagen der Krummzapfen, der Zugstange und des Meißelträgers an.