Titel: | Ununterbrochen wirkender Webestuhl für Bänder und schmale Fabricate überhaupt; erfunden von Lord Berriedale. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XXII., S. 109 |
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XXII.
Ununterbrochen wirkender Webestuhl für Bänder und
schmale Fabricate überhaupt; erfunden von Lord Berriedale.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Juli 1853, S.
85.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Berriedale's Webestuhl.
Dieser Stuhl dient hauptsächlich zur Fabrikation aller Arten von Bändern u.s.w., wozu
er eine große Reihe von Schützen enthält, die in einer fortlaufenden Linie arbeiten und zu gleicher Zeit
bei den verschiedenen Bändern wirken. Beim Weben solcher Fabricate auf gewöhnliche
Weise muß immer die ganze Reihe von Schützen aufgehalten werden, wenn die Kette für
ein einziges Band reißt, sowie auch bei jeder andern Veranlassung, welche ein
Aufhalten des Schützen erfordert. Bei dem neuen Stuhl sind aber die Schützen so
eingerichtet, daß jeder einzelne derselben aufgehalten und herausgenommen werden
kann, ohne daß der Stuhl außer Thätigkeit gebracht werden muß. Dieß wird dadurch
bewerkstelligt, daß man eine Art doppelter Bahn, eine über der andern, für jeden
einzelnen Schützen anbringt. Die oberste Bahn dient für den besonderen Schützen der
Stuhlabtheilung, während die untere eine solche Einrichtung hat, daß der Schütz von
der nächsten Stuhlabtheilung zu beiden Seiten eine Zeit lang hindurchgehen kann,
wenn der besondere Schütz derselben Abtheilung herausgenommen worden ist. Solange
alle Schützen in regelmäßiger Weise mit unabgerissenenen Fäden thätig sind, arbeitet
die ganze Reihe wie gewöhnlich, d.h. die ganze Linie durchschneidet eine gewisse
Distanz des Fabricats; der erste Schütz füllt den Platz aus, den der zweite gelassen
hat, der zweite Schütz den Platz des dritten, und so fort durch die ganze Reihe.
Wenn aber irgend einer von den Schützen aufgehalten oder weggenommen worden ist, so
wird die specielle Schützenbahn durch Einwirkung einer Feder mit Sperrung in eine
höhere Stellung gebracht, so daß der Schütz aus der Linie herausgenommen werden
kann, während dieselbe Bewegung augenscheinlich die untere oder doppelte Bahn in die
Schützenlinie bringt, um einen Platz für die Aufnahme des benachbarten Schützen zu
bilden, sey es nun der nächste rechts oder der nächste links, je nachdem sie von der
einen oder der andern Seite durch die Kette gehen. Alle übrigen Schützen werden zu
weben fortfahren, während der emporgehobene und in Unordnung gekommene Schütz von
dem Aufseher herausgenommen, wieder in Ordnung gebracht und in die Bahn zurückgelegt
wird. Die doppelte Bahn wird dann wieder niederwärts gebracht, so daß der
weggenommene Schütz wiederum in Wirksamkeit tritt. Es ist einleuchtend, daß der
Weber den rechten Zeitpunkt zur Entfernung und Wiedereinlegung des Schützen abwarten
muß, damit die Thätigkeit des Stuhls auf keine Weise unterbrochen wird.
Fig. 22 und
23 zeigen
die Wirkung der Schützen unter verschiedenen Umständen. Fig. 22 ist die vordere
Ansicht von einem Theil des Stuhls, der an der rechten Seite abgebrochen ist; die
doppelten Bahnen sind so dargestellt, als wenn am Stuhl Alles in Ordnung wäre. Fig. 23 ist
ebenfalls eine vordere Ansicht von einem Theil des Stuhls, jedoch unter der
Voraussetzung daß ein Schütz weggenommen ist. A ist die
Lade welche die Reihe
der schmalen Rietblätter B führt, eines für jede Reihe
der Fabricate; bei C und D
sind die zwischenliegenden doppelten Schützenbahnen angebracht, welche kurze
senkrechte Bewegungen an Leitspindeln an der Lade machen können. Jede Schützenbahn
hängt an der obern Stange der Lade mittelst eines elastischen Bandes I, während sie unten eine Feder F hat, woran sie gehängt und niedergehalten werden kann. Die Schützen
befinden sich bei J, bewegen sich längs der obern Linie
der doppelten Bahnen, und es wird die ganze Reihe derselben auf Einmal geworfen, so
daß jeder Schütz dem Nachbar nachgibt, während sie alle gleichzeitig aus einer Bahn
in die nächste gelangen. Wenn ein Einschußfaden reißt, so drückt der Weber eine
kleine Feder in dem Stuhl vor, und bei dem nächsten Schlag der Lade wird der Haken
F gelöst, so daß die Bahn frei wird. Die Feder I zieht nun die Doppelbahn zu der Lage aufwärts, welche
in Fig. 23
mit H bezeichnet ist, der mangelhafte Schütz kommt außer
Wirkung und kann aus der Bahn herausgenommen werden. Zu gleicher Zeit nimmt die
untere Linie der Bahn D den Platz ein, welchen die obere
eben verlassen hat und gestattete den übrigen Schützen den Durchgang. Diese
verbesserten Stühle sind bereits in mehreren Fabriken Englands in Anwendung und
gewähren eine Productionszunahme von 7 1/2 Procent.