Titel: | Verfahren zum Versilbern aller Metalle und des Glases, von J. Power in Paris; patentirt für England am 29. December 1852. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. VII., S. 41 |
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VII.
Verfahren zum Versilbern aller Metalle und des
Glases, von J. Power in
Paris; patentirt für England am 29. December
1852.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1853, Nr.
1561.
Power's Verfahren zum Versilbern aller Metalle und des
Glases.
Der Patentträger löst 1 Unze krystallisirtes salpetersaures Silber in dem doppelten
Gewicht destillirten Wassers auf, und setzt 9 1/2 Procent des Gewichts
salpetersaures Ammoniak zu. Hierauf vermischt er die Flüssigkeit mit soviel
Weingeist (von 36° Tralles) als dem sechsfachen Gewicht des Silbersalzes
entspricht, und dann mit 15 Procent des ganzen Volums harzhaltigem Weingeist;
letzterer besteht aus 1 Th. Harz (vorzugsweise Galbanum) auf 5 Th. Weingeist. Man
läßt dann die Flüssigkeit absetzen und filtrirt sie, worauf sie mit ihrer neunfachen
Quantität Weingeist, überdieß mit 8 Procent flüssigem Ammoniak versetzt, und zuletzt
noch mit soviel Weingeist, als ihrem ganzen Volum gleichkommt, verdünnt wird. Die
Lösung enthält dann beiläufig 5 Theile salpetersaures Silber auf 1000 Theile
Flüssigkeit.
Die so bereitete und filtrirte Flüssigkeit kann unmittelbar in Verbindung mit einer
galvanischen Batterie zum Versilbern verwendet werden, besser ist es aber sie einige
Zeit ruhig stehen zu lassen. Als Anode wird ein dünnes Silberblech in Verbindung mit
dem positiven Pol angewandt, welches sich allmählich in dem Bad auflöst; das Silber
beginnt sogleich sich auf den in das Bad gebrachten Gegenständen abzulagern, und man
kann die Dicke des weißen und glänzenden Silberüberzugs nach Belieben reguliren.
Um sich einer vollkommenen Adhärenz der Versilberung zu versichern, kann man in
gewissen Fällen die Metalle vorher durch eine Auflösung
von salpetersaurem Quecksilber nehmen.
Soll Glas einen Silberüberzug nach diesem Verfahren
erhalten, so erzeugt man zuvor auf demselben ein dünnes Silberhäutchen, indem man
obige Flüssigkeit, mit nur 2 bis 8 Procent Ammoniak dargestellt, als besonderes Bad
mit Zusatz einiger Tropfen in Weingeist aufgelösten Nelkenöls anwendet.
Platten für Daguerre'sche Lichtbilder lassen sich auf die Art darstellen, daß man
Kupfer auf das versilberte Glas galvanisch niederschlägt und dann die zwei Metalle
ablöst.
Zusatz.Ueber Power's Glasversilberung und dessen Fabrication der
Platten für Daguerre'sche Lichtbilder auf galvanoplastischem Wege.
Im Jahr 1842 verbanden sich die HHrn. Deleuil, Belfied und
Colas in Paris zur Fabrication Daguerre'scher
Platten, indem sie auf galvanoplastisch erzeugte Kupferplatten Silber fällten; diese
galvanisch dargestellten Platten waren sehr gut, konnten aber im Preise mit den
plattirten und planirten nicht concurriren, und das Geschäft mußte mit Verlust
aufgegeben werden.
Im Jahr 1849 übernahm Hr. J. Power die Ausbeutung des Hrn.
Tourasse in Paris ertheilten Patents auf Versilberung
des Glases; dieses Verfahren, wobei die Reduction des Silberoxyds bekanntlich durch
wesentliche Oele, hauptsächlich Cassia-Oel bewirkt wird,Man sehe die Vorschriften im polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 37 und 38. ließ viel zu wünschen übrig; die Anfangs so schöne metallische Silberschicht
verlor nach und nach ihren Glanz und bekam stellenweise Flecken. Endlich gelang es
Hrn. Power (seine Fabrik zu Paris ist in der rue de Penthièvre, no. 34) mittelst harziger
Substanzen das Cassia-Oel zu ersetzen, wodurch der günstige Erfolg dieses
letztern ebenso gut erzielt wird, mit Vermeidung seiner nachtheiligen Eigenschaften.
Er erhielt nun auf polirtem Glase eine gleichförmige und unveränderliche Ablagerung
von Silber; aber diese
Schicht war zu dünn, man mußte ihr Festigkeit geben, indem man sie mehr oder weniger
dick machte, so daß die hinzugefügten Schichten die erste Schicht schützten und
hinreichend verstärkten. Um diesen zweiten Theil des Problems zu lösen, verfiel er
natürlich auf die Galvanoplastik, indem er dieselbe Silberlösung anwandte, welche
sich unter dem Einfluß des Stroms leicht zersetzte.
Ohne Beihülfe der Batterie blieb das Häutchen außerordentlich dünn; mit Hülfe der
Batterie konnte aber das schon mit einer Silberhaut als leitender Schicht überzogene
Glas jede gewünschte Dicke der Silberschicht annehmen; mattweißes Silber in sehr
feinen Körnern setzte sich auf diese Weise fortwährend auf dem ersten, wegen seiner
Berührung mit dem Glase vollkommen polirten und glänzenden Häutchen ab; man hatte
nun die reflectirende Oberfläche auf einer sie schützenden Schicht, und das Problem
war vollständig gelöst. Ein nach dem verbesserten Verfahren (ohne Anwendung
wesentlicher Oele in der Versilberungsflüssigkeit) dargestellter reflectirender
Spiegel fiel auf den Boden und zerbrach; dieser glückliche Zufall bewies den Vorzug
der neuen Methode entscheidend. Während früher das Silberhäutchen kaum anhaftete und
sich beim Erwärmen leicht ablöste, war es nun mit dem Glas fest verbunden und
trennte sich von demselben sogar bei starkem Erhitzen nicht.
Nun fügte es der Zufall, daß auch ein Spiegel zerbrach, welcher in zwei Operationen
versilbert worden war, zuerst mit Anwendung wesentlicher Oele, und dann auf
galvanoplastischem Wege; hier zeigte es sich, daß sich das anfangs dem Glase
anhaftende und hernach an den galvanoplastischen Niederschlag gelöthete
Silberhäutchen ohne Mühe ablöste, mit Beibehaltung der schönen Politur welche ihm
seine Berührung mit dem Glase ertheilt hatte. Nun war zur Fabrication der
Daguerre'schen Platten auf rein galvanischem Wege nur noch ein Schritt; man brauchte
auf der Silberschicht nur durch das galvanoplastische Verfahren eine hinreichend
dicke Kupferschicht abzulagern. Man hatte nun einerseits eine vollkommene Politur,
welche das Planiren und Poliren entbehrlich machte, und andererseits eine so dicke
Silberschicht, daß sich darauf bis acht Lichtbilder auf gewöhnliche Weise, mittelst
Tripel und Vitriolöl verlöschen lassen und das neunte noch vollkommen schön ist.
Solche anfangs vollkommene und nach einem langen Gebrauch noch vortreffliche Platten
kommen mit dem Siegel des ausgezeichneten Photographen Baron Gros versehen in den Handel. Moigno. (Cosmos, t. III. Juli 1853.)