Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. , S. 153 |
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Miscellen.
Miscellen.
Neue physikalische Erscheinungen.
Hr. F. Schwärzler in Bregenz, welcher vor einigen Jahren
einen ganz eigenthümlichen hydraulischen Motor erfand, der im polytechn. Journal
Bd. CXI S. 180 beschrieben wurde, machte
in neuester Zeit einige interessante Beobachtungen, welche die Beachtung der
Physiker verdienen.
Nimmt man ein Glasfläschchen, gießt in dasselbe etwas Wasser, verschließt es durch
einen Kork, durch welchen hindurch luftdicht eine Röhre gesteckt ist, die fast bis
an den Boden des Fläschchens hinabreicht, und erwärmt man nun dasselbe dadurch daß
man es in ein Gefäß mit kochendem Wasser stellt, so wird, was allgemein bekannt ist,
in Folge der Ausdehnung der über dem Wasser befindlichen Luft, dieses durch die
Röhre in die Höhe steigen, und am Ende derselben ausfließen, bis die Mündung der
Röhre im Fläschchen nicht mehr unter Wasser steht, worauf dann auch noch ein Theil
der ausgedehnten Luft entweichen wird. Sammelt man nun das oben aus der Röhre
ausfließende Wasser, welches sich nur ganz unbedeutend erwärmt hat, in einer Art
Trichter, welchen man sich am leichtesten dadurch herstellt, daß man von einem
verkorkten Fläschchen den Boden abschneidet, und dieses dann mit dem durchbohrten
Korke nach unten gerichtet, über die Röhre so schiebt daß letztere noch etwas über
dem Korke im Trichtergläschen vorsteht, so wird man erstaunt seyn zu finden daß,
sobald das Wasser aus dem untern Glase alles in das obere übergegangen ist, und die
letzten Luftblasen durch dasselbe emporgestiegen sind, das Wasser im Trichter zu
sinken anfängt, und so stürmisch wieder in das untere Glas, welches jedoch immer im
kochenden Wasser gehalten wird, zurückfließt, als wenn man dasselbe plötzlich
abgekühlt hätte. Nicht bloß das Wasser aus dem Trichter geht von selbst in das
untere Gläschen hinab, sondern nachdem die obere Röhrenmündung nicht mehr mit Wasser
bedeckt ist, saugt das untere heiße Fläschchen auch noch Luft ein, deren Eindringen
nicht bloß sehr hörbar ist, sondern auch leicht aus den Blasen erkannt werden kann,
die aus der untern Röhrenmündung austreten und durch das Wasser emporsteigen.
Hierdurch hat sich nun in dem untern Fläschchen alles wieder in den ursprünglichen
Stand gestellt, die Luft dehnt sich wieder aus, treibt das Wasser in die Höhe,
dieses fließt wieder in das untere Fläschchen zurück, und dasselbe Spiel wiederholt
sich so oft man nur will, oder so lange als man das untere Fläschchen im kochenden
Wasser erhält. So unglaublich diese Thatsache auch im ersten Augenblick scheint, so
kann sich doch leicht jeder durch den äußerst einfachen Versuch von der vollkommenen
Wahrheit derselben überzeugen, zu welchem Zweck nur noch anzugeben ist, daß die
Röhre, durch welche das Wasser in die Höhe steigt, nicht zu weit seyn darf. Daß
diese eigenthümliche neue Erscheinung einer technischen Anwendung fähig ist, beweist
Hr. Schwärzler durch ein kleines, arbeitendes
Maschinenmodell, dessen Construction auf die eben beschriebene Erscheinung basirt
ist.
Eine zweite, ebenfalls früher unbeachtete Erscheinung, welche für Geologie und
Geognosie von Wichtigkeit werden kann, besteht darin, daß sich durch bloßes
Befeuchten von Sand (am besten Quarzsand) Luft comprimiren läßt. So unwahrscheinlich
auch diese Behauptung klingt, eben so leicht kann sich Jedermann von der Wahrheit
derselben überzeugen. Man braucht zu diesem Zweck nur ein cylindrisches Glas mit
trockenem Sand zu füllen, die Oberfläche desselben mit Wasser anzufeuchten, und
allenfalls eine kleine Schichte Wasser über den Sand zu gießen. Gleich darauf wird
man sehen, daß sich die feuchte Sandschichte von der trockenen ablöst, und 1/2 bis
3/4 Zoll hoch in die Höhe steigt, indem die Luft unter derselben so comprimirt
wurde, daß sie nicht bloß die aufgegossene Flüssigkeit, sondern auch den noch viel
schwereren Sand trägt.
Augsburg.
K. W.
Ueber die Verbreitung des Goldes; von Dr. John Percy.
Da man sich gegenwärtig für die Verbreitung des Goldes auf der Erdoberfläche sehr
interessirt, so glaube ich auf die Resultate einer Untersuchung über diesen
Gegenstand, welche an der k. Bergschule (zu London) angestellt wird, aufmerksam
machen zu sollen. Ein merkliches und sichtbares Quantum Gold wurde bisher aus jeder
brittischen und ausländischen Bleisorte ausgezogen, sowie aus allen untersuchten
Mustern von Bleiglätte, Mennige, Bleiweiß und Bleizucker. Auch das im Handel
vorkommende Wismuth zeigte einen sehr merklichen Goldgehalt. Die Details aller
Bestimmungen sollen bald veröffentlicht werden. Die Untersuchung wird nun auf die
verschiedenartigsten natürlichen Mineralien ausgedehnt. (Philosophical Magazine, April 1853, S. 310.)
Verfahren zum Schmelzen des Zinks; von Hosch in Paris.
Anstatt das Zink in einem Gefäß zu erhitzen welches direct von den Flammen bespült
wird, schmilzt man es (nach diesem in Frankreich am 4. September 1846 patentirten
Verfahren) in einem gußeisernen mit Thon gefutterten Behälter, welcher in einen
anderen gußeisernen Behälter getaucht ist, der ein aus Blei und Zink bestehendes Bad
enthält. Dieses Metallbad, welches die Wärme direct empfängt, überträgt sie
gleichförmig an das Gefäß, welches das Zink enthält. (Génie industriel, März 1853, S. 153.)
Härten des englischen Gußstahls.
Englischer Gußstahl wird in der Schweiz unter Geheimhaltung des Verfahrens
mehrentheils zu Schneide-Instrumenten vortrefflich
gehärtet, indem man in einem passenden Gefäß von Metall
4 Theile fein pulverisirtes gelbes Harz mit
2 Theilen Thran vermischt, wozu
1 Theil geschmolzenes Unschlitt noch
heiß gerührt wird,
und darin sodann den zum Härten bestimmten Gegenstand
dunkelroth glühend völlig abkühlt; ohne abzuputzen kommt derselbe wieder ins Feuer
und wird auf gewöhnliche Weise in gesottenem Wasser ausgehärtet.
Die Untersuchung der auf diese Art gehärteten Gegenstände zeigt, selbst wenn der
Stahl verbrannt worden, daß die Härte bei sehr zartem Korn tiefer und gleichförmiger
eingedrungen, als bei andern Verfahrungsmethoden, daß sie nicht zu hoch und spröde
ist, und die Schneiden einen ungemein guten Zug haben,
wie man sich ausdruckt. August Kieser in Ißny.
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1853, Nr. 15.)
Darstellung des Magnesiums auf elektrolytischem Wege; von R.
Bunsen.
Geschmolzenes Chlormagnesium wird so leicht durch den Strom zersetzt, daß man daraus
in kurzer Zeit mit wenigen Kohlenzinkelementen einen mehrere Gramme schweren
Metallregulus erhalten kann. Zur Darstellung des wasserfreien Chlormagnesiums wendet
man am besten die von Liebig vorgeschlagene Methode an;
dasselbe wird geschmolzen in einen Porzellantiegel eingetragen, der inwendig ein
Diaphragma aus Porzellan enthält und einen doppelt durchbohrten Deckel trägt, durch
dessen Löcher Kohlenstücke als Pole gehen, von denen der negative sägeförmig
eingeschnitten ist, um die sich reducirenden Kügelchen von Magnesium aufzufangen und
gegen das Aufsteigen an die Oberfläche zu schützen.
Das gewonnene Magnesium ist bald schwach krystallinisch großblättrig, bald
feinkörnig, selbst fadig, silberweiß glänzend bis bläulichgrau matt. Härte nahe der
des Kalkspaths. Schmilzt bei Rothgluth. An trockner Luft behält es seinen Glanz, an
feuchter überzieht es sich mit Magnesiahydrat. Geglüht an der Luft, verbrennt es mit
intensiv weißem Licht zu Magnesia, im Sauerstoff mit ungewöhnlicher Intensität.
Reines Wasser wird nur langsam, säurehaltiges schnell durch Magnesium zersetzt. Auf
Salzsäure geworfen, entzündet es sich auf Augenblicke. Specifisches Gewicht bei +
5° C. = 1,743. Das Metall läßt sich leicht feilen, bohren, sägen und platt
schlagen, hat aber kaum größere Dehnbarkeit als Zink bei gewöhnlicher Temperatur
(meist ist das auf angegebene Weise erhaltene Magnesium durch geringe Mengen
Aluminium und Silicium verunreinigt). – Barium, Strontium und Calcium ließen
sich aus ihren Chlorverbindungen nicht auf analoge Weise darstellen. (Annalen der
Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXII S. 137.)
Ueber Verfälschung der Farbholzextracte; von Prof. Dr. Bolley in Aarau.
Bekanntlich kommen seit einigen Jahren für die Zwecke der Färberei, und häufiger noch
für die des Zeugdrucks, anstatt der Farbhölzer die Extracte derselben im Handel vor.
Die meisten dieser Präparate kommen aus Frankreich, wo sie an mehreren Orten
bereitet werden. Es war mir von einem hiesigen Farbtechniker eine Probe von
Quercitronextract übergeben worden, die er für verfälscht hielt. Dieselbe war
dicklich, syrupartig, klebrig, sonst klar und von guter Farbe. Ich ließ aus
Quercitronrinde ein Extract bereiten und dasselbe sehr vorsichtig eindampfen, es
gelang aber nicht eine Flüssigkeit von dieser Consistenz zu gewinnen, sondern immer
schied sich ein fester Absatz am Boden aus, so oft die Verdampfung bis zu einem
gewissen Punkte stattgefunden hatte. Die Klebrigkeit der Flüssigkeit führte zu der
Vermuthung, es sey Leim oder holländischer Syrup beigemengt. Ersterer konnte
möglicherweise unabsichtlich im Ueberschuß beim Abscheiden der Gerbsäure
hinzugekommen seyn, letzterer ist bekanntlich das berüchtigte Verfälschungsmittel
der im Handel vorkommenden pharmaceutischen Präparate, z.B. des Extractum graminis u.s.w. Allein weder die Behandlung
mit Aetzkalk (Mengen und Erhitzen der vorher bei gelinder Wärme eingetrockneten
Masse) verrieth stickstoffhaltige Substanzen, noch war der mit Galläpfelabguß
erfolgende geringe Niederschlag charakteristisch genug. Auch Zucker konnte nicht
durch Mischen mit ausgewaschener Bierhefe und Wasser und Stehenlassen in der
Gährungstemperatur nachgewiesen werden. Dagegen ließ sich durch Vermischen mit
Weingeist eine gelbliche klumpige Masse ausscheiden, die in Wasser gelöst und aufs
neue mit Weingeist gefällt, mehr und mehr die gelbe Farbe verlor und beim
Eintrocknen sich als eine spröde unkrystallinische Masse von schwachem Geschmack
zeigte. Dieselbe wurde mit Wasser und wenig Schwefelsäure längere Zeit gekocht, die
Schwefelsäure in der Lösung durch Schlämmkreide neutralisirt, die Flüssigkeit
filtrirt und abgedampft. Der Rückstand war ein dicker Syrup von ganz deutlich süßem
Geschmack, worin sich nach einiger Zeit kristallinische Körnchen ausschieden. Um
jeden Zweifel zu beseitigen, wurde Wasser und Bierhefe zugesetzt, das Ganze in die
Nähe des Ofens gestellt, wobei nach einem Tag Ruhens die Gährung begann.
Der Zusatz zu jenem Extract bestand aus sogenanntem Dextrin oder Stärkegummi, dessen
Beimengung bei einer Waare, wovon 100 Kilogr. 195 Franken kosten, wohl lohnt, und
auf dessen Aufsuchung wir mit dieser Notiz die Aufmerksamkeit der Coloristen und
Färber lenken möchten. (Schweizerisches Gewerbeblatt, 1853, S. 33.)
Ueber verfälschten Orlean.
Nach John enthält der Orlean: bräunlich-rothen
harzigen und ein wenig von gelblichem Farbstoff 28, Pflanzenschleim 26,5, Faserstoff
20, färbenden Extractivstoff 20, eigenthümliche Substanz, welche sich dem
Schleim- und dem Extractivstoff nähert 4. Nach Girardin ist der Orlean oft mit rothem Ocker, Colcothar, armenischem Bolus
und Ziegelmehl verfälscht. Hr. Risler, welcher einen
solchen untersuchte, der sich an Consistenz und Farbe vom ächten schon unterschied,
namentlich aber den harnartigen Geruch nur schwach hatte, fand denselben, bei
80° R. getrocknet, in 100 Theilen bestehend aus: Wasser 34, Eisenoxyd 22,10,
Sand 35,70, organischer Materie 8, und Spuren von Kalk. Mit Alkohol erschöpft, gab
er 7,60 Proc. eines schön orangerothen, harzigen Farbstoffs. Der Wassergehalt der
käuflichen Orleansorten ist wandelbar, im Mittel beträgt er 68 Proc. Der untersuchte
gefälschte Orlean enthielt statt, wie guter, 92,7, nur 12,4 organischer Materie,
also um ungefähr 79 Proc. zu wenig. (Journal de Chimie
médicale, Febr. 1853, S. 128.)
Zur Biertechnik.
Die rationelle Behandlung der Bierbrauerei in den bekannten Werken von Otto, Siemens, Balling, Knapp etc. erleichtert es dem
Brauereibeflissenen sehr, sich diejenige wissenschaftliche Aufklärung zu
verschaffen, welche die organische Chemie über die in seinem Gewerbe täglich
vorgehenden interessanten und complicirten Processe verbreitet; dagegen kann er sich
die zahlreichen praktischen Regeln zur sichern Durchführung der Bierbereitung nur in
den Brauereien selbst, unter Anleitung des Braumeisters, sammeln, und viele
derselben muß er aus eigenen Beobachtungen abstrahiren, welche er im Laufe der Zeit
unter veränderten Umständen zu machen Gelegenheit hat. Eine Darstellung der
Bierbrauerei mit vorzüglicher Berücksichtigung dieser praktischen Regeln kann
natürlich nur aus der Feder eines erfahrenen Braumeisters hervorgehen. Mit einer
solchen ist nun die technische Literatur bereichert worden; das empfehlenswerthe
Buch führt den Titel:
„Die Bierbrauerei mit besonderer
Berücksichtigung der Dickmaischbrauerei, dargestellt
von Philipp Heiß, ehemal. Braumeister zum
„Spaten“ in München und jetzigem Gasthofbesitzer
„zum Oberpollinger“ daselbst. München 1853. Im
Selbstverlag des Verfassers.“
In diesem Werke sind für alle Abtheilungen des Brauprocesses nicht nur die zu
beobachtenden praktischen Regeln und wichtigsten Handgriffe sorgfältig
zusammengestellt, sondern auch – und dieses ist die Hauptsache – die
einzuhaltenden Temperaturgrade und die Attenuationen für
die verschiedenartigen Biere genau angegeben. Außer der Brauart der Münchner und
übrigen bayerischen Viere, hat der Verfasser diejenige der englischen, schottischen
und belgischen Biere durchgeführt. Endlich hat er auch für den Baumeister gesorgt,
durch Beigabe eines vollkommenen Brauhausplans nebst Detailzeichnungen auf eilf
Tafeln.
Die Redact.
Neue Stereotypir-Methode, von Dr. Wilson.
Dr. Daniel Wilson hielt in
der Society of arts für Schottland einen Vortrag über
seine Stereotypir-Methode, wobei er eine Matrize (vertiefte Form) von einem
Letternsatz nach seinem Verfahren und dann deren Abguß in Metall machte. Seine
Methode besteht darin, die Copie der Lettern nicht in Gyps oder Stuck herzustellen,
sondern in Löschpapier, auf welchem sich eine dünne Schicht von (feingeschlämmter)
Kreide, Stärkmehl und Mehlkleister befindet, welche mit einem Blatt
Nesseltuch-Papier (ganz dünnem Papier) bedeckt ist und auf die Lettern
dadurch gedrückt wird, daß man mit einer feinen Bürste auf sie klopft. Sie wird dann
auf einem heißen
Dampfgehäuse getrocknet, während sie den Lettern noch anhaftet; auf solche Weise
erhält man eine Matrize, und der Letternsatz kann nach einer Stunde wieder den
Setzern zum Ablegen übergeben werden.
Die Vortheile des neuen Verfahrens sind: 1) die größere Sicherheit desselben, weil
die neue Matrize sich weder werfen noch zerbrechen kann, wie der Stuck; 2) die
größere Schnelligkeit desselben, indem die ganze Procedur in einer Stunde beendigt
ist, während die gewöhnliche Methode sechs Stunden Zeit erfordert; 3) die
Möglichkeit, in gewissen Fällen die Matrize zum Abgießen mehrerer Platten verwenden
zu können, während von der Gypsform nur ein einziger Abguß gemacht werden kann; und
4) die viel größere Einfachheit des erforderlichen Apparats, was in Verbindung mit
der Ersparniß an Zeit und folglich der Verminderung des Letternvorraths für die
Setzer, eine bedeutende Ersparniß im Vergleich mit der bisherigen Methode ergibt.
(Civil Engineer's Journal, April 1853, S. 157.)
Ueber das Ausbrennen enger Schornsteine.
Einsender dieses war im Januar d. J. Zeuge des Vorfalles, daß in einem bewohnten
Gebäude ein enger sogenannter russischer Schornstein sich entzündete und in der
oberen Hälfte ausbrannte. Da es an einem Nachmittage bei Sonnenschein geschah, so
machte das Ereigniß unter den Bewohnern des betreffenden Fleckens kein allgemeines
Aufsehen, weil die aus dem Schornsteinkasten hervorwirbelnden Funken nicht
leuchteten, daher nicht überall gesehen wurden.
Das Schornsteinrohr ist inwendig und und etwa sieben Zoll weit, die Wände der Röhre
sind sechs Zoll dick von gebrannten Formsteinen. – In dem Dachraume, etwa
drei Fuß über dem Fußboden, befindet sich eine der gewöhnlichen Reinigungsklappen;
etwa handbreit über derselben ist seit einigen Jahren ein eiserner Schieber
horizontal angebracht, ursprünglich zu dem Zwecke, um den allzulebhaften Zug in der
Röhre reguliren zu können. Dieser Schieber kam bei dem hier in Rede stehenden
Vorfalle sehr zu Statten, indem man durch beliebiges Ein- und Ausziehen
desselben das Feuer im Schornsteine in der Gewalt hatte.
Auffallend – wenn auch nicht unerklärlich – war es, daß die untere
Hälfte des Schornsteins (in den zwei Etagen) nicht gebrannt hatte, wie solches beim
späteren Oeffnen der untern Reinigungsklappen sich ergab, sondern daß die Entzündung
in der auf dem Dachboden beginnenden Biegung ihren
Ursprung genommen und sonach nur in dem oberen Theile des Rohres bis zum Dachkasten
sich ausgedehnt hatte. – Das Anbringen von Reinigungsklappen in solchen
Beziehungen zeigt sich daher um so mehr als nothwendig und praktisch; überhaupt auch
das Einsetzen von Schiebern auf dem Dachboden, wie solches selbst in weiten Schornsteinen sich schon bewahrt hat.
Uebrigens dürfte dieser Vorfall beweisen, daß enge
Schornsteine von Zeit zu Zeit ausgebrannt werden müssen, allerdings mit den
gehörigen Vorsichtsmaßregeln: bei stillem Wetter, Zuziehung des Schornsteinfegers,
Anstellung von Wächtern in allen Etagen, Bereithalten der Feuerspritze u.s.w.
Der Schornsteinfeger mit seiner Kugelbürste vermag in der Regel nur das lose
Hängende, die Flocken des Rußes herauszuschaffen. Der anklebende Glanzruß wird nur
durch Ausbrennen gründlich zu beseitigen seyn. Volborth,
Landbaumeister in Uelzen. (Notiz-Blatt des hannoverschen Architekten-
und Ingenieur-Vereins, Bd. II S. 330.)
Wir verweisen auf die im ersten Märzheft des polytechn. Journals (Bd. CXXVII S. 337)
beschriebene Kaminbürste mit Stahlfedern statt der Borsten, bei deren Anwendung zum
Reinigen russischer Schornsteine ein Ausbrennen derselben viel seltener erforderlich
seyn wird.
Die Redact.
Bemerkungen zur Verhütung des Hausschwamms.
Oftmals ist dadurch der Hausschwamm, vorzugsweise in Wohnräumen des untern
Stockwerks, entstanden, daß die tannenen Fußbodendielen, sowie die Unterlager
derselben, dicht gegen die massiven Umfassungen des Wohnraumes traten und durch
deren Feuchtigkeit angesteckt wurden; man wendet deßhalb als allgemeine Regel die
Vorsicht an, diese Lagerhölzer wenigstens in einem einzölligen Abstande von der
Umfassungsmauer zu legen. Es ist hiernach auffallend, daß eine andere, das
Schwammübel ebenfalls begünstigende Constructionsweise bei Anbringung von
Holzbekleidungen an Mauerflächen auf hölzernen Klötzen, welche man bei Aufführung
des Gebäudes entweder gleich mit einmauert, oder aber später in die geöffneten Fugen
des Mauerwerks eintreibt, worauf dann die Lambris genagelt werden, meines Wissens
eine noch immer fast allgemeine Anwendung findet.
Mir sind mehrere Fälle bekannt, in welchen diese Klötze, die mindestens einige Zolle,
oft aber auch einen halben Fuß tief in das Mauerwerk treten, die Leiter der
Feuchtigkeit der Mauern (namentlich der, welche den Wind- und Regenanfall
auszuhalten hatten) gegen die Lambris waren; von ihnen aus begann hinter der
Vertäfelung das feine, zartwollige, seidenglänzende Fadengeflecht, welches
allmählich die ganze tannene Vertäfelung hinterwärts überzogen und bröcklich gemacht
hatte, während die mit Oelfarbe angestrichenen vorderen Flächen zusammengeschrumpft,
und die Klötze selbst, obwohl von Eichenholz, in einem durch Fäulniß zerstörten
Zustande sich befanden.
Die Befestigung der Lambris und der Holzvertäfelungen der Mauern an Holzklötzen ist
demnach wegen des zu befürchtenden Hausschwammes im Allgemeinen zu verwerfen, und
sind statt der Holzklötze eingemauerte Eisen, worauf die Lambris mit
Schraubenmuttern so befestigt werden, daß ein Zwischenraum von ungefähr einem Zoll
zwischen ihnen und der Mauerfläche bleibt, vorzuziehen. Wellenkamp. Landbau-Conducteur in Wunstorf. (Notiz-Blatt des
hannoverschen Architekten- und Ingenieur-Vereins, Bd. II S. 340.)
Neue gelbe Zuckerrübe.
Hr. Perier, Zuckerfabrikant in
Flavy-le-Myrtel, überschickte der (französischen)
Central-Ackerbaugesellschaft mit einem Schreiben einen Sack Samen einer neuen
gelben birnförmigen Runkelrübe mit schwach gefärbtem zelligem Fleisch, welche ihm
mehr Zucker zu enthalten scheint, als alle bis jetzt bekannten Varietäten. Prof. Payen, welcher dieselbe analysirte, fand in der That mehr
Zucker darin als in allen denjenigen, welche er dieses Jahr untersuchen konnte; sie
enthielt nämlich:
Wasser
82,35
reinen Zucker
11,45
fremdartige organische Substanzen
5,55
Alkalisalze
0,45
Kalk- und Bittererdesalze
0,20
––––––
100,00
Diese Rübe, deren Zuckergehalt und Reinheit auffallend ist, scheint allerdings eine
besondere Spielart zu seyn. Besonders beachtenswerth ist bei ihrem großen
Zuckergehalt die geringe Menge der Alkalisalze. Die Kalksalze bilden 32 Procent vom
ganzen Gewicht der Asche.
Bei der Versammlung der Landwirthe des Nord-Departements zu Valenciennes wurde
vielseitig die Vermuthung geäußert, daß der Mangel an Alkalisalzen (Kali und Natron) die Runkelrüben-Krankheit veranlaßt
habe. Aus obiger Analyse muß man aber schließen, daß die Alkalisalze keinen
merklichen Einfluß auf die Entwicklung dieser Krankheit äußern. Nach Prof. Payen sind die besten Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung
der Rübenkrankheit:
1) den zu nassen Boden Mittelst der Drainage trocken zu legen und zu lüften;
2) den zu wenig Kalk enthaltenden Boden durch Zusatz von Kalkstein zu verbessern;
3) die Dünger eines oder zwei Jahre vor dem Anbau der Zuckerrübe anzuwenden;
4) die besten Rüben-Varietäten zu wählen, besonders diejenigen, welche am
wenigsten Salze aus dem Boden aufnehmen;
5) die sogenannte „Feld-Runkelrübe“ sorgfältig
auszuschließen. (Moniteur industriel, 1853, Nr.
1744.)
Verfahren das Getreide gegen die Kornmotte und den Kornwurm zu
schützen; von Dr. Leon Dufoux.
Um das Getreide vor dem Insectenfraß zu bewahren, ist es nicht, wie man vielfach
glaubt, wohlgethan, dasselbe auf den Speichern, dem Zutritt der Luft ausgesetzt,
aufzuschütten, sondern viel besser, es in Fässern oder Kisten gegen den Einfluß der
äußeren Temperatur und des Lichts geschützt aufzubewahren und dadurch den Eiern,
welche schon bei Annäherung der Erntezeit auf die Körner gelegt werden, die
Bedingungen ihrer Ausbildung und ihres Lebens zu entziehen. Ich habe mich, nachdem
ich früher durch den Kornwurm großen Schaden erlitt, durch Befolgung dieses
Verfahrens nach dem Beispiele anderer, von dessen Zweckmäßigkeit seit 17 Jahren
vollkommen überzeugt. Ich bringe das trockene und gereinigte Getreide in Fässer von
3 bis 5 Hektoliter Inhalt, die ich mit beweglichen Deckeln versehe. Diese Fässer
werden auf dem Speicher, dessen Läden man verschließt, oder sonst an einem dunkeln
Ort, in Reihen aufgestellt. Damit ist noch der Vortheil verbunden, daß der Raum,
welcher das Getreide in verticalen Säulen enthält, von denselben weit mehr faßt.
Ferner nimmt das Getreide, obwohl eingeschlossen und niemals bewegt, keinen Geruch
an, wird von Thieren nicht verunreinigt, und ist zum Brodbacken wie zur Keimung
gleich geeignet. (Agriculteur-praticien, Octbr.
1852, S. 9.)
Ueber ein Mittel, um der Kartoffelkrankheit vorzubeugen; von
Hrn. Bayard.
Die Kartoffeln, welche ich im Jahre 1850 im Norden des Dpt. de
Maine-et-Loire im schweren Thonboden erntete, waren fast
sämmtlich fleckig und krank. Ehe ich dieselben im J. 1851 legte, ließ ich ein
Hektoliter derselben in Stücke zerschneiden und in jedes Stück, je nach dessen Größe
eine, zwei oder drei trockne Erbsen stecken. Sie wurden dann in erhöhte Furchen
eingelegt; in das übrige Erdstück (von beiläufig 1 Hektare) wurden ungespickte
Kartoffeln gelegt Ungeachtet des trocknen Sommers wuchsen nicht nur die Erbsen bis
zur Blüthe heran, sondern auch die Kartoffeln trieben kräftig ihre Stengel. Letztere
erkrankten nicht und lieferten sehr viele, zwar kleine, aber gesunde Knollen, welche
sich sehr gut erhielten und im Juni 1852 zur Saat dienten. Ein Theil der
gewöhnlichen Kartoffeln war krank. Gleiches Resultat wurde im leichten Boden eines
gutgedüngten Küchengartens erhalten. Während der Entwicklung der Erbsen und
Kartoffeln zeigten herausgenommene und geöffnete Stöcke, daß das rasche Wachsthum
der Erbsen der Kartoffel die überflüssige Feuchtigkeit entzog und dadurch der
Entwickelung der letztern förderlich war. – Die von einigen Oekonomen
empfohlene Anwendung der Asche scheint mir auf gleiche Weise, nur nicht so kräftig,
zu wirken.
Hr. Brière bemerkt über denselben Gegenstand, daß
Allem nach was er in Erfahrung bringen konnte, die Kartoffelkrankheit sich niemals
in einem Boden zeigt, zu welchem das Seewasser dringen kann. Er glaubt daher, daß
die Gegenwart von Salz in einem Boden vor der Krankheit schützen müsse und daß das
Salzwasser, welches zu
Conservirungen des Fleisches gedient hat, zu diesem Behufe benützt werden könnte.
(Comptes rendus, August 1852, Nr. 8.)
Die verschiedenen Verwendungen erkrankter Kartoffeln.
Wenn die Kartoffeln im Felde die bekannten Zeichen der Krankheit haben, ziehe man sie
sogleich aus, lasse sie einige Tage auf dem Boden liegen, wenn derselbe trocken ist.
In diesem Zustand der anfangenden Zersetzung lassen sie sich noch recht gut als
Nahrungsmittel für Menschen, auch als Futter für das Vieh verbrauchen, wozu man sie
kocht und anderen Futterarten zusetzt. Falls man die Kartoffeln nicht bald verwenden
könnte, müßte sogleich zu der Bereitung von Stärkmehl aus denselben geschritten
werden, und wenn man daran verhindert ist, so zerschneidet man die gewaschenen)
Kartoffeln in dicke Scheiben und gießt siedendes Wasser darauf, welches man aber
bald wieder ablaufen läßt, worauf man sie auf Tüchern an der Sonne oder auf Hürden
über dem Ofen trocknen läßt und dann in Fässern oder Säcken aufbewahrt; man kann sie
auch vorher in Wasser, oder besser noch in Dampf kochen und dann erst zerschneiden
und trocknen. Zum Verbrauch wieder aufgekocht, liefern sie den Winter über, mit Heu
oder Häcksel gemengt, ein treffliches Viehfutter. Das Trocknen der auf angegebene
Weise in Scheiben zerschnittenen Kartoffeln kann von Jedermann ausgeführt werden,
und ist daher der Stärkebereitung vorzuziehen. Seringe,
Director des Pflanzengartens in Lyon. (Agriculteur-praticien Nov. 1852, S. 61.)
Ueber die Trauben- und Kartoffelkrankheit; von Dalmas und Dussugues.
Nach der Ansicht des Hrn. Dalmas zu Rosières
(Ardèche) hat die Traubenkrankheit eine Stockung
des Saftes zur Ursache. Er wurde in dieser Ansicht durch die in seiner Gegend
beobachteten Resultate bestätigt, die, je nachdem das Schneiden spät oder frühzeitig
vorgenommen wurde, sehr verschieden ausfielen. Sollte in Folge nicht zu gehöriger
Zeit (spät) vorgenommenen Schnittes die Krankheit sich zu zeigen beginnen, so kann
ihre Entwicklung, nach Dalmas, dadurch aufgehalten werden, daß man in die Reben
tiefe Einschnitte macht oder die Spitzen des Rebholzes beschneidet.
Hinsichtlich der Kartoffeln empfiehlt Dalmas sie früh zulegen und versichert, daß in seinem
Bezirk alle im Februar gelegten von der Krankheit frei blieben, während die im April
oder Mai gelegten sämmtlich mehr oder weniger litten. Wenn sich die Krankheit im
Kraute zeigt, so genügt es oft, dasselbe abzuschneiden, um die Knollen davor zu
bewahren. Die Knollen sind an trockenen, hochliegenden Plätzen gut zugedeckt
aufzubewahren, um sie vor Frost zu schützen.
Hr. Dussugues, Arzt in Lyon, betrachtet die allzustarke
Düngung als die Ursache der Kartoffelkrankheit; er empfiehlt daher, die Düngung zu
unterlassen und zur Brachwirthschaft zurückzukehren. (Comptes
rendus, Octbr. 1852, Nr. 17.)