Titel: | Auslaugen der kranken Kartoffeln; von Hrn. August Beaudoin. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. CXIII., S. 449 |
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CXIII.
Auslaugen der kranken Kartoffeln; von Hrn.
August
Beaudoin.
Aus den Comptes rendus, April 1853, Nr.
17.
Beaudoin's Verfahren zum Auslaugen der kranken
Kartoffeln.
Nach der Kartoffelernte richte ich eine Laugkufe her, die unten mit einer Oeffnung
versehen ist, welche man mittelst eines langen Zapfens leicht verschließen kann.
Ich schütte in die Kufe 160 Liter Kartoffeln, ohne diejenigen welche keine Flecken
haben, vorher auszulesen. Dieselben bedecke ich dann zuerst mit 30 Litern
Löschkohlen; auf die Kohlenschicht bringe ich 30 Liter rohe Asche. Nachdem das Ganze
gleichförmig auf der Oberfläche der Kufe ausgebreitet worden ist, gieße ich Wasser
hinein, beiläufig bis zur Höhe der Kartoffeln.
Hierauf löse ich in ungefähr 8 Litern Wasser 2 Kilogr. Alaun und 150 bis 180 Gramme
(ungefähr 1/6 Kilogr.) Kupfervitriol auf, welche Lösung ich siedendheiß auf die Kufe
gieße, bevor das erste Wasser gänzlich auf den Boden der Kufe hinabgelangt ist.
Wenn sich keine Flüssigkeit mehr auf der Oberfläche der Asche befindet, öffne ich den
Zapfen am Boden der Kufe und lasse die Flüssigkeit in einen Behälter auslaufen; der
Zapfen wird dann wieder eingesteckt und die Flüssigkeit in die Kufe
zurückgeschüttet. Diese Operation wiederhole ich fünf- bis sechsmal; hierauf
lauge ich mit reinem Wasser, welches lauwarm gemacht worden ist, verwende aber für
die letzten Waschungen heißeres Wasser. Den dritten oder vierten Tag lasse ich
abtropfen; dann nehme ich die Kartoffeln aus der Kufe und breite sie auf dem Boden
aus, aber so daß sie sich nicht berühren, und zwar an einem Ort wo leicht ein
Luftzug hergestellt werden kann, denn nach einigen Tagen geben sie einen üblen
Geruch von sich, weßhalb man die Kammer lüften muß.
Sie trocknen bald, wenn man sie mehrmals wendet; nachdem sie gut trocken sind, kann
man sie in Haufen bringen.
Man sieht leicht ein, daß bei dieser Behandlung der wässerige Theil, welcher anfangs
die Kartoffel verdirbt und sie nachher in Fäulniß versetzt, sich von selbst
absondert, daß die Wunde getrocknet und geätzt wird, daß der Flecken in seinem
anfänglichen Zustand bleibt, ohne sich weiter zu verbreiten, indem er austrocknet
anstatt zu faulen.
Man wird auch bemerken, daß die ganz fleckigen Kartoffeln sich verkohlen und fast so
hart wie gebratene Kastanien werden.
Ich habe diesen Versuch mit einem großen Quantum Kartoffeln der Ernte von 1851
gemacht; es gelang mir vollkommen sie gegen die Fäulniß zu schützen; mit diesen
präparirten Kartoffeln erhielt ich auf einem Feld von 12 Ares eine gute Ernte,
worunter nur wenige fleckige waren, und mehrere Stengel trugen Samen. Dagegen
lieferten 10 Ares von demselben Feld, in welches an demselben Tage nicht präparirte
Kartoffeln gesteckt worden waren, Knollen welche größtentheils verdorben oder faul
waren.
Wenn man dieses Verfahren mehrere Jahre nach einander befolgt, würde man
wahrscheinlich dahin gelangen die Kartoffelkrankheit vollständig zu beseitigen.
Ich muß noch bemerken, daß man die so behandelten Kartoffeln (wovon ich der Akademie
der Wissenschaften Proben eingesendet habe) für den Tisch wie auch als Viehfutter verwenden kann, ohne
daß der geringste Nachtheil zu befürchten ist.