Titel: | Verfahren zur Fabrication von Ziegeln, Thonröhren und künstlichen Steinen; patentirt am 17. Novbr. 1852 für John Thomas Way, Professor der Chemie in London, und John Paine in Farnham, Grafschaft Surrey. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. CIX., S. 438 |
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CIX.
Verfahren zur Fabrication von Ziegeln, Thonröhren
und künstlichen Steinen; patentirt am 17. Novbr.
1852 für John Thomas
Way, Professor der Chemie in London, und John Paine in Farnham, Grafschaft
Surrey.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juni 1853,
S. 373.
Way's Verfahren zur Fabrication von Ziegeln, Thonröhren und
künstlichen Steinen.
Die Erfindung betrifft die Verwendung solchen Thons zu diesen Fabricaten, welcher
eine große Menge auflöslicher Kieselerde enthält, ferner die Anwendung von Gemengen
aus Thon, Kalk und anderen Materialien, mit Bezug auf die Quantität der vorhandenen
auflöslichen Kieselerde.
Unter auflöslicher (oder gallertartiger) Kieselerde
verstehen wir den eigenthümlichen Zustand der Kieselerde, wo sie sich in caustischem
Kali oder Natron leicht auflöst, wenn sie mit deren Lösungen in offenen Gefäßen gekocht wird.Amorphe Kieselerde nach Fuchs, welche sich (mit Zurücklassung des Quarzes) in Kalilauge ziemlich leicht und vollkommen auflöst.A. d. Red. Künstlich kann man die Kieselerde bekanntlich in diesem Zustand darstellen,
indem man eine Lösung von Kali- oder Natron-Wasserglas mit einer
Mineralsäure versetzt, wodurch die Kieselerde in gallertartigem Zustand gefällt
wird.
Dagegen kann die Kieselerde, welche im Mineralreich als Quarz vorkommt, durch Kochen
mit caustischer Kali- oder Natronlauge in offenen Gefäßen, nicht aufgelöst
werden, sondern nur, wenn man sie mit der caustischen Lauge in Gefäßen kocht, welche
mit dampfdichten Deckeln versehen sind, wo dann durch den Druck eine viel höhere
Temperatur erzielt wird.Man sehe: Siemens Verfahren Kieselerde zu lösen,
und ihre Auflösung zur Erzeugung künstlicher Steine zu benutzen im
polytechn. Journal Bd. CVI S.
448.A. d. Red.
Wir haben entdeckt, daß in der Grafschaft Surrey als Basis von Kreidehügeln Lager
oder Schichten von Kieselerde vorkommen, welche sich großentheils in diesem
auflöslichen Zustand befindet. Dieses Mineral ist leicht zu erkennen, wenn man es
fein pulverisirt, das Pulver mit caustischer Natronlauge kocht, und die entstandene
Auflösung mit Salzsäure in Ueberschuß versetzt, welche die Kieselerde fällt;
letztere sollte wenigstens 10 Procent vom Gewicht des angewandten Minerals
betragen.
Einfache oder verzierte Mauer- und Dachziegel.
– Nachdem man durch chemische Untersuchung den Gehalt der fraglichen Erde an auflöslicher
Kieselerde ermittelt hat, pulverisirt man sie durch mechanische Mittel. Enthält die
Erde 15 bis 30 Proc. auflöslicher Kieselerde, so kann man sie für sich allein
anwenden; bei einem größeren Gehalt an auflöslicher Kieselerde bringt man sie durch
Zusatz von gewöhnlichem Thon auf jenen Gehalt herab.
Aus diesem Material werden nun die Ziegel und sonstigen Artikel entweder durch
Pressen oder auf gewöhnliche Weise geformt. Beim Pressen wenden wir die Materialien
in einem schwach feuchten Zustand an, jedoch immer so trocken als es angeht. Die
geformten Ziegeln etc. werden nun an der Luft oder in geheizten Räumen getrocknet
und dann in gewöhnlichen Oefen gebrannt; der Hitzgrad und die Zeitdauer beim Brennen
haben jedoch einen großen Einfluß auf die Beschaffenheit des Products. Ein gelindes
Brennen liefert z.B. ein verhältnißmäßig weiches Material, welches wie Stein oder
Holz zersägt, geschnitten oder gehobelt werden kann; es ist daher bisweilen
zweckdienlich, das Brennen bei diesem Punkt zu unterbrechen, um den Artikeln
mittelst Werkzeugen einen höheren Grad von Vollendung und Schärfe zu ertheilen, als
es durch die beschriebene Methode des Formens möglich ist; die überarbeiteten
Gegenstände können dann wieder erhitzt und ihnen durch eine höhere Temperatur und
Dauer des Brennens eine viel größere Härte und Festigkeit ertheilt werden. Wenn man
die Temperatur hoch genug steigert, kann das Material eine außerordentliche Härte
erlangen, so daß es eine hohe Politur wie Granit annimmt und folglich zur
Fabrication von Kaminsimsen, Tischtafeln etc. verwendbar ist.
Künstliche Bausteine und feuerfeste Ziegel. – Wir
haben bemerkt, daß wir zur Fabrication geformter Artikel ein Gemenge anwenden, worin
das Verhältniß der auflöslichen Kieselerde 15 bis 30 Proc. beträgt; soll aber das
erzeugte Material als Stein angewandt werden, und muß man es daher behauen und mit
den Werkzeugen des Steinmetzen bearbeiten können, so ist es nothwendig, ein größeres
Verhältniß von auflöslicher Kieselerde anzuwenden, wodurch das Product eine mehr
körnige und offene Textur bekommt.
Dasselbe ist der Fall, wenn man feuerfeste Ziegel erzeugen will, welche einer hohen
Temperatur widerstehen sollen, wo dann das Verhältniß der auflöslichen Kieselerde
mit Vortheil auf 35 bis 45 Procent gesteigert werden kann; bei diesem Verhältniß
derselben verliert aber das Material seine Zähigkeit und kann nicht mehr mit der
Hand wie gewöhnlicher Thon geformt werden, sondern nur durch Pressen.
Farbige Bausteine. – Bisher haben wir nur von
Gemengen gesprochen, welche entweder bloß aus verschiedenen Erden, die sämmtlich auflösliche Kieselerde
enthalten, oder aus solchen nebst gewöhnlichem Thon bestehen. Wir fanden aber, daß
man ein verschiedenartiges und für viele Zwecke sehr schätzbares Material erhält,
wenn man diesen Ingredienzien ein gewisses Verhältniß von Kalk beimischt. So erhält
man einen gelblichweißen oder citronenfarbigen Baustein, wenn man ein Gemenge von
Erde anwendet, welches 35 bis 45 Procent auflösliche Kieselerde enthält, und ihm 8
oder 10 Procent Kalk zusetzt. Dieses Gemenge wird am besten in Formen gepreßt, dann
getrocknet und gebrannt. Der Kalk kann in gebranntem und gelöschtem Zustand oder als
Kreide (Kalkstein) angewandt werden; jener gibt die besten Resultate.
Wenn man die Verhältnisse von auflöslicher Kieselerde und von Kalk in Beziehung zum
Thon abändert, so erhält man verschiedenartige Steine für Bauten und zu anderen
Zwecken, und dieser Stein läßt sich mit Werkzeugen behauen. Wir haben ferner
gefunden, daß man durch Zusatz eines kleinen Verhältnisses von Kalk zu einem
Gemenge, welches einen großen Procentgehalt von auflöslicher Kieselerde hat, gute
feuerfeste Ziegel erhält.