Titel: | Ueber die im Handel vorkommenden Guanosorten; von Prof. J. Girardin in Ronen. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XIII., S. 59 |
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XIII.
Ueber die im Handel vorkommenden Guanosorten; von
Prof. J. Girardin in
Ronen.
Aus dem Journal de Pharmacie, August 1853, S.
118.
Girardin, über die im Handel vorkommenden Guanosorten.
In Folge meiner Mittheilung über ein von Havre gekommenes Guano-Muster,
welches mit dem peruvianischen Guano gar keine Aehnlichkeit hatte, wurde ich von der
Central-Ackerbaugesellschaft der untern Seine eingeladen, eine vergleichende
Untersuchung der verschiedenen zu Havre unter dem Namen Guano verkauften Düngerarten anzustellen, damit der Verein die Landwirthe
vor einem neuen Betruge warnen könne, welcher anstatt jenes mit den sogenannten concentrirten Düngern beabsichtigt zu seyn scheint.
Es ist um so nothwendiger, sich des Düngerhandels anzunehmen, als nachgerade unsere
Landwirthe, ihren gewohnten Widerwillen gegen alles Neue bezwingend, den Guano
anzuwenden beginnen und schon beträchtliche Mengen desselben verbrauchen.
In der zehnjährigen Uebersicht von Frankreichs Handel mit seinen Colonien und den
fremden Mächten, welche die Zollverwaltung für die Jahre 1837 bis 1846 herausgegeben
hat, findet man vor 1845 des Guano gar nicht erwähnt, von diesem Jahre an bis 1851
incl. betrug die Einfuhr desselben:
1845
6,721,110
Kilogr.
Werth
537,689 Fr.
1846
3,129,990
–
–
250,399
1847
1,505,471
–
–
120,438
1848
5,327,432
–
–
799115
1849
3,924,715
–
–
784,943
1850
2,699,249
–
–
539,850
1851
3,834,048
–
–
766,810
Die Ursprungsländer sind: die sardinischen Staaten, die afrikanische Westküste, die
Insel Mauritius, die Vereinigten Staaten, Brasilien, Peru, Chili, Rio de la Plata
etc.
In England ist der gegenwärtige Verbrauch bloß an peruvianischem Guano freilich von
ganz anderm Belang, indem er sich auf nicht weniger als 80,000 bis 100,000 Tonnen,
d.h. 81,252,000 bis 101,565,000 Kilogr. belauft.
Man kannte anfangs in Europa, als die Anwendung des Guano als Dünger versucht wurde,
nur den peruvianischen, welcher auf den Inseln Chinche, bei Pisco, dann auf den mehr
südlichen Inseln Iza, Ilo und Arica gesammelt wird. Vom Jahr 1841 an wurde er von
einer sogenannten peruvianischen Gesellschaft, die ihren Sitz in Lima hat und aus
französischen, englischen und peruvianischen Häusern besteht, nachdem sie von den
Regierungen Bolivia's und Peru's das Monopol seiner Nutzung erhalten hatte, in
Europa eingeführt. Einige Jahre darauf wurden ungeheure Guano-Lager auf der
Südwestküste von Afrika, im Gebiet der Colonie des Caps der guten Hoffnung, auf den
Inseln Ichaboë, Angra-Pequena, Malaga etc. entdeckt, und obwohl dieser
afrikanische Guano von geringerer Güte war als der peruvianische, kamen doch
englische Schiffe in so großer Anzahl an die afrikanischen Inseln, daß die Lager
bald erschöpft waren. Die Gewinnsucht veranlaßt englische und französische
Handelsleute, der peruvianischen Gesellschaft Concurrenz zu machen und überall
Guanolager aufzusuchen. Man fand solchen auf dem Cap Tenez, auf einigen Algerien
benachbarten kleinen Inseln, sowie auf den Küsten von Labrador, auf den Eierinseln
und an den Küsten Patagoniens. Heutzutage kömmt er von allen diesen Punkten und von
andern wenig bekannten Orten her, aber alle diese neuen Guanosorten sind stets als
Dünger viel schlechter als der peruvianische, dessen Qualität sich immer gleich
bleibt, wenn er nicht durch zu langes Liegen an der Luft verdorben ist oder
absichtlich verfälscht wurde.
Die Kaufleute welche Guano einführen, hüten sich wohl, den Ursprungsort desselben
anzugeben, damit man das, was sie verkaufen, für peruvianischen Guano halte, dessen
kräftige Wirkung bekannt ist; daß sie die Consumenten in dieser Hinsicht zu täuschen
suchen, beweist der Umstand, daß sie ihre Waare als peruvianischen Guano und Guano bester Qualität bezeichnen.
Man kann allerdings den Handelsleuten nicht verwehren, Guano anderswoher als von Peru
zu holen, man kann sie aber verbindlich machen, ihre Waare unter besondern
Benennungen zu verkaufen, welche eine Verwechselung mit einer bessern Waare nicht
zulassen, die ihrer Natur nach genau bestimmt und mit ihren eigenthümlichen
Merkmalen schon seit langer Zeit bekannt ist.
Die Kennzeichen des peruvianischen Guano sind folgende:
Er bildet ein trockenes Pulver von blaßgelber Farbe, nimmt aber, wenn er alt wird
oder der Luft ausgesetzt war, die Chocolade-Farbe an; in letzterem Fall
absorbirt er überdieß viel Feuchtigkeit, wird schwerer und klebt an den Fingern. Er
verbreitet einen starken faulen oder ammoniakalischen, zum Nießen reizenden Geruch;
er hat einen scharfen und entschieden salzigen Geschmack. In seiner Masse finden
sich zahlreiche, halbharte, weißliche Concremente, welche man mit den Fingern
zerdrücken kann und die, der Luft ausgesetzt, bald verwittern und in Staub
zerfallen, wobei sie einen sehr starken ammoniakalischen Geruch verbreiten.
In Wasser geworfen, fällt der peruvianische Guano rasch zu Boden und es schwimmt
nichts obenauf. Beim Erhitzen wird er schwarz und verbrennt mit schwacher Flamme,
indem er einen starken ammoniakalischen Dampf erzeugt; als Rückstand bleibt eine
bläulichweiße Schlacke voll Höhlen; das Gewicht dieses Rückstandes variirt zwischen
sehr engen Gränzen, 27 1/2 bis 35 Procent.
Mit gepulvertem, gebranntem Kalk zusammengerieben, verbreitet der peruvianische Guano
sogleich einen starken ammoniakalischen Geruch. In ein Glas geworfen, welches
concentrirte Chlorkalklösung enthält, veranlaßt er augenblicklich eine Entwickelung
von Gasblasen, welche ziemlich lange fortdauert. Mit Salzsäure zusammengebracht,
erzeugt er nur schwaches Aufbrausen. Mit Salpetersäure befeuchtet und in einer
Porzellanschale zum Trocknen gebracht, nimmt er eine schöne rothe Farbe an.
Endlich enthält dieser Guano nur sehr selten Kieselsteine, und man findet in ihm nur
1 bis 1 1/2, höchstens 2 1/2 Proc. Sand.
Nach diesen Eigenschaften zusammengenommen, kann man den peruvianischen Guano von
jenen andern Ursprungs leicht unterscheiden, denn diese letztern zeigen sich, wenn
auch nicht in allen, doch in mehreren Eigenschaften von demselben abweichend, wie
aus Folgendem zu ersehen ist.
Ich verschaffte mir, um die Absichten der Ackerbau-Gesellschaft zu erfüllen,
dreizehn Muster auf ebenso vielen Schiffen nach Havre gebrachter, zum Verkauf an die
Landwirthe bestimmter Guanosorten, deren Beschreibung und Ursprungsorte hier
folgen:
Nr. 1. Sack von beiläufig 2 Kil., mit der AufschriftAufschrft
Bornéo und einem Bleiblech, auf dessen
einer Seite die Worte: Guano du Pérou monopole,
auf der andern: Houtain et Ce. zu lesen waren.
Dieser, von dem Schiff le Bon Père gebrachte Guano
hat eine matte röthliche Farbe, enthält zahlreiche sehr voluminöse Concremente, hat
einen scharfen Geruch und scharfen, salzigen Geschmack.
Nr. 2. Sack, auf beiden Seiten mit der Aufschrift: Nélie et Mathilde, und darunter: 5 Kilogr. An der Oeffnung dieses Sackes befindet sich ein
Bleiblech mit der Aufschrift auf der einen Seite: Guano du
Pérou monopole, und auf der andern: Houtain
et Ce.
Dieser, von dem Schiff Nélie und Mathilde gebrachte Guano hat eine ganz ziegelrothe Farbe;
er fühlt sich sanft, etwas feucht an, und enthält ziemlich viele Concremente; sein
Geruch ist stark, sein Geschmack scharf und salzig.
Nr. 3. Leinener Sack mit der Aufschrift Bornéo und einem Bleiblech mit denselben
Worten wie die beiden ersten.
Dieser, von dem Schiff Borneo gebrachte Guano hat die
Milchkaffeefarbe und fühlt sich nicht sehr feucht an; sein Geruch ist stark, sein
Geschmack scharf und sehr salzig.
Nr. 4. Weißer Guano von
Bolivia, eingeführt durch das Schiff l'Emile.
Er hat eine blonde Farbe, fühlt sich sehr feucht an, enthält viele und große, innen
weißliche Concremente; man sieht darin Theilchen von Federn und selbst ganze kleine
Federchen, sein Geruch ist sehr ammoniakalisch, sein Geschmack scharf und
salzig.
Nr. 5. Von dem Schiffe Bombay
gebrachter Guano, nach der Angabe ein Gemenge von weißem Bolivia-Guano und
Chili-Guano.
Er hat eine röthliche Farbe, enthält viele weißliche Concremente mit reichlichen
thierischen und pflanzlichen Ueberresten; er riecht schwach ammoniakalisch und
schmeckt salzig und scharf.
Nr. 6. Mit dem Namen Chili
lag bezeichneter Guano; Ursprung unbekannt.
Er hat die Chocolade-Farbe, enthält einige kleine Concremente, keine
organischen Ueberreste, ist sehr hygroskopisch, riecht schwach ammoniakalisch,
schmeckt salzig und scharf.
Nr. 7. Mit dem Namen gelber Chili (Chili jaune) bezeichneter Guano; Ursprung unbekannt.
Er hat eine bräunlich-blaßgelbe Farbe, ist sehr feucht, enthält keine
Concremente, aber Vogelfedern, hat keinen Geruch; sein Geschmack ist salzig und
etwas scharf.
Nr. 8. Sogenannter patagonischer Guano. Sack von sehr grober Leinwand, auf einer Seite mit
der Aufschrift P und 1. Schiff nicht bezeichnet.
Von sehr blasser blonder Farbe, sehr viele Concremente enthaltend, fühlt sich nur
schwach feucht an; Geruch stark, Geschmack salzig und scharf.
Nr. 9. Sogenannter patagonischer Guano. Sack von Zwillich, auf einer Seite mit einem P und 2. Schiff nicht bezeichnet.
Seine Farbe ein mattes und blasses Blond; er enthält einige Concremente, scheint
nicht sehr feucht zu seyn, fühlt sich rauher an als der vorhergehende; ist beinahe
geruchlos, der Geschmack nicht so stark wie beim vorigen.
Nr. 10. Guano, auf dem Schiff Ducouédic eingeführt und als eine Chili-Sorte
betrachtet.
Von gelblichbrauner Farbe, enthält ziemlich große Concremente und Kieselsteine, nebst
verschiedenen organischen Ueberresten, z.B. Federn, kleinen Zweigchen etc. Scheint
nicht sehr feucht zu seyn. Geruchlos und geschmacklos.
Nr. 11. Auf dem Schiff Ave-Maria eingeführter Guano.
Hat die Farbe des Milchkaffees, enthält viele Concremente und Kieselsteine; die
Concremente zeigen auf dem Bruche viele glänzende Punkte; er enthält viele
Pflanzenüberreste und Vogelfedern; ist geruchlos und hat einen schwach salzigen
Geschmack.
Nr. 12. Auf dem Schiff Edwige
eingeführter Guano.
Von Isabellfarbe; enthält nur wenige und kleine Concremente, keine organischen
Ueberreste. Geruchlos und geschmacklos.
Nr. 13. Guano von Patagonien, Insel Watchman, eingeführt
auf dem Schiff Bayard.
Graue Farbe; enthält eine große Menge kleiner, runder Kieselsteine und andere in
nicht geringerer Anzahl, die leicht als kohlensaurer Kalk zu erkennen sind; auch
Holzstückchen und Haare sind in ziemlich großer Menge darin zu finden. Geruchlos,
Geschmack erdig.
Ehe ich zur chemischen Analyse dieser Guanosorten schritt, suchte ich auf
mechanischem Wege die Mengenverhältnisse der Kieselsteine, zerreiblichen Concremente
und des Pulvers, welche sie enthalten, zu ermitteln. Zu diesem Behufe siebte man sie
in einem blechernen Durchschlag, dessen runde Löcher einen halben Millimeter im
Durchmesser hatten. Durch diese Löcher ging nur das feine, zarte Pulver. Was im
Durchschlag zurückblieb, wurde in einem Marmormörser zerrieben und wieder gesiebt,
worauf im Durchschlag nichts zurückblieb, als die eigentlichen Kieselsteine. Daß
diese als Dünger ohne alle Wirkung sind, versteht sich, daher ein Guano um so besser
seyn wird, je weniger er davon enthält.
Die nach dieser Methode erhaltenen Resultate sind folgende:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
feines und zartes Pulver
62,8
64,4
68,2
57,0
64,76
89,75
zerreibliche Concremente
30,2
21,6
25,8
27,4
22,39
5,75
Kieselsteine
7,0
14,0
6,0
15,6
12,85
4,50
––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0
100,0
100,0
100,0
100,00
100,00
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
feines und zartes Pulver
100,0
35,4
41,0
83,6
34,1
80,0
60,00
zerreibliche Concremente
–
47,2
33,8
9,4
33,3
14,1
27,35
Kieselsteine
–
17,4
25,2
7,0
32,6
5,9
12,65
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,00
Die chemische Analyse wurde auf folgende Art ausgeführt.
Das Wasser wurde dadurch bestimmt, daß man ein bestimmtes Gewicht des Guano's mit
einigen Tropfen Salzsäure befeuchtete und dann in einem Porzellanschälchen bei
100° C. trocknete. Auf diese Weise verlor das Pulver all sein Wasser und
keine Spur Ammoniak.
Der Bruttogehalt an organischen Materien und Ammoniaksalzen wurde durch vorsichtiges
Einäschern von 10 Grammen des Guano's in einem Platinschälchen bestimmt. Der
Verlust, nach Abzug des in jedem Muster enthaltenen Wassers, gab das
Mengenverhältniß der durch die Hitze zerstörten Bestandtheile.
Die Asche, deren Gewicht bekannt war, wurde mit siedendem Wasser ausgelaugt, um die
respectiven Gewichte der auflöslichen und der unauflöslichen Salze zu erhalten. Der
unlösliche Rückstand wurde mit Salzsäure gekocht und aus der sauren Flüssigkeit
aller phosphorsaure Kalk durch einen schwachen Ueberschuß von Ammoniak
niedergeschlagen.
Der Theil der Asche, welcher der aufeinanderfolgenden Einwirkung des siedenden
Wassers und der Salzsäure widerstand, repräsentirte den in jedem Muster enthaltenen
Sand mit den Kieselsteinen.
Das Kali wurde bestimmt durch Ausziehen eines bekannten Gewichts Guano mit siedendem
Wasser, Filtriren, Neutralisiren der Flüssigkeit mit Salzsäure, Zusetzen von
Alkohol, Abdampfen auf zwei Drittel, Filtriren behufs der Absonderung des
schwefelsauren Kalks, welcher in einigen Guanosorten in ziemlich großer Menge
enthalten ist, und Fällen des Kalis mittelst Chlorplatins. Der auf einem Filter
gesammelte und mit Alkohol gut ausgewaschene Niederschlag wurde alsdann bei
100° C. getrocknet und gewogen.
Sämmtlicher Stickstoff jedes Guano's, d.h. sowohl derjenige der Ammoniaksalze, als
derjenige der stickstoffhaltigen organischen Materien, wurde durch Verbrennung von 1
Gramm des Pulvers mit Natronkalk, nach Peligot's Methode,
bestimmt.
Um zu erfahren, wie viel Stickstoff von den Ammoniaksalzen herrührt und folglich
welches Quantum Ammoniak in jedem Guano enthalten ist, wandte ich das von Melsens vorgeschlagene Verfahren an, welches ich
hinlänglich genau fand; ich brachte nämlich von guten Guanosorten 1 Gramm, von den
schlechten 5 und sogar 10 Gramme, rasch in eine Phiole, die zum Theil mit concentrirter Chlorkalklösung
gefüllt war. Das bei der Einwirkung, welche bei gewöhnlicher Temperatur vor sich
geht, entwickelte Stickgas wurde in einer in Kubikcentimeter getheilten Röhre
gesammelt; das nach einstündiger Berührung gemessene Volum desselben ergab das Volum
des in den Ammoniaksalzen enthaltenen Stickstoffs.
Folgendes sind die bei der Analyse der dreizehn Muster erhaltenen Resultate:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Wasser
8,9900
20,054
17,160
20,300
11,100
17,520
18,800
Sand und Kieselsteine
4,2000
1,250
1,000
1,190
10,400
15,400
4,300
Phosphorsaurer Kalk
24,0000
24,000
24,500
28,000
25,500
37,000
40,000
Andere unlösl. Salze
2,6000
3,000
0,500
2,700
20,700
11,238
5,800
Kali
0,9648
2,319
2,894
1,061
2,180
2,162
2,026
Andere lösliche Salze
5,0352
2,981
4,306
0,239
0,920
1,380
10,974
Organische Materien und
Ammoniaksalze
57,2100
46,396
49,640
46,510
29,200
15,300
18,100
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,0000
100,000
100,000
100,000
100,000
100,000
100,000
Stickstoff in 100
Theil.
11,30
12,18
13,47
14,58
11,30
2,66
4,48
Ammoniak in 100 Th.
4,90
8,23
7,04
4,90
2,29
2,30
1,416
8.
9.
10.
11.
12.
13.
Wasser
12,740
15,025
19,740
21,500
15,300
18,0000
Sand und Kieselsteine
3,710
2,245
2,280
17,700
20,000
16,0000
Phosphorsaurer Kalk
18,000
31,800
34,800
35,600
11,500
33,8000
Andere unlösl. Salze
38,200
25,200
23,200
1,100
18,350
12,3000
Kali
0,771
0,578
1,824
2,500
0,676
0,4824
Andere lösliche Salze
14,329
13,622
8,576
0,300
2,874
8,8176
Organische Materien u. Ammoniaksalze
12,250
11,530
9,580
21,300
31,300
10,6000
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,000
100,000
100,000
100,000
100,000
100,0000
Stickstoff in 100
Theil.
1,82
1,82
1,09
4,82
4,12
1,250
Ammoniak in 100 Thl.
0,183
0,183
0,176
0,76
Spur
Spur
Diese Tabellen zeigen, welcher große Unterschied zwischen den unter dem Namen Guano in den Handel kommenden Substanzen stattfindet und
wie die Landwirthe, welche ohne Rücksicht einen statt des andern als Dünger
verwenden, getäuscht werden können.
Offenbar wird derjenige Landwirth, welcher die sieben letzten Sorten der Tabelle in
derselben Menge wie die peruv. Guanosorten anwendet, durchaus nicht die kräftigen
Wirkungen dieser letztern erzielen; er bringt nämlich in seinen Boden nur fast träge
Stoffe, denn bei den Guano's sind es vorzüglich die Ammoniaksalze und das Kali,
welche ihren Werth als Dünger bedingen. Der phosphorsaure Kalk, die stickstofffreien
organischen Materien, die
auflöslichen und unauflöslichen Salze haben nur einen secundären Werth; das Wasser,
der Sand und die Kieselsteine aber gar keinen.
Vor einigen Jahren, wo man nur den peruvianischen Guano kannte, war der Landwirth
noch aller Unsicherheit überhoben; denn dieser Guano hat eine fast unwandelbare
Zusammensetzung; man weiß, daß in 100 Kilogr. ächten peruv. Guano's durchschnittlich
enthalten sind:
2,5
bis 3 Kilogr. Kali;
24
Kilogr. phosphorsaurer Kalk;
12
Kilogr. Stickstoff, wovon beinahe die Hälfte in Form
von Ammoniaksalzen.
Wenn man von gutem peruv. Guano 400 Kil. per Hektare (730
Pfd. bayer. auf 3 bayer. Morgen) verwendet, ist man der zu erzielenden Resultate
gewiß. Bei den erwähnten angeblichen Guano's aber, welche von allen Inseln der neuen
Welt zusammengeholt werden und meistentheils aus Erbe bestehen, die mit einer
kleinen Quantität von Vogelexcrementen vermengt ist, kann man auf nichts rechnen,
weil ihre chemische Zusammensetzung außerordentlich wandelbar ist und sie oft nur
unbedeutende Spuren von Stickstoff und Ammoniaksalzen enthalten.
Allerdings werden diese angeblichen Guano's wohlfeiler verkauft als die
peruvianischen; aber der Preisunterschied steht nicht im Verhältniß mit ihrem
geringeren Werth als Dünger, und es ist mit ihrem Ankauf immer Schaben verbunden,
denn, da sie auf die Pflanzen und das Erdreich nur sehr langsam einwirken, so
verliert man nicht nur großen Theils den Ankaufspreis, sondern auch die Zeit,
während welcher man eine gute Ernte hätte machen können; für den Landwirth aber ist
die Zeit Geld.
Folgende sehr einfache Berechnungen werden die Nachtheile klar darthun, welchen sich
die Landwirthe aussetzen, die andern als peruv. Guano kaufen.
Wie wir oben sagten, ist guter peruv. Guano, im Verhältniß von 400 Kil. per Hektare verwendet, von guter Wirkung. Sein
Stickstoffgehalt (durchschnittlich 12 Gewichtsprocente) gibt den 100 Kil. als Dünger
einen Werth von 25 Fr. Dieß ist der Ausgangspunkt für alle zwischen den
verschiedenen Guano's anzustellenden Vergleichungen; hiernach sind von den
verschiedenen oben erwähnten Guanosorten folgende Quantitäten anzuwenden, welchen
wir ihren wirklichen Werth im Vergleich mit ihrem gegenwärtigen Preis, beide in
Francs ausgedrückt, beisetzen.
Benennung der
Guano's.
Für 1 Hektareerfordert.
Menge.
Wirkl. Werth der 100
Kil.
Verkaufspreis der 100 Kil.
Guter peruv. Guano (Monopol)
400,00 Kil.
25 Fr.
28–30 Fr.
Weißer Guano von Bolivia
329,21 „
30,37 „
–
„
Guano von Bombay
424,77 „
23,54 „
20 „
Guano Chili lag
1804,00 „
5,54
„
–
„
Gelber Chili-Guano
1071,00 „
9,35
„
–
„
Guano von Patagonien Nr. 1 und 2
2626,00 „
3,79
„
–
„
Guano von Ducouédic
4403,00 „
2,27
„
25 und 27 „
Guano von Ave-Maria
996,00 „
10,04 „
18 „
Guano von Edwige
1165,00 „
5,58
„
16 „
Guano von Bayard
3840,00 „
2,60
„
20 „
Wir wollen nun zeigen, wie hoch die Düngung einer Hektare mit den verschiedenen
Guanosorten zu stehen kommt, wenn man dieselben so anwenden will, daß sie dieselben
Wirkungen hervorbringen wie guter peruv. Guano.
Kosten der Düngung einer Hektare nach dem gegenwärtigen
Verkaufspreis.
Guter peruv. Guano
112 bis 120 Fr.
Guano von Bombay
84,95 Fr.
„
„
Ducouédic
1100,75 bis 1188,31 Fr.
„
„ Ave-Maria
179,28 Fr.
„
„ Edwige
186,40
„
„
„ Bayard
768
„
Da die Landleute immer dem billigeren Preise nachgehen, so ist es Sache der
Ackerbaugesellschaften, Mittel vorzuschlagen, wodurch dem Unfug der Handelsleute
gesteuert werden kann.
Meines Erachtens wäre das beste Mittel, den Guano-Verkauf unter die Controle
der Regierung zu stellen, und eine Verordnung darüber zu erlassen welche
insbesondere festsetzen müßte, daß aller Guano mit seinem Ursprungsort sowie mit dem
Namen der Sorte in deutlicher Schrift zu bezeichnen ist, und daß die Aufschrift
überdieß die quantitative chemische Zusammensetzung der
Waare anzugeben hat, nämlich den Procentgehalt an: 1) Wasser, 2) phosphorsaurem
Kalk, 3) Stickstoff, 4) in Wasser unlöslichen Salzen (außer dem phosphorsauren
Kalk), 5) in den Säuren unlöslicher Kieselerde.