Titel: | Ueber ein einfaches Mittel zur Regeneration des verbrannten Stahls; von dem Eisenbahn-Bauinspector Hrn. Malberg in Elberfeld. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. CVII., S. 429 |
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CVII.
Ueber ein einfaches Mittel zur Regeneration des
verbrannten Stahls; von dem Eisenbahn-Bauinspector Hrn. Malberg in
Elberfeld.
Aus den Verhandl. des Vereins für Gewerbfl. in Preußen,
1853. erste Lieferung.
Malberg, über ein einfaches Mittel zur Regeneration des verbrannten
Stahle.
Es ist eine bekannte Thatsache, daß der Stahl beim Härten nur bis zu einer gewissen
Temperatur erhitzt werden darf, wenn er seine guten Eigenschaften, Härte und
Festigkeit, nicht verlieren soll. Diese Temperatur ist für verschiedene Stahlsorten
eine verschiedene und muß für jede besonders ausprobirt werden. Nichtsdestoweniger
gehört eine große Gewandtheit dazu, jenen Temperaturgrad nicht zu überschreiten; ja
die Beurtheilung der angemessenen Erhitzung ist, da sie sich auf die Farbe des
Glühens stützt und diese wiederum von der Tageszeit oder der Helligkeit des Wetters
abhängt, weil eine empirische, eine unsichere. Es tritt demnach nicht selten der
Fall ein, daß besonders bei Instrumenten mit feinen Schneiden die Härte und
Festigkeit beim Härten leidet. Das gewöhnliche Mittel, diesem Uebelstande
abzuhelfen, besteht darin, das Instrument rothwarm unter einem mit Wasser benetzten
Hammer abzuhämmern und das Härten mit größerer Vorsicht zu wiederholen. Stark
verbrannte Stahlstücke lassen sich jedoch auf diese Weise nicht wieder gut machen
und werden in der Regel, ohne sie weiter zu benutzen, bei Seite gelegt.
Im Jahre 1847 machte der polytechnische Verein für Bayern (Aprilheft 1847) ein Mittel
bekannt, wodurch verbrannte Stahlinstrumente, wie Drehstähle, Meißel, Bohrer und
dergl., wenn ihre Dimensionen eine gewisse Gränze nicht überschreiten, regenerirt
werden können. Auch das polytechn. Journal (Bd. CX S. 232 und Bd. CXIV S. 236) so
wie das polytechn. Centralblatt (1847 S. 1360) theilten jenes Mittel mit. Im Jahre 1850 wurde
dasselbe wiederum von Professor Dr. Schnedermann (polytechn. Journal Bd. CXVI S. 243) auf den Grund damit
angestellter Versuche empfohlen und dessen Bestandtheile als 1 Pfd. Talg, 1/4 Pfd.
schwarzes Pech, welche geschmolzen werden, 3/4 Pfd. Salmiak, 1/4 Pfd.
Blutlaugensalz, 3 Loth schwarzen Pfeffer, 2 Loth Seife, eine Handvoll Kochsalz,
welche gepulvert der geschmolzenen Masse zuzusetzen sind, angegeben. Eine andere
eben so wirksame Mischung soll nach derselben Angabe aus 10 Pfd. Harz, 5 Pfd.
Fischthran, 2 Pfd. Talg und 8 Loth Stinkasant (Asa
foetida) bestehen. In die genannten Mischungen soll der Stahl im
rothglühenden Zustande mehrmals eingetaucht und dann erkalten gelassen werden,
worauf zuletzt eine nochmalige Härtung mit der gehörigen Sorgfalt in gewöhnlicher
Weise erfolgt.
Wenn mir nun gleich obige Mischungen in ihrer Zusammensetzung etwas abenteuerlich
erschienen, insbesondere vom chemischen Gesichtspunkte aus bei den angegebenen
Bestandtheilen keine gleichförmige Mengung durch Erwärmung vorausgesetzt werden
konnte, so bestimmte mich dennoch das vortheilhafte Zeugniß des Professors Schnedermann, die Versuche damit im September 1850 zu
wiederholen. In der That sind dieselben auch in der Art ausgefallen, daß sie die
Wirksamkeit des Mittels außer Zweifel ließen. Absichtlich recht stark verbrannte
Instrumente (und zwar so stark, wie sie bei der gewöhnlichen Behandlung des Stahls
wohl nicht vorkommen) erhielten durch mehrmals wiederholtes Eintauchen in die
genannten Mischungen ihre guten Eigenschaften, sowohl was Härte und Festigkeit, als
was das Korn anbetrifft, wieder. Nichtsdestoweniger konnte ich mich nicht
entschließen, die Wirksamkeit in den abenteuerlich zusammengemischten Substanzen zu
suchen. Ich vermuthete vielmehr den Grund in der Temperatur, welche das Gemisch
hatte. Mit einem Thermometer maß ich die letztere zu 100 bis 120° R. zur
Zeit, als der rothglühende Stahl darin mehrmals eingetaucht worden war, d. i. etwas
höher als der Schmelzpunkt des Pechs liegt. Zwischen dieser Temperatur und dem
Rothglühen des Stahls, welches über 800° R. geschätzt wird, ist allerdings
noch ein großer Unterschied vorhanden. Reines Pech hatte ich im Augenblick nicht zur
Hand, auch schien mir diese Substanz für den gewöhnlichen Gebrauch noch zu
kostbar.
Ich versuchte es daher sogleich mit der billigsten, mit Wasser, welches ich auf
offenem Feuer und in einem unverschlossenen kupfernen Gefäße bis zum Aufwallen, nach
dem Thermometer bis zu 70 bis 75° R. erhitzte. In dieses kochende Wasser
tauchte ich drei- bis viermal den eben so oft bis zur Rothglühhitze
vorsichtig erwärmten Stahl. Ein Härten des Stahls wird hierdurch nicht bewirkt,
vielmehr behält derselbe seine volle Weichheit und Geschmeidigkeit. Hierdurch
erreichte ich genau dieselben Resultate, welche ich unter Anwendung der vorhin
angegebenen Mischungen erhalten hatte. Gußstahl bis 1 Zoll im Quadrat verbrannte ich
absichtlich so stark, daß das Ende abschmolz und derselbe beim Ueberbrechen über die
Amboßkante ein grobes, sehr offenes Korn zeigte. Nach viermaligem Erhitzen und
Eintauchen in kochendes Wasser, so wie nach demnächstigem vorsichtigen Härten unter
Anwendung der Rothglühhitze und des kalten Wassers von 13 bis 14° R. war das
Korn vollständig regenerirt, dessen Feinheit und Dichtigkeit zugleich von der Art,
wie es für schneidende Instrumente (Meißel, Drehstähle etc.) gerade wünschenswerth
ist. Insbesondere zeigten Meißel, welche aus dem sehr verbrannten Stahle in der Art
angefertigt wurden, daß sie rothwarm nur eine Zuschärfung erhielten, ohne im Aeußern
die Spuren der Verbrennung zu verlieren, eine ausgezeichnete Härte, Festigkeit und
Ausdauer. Bei steyerischem Stahl (Schweißstahl), an welchem sich durch das
Verbrennen die Schweißfugen stark geöffnet hatten (wie dieß wegen der
Ungleichartigkeit dieser Stahlsorte bei einer solchen Behandlung niemals zu
vermeiden ist), zogen sich die Schweißfugen nur theilweise wieder zusammen, doch war
Härte, Festigkeit und Korn in den einzelnen Theilen vollständig wieder hergestellt.
Dünne Grabstichel, Stichel zum Guillochiren, die bei einer äußerst feinen Spitze
eine besonders große Festigkeit bedürfen, wurden auf eine leichte Weise regenerirt.
– Die genannten Versuche sind von mir in der Werkstätte des königl.
Gewerbe-Instituts mehrmals wiederholt und von mehreren Mechanikern, denen ich
das Mittel mitgetheilt habe, bewährt gefunden worden. Das Mittel empfiehlt sich
besonders durch seine Einfachheit und Wohlfeilheit, so daß auch der weniger
geschickte und weniger bemittelte Eisenarbeiter davon mit Vortheil Gebrauch machen
kann.
Sowie nun auf der einen Seite der praktische Nutzen bei Anwendung der beschriebenen
Behandlung des Stahls nicht zu verkennen ist, so gewährt auf der andern Seite das
Resultat derselben für die Wissenschaft ein besonderes Interesse. Man hat bisher die
Veränderung des Stahles beim sogenannten Verbrennen in der theilweisen Entkohlung
desselben gesucht und für dieselbe einen chemischen Proceß vorausgesetzt. Es sind
mir zwar keine directen Versuche darüber bekannt, wodurch nachgewiesen worden wäre,
daß der verbrannte Stahl weniger Kohle enthalte als der nicht verbrannte, doch ist
diese Ansicht eine vielfach verbreitete; und wenn auch durch die von mir erhaltenen
Resultate dieselbe nicht geradezu widerlegt wird, so erscheint ihre Richtigkeit
darnach mindestens zweifelhaft. Nimmt man nämlich auch eine Entkohlung als durch die starke
Erhitzung erzeugt an, so müßte doch durch die nachfolgende Behandlung dem Stahle
wieder Kohlenstoff zugeführt werden. Wenn man indessen erwägt, wie langsam die
Verbindung des Eisens mit Kohle vor sich geht und daß hierzu zugleich eine hohe
Temperatur erforderlich ist, so ist eine Carburation bei dem zwar mehrmaligen, aber
nur eine kurze Zeit dauernden Erhitzen bis zur Rothglühhitze im offenen
Holzkohlenfeuer doch nicht wahrscheinlich. (Durch das Ablöschen in reinem Wasser
kann offenbar keine Kohlenstoffaufnahme bewirkt werden.) Viel wahrscheinlicher ist
es dagegen, daß der Proceß des sogenannten Verbrennens ein mechanischer ist. Nach
der atomistischen Theorie von der Natur der Körper erklärt sich derselbe, sowie auch
die Regeneration durch das von mir angewandte Mittel auf eine einfache Weise. Jene
Theorie setzt, wenn man der Anschauung von Poisson folgt,
voraus, daß jeder Körper aus Theilchen bestehe, welche durch leere Zwischenräume
getrennt sind, jedes Theilchen wiederum aus einem Kerne (dem Atom) und einer
Atmosphäre von Wärmestoff, deren Größe und Dichtigkeit für verschiedene Körper
verschieden ist, daß zwischen den einzelnen Atomen gewisse Kräfte wirksam sind,
insbesondere eine Anziehungskraft, welche den Atomen adhärirt, und eine
Abstoßungskraft, deren Sitz die Wärmeatmosphäre ist. Bei dem Stahle befinden sich
nun im gewöhnlichen Zustande diese beiden Kräfte im Gleichgewicht. Wird eine
Erhitzung vorgenommen, so nimmt die Abstoßungskraft der Wärmeatmosphäre zu, die
Anziehungskraft der Atome, eben weil die erstere die Entfernungen der Atome von
einander vergrößert, ab, in Folge dessen die räumliche Ausdehnung der Atmosphäre
selbst aber zu, wie dieß die Volumvergrößerung durch die Wärme beweist. Die Atome
kommen somit durch die Erwärmung in eine andere Lage, die bei einer darauf folgenden
Abkühlung um so leichter beibehalten wird, je langsamer diese erfolgt. Daher kommt
es, daß stark erhitzter und langsam abgekühlter Stahl ein offenes Korn zeigt, welches sich auch nicht ändert, wenn man die Erwärmung und
allmähliche Abkühlung mehrmals wiederholt. Findet dagegen eine plötzliche
Abkühlung statt, so wird die Wirkung der Abstoßungskraft plötzlich aufgehoben, die
Anziehungskraft aber äußert sich in ihrer ganzen Stärke, und die Folge davon ist,
daß in diesem Falle das Korn geschlossener, das Gefüge sich dichter zeigt, indem die
Zwischenräume sich verkleinert haben. Dieses ist der Vorgang beim Härten. Wenn
jedoch die Erhitzung sehr groß gewesen ist, so hat die Abstoßungskraft an Intensität
bedeutend zugenommen und ist bei der darauf eintretenden Abkühlung so überwiegend
geworden, daß hierbei die Atome sich nicht wieder bis auf die ursprünglichen
Entfernungen nähern können. Die Folge davon ist, daß das Korn offener bleibt, womit
die das Verbrennen charakterisirenden Merkmale in naher Verbindung stehen.
Mag nun auch die von mir versuchte Erklärung des Vorganges beim Verbrennen und
Regeneriren des Stahls noch manches zu wünschen übrig lassen, so sprechen die
Thatsachen:
1) daß der verbrannte Stahl durch Erwärmen bis zur
Rothglühhitze und demnächstiges Eintauchen in kochendes Wasser regenerirt wird;
und
2) daß der verbrannte Stahl, wenn man ihn nur bis zur
Rothglühhitze (obgleich mehrmals) erwärmt, und demnächst unter sorgfältiger
Bedeckung mit Kohlenpulver (mehrmals) langsam erkalten läßt, die Spuren der
Verbrennung nicht verliert, wovon ich mich durch Versuche ebenfalls überzeugt
habe;
doch dafür, daß dem Verbrennen eine
mechanische und nicht eine chemische Veränderung zum Grunde liegt.
Gern hätte ich meine Versuche noch weiter fortgesetzt, doch gebricht es mir hierzu
gegenwärtig an Zeit. Ich beschränke mich daher darauf, zu bemerken, wie es mir nicht
unwahrscheinlich scheint, daß durch die beschriebene Behandlung des Stahls demselben
eine größere Gleichartigkeit in seinen einzelnen Theilen mitgetheilt werden kann,
und daß die beim Härten als weich hervortretenden Stellen in demselben Stahlstück,
wenn der verschiedene Kohlengehalt Ursache davon nicht ist, dadurch weggeschafft
werden können. In letzterer Beziehung empfehle ich denn den Stahlfabrikanten mein
Mittel zu weitern Versuchen.
Nachschrift, die Resultate der im königl.
Gewerbe-Institut und der königl. Münze zu Berlin angestellten Versuche
betreffend.
In Folge obiger Mittheilung des Hrn. Malberg wurden in der
Werkstatt des königl. Gewerbe-Instituts weitere Versuche durch Hrn. H. Corssen angestellt. Diese erstreckten sich:
1) darauf, das Thatsächliche für verschiedene Stahlsorten
festzustellen. Es wurden deßhalb in der angegebenen Weise behandelt:
a) vier Sorten deutscher Schweißstahl und zwar
Tannenbaumstahl, Brillenstahl, raffinirter Stahl und feinster steyerischer
Münzstahl;
b) zwei Sorten deutscher Gußstahl, nämlich Werner'scher Gußstahl, vom Karlswerk bei
Neustadt-Eberswalde, und Gußstahl von Goury und
Comp., Stahlwerk Goffontaine bei Saarbrücken;
c) englischer Gußstahl in den verschiedensten
Dimensionen.
Von jeder Stahlsorte wurde ein frischer Bruch, im Zustande wie sie im Handel
vorkommt, nach der Härtung und nach der Verbrennung genommen. Demnächst wurden von
jeder möglichst gleichförmig verbrannte Stücke mehrmals (bis fünfmal) rothglühend
gemacht, nach dem jedesmaligen Anwärmen in kochendes Wasser gebracht und auf
gewöhnliche Weise gehärtet. Auch hiervon wurden frische Brüche genommen. Die
Vergleichung der verschiedenen Brüche eines und desselben Stahls miteinander
bestätigte vollkommen die von Hrn. Malberg darüber
gemachte Mittheilung. Das Korn des verbrannten und demnächst regenerirten Stahls
zeigte sich oft feiner und anscheinend schöner, als das des ursprünglichen Bruchs;
ebenso verhielt es sich mit dem Korn des verbrannten, dann regenerirten und
gehärteten Stahls im Vergleich zu dem einfach gehärteten.
2) Festzustellen, wie oft der verbrannte Stahl bis zum
Rothglühen angewärmt und demnächst in kochendes Wasser getaucht werden
müsse, um seine vorigen guten Eigenschaften wieder herzustellen. Die dahin
zielenden Versuche ergaben, daß die Wirkung der ersten Behandlung die
durchgreifendste ist, und mit jeder folgenden Behandlung die Wirkung so abnimmt, daß
die Veränderung bei der vierten und fünften kaum bemerkbar bleibt, daß demnach ein
dreimaliges Rothglühendmachen und Eintauchen eines verbrannten Stücks in kochendes
Wasser zu seiner Regeneration ausreichend ist. Es hat sich dieses bei Versuchen mit
den verschiedensten Werkzeugen, mit Bohrern, Meißeln, Sticheln, Schraubenbohrern
u.s.w. bewährt. Besonders anwendbar hat sich das Verfahren bei der Verstählung von
schmiedeisernen Hämmern mit Gußstahl gezeigt, für welche, wenn eine Schweißung des
Schmiedeisens mit dem Gußstahl erfolgen soll, eine Verbrennung des letztern wegen
der verschiedenen Temperaturen, bei welcher die Schweißbarkeit beider Materialien
eintritt, nothwendig ist.
3) Festzustellen, ob die Beschaffenheit des Wassers, seine
größere oder geringere Reinheit, auf das Gelingen der Procedur von Einfluß
sey.
Bis dahin waren die Versuche mit Brunnenwasser angestellt. Es ergab jedoch die
Anwendung von destillirtem Wasser kein anderes Resultat.
4) Festzustellen, ob eine andere Flüssigkeit gleiche Wirkung
hervorbringe, wie das kochende Wasser, sowie inwiefern die Temperatur des
Abkühlungsmittels von Einfluß auf die Regeneration sey.
Zu diesem Zweck wurde als Abkühlungsmittel Quecksilber gewählt, welches als einfacher
Körper der Zersetzung nicht, wie das Wasser ausgesetzt ist und sich mit Eisen oder
Stahl nur sehr schwierig, unter den obwaltenden Umständen aber gar nicht, verbindet.
Hierbei ergab sich Folgendes:
Gußstahl, rothwarm in Quecksilber von 14,4° R. abgelöscht, zeigte sich schön
gehärtet und erlitt keine nachtheilige Veränderung. Vorher verbrannter Gußstahl, in
Quecksilber von derselben Temperatur abgelöscht, wurde nicht allein regenerirt,
sondern zeigte sich meistens noch grobkörniger auf dem Bruche, als der verbrannte
Stahl; kleine Stücke hatten das Ansehen des weißen Spiegeleisens und waren ungemein
hart. Verbrannter Gußstahl, rothwarm in Quecksilber von 32° R. abgelöscht,
zeigte eine bedeutende Verbesserung im Korne. Verbrannter Gußstahl, rothwarm in
Quecksilber von 80° R. abgelöscht, wurde vollständig regenerirt, erhielt eine
gute Weichheit und Geschmeidigkeit. Verbrannte Meißel, dreimal rothwarm in
Quecksilber von 80° R. gebracht, hielten nach dem Härten besonders gut
aus.
Aus diesen Versuchen geht hervor: daß das Wasser als solches die Regeneration nicht
bewirkt, vielmehr letztere von der gleichzeitigen Temperatur des Stahls und des
Ablöschmittels abhängig ist.
Um dieß noch sicherer zu ermitteln, wurden noch folgende Versuche gemacht. Es wurde
zuerst verbrannter Stahl rothwarm in Wasser von 14,4° R. abgelöscht. Derselbe
zeigte hiernach zwar wieder ein so feines und dichtes KornIch habe bei dieser Behandlung im Korn stets einige Verschiedenheit
wahrgenommen.Malberg., wie der nicht verbrannte gehärtete Stahl; doch war derselbe nicht
regenerirt, da verbrannte Meißel so behandelt durchaus nicht standen. Deßgleichen
machte man verbrannten Stahl dreimal rothwarm und ließ ihn nach jedem Anwärmen
langsam an der Luft erkalten.Verbrannter Stahl, mehrmals rothglühend gemacht und nach jedem Anwärmen
langsam unter Bedeckung mit Kohlenpulver erkaltet, verliert die Spuren der
Verbrennung nicht.Malberg. Der so behandelte Stahl zeigte nach dem Härten wieder ein feines Korn, aber
Werkzeuge blieben nach dieser Behandlung unbrauchbar.
Wie im königl. Gewerbe-Institut, wurde auch an der königl. Münze durch den
Münzmeister Hrn. Klipfel das Verfahren von Malberg geprüft und verbrannter Gußstahl, der seine gute
Textur verloren hatte, in der angegebenen Weise regenerirt, so daß daraus gefertigte
Instrumente ihrem Zweck entsprachen.
Da von der königl. Münze früher ein Verfahren erworben worden war, wobei ein Mittel
von ähnlicher Zusammensetzung, wie die von Hrn. Malberg
Eingangs seiner Mittheilung erwähnten, angewendet worden, um das Setzen der Stempel
zu verhindern, sich aber nicht bewährt hat, so mußte es interessant seyn zu
ermitteln, ob etwa das Rothglühendmachen und Ablöschen der Stempel in kochendem
Wasser zwischen dem jedesmaligen Senken mit Vortheil zu benutzen seyen. Es wurden zu
diesem Zweck zunächst mehrere geschmiedete, unfertige, größere Stempel von Krupp'schem Gußstahl rothwarm geglüht und darauf in
kochendem Wasser abgelöscht, wornach sich dieselben an den Außenflächen härtlich und
spröde zeigten, so daß sie sich nur schwer feilen und drehen ließen. Hiernach
erschien die Anwendung dieses Verfahrens nicht räthlich; dagegen zeigten sich bei
vier Thaler-Stempeln von Krupp'schem Stahl, welche
vor dem Härten nach empfangener Rothwärme in kochendem Wasser abgekühlt worden
waren, sogenannte Kreissprünge nur in sehr geringem Grade; von vier andern, eben so
behandelten Stempeln zeigten sich drei ebenfalls mit nur sehr wenig sichtbaren, mit
der Loupe kaum aufzufindenden Kreissprüngen, der vierte war aber so stark
gesprungen, daß derselbe gar nicht benutzt werden konnte. Weitere Versuche ergaben,
daß sich nach dem Ablöschen in kochendem Wasser die beim Senken entstehenden
KreissprüngeEs wird hierbei ausdrücklich bemerkt, daß sogenannte Kreissprünge sich auch
bei glatten, ungravirten Stempeln, welche gar nicht gesenkt sind, zeigen.
Man erkennt sie überhaupt erst nach dem Härten und Poliren; ein Ausglühen
dürfte daher Wohl nicht anwendbar seyn.Klipfel. auf der Oberfläche der Stempel nicht mehr so dicht geschlossen zeigten, als
bei den vorher genannten Versuchen, vielmehr bei einigen Stempeln stärker
hervortraten. Hiernach dürfte das von Hrn. Malberg für
Regenerirung des verbrannten Stahls angegebene Verfahren für die
StempelfabricationFür diesen Zweck habe ich auch mein Verfahren als anwendbar nicht ausgegeben.
Beim Senken der Stempel findet ein Verdichten des Materials statt; und
dieses kann voraussichtlich wohl nur durch ein nachfolgendes sorgfältiges
Ausglühen wieder weggeschafft werden. Durch Verbrennen wird dagegen der
Stahl nicht nur nicht dichter, sondern bekommt ein sehr offenes Korn,
welches eben in Folge des angemessenen Temperaturunterschiedes des
rothwarmen Stahls und des kochenden Wassers sich wieder mehr schließt, so
daß für das nachfolgende Härten die Bildung des bei Werkzeugen
erforderlichen Korns des Stahls vorbereitet wird.Malberg. nicht anwendbar seyn.
Dagegen würde man die bekannte Eigenschaft des Stahls, dunkelroth geschmiedet und in
kaltem Wasser abgelöscht eine zur weiteren Verarbeitung zweckmäßige Weichheit und
Zähigkeit anzunehmen, für die Stempelfabrication benutzen können. Versuche haben
gezeigt, daß wenn man die Stempel zwischen den einzelnen Senkungen in ein wenig
Kohlenstaub drückt, so daß dieser daran haften bleibt, dann rothwarm ausglüht und so
weit abkühlen läßt, daß sie, an einem dunkeln Ort beobachtet, den ersten rothen
Schein fast ganz verloren haben, sodann in frischem Wasser ablöscht, nicht allein
sich gut graviren und drehen lassen, sondern auch weich genug bleiben, um die
Eindrücke der Patrize beim Senken aufzunehmen.
Durch dieses Verfahren würde man das bisherige, sehr langsam vor sich gehende
Abkühlen der Stempel in dem Glühfeuer zwischen jeder Senkung, mithin Zeit und
Brennmaterial ersparen. Leider werden bei Anwendung dieses abgekürzten Verfahrens
die Kreissprünge nicht vermieden. Dabei ist aber nicht zu verkennen, daß das
Gerathen der Operation immerhin von der Geschicklichkeit des Arbeiters abhängig
bleibt, ein Uebelstand, der sich nicht beseitigen läßt und die Arbeiten, im Großen
aus diese Weise ausgeführt, unsicher macht.