Titel: | Das Conserviren des Bauholzes; von Dr. Lüdersdorff. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XXXIV., S. 131 |
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XXXIV.
Das Conserviren des Bauholzes; von Dr. Lüdersdorff.Aus den Annalen der
Landwirtschaft in den k. preußischen Staaten, Märzheft
1852.
Lüdersdorff, über das Conserviren des Bauholzes.
Es bedarf keiner Erörterung, daß ein zweckmäßiges Schutzmittel gegen die so leichte
Zerstörbarkeit des Bauholzes zu den wichtigsten Aufgaben unserer Zeit gehört. Mehr,
als es nöthig wäre, zeigt uns die Erfahrung, wie unter Umständen diese Destruction
mit reißender Schnelligkeit vor sich geht, und mehr, als es wünschenswerth ist,
stellt sich uns jährlich das Mißverhältniß zwischen dem steigenden Consum und der
Verminderung unserer Forsten bedenklich vor Augen. Schon sehen wir die Gränze, bis
wohin das Holz nur noch zu den Brennmaterialien gerechnet werden darf, und bald wird
auch die Zeit kommen, wo wir sein Ausscheiden auch aus der Reihe der Baumaterialien
werden überblicken können. Ob von diesem Zeitpunkt ab das Eisen in dem Maaße die
Stelle des Holzes wird einnehmen können, wie Stein- und Braunkohlen dasselbe
als Brennmaterial zu vertreten im Stande sind, steht sehr dahin; und wir werden
jedenfalls wohl daran thun, darauf Bedacht zu nehmen, wie das Plündern unserer
Wälder wenigstens zu verlangsamern ist.
Ich wollte im Allgemeinen über die mehr als augenfällige Nothwendigkeit der
Conservirung des Bauholzes kein Wort verlieren – es ist doch geschehen und
mag seyn. Um so weniger kann ich nun aber umhin, auf die Verwüstungen aufmerksam zu
machen, die man sich, meist nothgedrungen, bei den Bedürfnissen des platten Landes
an klein- und kleinstem Bauholz zu Schulden kommen läßt. Ich erinnere nur an
die Zaun- und Baumpfähle, an die Wein- und Hopfenstangen, die zu
Tausenden jährlich zu Grunde gehen, nur an das fort und fort nöthig werdende
Auswechseln der verfaulten Schwellen bei Stallgebäuden, nur an das sobald erfolgende
Zugrundegehen des zu Pflügen, Eggen, Wagen etc. verarbeiteten Schirrholzes, und es
wird dieß hinreichend seyn, um auch denen die Wichtigkeit eines Schutzmittels gegen
das schnelle Verderben des Nutzholzes klar zu machen, denen nicht täglich die
schlagendsten Beispiele in die Augen fallen.
Es konnte nicht ausbleiben, daß dieser Gegenstand schon vor längerer Zeit eine mehr
als gerechtfertigte Aufmerksamkeit erregte. Bereits vor fünfzig Jahren machte man
Versuche, das Nutzholz durch Tränken mit fäulnißwidrigen Flüssigkeiten zu
imprägniren, allein die Sache hatte ihre Schwierigkeiten und zwar ihre großen
Schwierigkeiten; und so geschah es, daß man sie nicht nur wieder fallen ließ,
sondern auch von Zeit zu Zeit wieder aufnahm, um sie nach vergeblichen Bemühungen
wiederum liegen zu lassen.
Das Mißlingen der dahingehörigen Versuche lag indessen nicht an dem Mangel einer
Substanz, welche der Fäulniß, organischer Gebilde entschieden entgegentritt, sondern
daran, daß es nicht gelang, irgend eine solche Substanz dem Holze beizubringen. Das
Holz nämlich, in dem Zustand, wie es als Bau- oder Nutzholz verarbeitet wird,
ist durch und durch mit Luft erfüllt, und diese Luft widersetzt sich so hartnäckig
dem Eindringen jeder Flüssigkeit, daß ein jahrelanges Untertauchen nicht hinreicht,
um die Flüssigkeit nur bis zu einem zolltiefen Eindringen zu vermögen. Das war also
die Schwierigkeit und die scheinbar unüberwindliche.
Inzwischen dieser Versuche, die, wie schon gesagt, seit einem halben Jahrhundert
zeitweise im Gange waren, machte die Pflanzenphysiologie die Beobachtung, daß die
Pflanzen sowohl durch die Wurzeln wie durch den Stamm Flüssigkeiten aller Art
aufzusaugen im Stande seyen, und daß sie dieselben bis in die äußersten Zweige, ja
sogar bis in die Blätter hinaufzuführen vermögen. Diese Thatsache, die man der
Lebenskraft der Pflanzen zuschrieb, veranlaßte vor etwa 10 Jahren de la Boucherie in Paris zu dem Versuch, dem Holze auf
diese Weise mit antiseptischen Flüssigkeiten beizukommen. Er machte zu diesem Behuf
rings um den Stamm eines noch in der Erde stehenden Baumes, und zwar dicht auf der
Erde, einen Sägeschnitt, umgab den Stamm auf dieser Stelle mit einer ringförmigen
Schale, die er durch einen Kitt wasserdicht mit dem Stamm verband, und füllte
dieselbe daraus dergestalt mit der Auflösung eines Metallsalzes an, daß die
Flüssigkeit über den Sägeschnitt hinaufreichte, in diesen also eindringen konnte.
Nach kurzer Zeit hatte der Baum die Flüssigkeit wirklich aufgesogen, und man fand
diese in allen Zweigen wieder.
Hierdurch war nun die Möglichkeit dargethan, das Holz mit irgend einer Flüssigkeit zu
imprägniren; es blieb also nur noch die praktische Ausführung übrig. Boucherie sah bald ein, daß die theoretische Möglichkeit
durch die praktische Unmöglichkeit paralysirt wurde. Denn in dem Forst selbst die
dem Beil verfallenen, zerstreut stehenden Bäume mit wasserdicht verkitteten Schalen
zu umgeben, diese zu füllen und alle vierundzwanzig Stunden nachzufüllen, läßt sich
leichter anordnen als ausführen.
Er dachte deßhalb: Die Lebenskraft einer Pflanze erlischt nicht so schnell wie die
eines Thieres, der Baum wird daher die Flüssigkeit auch noch aufsaugen, wenn
derselbe von der Wurzel getrennt ist, und geradezu in die Flüssigkeit hineingestellt
wird. Die Voraussetzung traf ein, der Baum sog die Flüssigkeit auf und zwar noch
vollständiger als durch den Sägeschnitt. Allein ein großer Baum mit allen Zweigen
und Blättern gehört eben nicht zu den Dingen, die sich leicht aus dem Forst
herausschaffen, überhaupt transportiren und in einem Flüssigkeitsbehälter aufstellen
lassen. Die Sache war also zwar recht gut, aber sie ging nicht. Boucherie dachte: Wenn die Lebenskraft in dem abgestämmten Baum noch ungeschwächt rege ist, so wird
sie's auch noch seyn, wenn die Aeste sammt den Blättern abgehauen sind, denn diese sind in keinem Fall für die Pflanze so wichtig
wie die Wurzeln. Er hieb daher die Aeste ab und stellte den kahlen Stamm in seine
Flüssigkeit, aber siehe da, der Stamm sog nichts mehr auf – die Lebenskraft
war erloschen. – Boucherie gab nun die
Lebenskraft, dieß scheinbar so nützliche Hülfsmittel zur Erreichung des vorliegenden
Zwecks, auf, ohne indeß die Verfolgung seines Zieles aufzugeben. Er wußte, daß, wenn
Holz Flüssigkeiten aufnimmt, dieß, wie ungenügend es auch geschieht, doch
vorzugsweise von der Hirnseite aus stattfindet, und dieß veranlaßte ihn, das
Imprägniren auf diesem Wege unter einem gewissen Druck zu versuchen. Er stellte
deßhalb die Stämme aufrecht, paßte auf das obere Ende (Zapfende) ein etwa fußhohes
Bleirohr wasserdicht auf, und füllte dieß mit der Flüssigkeit. Dieselbe wurde
wirklich aufgenommen, und bei steter Erneuerung so vollständig, daß die Flüssigkeit
zuletzt am unterm Ende des Stammes unverändert ausfloß.
Hiermit schien jetzt ein praktischer Weg gefunden. Indessen zeigte sich bald, daß
manches Holz die Flüssigkeit nur spärlich aufnahm, manches gar nicht. Außerdem
erforderte diese Methode ein bedeutendes Gerüst, das bei den verschiedenen Längen
der Hölzer überall zugänglich seyn mußte, um die Röhren stets nachzufüllen. Dieß, so
wie die Unsicherheit des Erfolgs, stellte die Ausführung von neuem in Frage, bis der
Engländer Payne im Jahre 1846 den Gordischen Knoten mit
dem Schwerts löste.
Bekannt mit der Ursache, weßhalb Flüssigkeiten in das Holz nicht eindringen, dachte
Payne darauf, diese Ursache zu entfernen, und ohne
seiner Methode im Allgemeinen für alle Hölzer Geltung verschaffen zu wollen,
beschränkte er sich darauf, sie für Eisenbahnschwellen practicabel zu machen. Er
legte daher die Bahnschwellen in einen starken eisernen Cylinder, sog vermittelst einer
durch eine Dampfmaschine getriebenen Luftpumpe die Luft aus dem Cylinder und somit
auch aus dem Holze heraus, und ließ nun seine conservirende Flüssigkeit hinein.
Natürlicherweise drang diese, ebenso gut wie in den Cylinder, auch in die geöffneten
Poren des Holzes, durch den gewaltigen Druck der Atmosphäre getrieben, ein, und
imprägnirte dasselbe auf diese Weise durch und durch. Apparate dieser Art sind unter
mancherlei Abänderungen gegenwärtig mehrfach in Anwendung, doch überall nur zum
Imprägniren von Bahnschwellen. Auch hier in Spandau
befindet sich eine solche Anstalt, welche die Schwellen für die Hamburger Eisenbahn unter gutem Fortgang präparirt.
Die Sache ist also abgemacht. Aber bedenkt man, daß auf diese Weise nur Hölzer von
etwa zehn Fuß Länge imprägnirt werden können, daß dazu ein großer eiserner Cylinder
gehört, daß eine Luftpumpe von erheblichem Caliber dabei thätig seyn, daß eine
Druckpumpe zuletzt den Atmosphärendruck unterstützen, und das Ganze durch eine
Dampfmaschine betrieben werden muß, so kann man sich des gleichzeitig auftretenden
Bedenkens nicht erwehren, daß dieser Weg weder der einfachste ist, noch daß er
überhaupt genügt, wenn man Bauholz von circa 40 Fuß Länge vor Augen hat. Stellt man
gar endlich die Frage, ob die gedachte Methode des Imprägnirens auch der ländlichen
Bevölkerung zu Gute kommen kann, so muß man dieselbe entschieden verneinen.
Wenn also auch Payne's Methode die Sache um einen Schritt
weiter gebracht und die EisenbahnverwaltungenEisenbahnverwaltuugen in den Stand gesetzt hat, ihre Bahnschwellen bis auf die längste Zeit
hinaus zu conserviren, so ist der ländlichen Bevölkerung daraus doch nicht der
geringste Nutzen erwachsen. Und doch bedarf gerade die Bevölkerung des platten
Landes Vorzugsweise eines Schutzmittels gegen das schnelle Verderben des hier in so
großen Quantitäten erforderlichen Nutz- und kleinen Bauholzes.
Dieß veranlaßte mich, zunächst unter bescheidenen Anforderungen, Versuche dieser Art
auch meinerseits in die Hand zu nehmen. Ich ging von da aus weiter, wo Boucherie stehen geblieben war, d.h. wo er die Mitwirkung
der sogenannten Lebenskraft aufgegeben hatte. Die Mitwirkung dieser Kraft schien mir
überhaupt sehr problematisch, besonders wenn ich berücksichtigte, daß der Baum die
giftigsten Substanzen mit derselben Bereitwilligkeit aufnahm wie die
indifferentesten. Das konnte die Lebenskraft nicht seyn, die so ohne alle
Rücksichten gegen sich selbst verfuhr, es mußte eine andere Kraft seyn, auf deren
Geheiß die giftige Flüssigkeit in dem Baum emporstieg – und es war auch eine
andere Kraft.
Betrachtet man die Functionen der Blätter einer Pflanze, so ist die ihnen gestellte
Hauptaufgabe nicht zu verkennen, und diese ist das unausgesetzte Verdunsten des in
den Gefäßen aufsteigenden Saftes, d.h. des Wassers desselben, um Platz zu schaffen
für die ununterbrochene Zufuhr neuer Nahrungsmittel. Erwägt man ferner, wie die
Blätter das Verdunsten fortsetzen, selbst wenn sie notorisch getödtet sind, und
erwägt man endlich, daß der Stamm eines Baumes ein dichtes Bündel der feinsten
Gefäße bildet, so ist es klar, daß es der Lebenskraft nicht bedarf, um jedwede
Flüssigkeit durch die Blätter bis in die äußersten Wipfel hinauf zupumpen, so lange
nicht Luft in die Canäle eindringt und die Blätter selbst nicht destruirt sind.
Es kann uns also nicht wundern, wenn der belaubte Baum, obschon von der Wurzel
getrennt, dennoch in dem Versuch Boucherie's die
Flüssigkeit aufnahm, es kann uns aber auch nicht wundern, wenn dieß unterblieb, als
der Baum entlaubt war. Denn wie sollte die Flüssigkeit aufsteigen können, da in dem
safterfüllten Raum kein Platz für sie vorhanden und der Apparat für ihr Fortschaffen
vernichtet, oder, mit andern Worten, die Verdunstung gehemmt war.
Bei diesem Stand der Dinge lag es nahe genug, das Pumpwerk wieder in Gang zu bringen,
es bedurfte nur einer Wiederherstellung der Verdunstung des im Stamm befindlichen
Saftes, und das Aufsteigen der Flüssigkeit mußte auch im kahlen Stamm, so gut wie im
belaubten, erfolgen. Die Natur hat väterlich dafür gesorgt, daß der Saft bei dem
langen Weg, den er in einem Baume zu durchlaufen hat, bevor er da anlangt, wo die
lebhafteste Fortbildung der Pflanze stattfindet, nicht unterwegs schon verdunste
– sie hat den Stamm mit einer dicken, holzigen Rinde bekleidet. Nimmt man
diese hinweg, so ist die Verdunstung hergestellt, und mit ihr das Aufsteigen
jedweder Flüssigkeit in dem Stamm, so lange dieser mit einem seiner Enden in die
Flüssigkeit untertaucht, und die Gefäße noch nicht durch die aus der Flüssigkeit
abgelagerten Materien verstopft sind. – Der Schlüssel zum Conserviren des
Holzes ohne jedweden kostspieligen Apparat ist also gefunden; untersuchen wir jetzt,
wie er gehandhabt werden muß.
Es geht aus dem Vorhergehenden zur Genüge hervor, daß das Imprägniren des Holzes mit
fäulnißwidrigen Flüssigkeiten nur auf grünes Holz
angewendet werden kann, und daß jeder Versuch mit trockenem, d.h. mit lufterfülltem
Holze, scheitern muß, wofern man nicht Gewaltmaaßregeln anwenden kann. Hierbei kommt
es indessen nicht darauf an, ob das Holz im Winter oder im Sommer geschlagen ist.
Denn wenn man im Sommer
überhaupt nicht gern Holz, am wenigsten Nutzholz schlägt, weil es dann besonders
gern von Insecten gefressen wird, so hat dieß jetzt zwar keine Bedeutung mehr, indem
sich wohl schwerlich der Jahn eines Insectes an Holz wagen wird, das mit einem
Kupfer- oder Zinksalz getränkt ist. Allein die passendste Jahreszeit wird
doch immer der Winter bleiben, nicht nur weil um diese Zeit die besten Arbeitskräfte
zu Gebote stehen, sondern auch in Betreff des Imprägnirens insofern, als bei
Nadelhölzern im Winter ein geringerer Harzausfluß stattfindet als im Sommer, und
dieser Harzstuß mitunter störend wird. Die erste Bedingung zum Gelingen des
Imprägnirens ist also, daß das Holz frisch geschlagen sey. Dabei kommt es aber
wieder nicht darauf an, ob es, namentlich wenn es im Winter geschlagen worden, vier
oder fünf Wochen gelegen hat, bevor es in Arbeit genommen wird, wofern es nur nicht
geschält war. Und diese Bedingung erstreckt sich auf alle Arten von Holz, denn
Nadelholz sowohl wie Laubholz, und unter letzterem, hartes so gut wie weiches, nimmt
die zum Imprägniren bestimmte Flüssigkeit auf. –
Bevor ich indessen zu den weiteren Vorbereitungen des Holzes und den Modificationen
übergehe, die sich bei meinen Versuchen in Betreff der Länge und Stärke desselben
als nothwendig herausgestellt haben, will ich zuvörderst auf diejenigen Mittel
aufmerksam machen, die zum Conserviren des Holzes in Anwendung gebracht werden
können. Wir wissen im Allgemeinen, daß alle diejenigen Substanzen fäulnißwidrige
sind, welche die stickstoffhaltigen Materien, sowohl des Thier- als
Pflanzenreichs, zum Gerinnen bringen. Der Gerbstoff macht
die thierische Haut zu Leder, das, gehörig durchgegerbt, nur sehr schwierig dem
Proceß der Fäulniß unterliegt. Kreosot schützt das
Fleisch vor dem Verderben, und ähnlich wirken andere empyreumatische Oele. In Alaun- und Vitriolwerken verfaulen die Bretter nicht, sie sind mit
Alaun und Eisensalzen durchzogen. Eben so wirken Quecksilber-, Kupfer- und Zinksalze. An Mitteln für unseren Zweck fehlt es also nicht, es kommt nur
darauf an, die wirksamsten und bedingungsweise wohlfeilsten aufzusuchen.
Zu den wirksamsten gehören unfehlbar die Quecksilbersalze, wir kennen sie in dieser
Beziehung aus den Versuchen Kyans, dessen Methode, Gewebe
aller Art vor dem Verstocken zu schützen, hierauf basirt war. Allein diese Salze
sind ohne Frage zu theuer, um sie auf Holz anwenden zu können. Alaun oder Eisensalze
schützen zwar, doch nur dann, wenn das Holz sehr beträchtliche Quantitäten davon
enthält und gewissermaßen, wenn ich mich so ausdrücken darf, damit vollgestopft ist.
Auch wissen wir, daß eine Alaun-Auflösung die Pilzbildung nicht verhindert,
und daß Eisenvitriol
mit der Zeit in basisch-schwefelsaures Eisenoxyd, eine sehr indifferente
Substanz, übergeht. Anders verhält sich's dagegen mit den Kupfersalzen. Wir kennen
ihre conservirende Wirkung bei den Fasern der Gewebe, und nicht allein die Versuche
Boucherie's, die bereits einen Zeitraum von zehn
Jahren umfassen, und Hölzer aller Art, mit Kupfervitriol getränkt, bis jetzt
vollständig conservirt haben, sondern auch Versuche, die auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn mit Bahnschwellen von
Fichtenholz angestellt worden sind, haben die conservirende Eigenschaft des
Kupfervitriols vollständig und um so mehr bewährt, als das Imprägniren nur sehr
unvollkommen bewerkstelligt worden war. Man hatte nämlich die Schwellen nur einige
Tage lang, ihrer ganzen Länge nach in eine Auflösung von Kupfervitriol gelegt, so
daß also nur eine äußerst dünne Schicht davon durchzogen war. Dieß war im Jahre 1841
geschehen, und im Jahre 1849 zeigte eine Untersuchung dieser Schwellen, daß sich
dieselben bis dahin unversehrt erhalten hatten, während die gleichzeitig mit ihnen
gelegten unpräparirten Schwellen längst ausgewechselt waren. Aehnlich sollen sich
die Zinksalze, namentlich das Chlorzink, verhalten, doch sind die Erfahrungen hierüber minder alt. Was
übrigens das Chlorzink anbelangt, so ist dieß ein so hygroskopisches Salz, daß es
das Holz fortwährend feucht erhalten muß, was unter Umständen zweckmäßig, unter
Umständen aber auch hinderlich seyn kann. Die übrigen Mittel, wie Kreosot,
Holzessig, ätherische Oele, dürften nur einen bedingten Werth haben, da sie keine
eigentlichen Verbindungen mit der Holzfaser und den Saftbestandtheilen eingehen, und
mit der Zeit selbst zersetzbar sind.
Hiernach müssen wir uns vorläufig also mit dem Kupfervitriol begnügen, vielleicht unter Zuziehung des Zinkvitriol, welcher letztere, wenn er den Kupfervitriol
ganz entbehrlich machen könnte, hinsichtlich der Wohlfeilheit den Vorzug verdienen
würde. Der Kostenpunkt ist nämlich sehr wohl in Erwägung zu ziehen; denn da wir das
Quantitäts-Minimum der erforderlichen Mittel noch nicht kennen, so müssen wir
vorläufig lieber etwas zu tief als zu flach greifen. Außerdem erfordert das Holz,
meinen Versuchen nach, sehr beträchtliche Quantitäten der gedachten Salzauflösungen
zum, völligen Imprägniren, nämlich beinahe drei Viertel
seines eigenen kubischen Raumes. Daß dieß nicht unerheblich ist, weiß ein jeder, der
einmal den kubischen Inhalt eines Stückes Bauholz berechnet hat.
Um also nicht verschwenderisch mit dem Kupfervitriol umzugehen, schlage ich als
vorläufiges Minimum vor, die zum Imprägniren bestimmte Flüssigkeit so einzurichten,
daß sie mindestens 1 Procent davon enthält.
Man würde also für jedes Quart Wasser 1 1/4 Loth Kupfervitriol nöthig haben. Die
Zubereitung der Flüssigkeit bedarf eigentlich keiner weiteren Erläuterung, da
dieselbe nichts weiter ist als eine Auflösung des Vitriols in Wasser. Doch will ich
darauf aufmerksam machen, daß es besser ist die Auflösung mit Fluß- oder
Regenwasser zu bewirken, weil der Kalkgehalt des Brunnenwassers immer einen
geringelt Antheil Kupferoxyd niederschlägt, also verloren gehen macht. Im
schlimmsten Fall kann man diesem Verlust jedoch dadurch vorbeugen, daß man dem
Wasser pro Quart einige Tropfen Schwefelsäure oder Salzsäure zusetzt. Den
Kupfervitriol zerschlägt man übrigens zuvor in kleine Stücke, indem er sich sonst
nur langsam auflöst, und befördert seine Auflösung durch zeitweises Umrühren.
Nach diesen Vorbereitungen zur eigentlichen Handhabung des Imprägnirens
zurückkehrend, muß ich zunächst bemerken, daß sich die Art und Weise der Ausführung
wesentlich danach richtet, ob man es mit langen und starken Hölzern, oder nur mit sogenanntem Stangen- oder Pfahl-Holz zu thun hat. Wie ich weiter oben ausgeführt, beruht das
Aufsaugen der untergelegten Flüssigkeit auf Verdunstung. Die Verdunstung richtet
sich aber nach der Mantelfläche des Holzes, und bekanntlich nimmt diese Fläche nicht
in demselben Verhältniß zu wie der kubische Inhalt. Wenn also ein Baum von 6 Zoll
Durchmesser auf dem Stamm, und 20 Fuß Länge, in 14 Tagen seinen Saft durch
Verdunstung verliert, oder austrocknet, so wird ein Baum von dem doppelten
Durchmesser, bei gleicher er Länge, nicht in 28 Tagen austrocknen, sondern er wird
mindestens 42 Tage gebrauchen.
Einen ähnlichen Einfluß hat die Länge des Holzes. Indessen nicht sowohl in Bezug auf
das Mißverhältniß der Oberfläche zu dem kubischen Inhalt, als in Bezug auf den Weg,
den die aufzusaugende Flüssigkeit zurückzulegen hat. Abgesehen von der größeren
Reibung, welche die Flüssigkeit in langen Röhren zu erleiden hat, tritt weit
erheblicher der Umstand auf, daß die aufsteigende Flüssigkeit, bevor sie das andere
Ende des Baumes erreicht, ihrerseits selbst verdunstet, und um so mehr verdunstet,
je länger der Weg ist, den sie zurückzulegen hat. Und aus dieser Ursache kann man
nicht schließen, daß, wenn die Flüssigkeit in 12 Stunden einen Fuß hoch aufsteigt,
sie in 50 Stunden wird 50 Zoll hoch emporgestiegen seyn.
Aus diesen Verhältnissen, die ich im Wege des Experiments sehr sorgfältig studirt
habe, geht wiederum hervor, daß das Imprägniren des Holzes auch in der vorerwähnten
Weise nicht so ganz einfach ist, als es im ersten Augenblick erscheint, wenigstens nicht, wenn die
Zeit dabei in Betracht kommt. Da die Zeit nun aber in allen Dingen sehr wichtig ist,
so lag mir natürlicherweise viel daran, auch für Holz von bedeutender Stärke und
Länge ein Verfahren ausfindig zu machen, welches auf möglichst einfache Weise zum
Zweck führt. Ich bin gegenwärtig im Stande, ein solches Verfahren mitzutheilen und
werde die Beschreibung desselben folgen lassen, nachdem ich die Ausführung
derjenigen Procedur erläutert habe, die sich auf das Imprägniren von weniger starken
und nur kurzen Hölzern beschränkt, und die für die meisten landwirthschaftlichen
Bedürfnisse hinreichend ist.
Sollen also Hölzer von 1 bis 8'' Durchmesser und 10' Länge imprägnirt werden, so
stellt man dieselben, nachdem sie entschält, d.h. in gewöhnlicher Weise beschlagen sind, aufrecht in irgend
einen passenden Behälter von Holz – ein Wasserkübel, eine durchgeschnittene
Tonne, ein Trog sind dazu vollkommen geeignet – und füllt das Gefäß mit der
mehrerwähnten Flüssigkeit so hoch an, daß die Stämme, wofern nur wenige in dem
Behälter stehen, etwa 8'', wenn sie aber dicht stehen, etwa 12'' tief eintauchen.
Dieß ist im Wesentlichen die ganze Vorrichtung, doch hat man noch folgende Umstände
zu beobachten: Sind nämlich die Stangen sehr dünn, wie Hopfenstangen, Bohnenstangen,
Weinpfähle, und haben sie eine Länge von 16 bis 18', so schäle oder beschlage man
sie nur bis zur Hälfte ihrer Länge, so also, daß die untere Hälfte, das Stammende,
die Rinde behält, und wähle zum Aufstellen der Stangen einen solchen Ort, wo die
Sonne nicht hinscheint. Man sieht leicht ein, daß das Schälen der Stangen nur bis
zur Hälfte und das Aufstellen im Schatten den Zweck hat, erstens ein Verdunsten der
zum Imprägniren bestimmten Flüssigkeit aus dem untern Theil, und zweitens ein zu
frühzeitiges Verdunsten des natürlichen Baumsaftes am oberen Ende zu verhindern.
Ohne diese Vorsichtsmaßregeln würde das Aufsteigen der Flüssigkeit, in Folge ihres
eigenen Verdunstens, zu langsam erfolgen, es würde mithin, wenn das Verdunsten des
Baumsaftes schneller von Statten geht, als die Flüssigkeit nachfolgen kann, alsbald
ein Stillstand des Aufsaugens eintreten, indem in trocknem Holz kein Motiv dazu mehr
vorhanden ist.
Während ich jeden ferneren Nachweis in Betreff des Aufstellens und Befestigens der in
der Flüssigkeit stehenden Hölzer übergehe, weil Ort und Gelegenheit die
erforderlichen Requisiten von selbst an die Hand geben, will ich noch darauf
hinweisen, daß man den Stand der Flüssigkeit in dem Behälter täglich überwachen muß.
Die Flüssigkeit wird nämlich, besonders anfangs, lebhaft aufgesaugt, es kann daher
leicht vorkommen daß die
unteren Schnittflächen der Hölzer ins Trockne gerathen, und nun Luft einsaugen, die,
wenn sie auch nach erneuertem Aufguß das fernere Aufsteigen der Flüssigkeit nicht
verhindert, dasselbe doch verlangsamt. Man halte daher durch täglichen Zuschuß den
Stand der Flüssigkeit in den ersten Tagen auf derselben Höhe und im Allgemeinen so
lange, bis sich nach einer ungefähren Schätzung übersehen läßt, daß die im Reservoir
vorhandene Flüssigkeit hinreichen wird, um die äußersten Spitzen des Holzes zu
erreichen und somit den Proceß zu beendigen. Sollen Pfähle welche schon zugespitzt
sind, imprägnirt werden, so muß die Flüssigkeit so hoch hinaufreichen, wie die
Zuspitzung geht und stets so hoch erhalten werden. Denn wenn auch die Flüssigkeit
durch Endosmose von innen nach außen dringt, so erfolgt dieß doch langsam und ist
also mit Zeitverlust verknüpft, auch bleibt das Imprägniren der äußeren
Holzschichten wohl ganz aus, wenn die Flüssigkeit zu tief unter dem Anfang der
Zuspitzung steht.
In Bezug auf die Zeitdauer, in welcher das Aufsteigen der Flüssigkeit erfolgt, ist zu
bemerken, daß dieß, wie ich schon erwähnt habe, anfangs schneller vor sich geht als
später, und im Allgemeinen abhängig ist von der Temperatur und dem
Feuchtigkeitszustand der Atmosphäre, demnächst aber von der größeren oder geringeren
Dicke des Holzes. In den ersten drei Tagen steigt die Flüssigkeit gewöhnlich in je
24 Stunden zwei Fuß hoch, später nur anderthalb Fuß und so abnehmend im Verhältniß
der Länge des Holzes. Wenn also sechs- bis achtzölliges, zehn Fuß langes Holz
in drei Tagen bereits bis zur Hälfte seiner Höhe imprägnirt ist, so dauert es doch
10 bis 12 Tage, bevor es sich bis auf 10 Fuß Länge vollgesogen hat. Kommt es also,
wie in den meisten Fällen, nur darauf an, Hölzer, wie Zaunstiele, Baumpfähle u.s.w.
vor derjenigen rapiden Zerstörung zu schützen, die sie in und zunächst über der Erde
erleiden, so können sie innerhalb dreier Tage vollkommen befähigt werden, jedwedem
Angriff der Fäulniß Widerstand zu leisten. Kommt es aber darauf an, die Conservirung
des Holzes auf größere Längen auszudehnen, so sehen wir, daß sich die Zeit unbequem
mit ins Spiel mischt, daß also andere Maßregeln getroffen werden müssen.
Bevor wir hierzu übergehen, habe ich noch anzuführen, daß es nothwendig ist, sich von
Zeit zu Zeit von der Höhe, bis zu welcher die Flüssigkeit vorgedrungen ist, zu
überzeugen, damit man das Holz weder zu früh der Flüssigkeit entzieht, noch dasselbe
länger als es nöthig ist, darin verweilen läßt. Es ist nicht schwierig, hierüber
Gewißheit zu erlangen. Denn hat man eine Kupferauflösung angewandt, welche zwei bis
drei Procent Vitriol enthält, so erkennt man schon durch den Augenschein den Stand der Flüssigkeit im
Holze, indem sich dieselbe durch ihre grüne Farbe, besonders in dem ausschwitzenden
Harz bei Fichtenholz, hinreichend sichtbar macht. Enthielt die Auflösung jedoch nur
1 Procent, oder neben einem Zinksalz noch weniger Vitriol, so ist das Erkennen
schwieriger. In diesem Fall kann man sich durch ein einfaches Reagens helfen. Man
löst nämlich ein Loth Cyan-Eisenkalium
(Blutlaugensalz) in etwa vier Loth Wasser auf und benetzt hiermit vermittelst eines
Pinsels diejenige Stelle, bis zu welcher man die Kupferauflösung vorgedrungen
glaubt. Nimmt hierbei die benetzte Stelle nach Verlauf einer Minute eine mehr oder
weniger braunrothe Farbe an, so ist sie mit Kupfer durchdrungen; bleibt sie dagegen
weiß, so ist die Flüssigkeit noch nicht bis soweit aufgestiegen. Bei Ausführung
dieser Probe habe ich noch zu erinnern, daß bei dünnen und sehr langen Stangen das
genannte Reagens mitunter keinen rothen Fleck macht, wenn schon die Stange bis
soweit imprägnirt ist. Dieß kommt daher, daß zuweilen die äußerste Holzschicht
früher ausgetrocknet ist, bevor die Kupferauflösung dahin gelangen konnte. In diesem
Fall enthält also die äußerste Schicht kein Kupfer und kann daher auch nicht darauf
reagiren; obgleich das Innere des Holzes vielleicht schon längst durchtränkt ist. Um
sich aber auch hier zu versichern, bis wie hoch das Holz imprägnirt ist, braucht man
nur an der zu untersuchenden Stelle einen Span von einem Achtelzoll Dicke
wegzuschneiden und auf der Schnittfläche, also etwas tiefer, das Reagens zu
appliciren.
Hat das Holz die Flüssigkeit bis zur gewünschten Höhe aufgesaugt, so ist, wie sich
von selbst versteht, der Zweck erreicht, und man hat jetzt nichts weiter zu thun,
als die Hölzer aus dem Behälter herauszunehmen und umgekehrt, also das Zopfende nach
unten aufzustellen, um der im untersten Theil des Stammendes überflüssig vorhandenen
Metallauflösung Gelegenheit zu geben sich mehr zu vertheilen. Nach vierundzwanzig
Stunden kann das Holz darauf der ferneren Verwendung übergeben werden.
Wenn das obige Verfahren in den meisten Fällen genügt, um das Holz für
landwirtschaftliche Zwecke in einen Zustand zu versetzen, der eine bis jetzt
ungemessene Dauer verspricht, so reicht dasselbe noch keineswegs für eigentliches
Bauholz hin. Denn da das Aufsaugen der conservirenden Flüssigkeit nur in dem Maaße
stattfindet, als die Verdunstung des natürlichen Saftes erfolgt, so würde
begreiflicherweise zum Imprägniren von Sägeblöcken eine längere Zeit erforderlich
seyn, als man dazu einräumen könnte.
Hier mußte also ein anderer Weg eingeschlagen werden, und da schien mir als der
einzig mögliche der der Infiltration oder Verdrängung.
Versuche in dieser Richtung zeigten nicht nur die Möglichkeit, Stämmen von jedweder Länge und Stärke auf diese Weise eine
conservirende Flüssigkeit beizubringen, sondern auch die Ausführbarkeit; nur trat auch hier der frische, grüne Zustand des Holzes
als erste und unerläßliche Bedingung auf.
Wir haben weiter oben gesehen, daß durch Verdunstung des natürlichen Saftes von dem
Querschnitt des Holzes aus jedwede Flüssigkeit aufgesaugt wird, daß also eine
Bewegung sowohl des Saftes, wie einer anderen Flüssigkeit in der Längenrichtung des
Holzes stattfinden kann, sobald irgend ein Motiv dafür vorhanden ist. Zu diesen
Motiven gehört außer der Capillaranziehung vorzugsweise der Druck, und wenn dieser
Druck von der einzuführenden Flüssigkeit selbst ausgeübt, d.h. wenn dieselbe so
applicirt werden kann, daß sie im Stande ist, den hydrostatischen Gesetzen Folge zu
leisten, so wird sie den natürlichen Saft des Holzes verdrängen und sich an seine
Stelle setzen.
Am genügendsten würde dieß geschehen, wenn die einzuführende Flüssigkeit bei
senkrechter Stellung des Holzes eine solche Application erhalten könnte, daß sie als
drückende Last auf den Querschnitt des Zopf- oder Stamm-Endes ihre
verdrängende Wirkung auszuüben vermöchte. Dieß hat indeß, wie die Versuche de la Boucherie's zeigen, in der Ausführung große
Schwierigkeiten; ich war daher bemüht, die antiseptische Flüssigkeit, bei
horizontaler oder nur wenig geneigter Lage der Stämme, in dieselben einzuführen.
Erklärlicherweise stößt hierbei die Handhabung auf keine, nicht mit Leichtigkeit aus
dem Wege zu räumenden Hindernisse, und außerdem liegt dabei der Vortheil auf der
Hand, daß man eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Stämmen gleichzeitig aus ein und
demselben Behälter tränken kann. Zwar verursachte hierbei anfangs das Eindichten der
durch die Seitenwände des Behälters mit dem Stammende hindurchreichenden Blöcke
einige Schwierigkeiten, ich fand indeß bald einen Weg, der einfach genug ist, um
alle künstlichen Vorbereitungen von der Hand zu weisen.
Der ganze Apparat zum Imprägniren des Holzes vermittelst der Infiltration besteht
hiernach aus zweien Kasten von starken Bohlen, von denen der eine um so viel kleiner
seyn muß als der andere, daß, wenn man den ersteren in den größeren hineinstellt,
ringsum ein Zwischenraum von drei Zollen bleibt. Die Dimensionen dieses
Doppelkastens richten sich natürlicherweise nach der Anzahl von Stämmen, die man
gleichzeitig imprägniren will, doch muß die Höhe desselben in allen Fällen ungefähr
drei Fuß betragen. In die vier Seitenwände der Kasten werden darauf neben einander und zwar etwa
drei Zoll über der innern Fläche des Bodens, so viele kreisrunde Oeffnungen
ausgeschnitten, als zulässig ist, ohne die Festigkeit der Kasten zu beeinträchtigen.
Diese Oeffnungen, welche bei beiden Kasten für die entsprechenden Seiten
correspondiren müssen, müssen so weit seyn, daß man die Baumstämme mit ihren
Stammenden, nachdem sie etwa zehn Zoll breit von der Rinde befreit sind, durch
dieselben hindurch und bis auf zwei bis drei Zoll weit in den innern Kasten
hineinschieben kann.
Es ist schwierig, vierkantige Gefäße wasserdicht, und noch schwieriger, sie so dicht
zu machen, daß sie eine saure Flüssigkeit halten. Bei obigen Behältern würde dieß
aber nicht nur die erste Bedingung, seyn, sondern es tritt auch noch die
Nothwendigkeit hinzu, die in den vorgedachten Oeffnungen steckenden Stämme so
einzudichten, daß die in dem innern Kasten sich befindende Flüssigkeit nirgend
anders als durch den Querschnitt der Stämme selbst, also durch den zu präparirenden
Baum entweichen kann. Glücklicherweise sieht die Sache schlimmer aus als sie ist. Es
gibt nämlich auf dem Lande überall ein Material, welches bedingungsweise das beste
Dichtungsmittel bildet, – es ist der Thon. Aber nur in seinem feuchten
Zustande dichtet der Thon, und nur wenn er fett ist. Wo man also fetten Töpferthon
hat, ist die Sache bald gemacht; wo dieß aber nicht der Fall ist, muß man ihn aus
Lehm, der wohl nirgend fehlt, darstellen. Dieß geschieht einfach durch Ausschlämmen,
so daß der Sand herauskommt. Man erhält hierdurch einen gelben, sehr fetten Thon,
der in Betreff der Plasticität dem besten Töpferthon gleichkommt; nur darf derselbe
nicht mergelhaltig seyn, wenn er zu dem vorliegenden Zweck brauchbar seyn soll.
Um nun, sowohl die beiden Kasten, die, wie sich schon aus Obigem ersehen läßt, nur
einen einzigen Behälter bilden sollen, als auch die Baumstämme in den
Kastenöffnungen einzudichten, verfährt man folgendermaßen. Zuerst breitet man auf
dem Boden des größeren Kastens eine drei Zoll hohe Lage Thon, der etwas steifer seyn
muß, als man ihn beim Ziegelstreichen verwendet, gleichmäßig aus. Alsdann setzt man
den innern Kasten hinein und stampft nun recht sorgfältig, damit keine Lücken
bleiben, die Zwischenräume zwischen beiden Kasten erst soweit mit Thon aus daß
derselbe bis etwas über die untere Kante der Oeffnungen hinaufreicht. Ist dieß
soweit vorbereitet, und der Behälter auf eine zwei bis drei Fuß hohe feste Unterlage
gestellt, so schiebt man die Stämme, denen durch einen Sägeschnitt eine ebene
Grundfläche gegeben ist und die nur an ihrem Stammende soweit entschält zu seyn
brauchen, als die gesammte Dicke der Wand des Behälters beträgt, durch die Oeffnungen
in diesen so weit hinein, daß sie innerhalb ungefähr drei Zoll hervorragen. Wenn die
Stämme hierauf in dem Maaße festgelegt sind, daß sie, bei gehörigen Unterstützungen
in der Mitte ihrer Länge, sich in der schrägen Lage, in der sie sich dadurch
befinden, daß das Stammende in dem erhöht aufgestellten Behälter steckt, während der
Zopf sich nur wenige Zoll vom Boden befindet, nicht verrücken können, was der
Eindichtung wegen durchaus nothwendig ist, so werden die Zwischenräume zwischen dem
innern und äußern Kasten bis oben heran mit Thon ausgefüllt. Dieß Ausfüllen muß
indessen sehr aufmerksam durch allmähliches Einstampfen geschehen und besonders muß
der Thon recht dicht um die Stämme herum angedrückt werden. Dieser Dichtung halber
müssen denn auch, wie schon erwähnt ist, die Stämme, wenigstens ebenso breit als die
Dichtung reicht, entschält seyn, und zwar recht sorgfältig bis auf das Holz, weil
sich sonst zwischen Holz und Bast, trotz der Dichtung mit Thon, die Flüssigkeit
hindurchziehen kann. Zuletzt streicht man noch den, sowohl innerhalb wie außerhalb
an den Stämmen hervorgequollenen Thon mit der Hand glatt, so daß sich eine kleine
Wulst bildet.
Es wird keiner ausführlicheren Beschreibung bedürfen, um das einfache Arrangement
verständlich zu machen. Das Ganze kommt darauf hinaus, die zu präparirenden Stämme
mit einem ihrer Enden in einem wasserdichten Kasten so einzukitten, daß sich der
einsaugende Querschnitt stets unter der Flüssigkeit befindet, mit welcher der Kasten
angefüllt ist. Es ist daher auch gleichgültig, welche Form der Behälter hat. Die
Localität, wo derselbe aufgestellt wird, entscheidet darüber, ob man durch alle vier
Seiten Stämme hindurchlegen kann, in welchem Fall dieselben in ihrer Lage ein großes
Kreuz bilden würden, oder ob man den Behälter trogartig formt, so daß nur die beiden
langen Seiten Stämme aufnehmen können. Alles, was hierher gehört, muß sich den
Umständen accommodiren und das anderweitig Erforderliche findet sich bei der
Ausführung selbst.
Sobald also die Stämme eingekittet und auf ihren Lagern unverrückbar festgelegt sind,
wird der Behälter mit der conservirenden Flüssigkeit bis zum Rande angefüllt, und es
ist damit alles geschehen, um des besten Erfolges versichert zu seyn. Dieser Erfolg
gibt sich darauf sehr bald zu erkennen. Schon nach vierundzwanzig Stunden, öfter
auch noch früher, fängt das Holz an zu laufen, d.h. es trippt aus dem Querschnitt
des Zopfendes der reine Baumsaft in wasserklaren Tropfen, schneller oder langsamer,
je nach der Länge und Dicke der Stämme ab, und dieß dauert ununterbrochen so lange fort,
bis endlich die im Behälter befindliche Flüssigkeit den Saft vollständig verdrängt
hat und nun selbst erscheint. Hiermit ist natürlicherweise der Proceß beendigt, denn
das Holz enthält jetzt anstatt seines Saftes eilte Kupfer- oder
Zinkauflösung, je nachdem man diese oder jene zum Präpariren angewandt hat.
Die Zeit, welche erforderlich ist, das Holz seiner ganzen Länge nach mit der
conservirenden Flüssigkeit anzufüllen, hängt bei dieser Art und Weise des
Imprägnirens lediglich von der Länge der Stämme ab, die Dicke hat hier keinen
Einfluß darauf. Nach meinen Erfahrungen bedarf ein Baum von 40 Fuß ungefähr drei
Wochen, denn wenn die Flüssigkeit auch anfangs schneller vordringt, so erfolgt das
Fortschreiten später doch langsamer, so daß bei der erwähnten Länge immer 20 bis 24
Tage vergehen, bevor die Flüssigkeit selbst am Zopfende abläuft. Inzwischen dieser
Zeit hat man dabei nichts weiter zu beobachten, als alle 24 Stunden den Behälter
wieder aufzufüllen, und zwar stets so hoch wie möglich. Das Auffüllen darf nicht
versäumt werden, denn sinkt das Niveau der Flüssigkeit bis unter die in den Kasten
hineinreichenden Stämme, so dringt anstatt der Flüssigkeit Luft in die durch den
Querschnitt geöffneten Canäle ein und die Filtration erleidet, wie bei dem
freiwilligen Aufsaugen, außer dem Zeitverlust, der durch den Mangel an Flüssigkeit
herbeigeführt wird, selbst nach wiedererfolgtem Auffüllen, eine erhebliche
Verzögerung. Außer diesem hat man das Ausfließen des Saftes zu überwachen. Geschieht
das Imprägniren nämlich in warmen Sommertagen, so bildet sich aus dem ablaufenden
Saft nach und nach ein weißer Schleim, der, wenn er nicht abtropft und entfernt
wird, die Poren verstopft. Bemerkt man dieß also, so streicht man den Schleim mit
irgend einem Instrument ab, wornach das Abtropfen wieder lebhafter von Statten
geht.
Um das Vordringen der conservirenden Flüssigkeit in dem Baumstamm selbst verfolgen zu
können, so wie auch um den Zeitpunkt zu ermitteln, wann der Proceß zu beendigen ist,
d.h. wenn die Kupferauflösung anfangt auszufließen, bedient man sich desselben
Reagens, dessen ich beim Imprägniren durch freiwilliges Aufsaugen gedacht habe. In
dem ersten Fall entblößt man den Stamm auf der Stelle, bis wohin man die Flüssigkeit
vorgedrungen glaubt, auf einem handgroßen Fleck von der Rinde und dem Bast, und
tröpfelt hier ein paar Tropfen des Reagens auf das nackte Holz. Wird dasselbe roth,
so ist die Flüssigkeit bis dahin vorgedrungen, im entgegengesetzten Fall nicht. Um
gleich von vornherein eine Gelegenheit zu derartigen Prüfungen zu haben, kann man,
wenn die Stämme fest
gelegt sind, gleich oberhalb von acht zu acht Fuß solche Entblößungen einhauen
lassen, wo man dann das Vorrücken der Flüssigkeit distanzweise verfolgen kann. Es
ist hierbei noch zu bemerken, daß es genügt, diese Untersuchungen bei ein oder zwei
Stämmen vorzunehmen, indem das Eindringen der Flüssigkeit bei verschiedenen Stämmen,
natürlich ein und derselben Holzart, mit geringen Zeitunterschieden ziemlich
gleichmäßig erfolgt. Uebrigens bieten auch diejenigen Wunden, welche der Baumstamm
da erhält, wo grüne Aeste abgehauen sind, Gelegenheit zu diesen Untersuchungen dar,
weil auch an solchen Stellen der Saft und später die Kupferauflösung ausfließt. Will
man sich endlich überzeugen, ob die Flüssigkeit, welche am Zopfende abtropft, Kupfer
enthält, ob der Baum also vollständig durchtränkt ist, so hat man nur nöthig,
dieselbe in einem Glase aufzufangen und mit einigen Tropfen des Reagensmittels zu
versehen, wo dann, wenn Kupfer vorhanden ist, ein rothbrauner Niederschlag erfolgt,
der Zweck mithin erreicht ist.
Das Auslösen der Stämme aus dem Flüssigkeitsbehälter ist sehr einfach, da das
Dichtungsmittel aus weichem Thon besteht. Die Procedur ergibt sich von selbst, ich
will mich daher nicht weiter dabei aufhalten und nur noch bemerklich machen, daß,
bevor neue Stämme eingeführt werden, der von der inneren Lutirung losgespülte und
auf dem Boden des Behälters abgelagerte Thonschlamm ausgeschöpft werden muß, weil
sich bei jeder neuen Lutirung eine neue Partie ablöst, so daß sich endlich derselbe
zu hoch anhäufen und das Eindringen der Flüssigkeit in die Basis der Stämme
erschweren würde.
Die Stämme, welche in dieser Weise präparirt sind, haben unter der Rinde ein graues,
beinahe schwarzes Ansehen. Dieß rührt von dem Gerbstoff her, der sich, wenn auch nur
in geringer Menge, doch auch in der Rinde der Pinus-Arten befindet, und dem
im gewöhnlichen Kupfervitriol stets vorhandenen Eisen. Im Innern ist das Holz
dagegen schwach grünlich gefärbt. Wird dasselbe gleich nachdem es imprägnirt worden,
bearbeitet, so verkupfert es, doch ohne allen Nachtheil, die Schneidewerkzeuge. Hat
man das Holz dagegen alsbald von der Rinde entkleidet und eine Zeit lang austrocknen
lassen, was nach dem Imprägniren sehr bald und schneller als ohne dieß erfolgt, so
findet das Verkupfern nicht mehr Statt.
Wiewohl eine Zeit von drei Wochen zum Präpariren von 40 Fuß langem Holze nicht gerade
eine zu lange Zeitdauer ist, so bleibt immer wünschenswerth, dieselbe abkürzen zu
können. Ich habe es deßhalb auch an Versuchen nicht fehlen lassen, doch überraschte
mich dabei der Spätherbst, so daß die Versuche unvollendet geblieben sind. Ich kann
deßhalb auch nur auf die Richtung hinweisen, die ich dabei einschlug und muß die
Fortsetzung der Folgezeit überlassen.
Bei dem Präpariren durch Infiltration bedarf es, wie wir gesehen haben, der
Verdunstung des Saftes nicht. Wir wissen aber, daß die Verdunstung allein schon im
Stande ist, die conservirende Flüssigkeit in das Holz einzuführen; möglicherweise
kann sie mithin auch bei der Infiltration förderlich seyn. Und sie ist dieß
wirklich, wie ich mich durch Versuche, bei welchen ich den Niederschlag eines
Metallsalzes in dem Holze selbst bezweckte, überzeugt habe. Zur Beschleunigung des
Eindringens nahm ich also zunächst die Verdunstung des natürlichen Baumsaftes zu
Hülfe, d.h. ich entkleidete die Stämme von der Rinde und wandte dann das eben
beschriebene Verfahren zum Imprägniren an. Allein es trat hier derselbe Umstand ein,
der sich beim freiwilligen Aufsaugen zeigte. Die conservirende Flüssigkeit
verdunstete nämlich auf ihrem Wege bis zum Zopf so gut wie der Baumsaft selbst: das
Resultat war also, wenigstens bei schwächerem Holze, ein negatives. Ein besserer
Erfolg stellte sich dagegen heraus, wenn der Stamm nur etwa auf 10 Fuß abwärts vom
Zopf geschält war. Es ergab sich hierdurch ein Zeitgewinn von vier bis fünf Tagen,
was nicht unerheblich ist. Ich will dieß Ergebniß jedoch nicht als ein streng
gemessenes hinstellen, da, wie ich schon erwähnt habe, der Versuch durch
eintretendes Regenwetter unterbrochen wurde.
Obgleich also die vorbeschriebenen Methoden zum Präpariren des Holzes noch nicht
vollständig rectificirt sind, und vielleicht noch manche Vereinfachung vorbehalten
ist, so glaubte ich dieselben doch veröffentlichen zu müssen, nicht nur weil sie,
selbst in derjenigen Gestalt, in welcher ich sie vorgelegt habe, im Stande sind den
erheblichsten Nutzen zu stiften, sondern weil ich vielleicht verhindert seyn kann
die Versuche fortzusetzen. Möge dann ein Anderer dieselben aufnehmen und die letzten
Hindernisse wegräumen, welche einer Sache von so unberechenbarer Wichtigkeit etwa
noch im Wege stehen.